
Tiefdenken 1 – im Gespräch mit Angela Fette:
Tiefdenken 1 – im Gespräch mit Angela Fette:
Ein großer Stratege war ich nie, gerade in der Kunst verhielt es sich oft so, dass Dinge wenn sie mal als Idee ausformuliert und in die Umsetzung gehen sollten, eigentlich schon ihren Reiz verloren hatten. Es wurde dann Arbeit, und gleichwohl ich eigentlich gar nichts gegen Arbeit habe, wollte ich das in der Kunst eben nie. Kunst das war und ist für mich eine mäandernde Sound-, Text- und Bildspur die sich mal lauter und mal leiser durch das Leben zieht, die manches aufnimmt, vieles reflektiert und vor allem aber Energien als Artefakte externalisiert.
Die Dinge tun um sich von ihnen zu lösen und damit Raum für Neues zu schaffen, dass war immer ein Weg für mich. Das Netz ist dafür gut geeignet, die digitalen Werkzeuge sind billig, schnell aber dennoch mächtig und über das Internet gehen die Sachen zügig und einfach raus. Ich mochte das immer gerne künstlerisch so zu arbeiten, eben ohne große Planungen und wenn ich doch mal welche machte verwarf ich sie meistens, sobald das Interesse für neues Anderes geweckt wurde.
Lange stand es an, nun ist es soweit, das Parkhaus im Düsseldorfer Malkasten wird verschwinden, weil abgerissen werden. Ich kenn die ganze Geschichte nicht, habe sie mal in Teilen auf einem Geburtstag vom Pepper gehört aber kann die Details nicht wieder geben. Ich glaube es geht und ging – nicht sonderlich überraschend – um Scheine, die irgend jemand damit machen kann an Ort und Stelle Betongold zu gießen.
Wie überaus originell…
Schade ist das doch, denn ür mich geht damit auch ein wenig eine Ära zu Ende, was seltsam gut ins Große Ganze passt. Das verwunschene Haus im Park des Künstlervereins war eine der letzten verbliebenen Orte von dem was mal eine vielfältige und lebendige Düsseldorfer Off-Szene gewesen ist. Gleichwohl man sagen muss, das Parkhaus war die letzten Jahre eigentlich schon nicht mehr Off, sondern doch eher On, in gewisser Hinsicht fast Institution, in jedem Fall aber feste Bank geworden, zusammen mit seinem unermüdlichen Betreiber, Kurator und Organistor Karl-Heinz, gen. Charly, Rummeny. Dessen eigene auch gleichzeitig die 180ste Ausstellung im Parkhaus gewesen ist, und die ich eigentlich – Asche auf mein Haupt lieber Charly, es ging zwischen Homeschooling, Remotealltag und Arbeit unter – in dieses Blog nehmen wollte. Zum Glück war eiskellerberg vor Ort und hat das Ganze filmisch dokumentiert, so dass ich es hier einbinden kann.
In all dem hier schwingt also auch wehmütig etwas Abschied mit, Abschied von einer Konstante im Leben der Düsseldorfer Kunstszene und Abschied von etwas was sich durch kontinuität, Leidenschaft und Herzblut einen festen Platz erarbeitet hatte. Und wie um die Gewichtung des Ortes noch mal quasi Kunstoffiziell zu Beglaubigen und deutlich zu machen was hier bald weggebaggert werden wird, gibt niemand geringeres als Katharina Sieverding dem alten Gemäuer kurz vor Schluss noch mal die Ehre, mit einer geilen, knackigen Show.
Mir wäre die wahrscheinlich durch die Lappen gegangen, wäre ich nicht über den Instagram Account vom oben genannten Pepper drauf gestoßen und von ihm sind auch die Bilder. Mit Dank an dieser Stelle.
Und solltet ihr zufälligerweise schnell sein beim Lesen dieses Artikels dann fahrt noch mal hin, wegen der Kunst vor Ort in dieser Stelle. Für alle die zu spät kommen gibts hier noch die Bilder als Erinnerung.
KATHARINA SIEVERDING im PARKHAUS im Malkastenpark.
Die Show ist zwar verlängert worden bis zum 25.4.2021, aber man weiß nicht, ob sie in der nächsten Woche noch besucht werden kann. Sie ist auf jeden Fall bis kommenden Sonntag, den 18.4. TÄGLICH VON 14 BIS 18 Uhr
parkhaus im malkastenpark,
pempelfort, jacobistraße 6a
https://www.facebook.com/Parkhaus.Duesseldorf
als gäbe es ein Morgen, lautet der Ausstellungstitel von Roland Schapperts aktueller Show, welche die dynamische Form eines ‚gallery take over‘ in der davidbehning galerie in Düsseldorf Flingern angenommen hat. Schappert zeigt dort nicht nur eigene Werke. Er arbeitet im Rahmen der aktuellen Möglichkeiten vor Ort, lädt im Rahmen einzelner Episoden Gäste zum Talk, zu (digitalen) Werkstattgesprächen, Präsentationen und zu Kooperationen ein.
F.K.
wie geht es dir ende des jahres 2020?
R.S.
Fantastisch. Marina und ich fahren gerade nach Paris. Ein arbeitsreiches Jahr neigt sich dem Ende zu. Wir sitzen im Auto und ich beantworte Deine Fragen.
F.K.
du sagtest mir am telefon, dass bei dir seit 2020 – auch beeinflusst durch die veränderten produktions- und arbeitsbedingungen – leben und kunst besonders eng verbunden sind. sofort fallen mir hierbei die fluxus-bewegung oder auch die situationisten ein. vielleicht kannst du etwas genauer beschreiben, wie sich das bei dir bemerkbar macht. knüpfst du an die fluxus-bewegung bzw. die situationisten an oder siehst du andere bezüge?
R.S.
Die Strukturen des Kunstbetriebs erscheinen vollkommen auf den Kopf gestellt. Corona ist nicht die Ursache für viele der grundlegenden Probleme im Kunstbusiness, macht aber vieles deutlich und schmerzhaft sichtbar. Kunst und Kultur sind im Freizeitsektor gern gesehene Ablenkungsmittel von den Routinen des Alltags. Sie sind allerdings vorübergehend abgeschafft. Ihre mögliche Bedeutung mit Bildungsfunktion verbleibt unterhalb der Tischkante. Die inhaltliche Unsichtbarkeit der Kunst ist zu einem erheblichen Teil selbst mitverschuldet. Es ist schon merkwürdig, dass einige wenige Künstlerinnen mit Corona-Soforthilfen ausgestattet kurze Zeit mehr verdienten als je zuvor. Die meisten Akteure des Kulturbetriebs werden von ihren Ausstellungs- und Aufführungsmöglichkeiten allerdings abgehalten und können ihren Beruf nicht wie gewohnt ausüben. Es fehlt eine zusammenfassende Lobbyarbeit, um in Gesellschaft und Politik besser ins Sichtfeld zu rücken. Einige Sammlerinnen bleiben auf ihren persönlichen Budgets zum Kunstankauf sitzen, weil sie die internationalen Kunstmessen nicht besuchen können, und stürmen seitdem die Studios der angesagtesten Künstlerinnen, die sich seitdem vor Einzelbetreuungen nicht mehr retten können, so wie die am besten vernetzten Galeristinnen ihre Ware nun im Kofferraum selbst zum Kunden transportieren müssen. Andere sind längst pleite. In Paris werde ich mich nächste Woche auf die Spuren der Lettristen begeben. Das tut gut, solange noch etwas Kleingeld im Portemonnaie ist. Die Hypergraphologie des Lettrismus könnte aktuell vielleicht wieder geeignet erscheinen, um Figürlichkeit und Abstraktion mit Buchstaben und Zeichen in Gleichklang zu bringen. Ich nenne das im Rahmen meiner Arbeit mit Worten und Sätzen eine Bildwerdung der Schrift.
