Andrea Knobloch und Ute Vorkoeper im Nachtfoyer – zum nachhören

Am vergangenen Donnerstag fand in der Kunsthalle Düsseldorf die Präsentation des Buchs Kunst einer anderen Stadt von Andrea Knobloch und Ute Vorkoeper statt. Erstere ist Künstlerin, die zweite Autorin und Kuratorin und beide führten zwischen 2009 und 2011 ein groß angelegtes Projekt im Rahmen der IBA in Hamburg durch.

von Emmanuel Mir (Düsseldorf)

Die IBA hat sich vorgenommen, die Stadtentwicklung voran zu bringen und die südlichen Gebieten mit neuen, ökologisch und sozial sinnvollen Konzepten zu erschließen (der Erweiterungsplan läuft unter dem medialen Codename „Sprung über die Elbe“ und klingt für einige kritische Geister ein wenig wie die Überschreitung des Rubikon). Dabei sollen bisher verwaiste Stadtteile wie Wilhelmsburg und Veddel gründlich rehabilitiert und in die sich profilierende Metropole integriert werden.

Während die übrigen Akteure der IBA sich in unzähligen Ausstellungen und Podiumsdiskussionen über das Hamburg der Zukunft unterhielten, realisierten Knobloch und Vorkoeper eine Kunstplattform, die die gesamte Veranstaltung begleitete und den Blick des Rezipienten auf Felder lenkte, die von der IBA-Maschinerie nicht berücksichtigt wurden. Jenseits von reinen hanseatischen Ausweitungsansprüchen wurde zudem eine grundsätzliche Reflexion zur Rolle der Kunst in der Stadt angestachelt und damit eine Meta-Perspektive geöffnet.

„Kunst einer anderen Stadt fokussiert deshalb auch weniger auf Kunst und Stadtentwicklung, ohne das Feld auszuklammern, dafür mehr auf den gesamten Handlungsraum bzw. das Handlungsgefüge Kunst in der sich wandelnden Stadt, das dank der IBA über mehrere Jahre beobachtet, erprobt und reflektiert werden konnte. Der Band zeichnet die Bedingungen und die sozialen wie kulturellen Bedeutungen nach, die bildende Kunst und Bildung durch Kunst im benachteiligten Randgebiet ebenso wie in wie in der ganzen, sich vielfach verändernden Stadt, mithin in einer sich verändernden demokratischen Gesellschaft zu übernehmen vermag.“ (Knobloch / Vorkoeper aus dem Vorwort der Publikation).

Im Vorfeld hatten wir auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht. Nun ist – dank der freundlichen Mitwirkung von Frauke Berg –  die Buchpräsentation in voller Länge zu hören.

Nachtfoyer am 14.02.2012 in der Kunsthalle Düsseldorf

[audio:http://www.perisphere.de/wp-content/sounds/nachtfoyer-14_02_2012-kunst_einer_anderen_stadt.mp3]

Wenn Sie diese Aufnahme nicht über unsere Webseite hören wollen, können sie diese gerne herunter laden. Das mp3-file steht unter der Creative Commons License CC BY-NC 2.0 zum Download bereit.

nachtfoyer – kunst einer anderen stadt.mp3

.wav – We are visual in der Galerie im Gängeviertel

Das Hamburger Trio .wav stellte im Oktober 2011 in der Galerie im Herzen des Gängeviertels aus.
Aus der Galerie auf die Straße

We are visual, abgekürzt .wav, ist ein in Hamburg ansässiges Künstlertrio, das vor allem Arbeiten im öffentlichen Raum realisiert. Brent Dahl, Felix Jung und Marc Einsiedel arbeiten dabei gerne mit vorgefundenem Material oder intervenieren ungefragt im Stadtraum.

Im Unterschied zu vielen ihrer Kollegen aus dem Streetart und Graffitibereich arbeiten die Drei nicht im Schutz der Nacht, sondern sind fast immer tagsüber aktiv. Anstelle der Strategie der Tarnung bevorzugen Sie die Täuschung, so sperren Sie ihr Arbeitsgebiet mit Hilfe von Pylonen fachgerecht ab und arbeiten in der knallorangefarbenen Schutzkleidung von Straßenarbeitern für jeden gut sichtbar – und bleiben damit in ihren Absichten doch (meistens) unbemerkt.
Auf diese Weise entstehen einfache und witzige Eingriffe wie surREAL, am Alten Rindermarkt in Hamburg oder Touristosaurus in der Hamburger Hafencity, die dann zum Glück für all diejenigen, die nicht zufällig dabei sind, als Video dokumentiert werden.

