Grotevent und Maderthaner in der SITTart Galerie

Gequetscht zwischen der Zentrale der Ergo-Versicherung und dem Golzheimer Friedhof, also zwischen herausragender Vertikalität und definitiver Horizontalität, zwischen Kapital und Tod, liegt das hübsche Atelierhaus des Vereins Düsseldorfer Künstlers. Der Verein ist übrigens einer der ältesten seiner Gattung in ganz Deutschland und bildete vor der Erfindung der Künstlersozialkasse so etwas wie ein Sicherheitsnetz für die lokalen Kunstschaffenden. Das Haus in bester City-Lage, unweit des Rheins, des Museum Kunstpalast und des Hofgartens, wurde bereits mehrfach von Immobilienplänen bedroht, die gerne ein wenig mehr Stahl und Glas im Düsseldorfer Stadtbild gesehen hätten. Es konnte sich bisher immer knapp retten und nun scheint sein Erhalt für eine Weile gesichert zu sein.

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Adorno kotzt. Madonna inszeniert. Guten Morgen Düsseldorf. Hello Revolution!?

Adorno würde aller Wahrscheinlichkeit nach auf der Stelle kotzen, davon können wir wohl ausgehen. Andererseits schrieb er ja auch „Nur solches Denken ist hart genug, die Mythen zu zerbrechen, das sich selbst Gewalt antut.“
Und ich persönlich bin mittlerweile so ratlos bezüglich der immer schneller auf uns zu rollenden Katastrophe, dass ich sogar dazu bereit bin, hier globalen Popstars einen Platz einzuräumen.

Von daher Hier und Heute keine kritische Theorie sondern totale Affirmation des Spektakels!
Madonna mit #SECRETPROJECTREVOLUTION.

via artforfreedom.com

40 Grad Urban Art

Zeitgleich mit dem großen Street Art-Festival CityLeaks in Köln fand am Wochenende das Finale von 40 Grad Urban Art in Düsseldorf statt. Bis zu 20 verschiedenen Standorten in der Stadt wurden von Street Art-Künstlern neu gestaltet. Die Veranstaltungen rund um das Festival – einige mussten wetterbedingt leider ausfallen – waren durchweg gut besucht. Auch wenn wir mit der ästhetischen Qualität der Ergebnissen alles anderes als glücklich sind und urbane Kunst anders verstehen als Oberflächenbehandlung, ziehen wir respektvoll  den Hut vor der Energie und dem Engagement, die die Macher des Festivals Klaus Klinger und Klaus Rosskothen mobilisiert haben.

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Vom Himmel hinter den Lidern. Christoph Korn und Peter Ewig.

Im Sonnenaufgang gemeinsam erwartend durch die großen Fenster des Raumes der Gladbacher Straße in den Himmel schauen. Es bildet sich ein Chor. Mit geschlossenen Augen stehen die Kinder im Raum.

 

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Wir verabschieden uns vom d-52…

Fünf Jahre ist es her. Da kamen acht Künstler, Grafikdesigner und Kunsthistoriker zusammen und gründeten einen Projektraum in einer fensterlosen, bunkerartigen Halle auf der Rather Straße. Aus der bunten Truppe wurde relativ schnell ein kleiner, homogener fester Kern von drei Personen – drei Kunsthistorikerinnen –, die nun vor Kurzem bekannt gegeben haben, dass sie ihre Tätigkeit an diesem Standort einstellen wollen. Bianca Bocatius, Katja Benner und Sabine Rolli werden am Ende des Jahres Platz machen und ihre kuratorische Arbeit in einer anderen, raumunabhängigen Form fortsetzen.

Bocatius, Benner und Rolli

Klassischerweise ist das Ende eines Projektraumes meistens durch persönliche Veränderungen in der Biografie dessen Betreiber verursacht. Im Fall d-52 ist es nicht anders: Eine Vollzeitstelle, ein Umzug – und schon ist die Zeit für das umständliche Baby nicht mehr da. Man hätte ja auf die Bremse drücken können, aber, anstatt einer Drosselung des Ausstellungstempos oder gar einer allmählichen Erschlaffung, haben sich die drei Macherinnen für einen klaren Schnitt entschieden. Den drei Frauen war es vor allem zu schade, den Raum zu lange unbespielt zu lassen. Continue reading „Wir verabschieden uns vom d-52…“

…und wir heißen das m330 willkommen!

