Die Boutique zu Gast im Institut für alles Mögliche

Treue Leserinnen und Leser unseres Blogs kennen natürlich sowohl die Boutique als auch das Institut für alles Mögliche bereits, wir hatten Projekte an beiden Orten mehrfach bei uns. Um so schöner wenn zusammen kommt was eh schon zusammen gehört. Nach dem der Initiator und Organisator des Insituts, Stefan Riebel letztes Jahr in Köln zu Gast war, erfolgte nun der Gegenbesuch. Hier sind die Bilder vom Besuch.

Alle Bilder von Stefan Riebel via E-Mail, danke Stefan!

www.i-a-m.tk
www.boutique-koeln.de

DIRECT ACTION und DIRECT ACTION 2013

Ein Text von Lisa Schwalb

DIRECT ACTION ist ein Festival, das ein Mal im Jahr in Berlin vom INSTITUT FÜR ALLES MÖGLICHE in der ABTEILUNG FÜR ALLES ANDERE veranstaltet wird. Unter Festival versteht sich hier das Zusammenkommen unterschiedlicher Künstler, die über ihre künstlerischen Arbeiten und Fragestellungen in Austausch miteinander und mit den Besuchern treten. Dabei lassen sich ungedachte Räume des Zusammendenkens eröffnen, neue Prozesse anstoßen und unterschiedliche Herangehensweisen und Ansichten austauschen.

Seit 2011 ist DIRECT ACTION Teil des „Monat der Performance Kunst – Berlin“. In diesem Rahmen übernimmt es den konzeptuellen Part und befasst sich mit künstlerische Arbeiten, die einem Performanceverständnis entgegenstehen, das sich vor allem auf den körperlichen Vollzug und die authentische Expressivität der Geste konzentriert. Das System der Untersuchung und der Apparat des Analysierens rücken stattdessen in den Fokus der Betrachtung, wobei auch immer die Befragung des Mediums und des Materials eine wichtige Rolle spielt. Von diesem Ansatz ausgehend, wendet sich DIRECT ACTION mit einem Open-Call an Künstler, die ihre Arbeit nicht nur einer der bereits bestehenden Kategorisierungen von Kunst zuordnen können, sondern im Bereich der Performance Kunst an einem weiterführenden Verständnis interessiert sind. Neben dem Open-Call, der den nicht-kuratierten Veranstaltungsteil darstellt, werden ergänzend dazu ausgewählte und bereits etablierte Performance-Künstlerinnen und -Künstler eingeladen sowie Studierende der Hochschule für Graphik und Buchkunst Leipzig.

Eines der Hauptanliegen des Festivals ist es, für viele verschiedene Kunstschaffende eine Plattform zu entwerfen, auf der eigene Positionen präsentiert, diskutiert und weiterentwickelt werden können, einen Ort, an dem rege und direkte Interaktionen stattfinden, sowie das Knüpfen nachhaltiger Kontakte möglich ist. Als Ergänzung zu den bereits etablierten Performance-Festivals kann DIRECT ACTION insbesondere im Bereich der konzeptuellen, medialen und nicht-expressiven Aktionskunst ein alternatives Forum bieten und zukünftig speziell in dieser Sparte eine wichtige Position in Berlin einnehmen.