surREAL am Alten Rindermakt

Ausstellung in der Galerie im Gängeviertel

Neben ihrem Enagagement im öffentlichen Stadtraum betreiben sie seit einiger Zeit eine Galerie im Gängeviertel, in dem sie vorzugsweise junge Hamburger Künstler zeigen. Im Oktober 2011 haben die Drei dann den Ort genutzt um dort zum ersten Mal Ihre eigenen Arbeiten zu präsentieren. Unter dem Titel Materialstudien waren dort Werkstudien zu sehen, welche dann später als skulpturale Eingriffe final auf der Straße installiert wurden. Der Weg geht hier also nicht von der Straße in den Ausstellungsraum, wie so oft in der aktuellen Streetart zu beobachten, sondern zur Abwechslung einmal in die umgekehrte Richtung.

Teil der Ausstellung waren unter anderem eine aus Absperrmaterialien gefertigte Bank sowie eine Skulptur mit dem Titel der Baum. Beide Arbeiten wurden mittlerweile in Hamburg ausgesetzt.

Die Bank als Studie in der Ausstellung
Die Bank als Exponat ausgesetzt in Hamburg
Der Baum - die Studie


Der Baum wir ausgesetzt

Weitere Bilder und Infos gibt es bei den Kollegen von rebel:art und urbanshit.
Mehr Informationen zu .WAV und Videos ihrer Aktionen unter www.wearevisual.org.

Format:C in Wort und Bild

Unter dem Label Format:C haben Benny Höhne, Jan Kaps und Nils Emmerichs seit Janur 2011 drei unterschiedliche Austellungsformate in den Orten Meerbusch, Düsseldorf und Köln realisiert. Zuletzt waren sie mit der Gruppenausstellung „Vor Gott Ist Alle Kunst Scheisse II“ in der ursprünglich einmal von Timothy Shearer und Benjamin Tillig zur Artcologne 2011 projektierten Boutique am Kölner Ebertplatz zu Gast – Bilder davon gibts auf Facebook.

Anna-Lena Werner von artfridge hat mit den drei Dandys ein Interview gemacht und sie zu ihrem Projekt befragt. Das Interview gibt es in voller länge auf englisch und deutsch in Anna-Lena Werners Blog. Wir erlauben uns an dieser Stelle lediglich eine der einleitenden Fragen zu übernehmen um so einen kurzen Eindruck davon zu vermitteln was Format:C ist und sein soll.

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Kunst, ACTA und das Netz – Alexander Kluge wird 80

Selbst wer die Nachrichten der letzten Tage nur am Rande verfolgt hat, sollte von den Diskussionen um ACTA gehört haben. ACTA ist ein Abkommen bei dem der Umgang mit dem was man landläufig als geistiges Eigentum bezeichnet, international geregelt werden soll.
Eine ziemlich trockene Angelegenheit, politisch aufgeladen noch dazu und von daher eigentlich nicht Thema dieses Blogs. Da aber regelmäßig der Schutz von Kunst, Künstlern und künstlerischen Arbeiten als Anlass für die ACTA-Verträge vorgeschoben werden, wir uns mit unserem Blog mitten im Medium des Streits befinden und noch dazu ein so kluger Mann wie Alexander Kluge an seinem 80. Geburtstag etwas dazu sagt, wollen wir das Thema ACTA zumindest einmal kurz streifen.

Unter dem Titel „Transkription ist ein Ursprung der Kultur“ hat der SWR ein kurzes Interview mit dem Filmemacher, Autor und Schriftsteller veröffentlicht, das hier zu lesen und zu hören ist.

Da ich nicht weiß wie lange der SWR Audiodateien im Netz behält, haben wir das mp3-File bei uns noch mal abgespeichert und hoffe dass wir damit nicht gegen ACTA oder ähnliches verstoßen. Der Download der Datei wird zwar offiziell angeboten, leider gibt es keine Informationen zu den Nutzungsrechten.

Letztes Wochenende waren übrigens deutschlandweite Demos, unter anderem auch in Düsseldorf. Wer hätte gedacht dass Menschen einmal wegen dem Copyright und Patentrechten auf die Straßen gehen?