F.K.
du hast jetzt eine ganze menge themen angesprochen und da möchte ich jetzt doch noch mal im detail nachhaken. so ganz klar ist mir noch nicht, was du mit der mangelnden inhaltlichen sichtbarkeit der kunst meinst? geht es dir hier um eine stärkere politisierung der künste? welche inhalte wären das, die sichtbarer werden könnten?
R.S.
Die Inhalte sind individuell selbst gewählt. Das ist aber auch das natürliche Problem. Denn im Zeitalter der Singularisierung lässt sich kaum etwas zusammenfassen, was nicht einer weiteren Differenzierung zum Opfer fällt.
F.K.
du kritisierst das fehlen einer zusammenfassenden lobbyarbeit der künste und gleichzeitig weist du darauf hin, dass es durchaus profiteure der aktuellen situation auch unter den künstlerinnen und künstlern gibt. gerade die sind vielleicht gar nicht so begeistert von der idee, da etwas zu ändern und den aktuellen status quo infrage zu stellen. gleichzeitig sind die starken player am markt auch oft die mit dem größten einfluss in institutionen und politik. wie könnte man die profiteure der aktuellen situation für eine solche lobbyarbeit gewinnen? was für angebote kann man machen und ist das überhaupt möglich?
R.S.
Ich stelle es nur fest und kann es als Künstler mit meinen bescheidenen Möglichkeiten höchstens ästhetisch benennen, aber leider nicht ändern. Jeder dreht sich hier in seinem eigenen Kreis. Mit individueller Kunst kann man die kulturellen Rahmenbedingungen herausfordern und in Frage stellen. Ob das allerdings ausreichend Gehör und Augen findet, steht offen.
F.K.
zu guter letzt noch mal ganz konkret zu deiner kunst, da du deine recherchen in paris erwähnst. worte, text und bild, das sind ganz wichtige elemente deiner arbeit. was interessiert dich an der „Bildwerdung der Schrift“? warum reizt es dich, das eine in das andere zu überführen und gibt es eventuell auch überlegungen in die andere richtung?
R.S.
Nein. Bilder möchte ich nicht in Schrift überführen. Aber die teilweise Auflösung der Schrift in eine spezifische Bildlichkeit finde ich interessant. Und die persönliche und unterschiedliche Interpretation der Begriffe durch die Anmutung ihrer aufgelösten Bildlichkeit reizt mich nun mal sehr.
F.K.
eine frage in bezug auf das aktuell laufende projekt in der davidbehning gallery: viele menschen sind derzeit voller sorgen um gegenwart und zukunft, es herrscht allgemein große verunsicherung. und dennoch haben david behning und du eine ausstellung in seiner galerie eröffnet. warum gerade jetzt kunst und vielleicht noch provokanter zugespitzt: muss kunst jetzt wirklich sein?
R.S.
Kunst ist für mich kein Luxus und zählt auch nicht zur Freizeit. Sie gehört als Tätigkeit zum Leben. Warum sollte ich jetzt damit aufhören? Ich produziere nicht für den Markt, sondern versuche, Zeichen und Botschaften zu verstehen, zu formen und in die Gesellschaft zu schleusen. Für die, die es lesen möchten. Ich gehöre keiner Sabotage-Fraktion an, sondern arbeite inhaltlich mehr oder weniger konstruktiv mit eigenen ästhetischen Mitteln und in Kooperationen. In der davidbehning gallery wird bis zum 28.2.2021 weniger ausgestellt, verkauft und Fertiges präsentiert, sondern mehr Partizipation in unterschiedlichen Episoden angeregt. Wir führen Werkstattgespräche über Kunst, diskutieren Qualitätskriterien, überführen die Produktion in die Galerie, erproben Kooperationen. David bezeichnet das Konzept so: „Unter dem Motto als gäbe es ein Morgen übernimmt Roland Schappert, Künstler und Autor, die davidbehning gallery und gibt Einblicke in seine künstlerische Praxis, Kooperationen mit anderen Kunst- und Kulturschaffenden, die Bildwerdung der Schrift, Produktion von Werken und Ideen. Er lädt Gäste ein zum Talk, zum Werkstattgespräch, zu Kooperationen und zur Kenntlichmachung ihrer Positionen und Arbeiten. Ausgangspunkt des künstlerischen Prozesses von Roland Schappert sind Botschaften mit gesellschaftlichem Bezug, die sich in ihrer Mehrdeutigkeit darstellen und über unterschiedliche Medien und Kanäle mitteilen.“
2 Männer, 2 Bier, 2 Laptops, 1 Internet, 2 Sockel, 1 Whitspace.
Mehr braucht es nicht für dieses simple aber effektive Setup, das wir 2015 ‚Aethertalk I – Hamburg Rösrath‚ nannten. Ein schnelles, experimentelles Format, das ich in meinem damaligen Projektraum digital3mpire gemeinsam mit Kai Erdmann (Galerie Kai Erdmann) aus Hamburg and Johannes Thies aus Sexytown (Rösrathproject) ausprobiert habe.
Kürzlich auf dem Spielplatz im Gespräch zu dritt kamen wir dann irgendwie wieder drauf und stellten fest, wie eigentümlich gut dieses Setup in die aktuelle Situation und Zeit eigentlich passt.
Das Zoom-Bier war 2015 noch eine seltsam, skurile Idee, geboren aus einer Laune heraus, hat sich jetzt 2020 in gewisser Weise zu einer sozialen Institution entwickelt und gehört zum Alltag vieler UserInnen.
Unbewusst haben wir da eine Entwicklung anskizziert, die uns jetzt in der Gegenwart einholt und von der nicht so ganz klar ist, wie sie sich von hier aus weiter entwickeln wird. Absehbar ist aber, Zoom-Biere werden uns noch einige Zeit begleiten.
To be continued …
„Kunst kann uns helfen, Jedem seine Individualität zuzugestehen, gerechter zu verteilen, Geduld walten zu lassen, Widersprüche nicht unbedingt als Vertrauensverlust zu werten und dabei weder in Lähmung noch Gleichschaltung zu verfallen.“
Roland Schappert, November 2020
Roland Schappert arbeitet als Maler und Autor, erforscht die Bildwerdung der Schrift zwischen Poesie und Politik und veröffentlicht Essays über einen zeitgenössischen Kunstbegriff u. a. in Kunstforum International. Er ist umtriebiger Streiter und Kämpfer an zahlreichen Fronten der Künste.
Gerade zu Ende gegangen ist seine letzte Ausstellung im Kunstverein Ruhr in Essen, aktuell von ihm in der Vorbereitung ein Kollaborationsprojekt in der davidbehning galerie, hier in Düsseldorf. Unter dem Motto als gäbe es ein Morgen übernimmt Roland Schappert die Galerie und gibt Einblicke in seine künstlerische Praxis, Kooperationen mit anderen Kunst- und Kulturschaffenden, die Bildwerdung der Schrift, Produktion von Werken und Ideen. Er lädt Gäste ein zum Talk, zum Werkstattgespräch, zu Kooperationen und zur Kenntlichmachung ihrer Positionen und Arbeiten.