Auf dem diesjährigen DIRECT ACTION 2013 wurden Aktionen, Experimente, Videos und Installationen gezeigt, die sich mit Performance in Relation zu Sprache auseinandersetzen. So lautete das Thema diesen Jahres PERFORMANCE ÜBER*MIT*DURCH SPRACHE. Unter diesem Motto haben sich vom 03. bis 05. Mai die teilnehmenden Künstler in der ABTEILUNG FÜR ALLES ANDERE in der Ackerstraße 18, Berlin Mitte zusammengefunden. Der erste Abend begann traditionell mit einer kollektiven Besprechung und Zusammenstellung des Ablaufplans für die kommenden zwei Tage. Die Arbeit “ Empty pictures 4 “ von Dominik eröffnete das Programm indem, der an die Wände gemalte Text den Raum mit Sprache füllte.
Die Gruppe Campus Novel hingegen suchte das direkte Gespräch und unterhielten sich im Hof der ABTEILUNG FÜR ALLES ANDERE bei frisch gekochtem Kaffee mit den Gästen über das Thema Krise und über dieses hinaus. Während hier die Kommunikation mit dem Anderen im Vordergrund stand, führte Juanzi Cheng unter dem Titel <Hey, Ich>, ein Selbstgespräch durch, indem sie sich mit ihrer eigenen aufgenommenen Stimme, abgespielt von einem Kassettenrekorder, unterhielt. Dina Boswank und Daniela Ehemann hingegen benutzten technologische Kommunikationsmittel um über Sprache zu sprechen, indem sie via Skype und Chat mit ihren Kollaborateuren in Chicago und Bangalore live interagierten.
Das Sprache aber auch losgelöst von einem menschlichen Körper produziert werden kann, zeigte die Performance von Sim Gishel, einem Roboter, der Pop-Songs performt, was aber angeblich nicht für „Deutschland sucht den Superstar“ ausreichend war, so sein Erfinder Karl-Heinz Jeron.

Unter dem Motto täuschend echt aber doch nicht eindeutig real beschäftigten sich Thomas Lindenberg und Lisa Schwalb mit den Rahmenbestimmungen bestimmter Sprachkonventionen am Beispiel des Pop-Songs. Neben den unterschiedlichen Live-Beiträgen wurden auch Performance-Videos zum Thema Performance über*mit*durch Sprache gezeigt, so zum Beispiel die Arbeit This is not an I-Pad, Ich lese Bücher – jemand muss es ja schließlich machen von Oliver Breitenstein. Dass eine Auseinandersetzung mit Sprache aber auch über das Schweigen stattfinden kann, zeigte die Arbeit In Silence (#04) von Stefan Riebel, der mit allen Anwesenden einen kurzen Moment schweigend verbrachte. Über diese und andere Beiträge hinaus wurde in den drei Tagen zusammen diskutiert, gefrühstückt, gegrillt und pausiert. Nicht nur eine Verschachtlung der Arbeiten miteinander, sondern auch die Vermischung von Zeigenden und Zuschauenden war bei DIRECT ACTION 2013 zu beobachten und machte das Festival zu einem einmaligen Ereignis der direkten und indirekten Aktionen und Interaktionen.

Direct Action, 2013
INSTITUT FÜR ALLES MÖGLICHE und ABTEILUNG FÜR ALLES ANDERE, Berlin
http://www.i-a-m.tk/

Guten Morgen Düsseldorf, guten Morgen Welt!

Die Verwendung des Wortes Kunst verbietet sich derzeit. Zu viel Reaktionäres und Ungutes, welches unter diesem Begriffen subsumiert wird, und einem, wenn man es zu Nah an sich ran lässt, merklich die Laune und den Glauben an die Sache verdirbt. PR-Profis, Hasenfüße und Streber haben auch hier das Kommando übernommen und halten glücklich und devot das Heft fest in der Hand – und für die nächste Eins mit Auszeichnung bereit.
Das ist nichts für Leute mit Haltung, so wie einem gewissen ästhetischen und politischem Mindestanspruch an sich und die Welt. Und so gilt es Abstand zu nehmen von der Kunst, die zwar auch nur ein Wort von vielen, meist im komplett neutralisierten Umfeld, von netten, freundlichen, braven, zuvorkommenden und überaus distinguierten Leuten verwendet, aber dennoch und eben auch gerade deswegen derzeit Tabu, ist. Und wer sich Heute noch unbekümmert als Künstler bezeichnet, ohne dabei verschämt, leicht rot zu werden, der oder die hat offensichtlich den Schuss nicht gehört.
Dabei geht es natürlich nicht um die Sache an sich, sondern um die Dinge, mit denen man sich gemein macht, in dem man den Begriff für das eigenen Tun und Schaffen verwendet.
Nennt es also wie Ihr wollt, macht was Ihr wollt, aber seht zu, dass Ihr Abstand haltet oder einen wirklich, wirklich(!) guten Deal rausholt, wenn Ihr Euch und Euren guten Namen als Stütze des Systems hergebt. Und wer diesen Deal nicht unterschrieben und gesichert zuhause und auf dem Bankkonto hat – und das sind natürlich alle die, die das hier lesen – hat sich für unbestimmte Zeit fern zu halten von allem was Kunst genannt wird, hat sich fern zu halten um die Dinge zu tun, die Kraft haben, Potentiale entwickeln und diese frei zu setzen vermögen.