Wer weitere Informationen zu ACTA sucht wird eventuell hier fündig:

 

Cage-Performance in der Kunstakademie Düsseldorf

Im September 2012 wäre John Cage 100 Jahre alt geworden. Der Komponist, der eine Schlüsselrolle in der Entwicklung der Neuen Musik gespielt hat, wirkte im Kreis der Fluxus-Bewegung und war eng befreundet mit Joseph Beuys und Nam June Paik, beide Professoren der Kunstakademie. Einige seiner Stücke wurden Zeit seines Lebens in Düsseldorf aufgeführt und so ist es nur konsequent, dass im Rahmen dieses Jubiläums eine verstärkte Beschäftigung mit seinem Werk in dieser Stadt stattfindet.

von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Fotos: Sirin Simsek


Vor den drei Konzert-Performances, die im November dieses Jahres noch aufgeführt werden, gab es während des Rundgangs der Düsseldorfer Kunstakademie ein kleines Vorspiel, dirigiert von Roland Techet, Kapellmeister an der hiesigen Oper, und gespielt von ca. 10 Akademie-Studenten. Das Stück wurde am 12.2. in der Aula präsentiert und hat manche Nostalgiker an die glorreichen Stunden des Hauses in den 1970er Jahren erinnert, als Paik, Beuys oder Vostell auf der Bühne standen…


Wie Herbert Willems, Assistent von Tony Cragg in der Kunstakademie und aktiver Performance-Teilnehmer, erzählte, begann die Aufführung mit einer Aktion, in der alle Solisten Steine auf dem Fußboden rieben. Zehn Minuten lang. Nach dieser Einleitung hatte bereits eine natürliche Auslese stattgefunden; die Hälfte des Publikums hatte den Saal verlassen und suchte eine seichtere Unterhaltung woanders. In der Folge wurden unterschiedliche Bewegungsabläufe nach einem bestimmten, für den Zuschauer nicht nachvollziehbaren Takt, gespielt. Mehr oder minder kurze, immer abgeschlossene Gesten wurden von den Solisten „vorgetragen“; eine Bohrmaschine, ein Trommelfell und diverse Utensilien kamen dabei ins Spiel. Nach der Anweisung von Roland Techet sollte aus dem Gesamtstück weder Harmonie noch repetitive Struktur zu erkennen sein.


Zwischen den jeweiligen Solisten- oder Gruppenauftritten wurde noch Wassermusik (also: die Aufnahme von Wassergeräuschen) aufgeführt und Techet spielte noch vier Klavierstücke, begleitet von Videos der Studenten. Zum Schluss der 50-minutigen Performance wurden Öl und Wasser als Klangerzeuger eingesetzt und das Publikum beim Geräusch von geriebenen Steinen auf dem Boden entlassen.


Dieser Performance vorausgegangen war ein Workshop, bei dem Techet die Teilnehmer in die Kunst der Komposition kurz einführte und dabei die besondere Herangehensweise von John Cage verdeutlichte. Das Stück, das aus dem Songbook entnommen ist, besteht nämlich aus einer Zahlenreihe, die zwar einen Rhythmus vorgibt, aber den Inhalt der Aufführung vollständig frei lässt. Die während des Stücks variierten Gesten und Bewegungen sowie die Instrumentenwahl wurden von den jeweiligen Solisten selbst festgelegt. Diese kontrollierte Freiheit (wie gesagt: der Takt war vorgegeben) konfrontierte sowohl Publikum als auch Performer mit der plastischen Qualität von Gesten, mit der Interdependenz von Bestimmung und Zufall und mit dem Konzept der Leere oder der Stille, das in den Kompositionen von John Cage eine so große Bedeutung bekam.

RUNDGANG 2012 der STÄDELSCHULE in Frankfurt a. Main

Wir spinnen weiter an unserem Kunstnetz. Und blicken nach dem ausgedehnten Gang durch die Düsseldorfer Kunstakademie auf eine weitere,  ehrwürdige Bildunsganstalt der Kunst: die Städelschule in Frankfurt. Die deutlich kleinere Schule (in Düsseldorf dürfen sich fast vier Mal mehr Protokünstler als in Frankfurt tummeln) macht kein Spektakel aus ihrer Studentenpräsentation und geht sachlicher mit dem Ereignis um – das spricht für die Mainmetropole. Vor Ort war die Künstlerin Havva Erdem, eine Bekannte dieses Blogmagazins.