Bei Interesse meldet Euch bitte bei der Galerie an.
Übrigens ist Roland Schapperts neues Buch YOU ab jetzt hier im Shop erhätlich. Zu erwerben als limitierte Vorzugsausgabe in Kombination mit einer Arbeit von ihm. Zum Buch gibt es unter you.roland-schappert.com/ eine Webseite, klickt Euch mal rein.
Und nun das Beste zum Schluss, denn wer könnte in das Denken und Arbeiten von Roland Schappert wohl besser einführen als der famose Mitbegründer der Perisphere Dr. Emmanuel Mir.
Roland Schappert YOU im Kunstverein Ruhr in Essen
Roland Schappert arbeitet an der Schnittstelle analoger und digitaler Medien mit Wandmalereien, Tafelbildern, Zeichnungen sowie digitalen Drucktechniken, Video und Text. Er entwickelte in den letzten Jahren eine eigenständige Form der Bildwerdung der Schrift sowie Zeichenmalerei. 2005 erhielt er zusammen mit Michael Ebmeyer den Videonale-Preis 10 im Kunstmuseum Bonn. Ausstellungen und Interventionen im In- und Ausland. 2007–2010 Gastprofessur für Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Veröffentlichungen und Vorträge über Aspekte eines zeitgenössischen Kunstbegriffs, Kunst & Wirtschaft. Kataloge u. a. YOU, Salon Verlag, 2020; IDEAS, Salon Verlag, 2019; L EGAL, Malerei in der Galerie Ruttkowski;68, 2018; DRAWINGS TO CRY FOR, Salon Verlag, 2016; Monografie in Kunstforum International Bd. 235, 2016; FÜRS ALL GENUG, Wandmalereien, Städtische Galerie Wolfsburg, Distanz Verlag, 2015; Interventionen, Bilder und Wandmalereien u. a. im Kunstverein Ruhr, Essen 2020, in der Kunsthalle und im ehemaligen Capitol-Theater in Düsseldorf, 2016, FLIEHENDE WERTE im Museum Morsbroich, Leverkusen 2016-2017, Benjamin Franklin Village und Port25, Mannheim 2016-2017.
Künstlerbuch YOU – Vorzugsausgabe inklusive Motiv A NEBELKUSS, 44,5 x 31,5 cm, lichtechter Print auf Aluminium
Mark Peppers Hornissen schwärmen in unterschiedlichen Größen und Formaten aus, um an den unterschiedlichsten Orten der Perisphere zu landen, in diesem und im letzten Jahr waren das Düsseldorf und Viersen.
Und weil wir auf Grund der ungewissen Lockdownsituation nicht einfach zu ihnen können, kommen sie zu uns:
Mark Pepper zeichnet exklusiv für Euch und Euer Zuhause eine ganz besondere Serie – zu bestellen bei uns hier im Shop.
Aber vorher gibts hier das kurze Interview in Wort und Bild.
FK: biene, wespe, hummel und hornisse, diese tierearten gehören ja irgendwie zusammen. warum hast du dich für die hornisse entschieden?
MP: Man könnte meinen es wären Hornissen, sind es aber nicht. In Wahrheit sind es Mischwesen, die so nur von uns Menschen erschaffen werden können. Sie dienen unserem Gemeinwohl.
FK: welches format haben eigentlich diese großen arbeiten, die wir hier auf DER GROSSEN im kunstpalast sehen?
MP: 152 x 202 cm
FK: sind die großen bilder derzeit noch zu haben? falls ja wo?
MP: die werden auf persönlicher Nachfrage in der entsprechenden Grösse gefertigt!
FK: schon mal überlegt eine serie mit den hummeln zu machen?
MP: Nein!
FK: die bilder waren auf einigen ausstellungen zu sehen in den letzten beiden jahren, welche waren das und welche bilder waren wo?
MP: In der Städtische Galerie im Park Viersen, 2020 und im
Museum Kunstpalast – „Die Grosse“ Kunstausstellung, 2019.
FK: was war das noch mal für eine show in viersen? wer hat die kuratiert?
MP: Kuratiert von Jutta Pitzen mehr Infos gibts bei der Rheinischen Post.
FK: ganz kurz zu den formaten. in welchen größen und auflagen gibt sie?
MP: In allen Dir erdenklichen Formaten, Größen und Auflagen.
FK: aber alle bilder werden von dir handgemalt quasi seriell handkopiert. richtig?
MP: Für Perisphere zeichne ich gerade eine Edition von 5 unterschiedlichen Hornissen mit einer Auflage von jeweils 15 Stück. Jede handgemalt, als Original. Die Größe beträgt 27,5 x 37,5 cm.
FK: lieferst du mit oder ohne rahmen aus?
MP: Immer mit.
FK: Mark, danke dir für deine zeit und schön dass du dabei bist!
Mehr Informationen zu Mark Pepper und seiner umfangreichen Arbeit findet Ihr auf seiner Webseite.
‚thewrong.org is the worlds most net art biennale of the world. it consists of a planet scale digital swarm of webpages, shows and various exhibition formats contextualizing digital issues in a serious and playful way.‘
Es mag sein, dass man das in der alten Kunstwelt anders sieht aber Fakt ist, THE WRONG ist die derzeit wohl wichtigste Biennale der Welt. Über 1000 KünstlerInnen, KuratorInnen und ProgrammierInnen arbeiten simultan, heterogen, dezentral und ohne Hierarchien dafür aber offen vernetzt gemeinsam an einem globalen Projekt zusammen.
Am Ende kommt ein anarchistisches über den gesamten Globus verteiltes internationales Rhizom aus dutzenden von Webseiten, Events und Shows zusammen, jede für sich oftmals ein eigenständiges Kunstwerk, gemeinsam zugänglich gemacht und versammelt auf der Webseite der Biennale, im Schwarm kommuniziert über das Netz und die sozialen Netzwerke. Und – diese eitle Anmerkung sei mir an dieser Stelle bitte erlaubt und verziehn – ich bin wirklich Stolz darauf dem Beirat dieses großartigen Projekts angehören dürfen.
An die erste Begegnung mit Marco Biermann und Tomas Kleiner erinnere ich mich heute noch. Beim Rundgang durch die Akademie, es muss 2014 oder 2015 gewesen sein, mein Sohn konnte schon laufen war aber noch klein, trafen wir auf eine Performance der beiden im Treppenaufgang der Akademie. Biermann und Kleiner liefen die Treppen auf und ab und wechselten am Ende der Stufen jeweils die Kleider mit einander. Das war lustig und schön an zu schauen, dem damals Jüngsten gefiel es gut, er war fasziniert von dem Schauspiel das sich ihm so gar nicht erschloss und auch bei mir hat es sich fest eingeprägt.
Um so schöner, dass die beiden sich nun Jahre später bei diesem Blog mal wieder melden, um von ihrer neuesten Aktion zu berichten, die nicht minder schön ist, nein im Gegenteil sogar.
Das letzte piece, das um welches es hier geht, ist filigran und monumental zu gleich, sensibel und zerbrechlich aber eben auch äußerst gelassen und entspaant. Es ist performative Kunst in bester Tradition der Situationisten, was mir natürlich äußerst gut gefällt, und wohl auch etwas, das zu selten geworden ist in der aufgepeitschten und zunehmend radikalisierten Metamoderne.