Von daher fängt das nachfolgende Video mit der Frauenstimme etwas mau an, („i am an artist, … „) mag sein, dass das wie so oft halb-ironisch angelegt ist. Ich weiß es nicht und will es aber an dieser Stelle eigentlich auch nicht wissen müssen.
Zum Glück ist das dann aber auch schnell vergessen, denn im weiteren Verlauf wird der Clip herrlich schräg und voll versöhnlich. Die modernen Storm-Trooper-Ritterkostüme mag ich sehr, das Hand-Zepter ist einfach top und lässt das Gerede vom Künstlerin-sein schnell vergessen. Ein solches Kostüm wollte ich immer schon mal haben um damit Nachts durch Düsseldorf zu schweben! Eventuell würde ich dann sogar endlich mal am Karneval gefallen finden.

Und völlig gleichgültig in welche Kategorie die 4:30 Min nun gehören, am Ende bleibt eine knappe aber schöne Remineszenz an den Tausendfüssler, die ehemalige Hochstraße durch Düsseldorfs Mitte, um deren Abriss es viel Diskussionen gab, die aber jetzt, da sie weg ist, nicht wirklich fehlt. Und wenn ein Abriß zu solchen Videos führt, dann gibt es jetzt einen weiteren triftigen Grund in dieser Stadt noch so einiges mehr umzugraben…

 

Weisser Westen is a Duesseldorf artists duo formed by Angela Fette and Phillip Schulze. In her work Fette refers to the idea of the artist in the spirit of the classical avant-garde — embracing painting, costume design, poetry, and performance art. The media-artist and composer Schulze creates and programs electroacoustic sound and light sculptures.

In Weisser Westen Angela Fette chants absurd hymns and manifestos in an imperative, gestural way over the intermittent beats and chiseling electronica of Phillip Schulze. The group presents itself guised in masks and armor, with a look reminiscent of Constructivism or Dada.

www.weisserwesten.com

(via e-mail, Danke Phillip!)

Cocktailkleider und Altherrenwitze. „Das kleine Schwarze“ in der Boutique Köln.

von Dominik Busch

Die Kölner Boutique steckt in ernsten finanziellen Schwierigkeiten. Auch eine Crowdfunding Initiative via startnext.de brachte nicht den erhofften Erfolg. Falls sich kein privater Financier finden lässt, sieht es schwer danach aus, als müsste eines der drei Off-Projekte am Ebertplatz bald seine Räume schließen. Dank der Kölner Konsolidierung inklusive drastischer Kürzung des Kulturetats.

Ich möchte allerdings an dieser Stelle nicht direkt Stellung zu kulturpolitischen Fragen beziehen, noch möchte ich Kommentare wie auch immer gerichteter parteilicher Lager provozieren. Wenn Politik, dann politische Potenziale, wenn politisch, dann in einem ästhetisch reflexiven Sinn. Doch dazu später mehr.