 

Ein Bildbeitrag von Havva Erdem (Frankfurt a. Main)

 

Simon Speiser
Amr Al Janadi
Seth Pick

Othmar Farré
Giovanni Sortino
Giovanni Sortino
Joakim Martinussen
Eloise Hauser
Letizia Calori & Violette Maillard
Letizia Calori & Violette Maillard
vorne: Eloise Hauser; hinten: Hanna-Maria Hammari
Martin Wenzel
Moritz Grimm
Othmar Farré

Florian Auer
Benedikte Bjerre

Filippa Pettersson

Filippa Pettersson
Benedikte Bjerre
Christin Berg
Christin Berg
Ian Edmonds
Jonas Weichsel
Moritz Grimm
Florian Auer
Florian Auer
Mark Walker
Eloise Hauser
Eloise Hauser
Florian Auer
Florian Auer

Lennart Constant
Leda Bourgogne
Luzie Hanna & Karolina Meyer
Luzie Hanna & Karolina Meyer
Luzie Hanna & Karolina Meyer

Anna-Lisa Theisen
Ana Vogelfang

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Marcello Spada

Rahel Flink
Bianca Baldi
Lina Katan
Rasmus Sondergaard Johannsen

Hannes Michanek
Hannes Michanek

Rundgang, die letzte: Flurflaneure.

Zugegeben, so langsam ist es nun wirklich genug mit dem Rundgang der Düsseldorfer Kunstakademie, aber einen haben wir noch.
Zum Abschluss jetzt also noch der Verweis auf ein Akademieprojekt das ausnahmsweise mal irgendwas mit Internet macht und alleine (aber nicht nur) deswegen hier Erwähnung findet.
Flurflanueur ist ein Blogprojekt, das den Rundgang aus einem etwas anderen Blickwinkel betrachtet. Der Modeblog zum Rundgang der Kunstakademie Düsseldorf dokumentiert Stil und Mode der Besucher und bricht so ein wenig aus dem ansonsten doch sehr hermetischen, stark auf Form-, Farb- und Materialforschung reduzierten Ausstellungskonzept des Rundgangs aus.

Julia Zinnbauer hatte die Besucher und ihr Outfit sieben Tage lang im Blick, die Ergebnisse ihrer Arbeit gibt es hier zu sehen http://flurflaneur.blogspot.com/

http://flurflaneur.blogspot.com/
ein Projekt von Julia Zinnbauer
Februar 2012, Düsseldorf und im Netz

„Kunst einer anderen Stadt“ – Buchpräsentation im Nachtfoyer (Kunsthalle Düsseldorf)

Kunst im öffentlichen Raum ist angesagt. Für die einen ist sie Marketingartikel und Integrationswerkzeug, für die anderen Gegenkultur und Interventionsmittel.  Die Akademie einer anderen Stadt, Kunstplattform der IBA Hamburg von 2009 bis 2011, hat sich mit den Veränderungen der urbanen Gesellschaft auseinandergesetzt und  Kunstprozesse quer durch Stadträume und Institutionen initiiert, die einfache Oppositionen und Verwertungserwartungen unterlaufen. In der Publikation „Kunst einer anderen Stadt“ können sie nacherlebt und reflektiert werden.
Buchvorstellung, Screening und Gespräch zwischen Katja Aßmann (Essen), Ute Vorkoeper (Hamburg) und Andrea Knobloch (Düsseldorf), moderiert von Gregor Jansen (Kunsthalle Düsseldorf)
Dienstag, 14.02.2012, 20 – 23 Uhr
Kunsthalle Düsseldorf | Grabbeplatz 4 | D-40213 Düsseldorf
Eintritt und Räucherfisch aus Hamburg-Wilhelmsburg: 2 Euro

Kunst einer anderen Stadt / Art of Another City, 2012
Ute Vorkoeper / Andrea Knobloch (Hg.)
288 Seiten, 21 x 28 cm, deutsch/englisch, mit zahlr. farb. Abbildungen
Hardcover, Leinenband, 38,- EUR. jovis Verlag Berlin
ISBN 978-3-86859-119-4, Essays von Yvonne P. Doderer, Uli Hellweg, Andrea Knobloch,
Michaela Ott, Ute Vorkoeper, Tanja Wetzel, Gesa Ziemer
http://www.mitwisser.net/system/category/2011/kunst_einer_anderen_stadt

Wozu Kunst? – Aisthesis

Mit unseren Bildstrecken zum Rundgang der Düsseldorfer Kunstakademie 2012 sind wir in den letzten Tagen sehr bildlastig geworden. Nicht, dass wir etwas dagegen hätten, aber das Gleichgewicht soll doch auch hier gewahrt bleiben. Und so verweisen wir heute auf eine Artikelserie die bei ‚Aisthesis‚ unter dem Titel ‚Wozu Kunst?‘ im vergangenen Jahr erschienen sind.