Aber ich will hier gar nicht all zu viel verraten, denn lest doch bitte einfach selber was die Beiden zu erzählen haben. Den Einstieg machen wir mit einem Augenzeugenbericht von Robert Fleck, dem ehemaliger Intendant der Bundeskunsthalle Bonn, Professor an der Kunstakedemie Düsseldorf und Leiter der Akademie Galerie Düsseldorf.
„Medusa : floating body‘ – Augenzeugenbericht, Robert Fleck
Am letzten Tag der Ausstellung „Polke und die Folgen. Neuerwerbungen I. Absolventen 1965-2018“ in der Akademie-Galerie / Die Neue Sammlung der Kunstakademie Düsseldorf legte sich um 8 Uhr Morgen Marco Biermann am linken Rheinufer an der Kniebrücke auf das Floss, das er im gemeinsamen ‚Atelier in der Ausstellung‘ mit Tomas Kleiner konzipiert hatte. Er paddelte mit den Armen in die Strömung des Rhein, um sich anschließend bis zum Einbruch der Dunkelheit – abwechselnd mit Tomas Kleiner, der zu Beginn in einem der beiden Begleitboote der Deutschen Wasserrettung Platz genommen hatte – auf dem Wasser des Rhein treiben zu lassen.
Bei der Abfahrt waren nur zwei externe Gäste zugegen, Tomas Kleiners Freundin und der Autor dieser Zeilen. Sehr bewusst fand die Performance ohne Publikum und Presse statt.
Als der Künstler die Hauptströmung des Rhein erreicht hatte, fand er sich mit seinem Floß in ein schwereloses Gleiten versetzt, dem potentielle Unendlichkeit eignete. Sein Verschwinden am Horizont rief die Erinnerung an das berühmte Foto von Bas Jan Ader bei der Abreise im Segelboot von
der niederländischen Küste ohne Zielpunkt wach. Das angesichts der Wasserfläche des Rhein und der Größe der Fracht- und Passagierschiffe auf dem Rhein winzige rote Floß mit dem Künstler erschien zugleich als Synonym für den Eigenwillen und die Selbstbehauptung der Kunst angesichts
von Zivilisation und Natur.
Beide Künstler trugen professionelle Sicherheitsschwimmwesten, wie auch Joseph Beuys bei seiner Rheinüberquerung im Einbaumboot nach seiner Entlassung aus der Kunstakademie Düsseldorf 1972.
Text: Robert Fleck
Die aktuelle Show von Alex Nowak im Parkhaus im Malkasten ist leider vergangenes Wochenende schon zu Ende gegangen. Ich habe mich im Nachgang noch mal ganz kurz mit ihm über seine Arbeit unterhalten.
p: Alex bitte ganz kurz vorab zu Dir, wie ist dein Werdegang?
AN: Ich habe einen Bacheor in Philosophie/Kunstgeschichte an der HHU gemacht. Ich habe an der Kunstakademie Düsseldorf von 2011-2017 Freie Kunst (Malerei und Skulptur) studiert. Ein Semester war ich am Royal College of Art in London. Meine Professoren an der Akademie waren Andreas Schulze und Rebecca Warren.
Continue reading „Alex Nowak – Animal Dictionary im Parkhaus“
Wie ist die Welt wenn wir die Augen schließen oder einmal ganz wo anders hinschauen? Und was hat das mit Schulbrot und Kita zu tun? (K)eine Antwort gibt’s hier.
Über so umfangreiche und komplexe Projekte wie das hier soll man ja – sofern man denn überhaupt was darüber sagen kann – eigentlich nur schreiben, wenn im Original gesehen. Ich falle damit also eigentlich erstmal aus, gleichwohl mich schon interessiert was da im Weltkunstzimmer derzeit aufgebaut ist. Am Trigger würde es also nicht scheitern. Nur zeitlich hat es dafür bei mir eben leider bisher einfach nicht gereicht.
Einschulung, Herbstferien, Kindergarten und eine weitere, nun aber sicher auch letzte Geburt haben unseren Alltag einmal mehr ganz schön durch einander gewirbelt.
Und so war es dann wohl eben auch mal bissi ruhiger in der Perisphere die letzten Wochen und Monate, über diesen wirklich wunderbaren, fast endlos erscheinenden Sommer weg. Der Schrebergarten war tagsüber Ort der Wahl und Nachts wollte der Windelwechsel im Halbschlaf wieder gelernt werden. Sprich der Fokus hatte sich einmal mehr verschoben die letzten Wochen und Monate. Noch weiter weg vom Streben nach der sexygeilen internationalen Kunstkarriere hinzu zum Alltag zwischen Schulbrot schmieren und Kita.
Nesha Nikolics ‚Carians Ceremony‘ im Goethe Zimmer des Malkasten, Düsseldorf
am Dienstag den 3. Juli 2018 gegen 21 Uhr
fk: was war das für eine zeremonie und worum ging es?
nn: Es war eine Zeremonie der Verbundenheit. Dieses urige Gefühl der Zugehörigkeit wurde erzeugt.
fk: was bedeutet carians?
nn: Carians sind Alien Wesen die dieses Universum und das dualistische Spiel in dem wir leben auf uns unvorstellbare art „betreuen“.
Wir laufen den Metamarathon dann ab Morgen Abend im NRW-Forum Düsseldorf für 42 Stunden Nonstop.
Zum Auftakt um 23 Uhr erzähle ich Euch was über die Lust am FULL BODY TOTAL LOGIN und der daraus folgenden Konsequenz ONLY THE BOTS KNOW THE TRUTH.
Alle Infos unter https://www.metamarathon.net/
VDR presents Mark Pepper:
BOOM
THEY WILL BECOMING – NICE AND NEW AND „SMART!“
vom 14.04.2018 bis zum 31.04.2018 im:
VDR – Verdichtung des Realen | Klosterstraße 56 | Toreinfahrt links | 40211 Düsseldorf
Continue reading „Mark Pepper THEY WILL BECOMING – NICE AND NEW AND SMART!“
Erinnerung ist für Sebastian Fritzsch Antriebfeder und Essenz seiner künstlerischen Produktivität. Erinnerung als Bildspeicher, Erinnerung als objekthafte Manifestation, Erinnerung als auratische Be- und Durchsetzung, sind wiederholte Motive seiner Arbeitsweise, die sich in einem mannigfaltigen Werkrepertoire ästhetisch verarbeitet vorfinden lassen. Die in der Ausstellung gezeigten Werke reichen von fotografischen Experimenten, über Tuschezeichnungen zu installativen sowie plastischen Werken und sind aus dem autobiographischen Kontext des Künstlers entstanden. Zentrales Ausstellungswerk ist die fragile Konstruktion eines Etagendoppelbettes aus angebrannten Holzleisten, welches seiner Tragfähigkeit durch die Materialbearbeitung beraubt wurde. Vereinzelt an den vertikalen Streben des Bettes liegen, zunächst unscheinbar, schwarz glasierte Keramiken in Form von überdimensionierten Insektenkokons auf. Der Kokon als natürliches Schutzgehäuse für die Entstehung von Leben und Metamorphose kann als Leitbild für die Bettkonstruktion gelesen werden, als Rückzugs- und Ruheort, Ort des Intimen, des Urvertrauens sowie Zwischenmenschlichen und der größtmöglichen Verletzbarkeit. Fritzsch Doppelstockbett kreiert inmitten der Wohnung mittels materieller Qualitäten und Lichtinszenierung eine beklemmende Atmosphäre, die den gesamten Raum durchdringt und die Erwartungen verkehrt und kippt. Die am Boden platzierten Keramiken scheinen durch die schwarze Farbgebung und gereihte Position eher zum leblosen Gegenstand einer Untersuchung zu werden. Continue reading „Sebastian Fritzsch zu Gast in der Wohnung – Finissage am 03.03.18“
Düsseldorf, Donnerstag 28.12.2017
Die Mutternflüsterer machen 5 stunden brüll Performance in Privat Wg (die vorerst geheim bleiben will)
Die ganze Wohnung ist voll mit Motorrauch der aus dem selbstgerechten Moped schießt
man kann sich kaum unterhalten so laut ist das unerbittliche Motorgeräusch wie auch das rumgebrülle der Jungs im „Werner Akzent“:
„Nach fest kommt ab!“
„Das muss drücke im Gesicht“
insgesamt werden noch vor 21 Uhr vier kästen Bier geleert
Als Abschluss wird ein dreiteiliger contest veranstaltet um neue Mitglieder für die coole biker Gang zu generieren
Permanent hinterlassen wir auf den Festplatten der digitalen Archive die Spuren unseres Lebens. Suchmaschinen konzentrieren diese und halten sie kompakt und zugriffsbereit für Andere vor. Über die zeitgenössischen Netzwerke verknüpfen wir uns mit denen, die uns auf unserem Lebensweg begegnen und folgen ihnen weit über den Zeitpunkt der eigentliche Begegnung hinaus.