Die Boutique zeigt aktuell „Das kleine Schwarze“, eine Ausstellung der beiden Studenten der Kunstakademie Düsseldorf Melike Kara und Peppi Bottrop. Kara, seit Kurzem Studentin von Rosemarie Trockel, tat sich bereits als eine der (Künstler-) Kuratorinnen der Videoausstellung „Body Light“ hervor, jetzt gibt sie Einblick in ein weiteres ihrer Medien, das der Malerei. Bottrop, aktuell Student bei Andreas Schulze und meines Erachtens eher Vertreter einer Düsseldorfer Malerei, zeigt nach zuletzt grafischen Arbeiten (im etymologischen Sinne) und solchen mit Tendenz zum Objekt, wieder Bilder mit Farbe, Spuren, Oberflächen und Versatzstücken – um zunächst mal wertungsfrei zu bleiben. In meiner Vorstellung gingen diese Beiden so gar nicht zusammen. Etwas dramatisch formuliert stellte ich mir eine Begegnung zwischen Poet und Provokateur vor, eine Unterhaltung zwischen Träumer und Rationalist. In der Theorie durchaus spannend, in der Praxis oft ein stumpfes Entweder-Oder. Hier weder noch. In „Das kleine Schwarze“ stehen sich zwei Positionen gegenüber, jeder für sich. Keine perfekte Symbiose, aber auch kein wirklicher Battle. Eine Gruppenausstellung, in der alle gewinnen.

Privates und Persönliches außen vor – das Gewinnbringendste dieser Ausstellung sind die Editionen, deren Erlös allein dem Erhalt der Boutique zugute kommt: Prints diverser Oberflächen, mit kleinen Arabesken collagiert, mit Materialien verschiedener Haptik verklebt, auf Glas montiert und in einfachen Geometrien durchschnitten. Einfach, aber effektiv. Vorne wird hinten, Bildträger wird Informationsträger, Bezeichnendes wird Bezeichnetes, ein unterhaltsames Spiel mit Begrifflichkeiten. Und zudem „ästhetisch“ äußerst ansprechend. Die Editionen sind es allen voran, die Karas und Bottrops Positionen verschränken: Der eine liefert, der andere trägt ab, addiert, subtrahiert, ideell wie formal, mithin das ewige Spiel der Malerei. Gewissermaßen Malerei 2.0.

Bottrops verhältnismäßig große Formate dominieren die kleinen Räume ohne Weiteres, in ihnen findet sich das Spiel der Oberflächen und Materialien wieder, welches die Editionen so fundierte: Pastoses Schwarz steht gegen dünnes Türkis, Kreise und Dreiecke aus Farbe stehen neben Prints einer Holzoberfläche, ein übergroßer Kantholzrahmen hält die scheinbar losen Teile zusammen. In der Chronologie kommen Bottrops Arbeiten eigenartig anachronistisch daher, hatte er doch mit seinen Ausschnitten bei „TOTALE 4“ im Maschinenhaus in Essen  bereits deutlicher die Grenzen des Bildraums unterwandert. Aber geht es darum? Bildraum, Bildaufbau, Materialität, Malergesten, Inside-Jokes? Ich will es schwer hoffen. Aber noch viel mehr will ich hoffen, dass keiner die Ironie dahinter übersieht. Denn Ironie ist integraler Bestandteil dieser Malerei und mindestens ein Kriterium guter Malerei – wenn nicht sogar das einzige heutzutage. Unter anderem deswegen ist meine Lieblingsanalogie zur Malerei die Rapmusik. Nirgendwo sonst werden Setzungen derart direkt und subjektiv gemacht. Beispielsweise: „Wie zum Teufel kannst du heute noch Songs über das harte Leben auf der Straße machen?“ Analog dazu könnte man fragen; „Wie zum Teufel kannst du Malerei heute noch so bitterernst nehmen?“ Man kann. Es wird aber immer mindestens einer kommen, der sich zu Recht über diese Form des Konservatismus lustig macht. Bottrop ist so einer. Seine Malerei scheint daher irgendwie sehr aktuell, aus grob historischer Perspektive war sie das aber auch schon vor gut dreißig Jahren. Damit soll nun kein Werturteil gefällt werden, es wird lediglich darauf hingewiesen.

Den streng schwarzen Grund der Bilder Karas als den einer Malerin zu erkennen, tut man sich zunächst schwer. Scheinbar unbedacht der Auftrag, erkennbares Um-die-anderen-Teile-drum-herum-Malen, recht direkte Emblematik. Absicht? Ich denke ja. Mit Karas Videos im Hinterkopf lässt sich ihre Malerei nämlich noch auf andere Weise fassen als aus rein malereiimmanenter Perspektive.

