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Alex Nowak – Animal Dictionary im Parkhaus

Die aktuelle Show von Alex Nowak im Parkhaus im Malkasten ist leider vergangenes Wochenende schon zu Ende gegangen. Ich habe mich im Nachgang noch mal ganz kurz mit ihm über seine Arbeit unterhalten.

p: Alex bitte ganz kurz vorab zu Dir, wie ist dein Werdegang?

AN: Ich habe einen Bacheor in Philosophie/Kunstgeschichte an der HHU gemacht. Ich habe an der Kunstakademie Düsseldorf von 2011-2017 Freie Kunst (Malerei und Skulptur) studiert. Ein Semester war ich am Royal College of Art in London. Meine Professoren an der Akademie waren Andreas Schulze und Rebecca Warren.

p: Welche Materialien verwendest du und würdest du die Materialität der gezeigten Arbeiten als exemplarisch für dich bezeichnen?

AN: Die Hervorhebung der Materialität ist exemplarisch.

Die Materialien aller Arbeiten in der Parkhaus-Ausstellung sind: Styropor, Putz, Papiermache und Acrylfarbe.

Die reliefartige Oberfläche ist programmatisch…und spricht sich gegen industrielle bzw. anorganische/glatte Oberfläche aus.

Styropor ist ein demokratisches, niedriges Material. Es ist Architekturmaterial (Modellbau, Wanddämmung). Architektur kann man als materielle Infrastruktur gesellschaftlichen Lebens bezeichnen. Architektur als Animal Dictionary: Wenn man die Zooarchitektur eines Tieres analysiert, kann man lexikalisch alle möglichen Verhaltensweisen eines Tieres erschließen. Diese zoologische Idee möchte ich mittels styrochromatischer Materialität im Kontext der Kunst auf den Menschen übertragen…mit dem Unterschied, dass in der Ausstellung Kunstwerke zu sehen sind und nicht Tiere. Die Tiere sind eben die Betrachter…

p: wau wau miau : Warum magst du diese Materialen? Wie arbeitest du damit?

AN: Styropor ist leicht und flexibel. Es ist vielfältig einsetzbar, es kann Skulptur, Relief, Architektur oder Modell werden. Die Konsistenz ist „geschäumte Luft“…womit ich eine esoterische Ästhetik/selbstironische Naturphilosophie verbinde…ironisch, weil Styropor Kulissenmaterial ist. Naturphilosophie weil Styrokugeln als Monaden/Zellen/homöopathische Mittel. Die Künstlichkeit des Styropors hebe ich auf, indem ich es naturhaft bearbeite, „animiere“. Zudem ist Styropor einerseits sehr stabil, Kunststoff ohne Verfallsdatum, also haltbarer als ein Mensch, andererseits ephemer und fragil, weil es nur aus verklebtem Luftschaum besteht.

p: Um was geht es in der Show?

AN: In der Show tauchen auf: Comic, Archäologie, Baustellen-Rohheit, Pastellkolorit, Naturgravur, Architekturzeichnung, Styrochromatik…

Der Titel Animal Dictionary spielt auf Biologie an und auf Wissenschaft. Aber die Ordnung ist eben nicht lexikalisch sondern individuell „mythologisch“. Die Kunst übernimmt sozusagen subjektivistisch Aufgaben, für die eigentlich die Wissenschaft zuständig ist.

Ich möchte Naturformen imitieren, aber nicht naturalistisch, sondern auch das „als ob“ mitzeigen.

Die Natur und die Architektur verschmilzen. Wandbilder sind das Resultat. Eben keine kultivierten Salonbilder mit Glätte, sondern unmittelbare organische Reaktion auf Umwelt – und die Umwelt eines Bildes ist in der Regel ein architektonischer Raum… also wird die Wand organifiziert. Und heraus kommt ein Wandbild.

Das große Querformat ist direkt auf der Wand. Es soll an eine Art „archaisches Fassadenbild“ erinnern…das nun an der Wand im Parkhaus ist.

Die anderen Bilder sind tragbar, styrochrom auf Leinwand. Also Kontext Malerei.. Das Wandbild okkupiert das Salon-Format. Die Oberflächen sind alle rau.

Reliefartige Rauheit steht für mich als lebendige Qualität, als materielle Metapher für Lebendigkeit.

p: Was kannst du mir über die einzelnen Bild-Motive sagen?

AN: Querformat: Große Figur zentral in Bildmitte. Bewegt von links nach rechts. Hat einen Stab in der linken Hand. Links ein Hund/Hyäne/Tier. Figur und Tier vor einer erdigen Naturlandschaft

Das dunkle Hochformat: Eine zentrale Figur, steinartig, religiös, comichaft, Kulisse alter Kultur. Eine Hand der Figur verläuft zu schwarzen Fäden.

Hochformat 2: Mutter mit Kind und Mann: Familienszene. Ambivalenz gegenüber Kind. Christliche Ikonografie meets Druckgrafik meets Baustelle.

Hochformat 3: Großes Gesicht mit schwarzen Augenringen und einer roten Hand mit 6-7 Fingern im Vordergrund.

Die Motive sind eine Mischung aus Kitsch, Komik, Gothik, Satanismus, Kulturgeschichte, Baustelle und Geologie.

p: lieber Alex danke für deine Zeit und das Gespräch

Parkhaus im Malkasten
Jacobistraße 6a,
40211 Düsseldorf
http://www.parkhaus-duesseldorf.com

Alex Nowak
https://alex-nowak.com/