Was dem Pre-Internet Menschen noch möglich war, nämlich das verlassen sozialer Strukturen und Lebensräume, die Flucht vor der Vergangenheit und damit auch die Möglichkeit zum Neuanfang, wird für den Post-Internet-Menschen unserer Tage zunehmend schwieriger. Wir bleiben und stehen in permanentem öffentlichen Kontakt mit uns, den Anderen und dem was wir früher waren.
Über das Netz entstehen Verbindungen, wo zuvor keine waren und es werden Sphären verknüpft, welche früher räumlich getrennt existierten. Information und Kommunikation sind derzeit so mobil wie selten zuvor. Gleichzeitig ist der Zugriff auf das gespeicherte und über die Netzwerke verbundene Wissen vergleichsweise trivial und schnell zu erledigen. Informationen, welche zuvor entweder gar nicht oder räumlich getrennt archiviert waren, liegen nur wenige Klicks voneinander entfernt vor.
Speichern und Publizieren von Momenten und diskreten Lebenszuständen ist Alltagshandlung geworden und gewinnt für die Konstruktion unserer Wirklichkeiten und der Entwicklung unser aller Historie immer weiter an Bedeutung. Permanente Formalisierung and Serialisierung analoger Prozesse sind ein elementarer Effekt der Digitalisierung der Welt.
Mit einem kurzen Tastendruck speichern wir unsere Lebensereignisse in Form von audiovisuellen Dokumenten, und zwängen sie in die jeweils dafür vorgesehenen Formate und Speicherstrukturen. Die Rauminstallation ‚ctrl-s in der Galerie am Meer, Düsseldorf‚ rückt diese Strukturen als zentrales Element metamoderner Wirklichkeitskonstruktion in den Fokus der Betrachtung.
Florian Kuhlmann
Düsseldorf, 02.10.2015
„Skulpturen, die nicht sichtbar sind, weil sie Konstrukte auf Internetseiten bleiben. Ganze Archive voller Arbeiten, die nie jemand sehen wird. Homepages, für alle Ewigkeiten ins Dead End des Internet verlegt. Was wir umkreisen, ist eine Kulturproduktion, die beides vermeiden möchte. Kultur und Produktion. Es entstehen Arbeiten, die sich immer wieder am Rand der eigenen Praxis aufhalten, vom Werkbegriff abstoßen oder ihn vermeiden. Es wird eine Produktionsweise evident, die den totalen Kollaps, den freien Fall immer als begehbare Randzone ins Werk setzt.“
„CONTEXT BABY!“ schrie sie mir ohne Vorwarnung ins eh schon halbtaube, vom Tinitus geplagte Ohr. Ich zuckte ganz natürlich sofort zusammen.
„CON! TEXT! BÄY! BIE!!!!“ schrie sie mich erneut an. Diesmal frontal von vorne mitten ins Gesicht. Wie immer in solchen Situationen checkte ich – ganz souverän metamodern – gar nix. Klar war da so ein Gefühl, vielleicht eine Ahnung davon was sie sagen wollte, auch gab es da wohl ein paar Erinnerung an eigentlich längst vergessene intensive Diskursstunden während des Studium an der KHM in Köln. Aber so richtig wollte es nicht klingeln oder klicken bei mir. Da war mittlerweile einfach viel zu viel RL mit #FamiliyIssues und #BusinessStrugle im Spiel, als dass mir solche Hinweise noch intuitiv weiter helfen konnten.
Also starrte ich sie an, nippte etwas fahrig an meiner Orangina Orange und ging langsam einige Schritte rückwärts. „Oh Käeyih,…“ formten meine Lippen, „…,du bescheuerte Kuh…“ dachte mein Kopf, während mein Gesicht versuchte dabei gefasst, lässig und irgendwie amüsiert aus zu sehen.
Was nicht gelang.
Statt dessen hatte es sich zu einer debil grotesken Grimasse verformt. Und egal was ich auch tat, den Rest des Abends blieb diese bestehen. In mir. Für mich. Zumindest.
Das war recht uncool von mir für mich und 1 klarer #megafail.
Allerdings. Und so ganz nebenbei fiel mir dadurch dann sofort wieder ein, warum ich nicht gerne auf Vernissagen gehe, noch nie gerne gegangen bin. Weder zu den Eigenen, bei denen ich mich immer beschissen fühle, noch zu den der Anderen, bei denen ich mich stets awkward und als ganz und gar nicht zugehörig empfinde.
Fremd und Anders eben.
vom 3.11. – 6.11. läuft die 1. digitale in düsseldorf. gestern abend war opening der zugehörigen show im weltkunstzimmer.
und wegen pics or it didnt happen, sind hier jetzt die pics.
Continue reading „„ splitter & amalgam “ – die 1. digitale düsseldorf“
Achtung Baby!
Ausstellung läuft noch bis zum 11.11.2016.
Continue reading „Steffen Jopp mit Klangkörper im ANTICHAMBRE“
6. mai 2016, digital3mpire: The Internet Is Present (Part 2).
Zum kommenden Freitag, Ende dieser Woche kommt The internet is present – Part2 zu uns nach Düsseldorf. Im Digital3mpire setzen wir fort, was in Frankfurt Husslehof begann. Werden wir mal sehen, ob wir das ganze Ding noch etwas weiter gedreht bekommen.
Das Line-Up der teilnehmenden KünstlerInnen ist international und in jedem Fall vielversprechend: Paul Barsch & Tilman Hornig (Gotha), Ad Minoliti (Buenos Aires), Shawné Michaelain Holloway (Paris), Art Belikov (Lithuania), Felix Breidenbach (Düsseldorf), Judith Gerke (Berlin), Nina Kettiger (Berlin), Tomasz Skibicki (Nürnberg), Yung Hurn (Wien), Igor Botur (Berlin), Katharina Zimmerhackl (Leipzig), Benedikt Weisshaupt & Sandra Weber (Amsterdam & Berlin), Benedikt Fischer (Frankfurt), VVC (Berlin, Mainz,Hamburg,..).
