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Andreas Wundersee übers Scheitern und Schaffen

Ein Essay von Andreas Wundersee

Der Historiker Yuval Harari hat im ZEIT-Podcast „Alles gesagt?“ den Sinn des Lebens als eine Aneinanderreihung von Herausforderungen beschrieben. Wer ein Vermächtnis hinterlassen möchte beziehungsweise die Hoffnung hat, dass man als Einzelner wie in einem bekannten Theaterstück bei dem die Hauptrolle nicht besetzt wurde, vermisst wird,
wird vom Leben enttäuscht.

Natürlich hinterlassen Menschen ein Vermächtnis. Unter anderem Künstler, Wissenschaftler oder Politiker prägen die Welt und schreiben Geschichte. Ohne van Gogh, Warhol oder Abramovic würde die Welt anders aussehen. Aber sie würde nicht ins Stocken geraten, weil andere die Welt weiterdrehen. Einer davon bin ich.

Ich setze mich in meinen Werken prozesshaft mit der Welt und mir selbst auseinander. Ich sammle so viele Eindrücke wie möglich und versuch daraus neue Ideen und Werke zu generieren. Die Ausdrucksformen variieren. 2018 hab ich beispielsweise ein Buch geschrieben: „Wie ich berühmt werden wollte. Und scheiterte“. Der Titel hat
aber nichts mit dem Inhalt zu tun, denn ich glaube, wie der Historiker Harari, nicht daran, dass das Lebens durch Ruhm und Ehre sinnvoller wird, sondern durch das Ansammeln von neuen Erfahrungen.

Das Buch hab ich während einer Rundreise durch Taiwan geschrieben. 39 Tage war ich dort. Vier Wochen hab ich an dem Buch geschrieben. Durchschnittlich ein Kapitel pro Tag über Themen, die mich zum jeweiligen Zeitpunkt beschäftigt haben oder die ich erlebt hab. Während der Reise ist auch eines meiner letzten YouTube-Videos mit dem Crazy
Wundersee
als Protagonist entstanden. Die Figur spiegelt die Sehnsucht nach Aufmerksamkeit. Nach besonderen Erlebnissen, Crazyness, Lazyness und Laissez-faire. Der Crazy Wundersee ist ein Soon-to-be-Influencer, der nie die erhoffte Anerkennung bekommt. Durch diese Rolle ist der Buchtitel entstanden und insgeheim war es auch der Abschluss einer Serie. Seitdem
taucht die Figur nur noch als Sidekick auf.

Zelten im wilden Nirgendwo Bayerns

Die Suche nach neuen, manchmal verrückten Erfahrungen treibt mich aber weiter an. In diesem Jahre verreise ich ausschließlich mit dem Fahrrad. Ich bin bereits zwei Mal am Stück vom Schwarzwald nach Düsseldorf gefahren. Jeweils 400km in 24 Stunden. Im Herbst bin ich mit dem Rad durch Bayern gefahren. Knapp 70 Stunden hab ich im Sattel verbracht. Während meiner Reise ist mir die Kette gerissen, eine Speiche, sowie eine Zeltstange gebrochen. Natürlich gab es auch viele schöne Erlebnisse. Beispielsweise morgens an einem See oder im Nirgendwo auf der Schwäbischen Alb aus dem Zelt zu krabbeln. Diese Erlebnisse interessieren mich aber nur am Rand. Ich sammle Videos und verwandle sie in Kunst. Aus den Videos, Musik, Tönen, meinen Gedanken und Animationen komponiere ich, wie ein Maler mit Farben auf Leinwand, audio-visuelle Werke.

Ich dokumentiere zwar mit den Videos was ich geschafft und woran ich gescheitert bin, aber ich möchte damit eigentlich nicht im Mittelpunkt stehen, sondern den Betrachter berühren und selbst zum Machen inspirieren. Das gilt auch für mein Buch, das für mich kein literarisches, sondern ein künstlerisches Werk ist. Leser, die ein konzeptuelles Werk
erwartet haben, wurden positiv von den darin enthaltenen Geschichten überrascht. Nur die Geschichte, wie es zu dem Buch gekommen ist, fehlt. Ich hatte mit einer Freundin den Deal, das sie einen Blog startet, wenn ich ein Buch schreib. Das hab ich geschafft. Gescheitert bin ich an den QR-Codes. Die funktionieren nicht. Das ärgert mich immer noch, obwohl viele denken, dass das Teil des Konzepts sei. Aber ich kann damit leben.
Schließlich geht es im Leben ums Schaffen und Scheitern.

Andreas Wundersee ist im Internet zu finden, seine Webseite klickt Ihr hier, dort findet Ihr natürlich auch die Links zu Social.

Das von Andreas Wundersee geschrieben Buch „Wie ich berühmt werden wollte. Und scheiterte“. findet Ihr auch bei uns im Shop.