In der Hoffnung, gänzlich auf Proust-Zitate verzichten zu können, möchte ich dazu einen Gedanken aufgreifen, der kürzlich in Bezug auf die zeitgenössische Ausstellungspraxis von Videokunst (!) am Beispiel von „Body Light“ angemerkt wurde. Der Autor monierte die bisweilen ignorante Praxis institutioneller Kuratoren hinsichtlich der Installation von Videokunst, die, im Falle der „Big Pictures“ Ausstellung des K21, vermeintlich nach wie vor hauptsächlich in Black Boxes stattfinde, anstatt, wie im Falle von „Body Light“, in einem offenen räumlichen Diskursbezug zueinander. Diesem Ansatz, so durchsetzungswürdig er auch ist, liegt der Trugschluss der Gleichheit von Video- und Filmkunst zugrunde – eine mithin rein begriffliche Unterscheidung, aber deswegen nicht minder wichtig. Letztere bedarf nach wie vor der Präsentation im hermetischen System der Black Box, liegt doch immerhin ihr Spezifikum in einer primär kognitiven Form der Rezeption. Vergleichbar etwa mit der des klassischen Theaters. Videokunst verhält sich dem gegenüber zu seinem Konsumenten hin offen, die räumliche Installation sowie die interne Struktur sind meist aufeinander bezogen und/oder argumentativer Bestandteil der Arbeit. Ein Film muss den Betrachter vereinnahmen, er lebt gewissermaßen von einer ihm immanenten Zeit- und Räumlichkeit, ein Video hingegen darf vereinnahmen, ist aber aufgrund seiner vermeintlich komplexeren Struktur grundsätzlich nicht als hermetische Form zu betrachten.

Von dieser Unterscheidung zehrt auch die Malerei Karas. Das zuerst so gar nicht malerische Schwarz ihrer Bilder erinnert also nicht nur rein nominell an das einer Black Box, vielmehr kann man die kleinen Formate im hinteren Raum der Boutique über ihren Status als Tafelbild hinaus als Stills eines ihrer Videos sehen. Zudem rahmt eine beige Fläche auf Karas starkem Großformat das matte Schwarz wie ein Vorhang ein. Der Vorhang einer Theaterbühne oder der eines alten Kinosaals? Oder etwa das Schwarz einer Burka? Mein subjektives Auge erkennt in den roten, goldenen und blauen Tupfen, in deren Positionierung im oberen Drittel der Kleinformate und ihrer leicht gekrümmten – und dadurch plastisch werdenden – Form, Ausschnitte osmanischer Schmuckstücke, etwa eines Tikkas oder Diadems; Goldenen Kopfschmuck, wie ihn in unserer Vorstellung etwa eine türkische Braut tragen könnte. Hierin spielt Kara offenbar mit kulturellen Klischees, mit dem Blick auf eine Kultur durch die Brille einer anderen. Oder so. In diesen Gedanken ließe sich auch die einzige installative Arbeit der Ausstellung einreihen, ein filigraner Blumen-Print auf annähernd quadratischem Plexi, gehalten von rohem Stahl. Er wirkt wie eine Folie, wie ein Fenster, der die Ausstellung von außen zugänglich macht. Die Form der Blumen wiederholt hier die der Diademe und wirkt dennoch wie ein Fremdkörper zwischen den Malereien, wie eine Projektionsfläche für weitreichende Assoziationen. Ohne die genaue Bedeutung dieser Schmuckstücke für die türkische Kultur zu kennen, werden wir an Karas Videos „Haram“ oder „Bülbül“ erinnert, in denen der kulturelle – nennen wir es mal – Konflikt äußerst sanft, poetisch und dadurch für uns wertungsfrei dargestellt wird. Karas Malerei ist also in meinem Verständnis keine, die, wie jene Bottrops, ihr Medium kritisch hinterfragen, vielleicht nicht einmal als solches thematisieren will, sondern allein legitimes Mittel zum Zweck, in der Formulierung ihrer Position. Die Malerei mag Kara eine kontemplative Möglichkeit der Betrachtung geben, die in Videos nur begrenzt vorhanden ist. Szenen, beziehungsweise einzelne Frames, werden so in den Zustand einer dauerhaft möglichen Betrachtung überführt, wenn auch gleichermaßen der willkürlichen Rezeptionsdauer des Betrachters ausgeliefert. Doch geht das Schwarz der Black Box dann mit jenem der Malerei Karas, als ihren Videos entstammend, überhaupt zusammen oder wird die eingangs beschriebene begriffliche Unschärfe hier nicht ebenso unklar gehalten? Für die Konstruktion einer solchen Assoziationskette ist das sicher nicht von Bedeutung, hierin liegt vielmehr das diskursive Potenzial ihrer Arbeiten. Medienspezifik, Bildbegriffe und vor allem kulturelle Erwartungen werden gegeneinander ausgespielt, deuten an und lassen doch offen. Das ist es, was sie so wertvoll macht – keine Ansage, keine große Geste, vielmehr ein subtiler Fingerzeig. Und sähe man hierzulande kulturelle Identitäten und deren gegenseitige Vorurteile nicht so konservativ, man käme bei so viel Pathos um ein Grinsen nicht herum. Möglicherweise ist es dieser hintergründige Humor, der Karas und Bottrops Positionen letzten Endes doch irgendwie zusammen bringt. Als Basis einer gemeinsamen Ausstellung wäre Humor jedenfalls nicht das Schlechteste.