Da sind eine ganze Menge guter Leute dabei, die hier noch gar nicht oder viel zu wenig zu sehen waren. Kuratiert wird die Show in Düsseldorf von Sebastian Zimmerhackl (Berlin), Manuel Rossner (Shanghai) und Benedikt Fischer (Frankfurt). Texte kommen von Juliane Duft (Frankfurt) und Reese Riley (Usa).
Immer aktuelle Infos auf FB hier oder im digital3mpire hier.
Zur Einstimmung auf den kommenden Teil 2, hier noch mal die Pics von Teil 1.
Continue reading „The internet is present – to be continued…“
Knapp 6 Jahre Produktionszeit, ein gutes Dutzend Parties, 10 eigens gegründete Bands und eine mittlerweile nicht mehr zu überschauende Anzahl an Akteuren. SingleClub – der Film von Alex Wissel und Jan Bonny ist fertig und feiert nun auch Rheinland-Premier.
Am kommenden Mittwoch, 30. März 2016, ab 18:30.
Natürlich in Köln. Im Kunstverein. F***BEvent hier.
Ein guter Anlasse für ein Blitz-Q&A mit Alex Wissel via FB-Chat. 8 knackige Fragen vom Blog und dazu 8 knackige Antworten von Alex Wissel.
P: Für die wenigen die nicht wissen was der Singleclub gewesen ist: beschreibe den Singlelcub in 5 Sätzen bitte.
AW: Der Single Club befand sich unterhalb des albanischen Glücksspiellokals „Bistro Agi“ und lief von Juni 2011 bis Juni 2012. Jeden Monat gab es eine Veranstaltung die jeweils 24 Stunden ging. Künstler gestalteten jeden Monat das Interieur neu und gründeten ca 10 Bands für den Club. Die Gäste wurden darauf hingewiesen, das sie mit Eintritt das Recht am eigenen Bild verlieren. Der Club war zugleich Drehort und Kulisse für einen Film, der letztes Jahr im November Premiere hatte.
P: Singleclub 2016. Was heisst das heute für Dich?
AW :Für mich fühlt sich sowohl Club als auch Film im Nachhinein wie meine Coming of Age Geschichte an.
Continue reading „SingleClub, Der Film – Rheinlandpremiere in Köln“
Die Wahrnehmung der Wirklichkeit wurde durch Wiederaufnahme von zuvor insbesondere mit Konzeptkunst assoziierten Strategien und Theorien, durch Massenmedien und soziale Netzwerke, immer mehr auf die gegenständliche Sprache eines Kunstprojektes reduziert. Der Materialismus, die Theorie des steten Flusses und Austauschs von Materie und die damit einhergehenden ideologischen Debatten, haben ihre Allegorie in der Produktion und dem Konsum zeitgenössischer Kunst gefunden. Die stetig wachsendende Masse an Bildern, angetrieben durch Fortschritt in Technik und Kommunikation, scheint geeignet, das philosophische Versprechen eines ästhetischen Staates, regiert von der Macht der Sprache, zu erfüllen.
The Materialist Postscript greift Boris Groys Theorie eines Regimes sprachwissenschaftlicher Verbindungen, die eine gesellschaftliche Einheit zementieren, auf. Dabei betrachtet es sie vor dem Hintergrund einer zeitgenössischen Theorie der Repräsentation, in der Objekte, Zeichen und Symbole Elemente des materiellen Austausches sind.
Abstrakt kodierte Bedeutung, symbolische Avatare von Kultur und Identität, Ikonen von Sieg, Niedergang und unvollendeten Vorhaben des dialektischen Materialismus, wie auch die visuellen Codes der Welt im Sinne eines materiellen Austausches machen Überlegungen zu den grundsätzlichen Prinzipien des Einsatzes von Sprache in globalen Netzwerken erforderlich und bilden damit die Vorlage für den Materialist Postscript.
The Materialist Postscript zeigt Arbeiten, die, durch Fotografie, bewegte Bilder, Malerei und Installation, die Theorie der Sprache und Repräsentation in einer globalisierten Welt neu entwickeln.
The Materialist Postscript
15.01.2016 – 06.04.2016
Kuratiert von Intelligentsia Gallery, Peking
Mit den Künstlerinnen Jason Mena, Ju Anqi, Ren Zhitian, Xiao Xiao, Oliver Haidutschek, William Lee, Camille Ayme, Garcia Frankowski, Troyka Union (Lena Tsibizova, Olga Rodina, Anastasia Soboleva)
Galerie Philine Cremer
Ackerstraße 23
40233 Düsseldorf
Kommende Woche gehts los. Endlich! Endlich auch institutionalisierte RL-Netzkultur offline in Düsseldorf, Freitag Abends, 19 Uhr zur Primetime.
Nix für Ungut liebe Freunde des DIY und der Subkultur – außerdem eh: Off is eine Frage der Haltung. Also Off-forever! – aber das digital3mpire kann diesen Teil der Mainstream Avantgarde ja nicht allein stemmen. Sorry, da fehlen mir ganz einfach auf Dauer die Kräfte. Und darüber hinaus: Dafür gibt es die ja schließlich, die Institution, in diesem Fall das NRW-Forum. Kommende Woche also dort: Internetstadl #1 – Das lustige IRL-Fest derNetzkultur seit 2016. Und Ihr könnt auch mit dabei sein.
5 Freikarten für das Internet Cat Video Festival
Wir starten das ganze mit dem Internet Cat Video Festival. Und dazu gibt es speziell für die treuen Leserinnen und Leser dieses Blogs ein kleines Geschenk. Also zumindest dann, wenn ihr fix seit und etwas Glück habt. Denn wir verlosen 5 – im übrigen heißbegehrte – Eintrittskarten für das Internet Cat Video Festival am 19.2.
Das einzige was Ihr dazu machen müsst, ist einen Kommentar unter diesem Artikel zu verfassen. Schreibt doch irgendwas mit oder über Hund, Maus oder Katze, also passend zum Thema. Vergesst bitte die Email-Adresse nicht ins dafür vorgesehene Feld einzutragen, damit ich Euch gegebenenfalls kontaktieren kann.
Die 5 schönsten Kommentare bekommen dann eine Nachricht und die Karten an der Abendkasse hinterlegt. Also viel Spaß beim Tippen und klicken, wir sehen uns dann nächste Woche.
Aktuelle Infos und einen ganzen Haufen Cat-Content gibts übrigens im Facebook-Event, hier. Und wer Interesse an einer tiefergehenden Beschäftigung mit dem Thema hat, dem möchte ich Annekathrin Khouts Essays ‚Miau gegen Terror‚ wärmstens Empfehlen.
Leider habe ich es dieses Jahr nicht zum Rundgang geschafft. Das ist etwas Schade, weil ich das Gefühl habe, dass sich gerade was tut mit der Kunst der Stadt. Ein Kongress zur Ästhetik des Stillstands, Diskussionen über Zeitgenossenschaften und Nachdenken über neue Meister machen Mut und senden zarte Signale des inneren Um- und Aufbruchs einer rheinischen Kunstszene, die sich leider schon viel zu lange darin genügt Ruhm und Glanz vergangener Dekaden abzufeiern.