Natürlich wissen auch wir, dass eigentlich schon der Verweis auf die, sich hinter den nachfolgenden Links verbergende, Textmenge in diesem Medium eine Zumutung ist. Aber wir möchten Ihnen gerne etwas zu muten, weil wir fest davon überzeugt sind, dass sie das abkönnen und Dieter Bohlen hier nicht mit liest.
Nehmen Sie sich also am Wochenende einfach mal etwas Zeit und widmen sich den Texten dort, es lohnt sich (so wie im übrigen der gesamte Blog). Denn die Frage ‚Wozu Kunst?‘ ist auch im Kontext der großen Schau an der Düsseldorfer Akademie, welche den Betrachter zu Weilen alleine schon durch die riesige Menge an Exponaten zu erschlagen droht, von Interesse.
Wir wünschen den tapfersten Lesern unter Ihnen auf jeden Fall viel vergnügen bei der Lektüre und gratulieren bei dieser Gelegenheit auch gleich mal Blog und zugehörigem Autor Bersarin zum 3-jährigen Diesntjubiläum.

Teil 1 – Wozu Kunst? – 30.04.2011
Wozu Kunst? (Teil 2) – Das unendliche Kreisen um das Ende – Apokalypse Now (Part 1)12.05.2011
Wozu Kunst? (Teil 3) – Das unendliche Kreisen um das Ende – Apokalypse Now (Part 2) – 20.06.2011
Wozu Kunst (4) – Interludium, die Tonspur zum Sonntag25.06.2011
Wozu Kunst? (5) – Noch einmal: Hegel22.07.2011
Wozu Kunst? Zu Walter Benjamins „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ (1) – 08.08.2011

 

 

 

RUNDGANG DER KUNSTAKADEMIE DÜSSELDORF 2012 – Teil III: Sirin Simsek

Tag 2 des Rundgangs: Mittlerweile hängt alles wie es hängen soll. Während der letzte Müll entfernt wird, werden die ersten Prüfungen absolviert. Es läuft alles so schmerzlos und unspektakulär, so schnell. Das Haus ist voll und warm, ein klares Licht dringt hinein und die Volumen sind noch überschaubar. Die ganze Aufregung verflüchtigt sich allmählich. Die besonders forsche Fraktion der Studentenschaft hat schon einen Kater von der gestrigen Eröffnung und kultiviert ihn ostentativ. Hysterische Gelächter in den Gängen; warme Umarmungen und kalter Prosecco am frühen Morgen; benebelte aber selbstbewusste Blicke, die offensichtlich einstudiert wurden. Es ist der besonnenste Tag des gesamten Rundgangs. In 24 Stunden stürmen die Massen das Gebäude an der Eiskellerstraße. Dann ist es nur noch komisches Theater am Tag, hektische Party in der Nacht. Wir werden es nicht erleben; wir konzentrieren uns auf die Arbeit. Die Fotografin Sirin Simsek hält für uns alles fest.

Bilder: Sirin Simsek

 

KLASSE MARTIN GOSTNER

Melike Kara

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Preparing for Zürich – Postdada

Seit einiger Zeit stehe ich über Facebook und Twitter mit Philipp Meier in lockerem Kontakt. Philipp ist Co-Direktor des Züricher Cabaret Voltaire, dem legendären Geburtsort der Dada-Bewegung und nun erneut einer der quirligsten Orte der Welt. In den nächsten Tagen werden wir mit ihm ein Interview über postdada, occupy und die aktuellen Aktivitäten des Cabaret Voltaire über facebook machen. Natürlich werden wir das Gespräch im Anschluss daran auch hier veröffentlichen, interessierte Leser werden den Verlauf quasi live auf der facebook-Seite der Cabaret Voltaire verfolgen können.

Zur Einstimmung auf unser Vorhaben gibt es hier schon mal ein Portrait über Philipp, das Cabaret Voltaire und die von Knowbotic Research entwickelte Figur MacGhillie.