Für die Boutique bleibt zu hoffen, dass sie ihre Position trotz allen Widrigkeiten irgendwie halten kann. Das Team von perisphere.de wünscht Maximilian Erbacher und Yvonne Klasen hierzu viel Erfolg. Mit „Das kleine Schwarze“ haben die beiden Kuratoren einmal mehr ihr subtiles Auge bewiesen und zunächst so disparat scheinende Positionen sinngebend zusammen bringen können.
Hoffentlich sieht die Stadt Köln das ebenso. Spread the word.

Das kleine Schwarze
MELIKE KARA
 und PEPPI BOTTROP
Eröffnung: Freitag, 10. Mai, 19 Uhr

Dauer: 11. – 31. Mai 2013

Öffnungszeiten: Fr-Sa, 16 – 19 Uhr 
und nach Vereinbarung.

http://www.boutique-koeln.de/

Digital-Soirée BOOKS AND BLANKETS 1 Sebastian Schmieg – Bilder vom Abend

Tut mir leid liebe Freunde, dass es so lange gedauert hat, aber hier endlich mal die Bilder unserer ersten Digital-Soirée am 20.4.2013 in den Räumen von Morgen Gestaltung in der Kirchfeldstraße 112. Das Video gab es ja bereits hier, alle Infos gibt es hier und auf der Projektwebseite. Die Webseite vom ersten Gast Sebastian Schmieg findet Ihr hier.
Und die Bilder hat übrigens Freund und Kollege Thomas Spallek geschossen, mit dem ich das vorgestellte BOOKS AND BLANKETS-Projekt realisiert habe.

Und wer eine der limitierten Unikat-Decken und/oder den Katalog erwerben möchte schickt uns bitte einfach eine E-Mail mit Kontaktdaten.

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Petites résistances – Rebellion als Kunstform

Rebellion vs Kunst, letztes Jahr in den Kunstwerken Berlin, dieses Jahr Düsseldorf. Hier im Rheinland aber nicht im Whitecube, mit politischem Glanz, Glamour und Revolutionsästhetik inszeniert, dafür klein, subversiv, zum mitmachen und lernen.
Auf der Straße.

Denn, die kleinen Widerstände von „Petites résistances“ sind Ausdruck des individuellen Protestes und des zivilen Ungehorsams und nicht Entwürfe für große Gesellschaftsutopien, deren Scheitern wir alle in den vergangenen Dekaden beobachten konnten. Doch zum Resignieren und Aufgeben sind wir noch lange nicht bereit.