Und so wie die Welt in Bewegung kommt und sich die epochalen Umbrüche nun auch für uns hier in den Kernzonen der kapitalisierten Welt abzeichnen, so kommt dann auch Bewegung in die Strukturen der Kunst.
Es hätte mich nun interressiert, ob sich das, was ich zu sehen glaube auch in den Werken der Studentinnen und Studenten nieder schlägt. Aber die Prozesse laufen ja zum Glück unglaublich schnell und unglaublich langsam zu gleich, so dass wohl auch das nächsten mal noch genügen wird um zu sehen.
Man muss ruhiger werden. Und gelassener, in all der Hektik. Außerdem gibts hier, das Netz und verlinken soll für dieses jahr mal reichen.
Ein paar sehr schön anmutende Bilder gibts drüben bei itisnovember.wordpress.com. Und in der etwas herberen Variante bei KubaParis hier #1 und hier #2.
Beim jüngsten Sommerrundgang der Düsseldorfer Akademie sah man sich in der Klasse von Andreas Gursky von insgesamt 50 Köpfen umgeben: ein Fries aus einzelnen Porträts, Porträts ohne Gesichtszüge, mit glatten Oberflächen, ohne Münder, Nasen oder die vielgepriesenen Seelenspiegel. Einen konzeptuellen Ansatz verfolgend hatte Louisa Clement in etlichen Großstädten Europas über viele Monate hinweg Schaufensterpuppen fotografiert, Farbigkeit und Kontraste überarbeitet und jeder Aufnahme so eine eigene, individuelle Prägung verliehen.
Persönlicher Favorit der Show ist die ortsspezifische Plastik ‚Kopfskulptur auf Sockel vor eigenem Bild‘. Das Arrangement hat einen ganz eigenen charmanten, intelligenten Witz und damit die Kraft die Kunst heute braucht um sich in einer desaströsen Welt zu behaupten.
Aber seht doch bitte selbst in den grünen Spiegel.
Was dem Kölner Künstler der Ebert Platz, ist dem Düsseldorfer Kollegen der Worringer. Zwei Städte, zwei Plätze, beide unterschiedlich, beide schrecklich häßlich, und deshalb so schön.
Im Umfeld des Worringer entstehen immer wieder neue – und ihr verzeiht mir die Nutzung das überreizten Begriffs – spannende Projekte. Alex Wissel trieb dort mit dem Single Club sein Unwesen. Das legendäre Künstlerloch WP8 hält seit Jahren die Stellung, ich selber habe dort zum ersten mal mein doofes gesicht live-hin-gestreamt und selbst das Kapital, vertreten durch Frau Stoschek, konnte sich dem Charme des Ortes nicht entziehen.
Aktuell am Werk dort übrigens gerade Ulrike Möschel mit einer poetischen Text-Arbeit die zum Ort und in die Zeit passt. Dazu die Empfehlung zur Debatte in Johns facebook-Profil (Achtung link zu FB!).
Aber ich komme vom eigentlich Thema ab und will zurück zum Kern. Der eben erwähnte John, hat zwar sein trylon-Projekt eingestellt, aber erreichbar ist es noch. Deshalb hier und jetzt der Link zum Text zum aktuell wohl aufwändigsten Projekt aus dem Umfeld Worringer: Zalars W57 mit all seinen Sub-,- Teil- und Metaprojekten. Wir hatten das auch hier schon im Blog.
John hat sich vor seinem Ende, welches ja eigentlich ein Anfang ist, mit Zalar getroffen, unterhalten und verbloggt. Sein Fazit daraus „Ausblick und Prognose am Ende des Kunstjahres 2015 in Düsseldorf: Was seit einem Jahr um den Worringer Platz gährt und rumort, könnte bald explodieren. Wird 2016 das Jahr von Zalar?
IT IS the new place to be for artists, collectors, creatives and new style enthusiats with hot open minds in Düsseldorf: Kunst&Denker is a cosy but elegant gallery space in a backyard of Unterbilk, one of my favorit parts of our Dorf. If you are around, don forget to make a short stop @ Florastrasse 75.
I alread liked opening. Thanx for the Show to all. Looking forward for more.
Good to have this new player in town. This is not Berlin, this is Rhineland and we do not sleep here also.
The pics created by Tim were obviously also very well, made with advanced skills, open eyes and much avantgard technology high end power. 3d, 3d-glasses, 3d-prints, augemented apps and sophisticated pictures, made with happy fingers and delivered with the berresheim-style.
its defintely worth seeing it as originals at galleryspace.
if you are to far a way. no prob, looking pictures here is also fine. klick. bookmark webpage, online shop will open soon.
cool editions made by finest artists, will be send directly to you with much love by mr kunst and mrs denker.
Continue reading „Kunst & Denker Contemporary opening with Tim Berresheims „Happy Fingers“
Exploit & Disappear (we just stole it from the internet) at digital3mpire –
Friday, 30th. Octobre 2015
Tanja Ritterbex (NL, de Ateliers) and Isabella Fürnkäs (DE/F, Kunstakademie Düsseldorf) contrast preposterous self-made mobile phone videos with found internet-footage resulting in a non-static, perpetual collage. The result was a multichannel video installation, that was translated into a printed fabric sheet which covers a bed in the centre of the room. A performance by Isreal Aten took place on the same bed.
Exploit & Disappear (we just stole it from the internet) was part of “The Wrong – New Digital Art Biennale” which started officially at 1st November 2015.
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Before we start, a short comment to the pics which have all been done by Carsten Heisterkamp, who just did it at W57/Galerie am Meer too – pics of his show are at our bros and sis of trylon. yeah. muddgoo. whoop whoop!
And now here you can see, Roberto Cuellar just did it. He really really did it and started the thing whith builidng this objects of great style and pop. german speaking reader can read the nex textpart. all other, have to watch pics and try to get it, through visual cortex – thats ok too.
„Roberto Cuellar führt verschiedenste architektonische Elemente zu raumgreifenden Monumentalobjekten zusammen, die durch die Verwendung von transparenten Materialien und dem Element des Lichts ihre Leichtigkeit nicht einbüßen. Auffallend ist ihre Farbigkeit und Materialität, die an die Ästhetik vergangener Zeiten, vor Allem die der ersten Videospiele und die der Lichtinstallationen der ZERO-Bewegung, erinnert. Cuellar bleibt jedoch nicht in der Retrospektive stehen, gerade in der Kombination aus diesen beiden ästhetischen Richtungen verhilft er ihnen zu neuem Glanz. Er geht mit ihnen weiter nach vorne und bindet das latente Element der Straße in seine Objekte mit ein. Die Street-Art und Skaterkultur ist omnipräsent, ist aber nicht mit szenetypischen Emblemen überfrachtet und wird in einer glänzenden und galerietauglichen Form präsentiert. Tief verankert in Cuellars Schaffen ist seine eigene Biografie, die seine Objekte in schreinartige Gebilde verwandelt.“
And now enoght context text. Go. Watch and see show.
You can see show SCHEIN from 30.10. to 27.11.15 at W57, Worringer Straße 57, Düsseldorf.
Surfing on local internet i discoverd good looking pics on website of sies+höke. grabed it down to harddiskstorage for later posting.