Wer es mit der Künstlerkarriere ernst meint, aber an Aufmerksamkeitsdefizit leidet und keine merkliche Präsenz im lokalen Kunstbetrieb aufweisen kann, sollte auf ein Werkzeug zurückgreifen: den Projektraum. Es ist für den Kunstschaffenden  nie schlecht, in einem Off-Raum auszustellen und ein wenig Öffentlichkeit zu generieren. Besser ist es aber noch, einen Off-Space zu gründen und es selbst zu animieren. Das persönliche Netzwerk des Raumbetreibers erweitert sich schlagartig und seine Reputation, bzw. seine Autorität nehmen deutlich zu – ebenso wie die Sichtbarkeit seiner Arbeit, bzw. seine Präsenz in der Szene. Die aktive Beschäftigung mit einem Projektraum kann nicht unbedingt einen Karrieresprung garantieren, verspricht zumindest kurzfristig eine lokale Steigerung der Aufmerksamkeit.

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Kunstfestival Strom – 3. Auflage

Seit mehr als einem Viertel Jahrhundert bestehend hat sich der Verein Kunsthaus Rhenania zu einer kleinen Institution der autonomen Kunstszene in Köln entwickelt. Das Kunsthaus Rhenania ist zunächst ein großes Atelierhaus in bester Lage, ein ehemaliger Getreidespeicher, der von 1926 an die verkehrstechnisch evidente Nähe zum Rhein nutzte und schon vierzig Jahre später, also lange bevor man im Rheinland und im Ruhrgebiet von einem Strukturwandel sprach, in einen kreativen Think Tank umfunktioniert wurde. Mittlerweile werden ca. 40 Künstler aller Sparten dort beherbergt; das Haus ist also in erster Linie eine Arbeitsstätte. Neben dieser Werkstattfunktion erfüllt das Kunsthaus Rhenania auch eine vermittelnde Funktion. Seminare, Workshop sowie Ausstellungen finden regelmäßig statt. Seit 2011 gibt es sogar ein hauseigenes Festival, Strom, das die schwierige Balance zwischen wir-bezogener Selbstzelebration (viele Künstler des Vereins werden ins Programm übernommen) und relevanter kuratorischer Arbeit schafft.

Markus Linnenbrink: Niewiederschnellsagen (remix)

Die dritte Auflage von Strom war – das können wir direkt vorwegnehmen – eine sehr gelungene. Die Kuratorin der diesjährigen Veranstaltung, Maria Wildeis, hat sich auf ephemere Kunstformen konzentriert und spannende Positionen gefunden, die prozesshafte Arbeitsweisen bevorzugen. Dass sich dabei viele Namen wiederfanden, die Wildeis in der Vergangenheit in dem eigenen Projektraum Honigbrot ausgestellt hatte, wunderte nicht und wurde als legitimer kuratorischer Rückgriff zur Kenntnis genommen. Wenn man sich als Ausstellungsmacher für eine bestimmte Kunstsparte, bzw. für einen bestimmten Geist und eine bestimmte Haltung konsequent engagiert, ist es selbstverständlich, dass die 1. Choice-Liste nicht ständig neu geschrieben wird.

Evangelos Papadopoulos: Untitled

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Eiltank im Studio Roh

Eine Gruppenausstellung ohne übergeordnetes Thema. Eine Ausstellung ohne konzeptuelle Leitlinie. Ohne explizite Botschaft. Ohne ausformulierte Fragestellung. Wie entspannt, luftig und befreiend. Einfach ein paar befreundete Künstler einladen und das Publikum für einen Abend und zwei Tage einlassen. Eine solche Unbefangenheit bedarf nicht viele Worte und schon gar keine kunstwissenschaftliche Begleitkommentare.