Deshalb beginnt der Frühsommer des Widerstandes! in Düsseldorf mit dem Workshop „Akademie der Rebellion“ vom 28. Mai – 01. Juni 2013, zur Anmeldung bitte hier.
Weitere Informationen zum Hintergrund, Theorie und natürlich den Kontaktdaten zum Organisator Emmanuel Mir findet Ihr ebenfalls dort. Text dort lesen, lohnt sich!

Das Programm „Akademie der Rebellion“

28. Mai

  • 13 Uhr: Emmanuel Mir und Alain Bieber: Begrüßung und Programmvorstellung. Ort: Hans Peter Zimmer Stiftung, Ronsdorfer Straße 77a. (1 Std.)
  • 14 Uhr: Alain Bieber: Politische Kunst im öffentlichen Raum. Ort: Hans Peter Zimmer Stiftung, Ronsdorfer Straße 77a. (1,5 Std.)
  • 16 Uhr: Partizaning: Participatory Urban Replaning. Partizaning ist eine in Moskau basierte Künstler- und Aktivistengruppe, die den öffentlichen Raum als Austragungsort des politischen Diskurses versteht. Im Austausch mit den Workshop-Teilnehmern initiieren zwei Mitglieder der Gruppe eine Aktion in Düsseldorf. (PRAXIS, 3 Std.)

29. Mai

  • 11 Uhr: Jérome Fino: Hacking the sound of the city. Ort: Düsseldorf City. Treffpunkt: Hans Peter Zimmer Stiftung, Ronsdorfer Straße 77a. Jérome Fino ist ein französischer Klang- und Videokünstler. In einer seiner bekanntesten Aktion, zweckentfremdet er Lautsprecher und tonproduzierende Geräte im öffentlichen Raum. Mit ihm gehen die Teilnehmer auf der Suche nach potenziellen Klangkörpern in die Stadt. (PRAXIS, 2-3 Std.)
  • 16 Uhr: Klaus Rosskothen: Street Art in der Galerie. Ort: Galerie Pretty Portal, Brunnenstr. 12, 40223 Düsseldorf. Der Galerist gibt einen Einblick in die internationale und lokale Street Art-Szene, präsentiert einige Künstler aus seinem Programm und spricht von den Besonderheiten des Handels mit Street Art. (1,5 Std).

30. Mai

  • 11 Uhr: Anne Mommertz: Um den heißen Brei. Ort: Düsseldorf Flingern und Oberbilk. Treffpunkt: Hans Peter Zimmer Stiftung, Ronsdorfer Straße 77a. Die Künstlerin und Autorin führt sie durch die unbekannten Seiten zweier Stadtteile, die im Laufe ihrer Geschichte viele Umbrüche erlebt haben. Dabei kommen völlig neue Aspekte dieser populären Stadtteile zum Vorschein. (1,5-2 Std.)
  • 15 Uhr: Alain Bieber: Dérive: Zur Praxis des Herumschweifens. Ort: Düsseldorf City. Treffpunkt: Hans Peter Zimmer Stiftung, Ronsdorfer Straße 77a. Der Kurator und Autor Alain Bieber reaktiviert eine situationistische “Technik” des urbanen Umherschweifens, bei der, anhand von einfachen Übungen, die Stadt ganz neu wahrgenommen und erlebt wird. (PRAXIS, 2-3 Std.)

31. Mai

  • 11 Uhr: Florian Rivière: Die Stadt ist ein Spielplatz. Treffpunkt: Hans Peter Zimmer Stiftung, Ronsdorfer Straße 77a. Mit dem Künstler und Urban Hacktivist Rivière, der Gegenstände im öffentlichen Raum zweckentfremdet um dessen spielerisches Potenzial zu Tage zu fordern, gehen Sie durch die Straßen der Stadt und spielen mit vorgefundenen Objekte und Situationen. (PRAXIS, 2-3 Std.)
  • 16 Uhr: Andi Wöhle und Fabian Haupt: Die Stadt ist ein Turnplatz. Ort: N.N. Die Parkour-Sportart ist eine neue Bewegungsform im urbanen Raum, die keine Hindernisse kennt und Mauern, Fassaden oder Rampen als Möglichkeiten des akrobatischen Fortkommens betrachtet. Hier wird die Stadt körperlich erfahren. Die Werkstatt ist eine Einführung in die Kunst des Parkours.  (PRAXIS, 3 Std.).