Produziert von theavantgardediaries.com.

RUNDGANG DER KUNSTAKADEMIE DÜSSELDORF 2012 – Teil II: Krischan’s Choice

Bevor die Bestandsaufnahme des diesjährigen Rundgangs fortgeführt wird, schieben wir eine feine Auswahl von Atmos von Christian Ahlborn (der übrigens das Titelbild des vorletzten Beitrags geliefert hatte). Der Autor und Fotograf liefert einen persönlichen Blick auf das kleine Ereignis in der Kunstakademie – die erste Reihe von Bilder wurde am Montag Vormittag realisiert, als der Rundgang noch nicht offiziell eröffnet war und die Präsentation teilweise noch nicht fertig stand; die zweite Bildfolge entstand während der regulären Öffnungszeit.

Bilder von Christian Ahlborn (Düsseldorf)

Teil 1: Vor dem (An-)Sturm

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Die Nordkaap Tour macht Station bei Jack in the Box

Das Projekt Nordkap tourt seit 2011 durch Europa und behandelt das Phänomen des Populismus. Nach München und Istanbul war das Projekt am 3. und 4.2. in Köln zu Gast, bevor es dann nach Lissabon und Budapest weiter geht. Gastgeber in Köln war JACK IN THE BOX, ein gemeinnütziger Verein für Entwicklung und Erprobung innovativer Modelle der Beschäftigungsförderung, mit Sitz auf der Brache des ehemaligen Güterbahnhofs Köln-Ehrenfeld. Weitere Infos dazu gibt es hier.

Die Infos zum Nordkap-Projekt selber befinden sich auf der Projektwebseite www.noordkaap.org.
Mit dabei sind:
Arturo Hernández Alcázar (Mexico City), Hans van den Ban (Amsterdam), Nada van Dalen (Dordrecht), Dan Dryer (Cologne), Foundland (Amsterdam), Fabian Hesse (Munich), Oliver Kunkel (Cologne), Daan den Houter (Rotterdam), Filippo Minelli (Brescia), Federico D’Orazio (Den Bosch/Bangkok) and Art van Triest (Utrecht).

Nordkaap in Köln
zu Gast bei JACK IN THE BOX,
Vogelsanger Straße 231,
50825 Köln-Ehrenfeld

3.2./4.2.2012

http://www.noordkaap.org

RUNDGANG DER KUNSTAKADEMIE DÜSSELDORF 2012 – Teil I: Bestandsaufnahme

Offiziell wird er am 8. Februar eröffnet. Wir waren aber schon da und haben das Ereignis wie im letzten Jahr dokumentiert. Gewissenhaft und methodisch, haben wir uns Klasse für Klasse durch die vier Ebenen der Düsseldorfer Kunstakademie gearbeitet und die Produktion der Kunstaspiranten fest gehalten. Dass es trotz unserer Vorliebe für die Systematik nicht alle studentische Arbeiten auf dieser Seite geschafft haben,  dürfte nicht überraschen – das Material ist so zahlreich, dass wir eine kleine Auswahl treffen mussten. Diese richtet sich übrigens nicht nach sachlich-qualitativen Kriterien sondern nach Bock drauf/kein Bock drauf. Dieses Jahr erhöhen wir jedenfalls den Takt, schießen mehr Bilder denn je und fügen sogar die Namen der Urheber dazu. Wer seine Arbeit (oder die eines Kollegen/Freundes) erkennt und dabei feststellt, dass der Name fehlt, kann sich bei uns melden und die Lücke füllen. Zu gewinnen ist ein ermäßigter Eintritt ins Fantasialand (gilt nur für Kinder unter 12 Jahren und nur bis zum 15. Februar).

Die Reihe beginnt heute mit Aufnahmen von Emmanuel Mir, exzellenter Redakteur aber mittelmäßiger Fotograf, und geht in den nächsten Tagen weiter.