Rebekka Benzenberg

Christian Berg

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Dietrich, Klompen und Wit im Cabinett

Es war ruhig, sehr ruhig in den kleinen Show-Room von Andrea Dietrich. Überhaupt war es an diesem lauen Spätsommer-Abend sehr ruhig in allen Düsseldorfer Off-Spaces. Das Off-Programm der Kunstpunkte (jene offene-Ateliers-Veranstaltung, die den Voyeurismusdrang des hungrigen Kunstpublikums befriedigt) hätte zu einem lustvollen Rundgang durch die unabhängige Szene werden können. Viele Projekträume hatten für diesen Termin ein neues Programm gestaltet und standen erwartungsvoll da. Aber bis auf die Gastkünstler und einige treue Anhänger war kaum ein Mensch an diesen Orten zu sehen. Der Grund dafür? Eine suboptimale Koordinierung des Kulturamts. Warum müssten die Kunstpunkte ausgerechnet an diesem mit Kulturterminen verstopften Wochenende gelegt werden? Nach der langen Sommerpause erwachten am Freitag Abend nämlich die Akteuren des Kunstbetriebes wieder – und zwar alle gleichzeitig. Alle Galerien der Stadt, die an dem beliebten DC (ein großer Zusammenschluß von Düsseldorfer und Kölner Galeristen) teilnehmen, präsentierten ihr neues Programm. Die Kunstsammlung NRW eröffnete zeitgleich die große Calder-Ausstellung. Das Opening der neuen Show in der Julia Stoschek Collection zog Hunderten in Oberkassel. Für die Kunstrebellen wurde die Eröffnung des Urban Art Festivals 40 Grad ein obligatorischer Anlaufspunkt. Und am Samstag und Sonntag waren auch noch die besagte Ateliers zu besichtigen- ganz abgesehen von den Feierlichkeiten zum Stadtjubiläum, die ein potenzielles Restpublikum mobilisierten. Die eventgeile Stadt Düsselodrf opferte also ihre freie Szene – eine Szene, die ohnehin unter Aufmerksamkeitsdefizit leidet. Ein Sabotage hätte nicht besser funktioniert.

Marco Wit

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Trockendock im Institut für skulpturelle Peripherie

In wenigen Wochen werden die drei Betreiberinnen des Instituts für Skulpturelle Peripherie zu Gast in Hamburg sein. Petra Albrand, Eva Weinert und Friederike Schardt sind vom Kunst- und Kulturverein 2025 e.V. eingeladen worden und werden im Gegenzug einige Vereinsmitglieder aus der Hansestadt in ihrem kleinen Düsseldorfer Speicher ausstellen. Bevor sie mit ihrer Arbeiten gen Norden fahren, wollten sie eine Art „Trockenübung“ vornehmen und die für Hamburg geplante Skulpturen und Installationen „zu Hause“ ausbreiten. Das Ergebnis: Vier Arbeiten, die auf unterschiedlichster Art und Weise einer maritimen Atmosphäre heraufbeschwören und sich auf die bevorstehende Fahrt in die Hafenstadt beziehen.

 

Friederike Schardt

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Der anarchistische Geruch von Pappe – ein Gespräch mit Rob Voerman

Rob Voerman

Emmanuel Mir: Wenn man deine Arbeit betrachtet, merkt man sofort die Affinität zur Architektur oder zum Urbanismus. Deine großen begehbaren Skulpturen sind funktionale Behausungen, die durchaus benutzt werden können. Hast du Architektur studiert?

Rob Voerman: Nein, ich komme ausschließlich aus den Bildenden Künsten. Ich habe Kunst in Kampen, einer kleinen niederländischen Stadt, studiert und schon damals war ich sehr an Architektur interessiert. Ich hatte während der Studienzeit einen Schwerpunkt in Bildhauerei, aber das Bauen war für mich wichtiger, spannender. Seit Ende der 1990er Jahren habe ich mich mit Architekturtheorie intensiv auseinandergesetzt und für mich ging es – und geht es immer noch – darum, zu  verstehen, wie eine Stadt funktioniert, wie sie benutzt wird, was für funktionelle Räume entstehen.