1. Juni

  • 11 Uhr: Emmanuel Mir: Führung durch die Ausstellung Petites résistances. Exklusive Preview! Wenige Stunden vor ihrer Eröffnung gewährt der Kunstwissenschaftler und Kurator der Ausstellung einen Blick hinter den Kulissen.
  • 13 Uhr: Gemeinsamer Besuch der Interventionen. Die Interventionen oder Performances, die während den Praxis-Werkstätten stattgefunden haben, werden im Plenum besucht und besprochen. Aufs Fahrrad und ab durch die Stadt!
  • 17 Uhr: Diplomverleihung und Hängung der Dokumentationen. Siehe unten.

Die Ausstellung im Weltkunstzimmer: Petites résistances  – Rebellion als Kunstform (1. Juni -13.Juli 2013) 

Nach dem Workshop geht es dann etwas konservativer, aber dennoch nicht weniger relevant und interessant weiter. Am 1. Juni eröffnet die Ausstellung Petites résistances  – Rebellion als Kunstform (1. Juni -13.Juli 2013) im Weltkunstzimmer, Düsseldorf.
Die Ausstellung bringt arbeiten von internationalen Top-Leute zusammen, von denen die allermeisten noch nie hier zu sehen waren. Mit dabei sind: Brad Downey, Cheesecake Powerhouse, Jérome Fino, Fröhlich, Mladý, Simánek & Turner,  Harmen  de Hoop, Marlene Hausegger, Klara Lidén, Ann Messner, Anne Mommertz, Partizaning, Florian Rivière, Helmut Smits, The Wa und Yomango.
Wem die Namen nichts sagen, nutzt die Suche beim Kollegen Alaine Bieber.

Außerdem:

Freitag 21. Juni 2013, 20.00 Uhr „Nacht der Anarchie“

Filmscreening und BAR-becue im WELTKUNSTZIMMER

Samstag 13. Juli 2013, 16.00 Uhr Kuratorenführung

Kostenlose Führung von Emmanuel Mir durch die Ausstellung

 

Aktuelle Infos hier bei uns und natürlich auf der Projektwebseite
http://petites-resistances.tumblr.com/.

 

10qm Abschluss

10qm war der Titel des temporären Pop-Up-Projekts von Stefanie Klingemann und Diane Müller im öffentlichen Raum von Köln Nippes. Ort und Bühne war ein etwas eigentümlich geteerter (Park?)platz, der dann jeweils für kurze Zeit auf unterschiedliche Arten umgenutzt wurde. Infos zum Projekt und den Teilnehmern gibt es auf der Projektwebseite, hier.

Das letzte mal agierte am 26.4. Uschi Huber mit „Tulipa“vor Ort. Im Laufe des Abends wurde sie von Les Éclairs, Petra Klabunde, Kwaggawerk, Krickeberg & Steins und ray vibration mit Jan Arlt unterstützt. Es gab Objekte, Blumen, Bild, Ton, Video und am Ende eine echte Kapelle die fantastisch schräg spielte.
Wir waren selber vor Ort, hatten aber die Kamera im Auto gelasssen, deshalb gilt hier: Alle Bilder by Stefanie Klingemann, die Ihr natürlich alle über das fast schon legendäre MOFF-Magazin kennt.

Abschlussveranstaltung des 10qm Projekts im öffentlichen Raum (Kuenstraße / Ecke Florastraße in Köln Nippes) am 26.4.2013 von 18-22 Uhr mit
Uschi Huber
Les Éclairs
Petra Klabunde
Kwaggawerk
Krickeberg & Steins
ray vibration mit Jan Arlt

http://www.10qm.de/
organisiert von Stefanie Klingemann und Diane Müller