 

KLASSE RITA MCBRIDE

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Gerhard Franken im Parkhaus Malkasten

Dass die kurz anberaumte und rasch durchgeführte Ausstellung von Gerhard Franken für Irritationen sorgt, liegt an der Natur seiner Arbeit, bzw. seiner Disziplin. In einem Ort, in dem ausschließlich künstlerische Positionen ausgestellt werden, hat der Objektdesigner seinen letzten Kreationen präsentiert und damit bewiesen, dass die in Deutschland so konsequent durchgezogene Abschottung zwischen den Bereichen der Kunst und des Designs keine Fatalität ist.

von Emmanuel Mir (Düsseldorf)

Die Irritation befällt vor allem den kunstaffinen und gut informierten Ausstellungsbesucher, der seit ein paar Jahren immer wieder mit Werken konfrontiert wird, die die Grenze zwischen freier und angewandter Kunst ausloten. Bildende Künstler wie Tobias Rehberger, Olaf Nicolai, Gerold Miller oder Erika Hock (die alle im Kunstbetrieb agieren und von dem Subsystem „Zeitgenössische Kunst“ anerkannt und legitimiert werden) streifen schon seit längerer Zeit an der Seitenlinie ihres Terrains und wagen Ausflügen in das Design-Feld. Ein Frevel.

Wenn man den kleinen Raum im Parkhaus betritt, glaubt man zunächst, mit einem diesen Spieler zu tun zu haben. Ist Gerhard Franken ein Künstler, der den Disziplinmix sucht? Hier hat er jedenfalls zahlreiche Stehlampen und außergewöhnlich geformte Glasflaschen auf dem Boden ausgebreitet, zwei Holzmodule dazwischen gestellt und Leuchten an die Decke gehangen. Angesichts der gelungenen Raumokkupation und der skulpturalen Gesamtwirkung, denkt man also an eine Installation, die die erlesene Sphäre des Designs aufgreifen würde. Wenn man die weichen, organisch-abstrakten und taktil ansprechenden Formen genossen hat, sucht man die Ironie, die Dekonstruktion, die Kritik oder das Zitat – aber nichts dergleichen ist hier zu finden.

Dass es sich im weitesten Sinne um eine Produktpräsentation und nicht um eine Kunstausstellung (der kategoriale Unterschied ist m. E. sowieso sehr dünn) handelt, versteht man erst, wenn man die Preisliste entdeckt hat. Die Sideboards Rag Bon und die Dong-Lampen sind seriell angefertigte Gebrauchsgegenstände, die einzeln gekauft werden können. Die Farbpalette ist dekorativ motiviert – und nicht expressiv. Wenn du auf den Knopf drückst, geht das Ding an. Anfassen darf man. Ja, aus der Flasche lässt sich hervorragend trinken. Also: es ist keine Kunst. Danke für die unnötige Information.


Gerhard Franken hat Produktdesign in Arnheim studiert. Dies erklärt möglicherweise seine Nähe zur Bildenden Kunst. Das dutch design, erzählte er mir, sei viel offener, spielerischer und freier als das deutsche, das seinerseits sehr industriell geprägt ist. Während deutsche Designer sich auf Normen und Massenproduktion konzentrieren, gehen die Niederländer persönlicher und fantasiereicher an ihre Objekte heran. Die Beziehung zwischen Produktdesign und Kunst erweist sich dadurch als porös – und dies ist in der Arbeit von Franken deutlich sichtbar. Hier wird zwar Vielfalt angeboten, aber die Produktlinie bleibt homogen und die Handschrift des Schöpfers ist sofort erkennbar. Die Lampen aus Aluminium, die teilweise sandgestrahlt und eloxiert werden, sind wie kleine Lichtskulpturen mit einem unleugbaren Retro-Touch. Die Sideboards wirken ihrerseits strenger und sind in ihrer Funktion offen: Die universellen Ablagen, die Neo-Neo-Geo-Skulpturen evozieren, passen sich jeder Fantasie des Verbrauchers an.


Franken, der bald einen Lokal in Bilk eröffnen wird („Bonjour tristesse“) erwähnte die Schwierigkeiten, seine Arbeit in der Kunststadt  zu präsentieren. Karl Heinz Rummeny hatte den Ausstellungsvorschlag wohlwollend akzeptiert und sich zugleich davon distanziert – die Produkte eines Designers passten nicht in sein Programm. Der Verantwortliche des Parkhaus musste jedoch ein wenig Überzeugungsarbeit bei dem Malkasten-Vorstand leisten, denn die Künstlerschaft zeigte sich sehr zurückhaltend und fand Frankens Projekt einfach „zu kommerziell“. So porös wie in den Niederlanden sind die Grenzen zwischen Kunst und Design hierzulande nicht.

Bonjour Tristesse – Formgebung
im Parkhaus Malkasten
22-29.1.2012
Sonntags v. 15-19 Uhr
Bei vimeo ist auch ein Film zu sehen.