Tarnung #2 (2008), Holz, Glas, Plexiglas u.d.M.. 600 x 600 x 300cm
Pressure, 2012, Silkscreen, pencil and soot on paper, 118 x 198cm

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Das. Ist. Geil. Pepperspray!

Wie ja bereits geschrieben, die meisten Presse-E-Mails und Einladungen zur nächsten Vernissage öden ganz schön an. Man scannt das bis zur zweiten Zeile, scrollt einmal drüber und klickt sich schnell raus bevor man vollends wegdöst. Eine freudig begeisterte E-Mail mit Hinweis auf junge, frische, internationale, grenzüberschreitende, wahlweise ungesehene oder eben auch prämierte Kunst folgt der nächsten. Wo kommen diese ganzen Künstler eigentlich her? Wo wollen die alle hin? Das wird noch einmal wirklich spannend zu sehen, was aus diesem immer währenden Strom in ein paar Jahrzehnenten geblieben ist.

Ich weiss, ich weiss, man soll nicht immer so negatives Zeug schreiben. Das verdirbt die gute Stimmung, an irgend etwas will man ja noch glauben können in diesen nüchternen Zeiten, und ja! auch mich nervt das permanente rumgenörgele zu Weilen. Darüber hinaus passt die Kritik natürlich nicht in die allgemeine Begeisterung und Emphase die man dem K-Metier mittlerweile allenthalben entgegen bringt, ohne aber davon abzusehen, es zeitgleich immer weiter zu Gunsten von naturwissenschaftlichen Ingenieursleistungen im Dienste der fortwährenden Konsumoptimierung zu marginalisieren und zu banalisieren. (Kompliment übrigens an Alle die den ganzen Satz bis hier gelesen haben).

Und weil ich eben auch nicht immer nur herum kritteln möchte, gibt es heute mal was echt geiles – und eine Ausnahme noch dazu. Denn den nachfolgenden Tip habe ich als CRM-Massmailer-based-PR-Meldung von Helena S. vom Buraeu N (Achtung Seite ist voll mit Bilder, Browser schmiert ab) als Werbung für Peres Projects bekommen. Und bei aller mittlerweile antrainierten Skepsis, war das eine echte Sternstunde der E-Mail-Zustellung, die ich Euch natürlich nicht vorenthalten möchte.

Mike Lood Ask Officer Pepperspray

Mike Lood – Ask Officer Pepperspray from Mike Lood After Dark.

Ich kannte Mike Lood bisher nicht, finde das aber alles sehr viel versprechend. Und da der Mann in Berlin sein wird, wenn ich auch gerade mal wieder eine Weile in der Hauptstadt bin, könnte es eventuell sogar passieren, dass ich im September nach langer Zeit mal wieder eine Galerie betreten werden, um mir seine Sachen vor Ort anzusehen.

Bis dahin aber erst mal online, denn noch mehr Sachen von Mike Lood findet Ihr hier, auf seiner Webseite. Die facebook-Farm Videos sind im übrigen ebenfalls verdammt gut, ebenso wie seine wirklich eigenartigen Collagen. Mein Tip für Euch: Ansehen!

(via E-Mail. Danke Helena!)

Katja Stuke und Oliver Sieber bei Tina Miyake

Katja Stuke und Oliver Sieber lieben das Print-Medium. Plakate, Fotokatalogen, Fanzines, Bildbänder, Stickers, Druckerzeugnisse aller Arten, selbstproduzierte Heftchen und große Literatur – das alles lieben sie, konsumieren sie, produzieren sie und sammeln sie. Vor allem Katja Stuke arbeitet auf der Basis vorhandener Medienbilder, also Bilder aus zweiter Hand, die sie dekontextualisiert und auratisch auflädt – während Oliver Sieber Porträts die Codes der Subkultur ergründet. Diese Aufmerksamkeit für produzierten und reproduzierten Bildern spiegelt sich sowohl in der eigenen künstlerischen Arbeit als auch in der kuratorischen Praxis.

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