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PRÄSENTATION DER WERKSTIPENDIATEN bei ONOMATO

Nicht selten schließen Off-Räume strukturelle Lücken, die die öffentliche Hand oder ihre privaten Partner hinterlassen, bedienen vernachlässigte Medien und Genre und tragen somit zur Vielfalt des lokalen Kulturlebens bei. In Düsseldorf, nach den schwierigen Jahren der Lüpertz-Ära in der Kunstakademie, hat sich eine dieser Lücken im Bereich der Film-, Video-und Klangkunst angesiedelt. Nun ist eine nicht-institutionelle Initiative in die Bresche gesprungen und stemmt aus eigener Kraft ein Stipendium für Künstler, die sich eben mit diesen Medien befassen.

Onomato, der sich schon längst über den Status eines einfachen Kunstvereins hinaus entwickelt hat und, neben seiner Verlagstätigkeit, auch ein reichhaltiges Programm an Vorträgen, Filmprojektionen und theoretischen Diskussionen anbietet, hegt so etwas wie einen institutionellen Bildungsanspruch. Es gibt z.B. Pläne zur Bildung eines Kunstinstituts mit vermittelnder Funktion („Kepos“), das sich den Schnittstellen zwischen Wort, Bild und Ton widmen würde. Ein durchaus ambitioniertes Projekt im Kontext der Off-Szene. Ein Vorgeschmack dieser „Schule“ liefert das Stipendiumprogramm, das im Frühjahr durchgeführt wurde und dessen Ergebnisse am 2.4. präsentiert wurden.

Es passten nicht alle in den Raum

Das Stipendium von onomato unterscheidet sich von anderen Modellen dieser Art. Es vergibt nicht einfach Geld und freut sich über eine Ausstellung (eigentlich vergibt es überhaupt gar kein Geld), sondern schafft eher die Bedingungen für eine künstlerische Weiterentwicklung. Für seine erste Austragung in dieser Form, bekamen die fünfzehn Stipendiaten drei Monate lang freien Zugang zu allen Ton- und Filmgeräten des Vereins und konnten z.B. die Schnittplätze und das Aufnahmestudio in Anspruch nehmen.

Da das Prinzip des Stipendiums darin besteht, den Austausch zu ermöglichen und eine möglichst bereichernde Reflexion und Selbstreflexion zu implementieren, wurden externe Dozenten regelmäßig eingeladen, um auf die jeweiligen Projekte der Stipendiaten zu reagieren. Abwechselnd fand einen wöchentlichen Plenum für Bild und Ton statt, in denen die Fachspezialisten präzis auf die einzelnen Arbeiten eingehen konnten. Dabei wurden immer wieder theoretische Einschübe geleistet: Christoph Korn las z.B. einen Text über das Geräusch – als Konzept und Phänomen –, der wiederum zum Ausgangspunkt einer Diskussion diente. Dazu wurden noch technische Kurse, ganz auf die Bedürfnisse der Stipendiaten zugeschnitten, kreiert und animiert.

Es passten nicht alle 15 Stipendiaten in das Bild

Es ist also weniger eine materielle als eine ideelle und intellektuelle Förderung, die hier intendiert ist. Der Prozess der Ausreifung und technischen Umsetzung einer Idee ist dabei wichtiger als die Produktion eines Ergebnisses, das im Rahmen einer Ausstellung gezeigt werden soll − wobei drei Monate viel zu kurz sind, um sich auf diesen Prozess einzulassen, wie einige Teilnehmer meinten. Eine Abschlusspräsentation gab es jedoch, und diese erschien stimmig und freundlich, mit einer guten Balance zwischen feierlicher Stimmung und entspannter Atmosphäre. Zunächst wurden die Beiträge auf Leinwand projiziert und von Frauke Tomczak kurz vorgestellt. Später bekam man die Gelegenheit, sich bei jeder einzelnen Arbeit zu vertiefen.

Weil das Schreiben über fünfzehn Künstler  eine unheimlich undankbare Aufgabe für den freiwilligen und nicht vergüteten Kunstblogger ist, soll sich diese Rezension auf einige, wenige Bemerkungen begrenzen. Die Vielfalt der Beiträge war jedenfalls beeindruckend: Von der üppigen, überladenen und sinnschwangeren Bilderwucht eines André Yuen zur meditativen, puristischen und fast minimalistischen Klangbild-Harmonie einer Stefanie Pürschler, vom sachlichen Dokumentar von Veronika Peddinghaus zur stimmungsvollen Ortsbegehung von Lilian Czolbe – die große Bandbreite des Stipendiums konnte klar stellen, dass onomato eine Schule (im Sinne einer betreuenden Institution) werden will ohne eine Schule (im Sinne eines dogmatischen Programms) werden zu wollen. Mir ist auch aufgefallen, dass die Tonspur vieler Arbeiten besonders fein – wenn nicht gar raffiniert – war. Anscheinend wurde aufmerksam an dieser Komponente gearbeitet.