… later is now.
show has modern style, fresh and young looking images and things, combined with slick looking contemporary attitude. thats the way we wanna see dis arty shit. thanx to all who spend energy and time into making show. most work was done by Ketuta Alexi-Meskhishvili, Radamés Juni Figueroa, Sayre Gomez, Van Hanos, Daniel Keller, Jack Lavender, Rose Marcus, Travess Smalley and Philipp Timischl.
all pics from website. thank you sies+höke for sharing the copy etc.
last week i was visiting galerie conrads for a public talk about digital issues, internet-stuff und artgaleries. first i was little bit annoyed from the slightly boring discussion. but later i recognized that it was great fortune and i received a rare gift: some time for contemplation in front of an artwork. so i was sitting almost two hours in front of two pieces from Brigitte Waldachs current show at galerie.
when i remember correctly, i never spend so much time in front of an artwork – and to be honest guys, who does this today if he doesnt own it?
2 hours! thats almost eternity for someone like me, who is used to scan tons of artwork mixed with other great pics while scrolling over the endless tumblrs and instagrams of internet.
but after a while in front of the these pics, artwork started to affect me and left an impression in my mind, which was still present the next day. perhaps Helga Weckop-Conrads isnt so wrong about this orgiginal-thing as i thought at the first moment?
anyway. i contacted her over f***book and asked for some pics and she kindly complied with my request.
thanx for the pics, mrs Weckop-Conrads.
here we go.
Brigitte Waldach „Welt“
04 September – 24 October 2015
http://www.galerieconrads.de
coming out of my dojo last thursday after good training i stumbled upon BETWEEN ARRIVAL & DEPARTURE, a very cool and tiny projectspace run by stefanie seidel. she is doing good job in a special space in an exciting area of düsseldorf.
curator decided to make cooporation with THE VANITY EAST gallery form L.A. and show work form Lisa Lapinski and Anna Helm. whole presentation and artwork was very dry and definetly contemporary hot.
i quickly decided to make some pictures with cam from smartphone for the blog. so you can see it here too now.
girls have done good and easy job. go further, girls! stay cool and casual.
good luck and thnx for the show!
LISA LAPINSKI • ANNA HELM
DOG ETIKIT
in collaboration with THE VANITY EAST, Los Angeles
Opening: September 24, 2015, 7-9 pm
Adersstraße 78, 40215 Düsseldorf, Germany
Düsseldorf based artist Johannes Bendzulla did it again, this time at www.parkhaus-duesseldorf.com.
it seems hard but in fact is easy because he is very professional and loves his job. thats the well know secret of this busy man. we all know and love this way! i guess its better to stay in toch, so please dont forget to visit the mentioned tumblr – follow him and stay connected to the success.
this is the international way! why dont you just follow?
Continue reading „This man loves his job (and the job loves him)“
Waste your life. NOW! Internet4life is coming to town. rhineland also good for startup and more digital now. very happy to see and. many thanx to artist-designer-curator-enterpreneur-writer-bookpublisher Tomas Artur Spallek for creating, organizing and curation !!1!1!!!! we are very curious to see show. lets meet all of N00bs and Pros there. make RL_CHAT please!
D’ont forget to bring your laptop!
of course there is facebook event on internet.
https://www.facebook.com/events/812248812205452/
updates all there. read it and be happy for now. but please also come into kunsthalle-meatspace. lets be real! there.
join the show and artyfartparty with internet. this is internet-club rhineland.
& dont forget to emoj please.
In the last 25 years the internet has become the most relevant medium to extend the possibilities of communication. It is the most important tool for navigating through social constructions and the reality of culture and society. In the last years we have focused our attention increasingly on digital devices. To understand the changes in everyday life, culture, and society we created a project that is based on Kenneth Goldsmith’s course: Wasting time on the Internet. Through his method the artists get to a subconscious state of mind, that enables them to split their attention on the web and to achieve a consciousness that reflects the conditions they encounter in today’s Internet
WTi 2.0
www.internet4.life
Kunsthalle Düsseldorf
30 June 2015 | 7 pm – 10 pm
Aftershow Party
Salon des Amateurs | 10 pm
Continue reading „WTI 2.0 @ Kunsthalle Düsseldorf“
Darknets und ein Paket an Mr. Assange
Die !Mediengruppe Bitnik im Gespräch mit Sabine Maria Schmidt
„Wir sind überzeugt, dass es eine Aufgabe der Kunst ist, Ränder auszuleuchten und zeitgenössische, gesellschaftliche Fragen zu thematisieren.“
Seit über zehn Jahren agieren die Künstler der !Mediengruppe Bitnik an den Schnittstellen sichtbarer und unsichtbarer Räume und folgen den Strukturen und Spuren, die eine fortschreitende Überwachung hinterlässt. Im Ruhrgebiet war die Künstlergruppe 2010 im Rahmen des Projektes „Hacking the City“ präsent, zapfte öffentliche Überwachungskameras an und speiste diesen die Aufforderung zum Schachspiel zu.
Mit ihren jüngsten Aktionen haben die Künstler internationale Aufmerksamkeit und Diskussion erregt. So programmierten sie für ihre Einzelausstellung in St. Gallen eine Software (Bot), die automatisierte Einkäufe erledigte. Die algorithmisch erworbenen, zum Teil illegalen Waren wurden aus der Ausstellung beschlagnahmt und warfen damit grundlegende Fragen zur Debatte um Künstliche Intelligenz auf.
2013 sandte die „!Mediengruppe Bitnik“ ein Postpaket an den Wikileaks-Gründer Julian Assange in die ecuadorianische Botschaft, das den eigenen Postweg mittels einer im Paket installierten Kamera dokumentierte. Das Paket an den in Bahrain inhaftierten Menschenrechtsverteidiger Nabeel Rajab hingegen wurde am Flughafen in Dubai abgefangen.
WELTKUNSTZIMMER in Düsseldorf
The latest issue of Editions was inspired by the preponderance of “local” movements—particularly in food and craft culture. We so often hear this heart-warming, feel good idea that local is somehow better, more sustainable—and we’re not arguing. We do love a good organic, locally grown and prepared kale smoothie. But it made us wonder how the idea of “local” fit into the contemporary art world—a “world” so commonly prefaced with the epithet “global.”
via Welcome to Local | Andrea Alessi @ artslant
LOCAL Table of Contents:
Lost in the Local | James Pepper Kelly
Bottling Local | Edo Dijksterhuis
The Place of the Museum | Joel Kuennen
New York State of Grind | Darren Jones
We Are All Synecdoches | Himali Singh Soin
Relocating Home | Nicole Rodriguez
FINALE .htaccess
Donnerstag 23.04.2015 19 -22 Uhr
https://www.facebook.com/events/1582500188684569/
#;TLDR
.htaccess – Eine Ausstellung vom 06.03.2015 – 24.04.2015 mit post- und prädigitalen Werken im #digital3mpire in Düsseldorf Friedrichstadt. Mit Giulia Bowinkel & Friedemann Banz, Olia Lialina und Timothy Shearer featuring Nikolas Müller.
http://www.artblogcologne.com/besprechung-htaccess/
Finale .htaccess
Donnerstag 23.04.2015 * 19 – 22 Uhr
#digital3mpireKirchfeldstraße 112
40215 Düsseldorf
‚ARE YOU SERIES?‘ is a massive multi-image groupshow at the Sammlung Philara. The show presents a huge amount of works by students of the academy of media arts cologne, organized by Professor Johannes Wohnseifer. 153 artpieces from 27 young artists filled the walls of the space completely and offered a visual bufferoverflow to the audience.
The show is running until 10th may 2015.
Go and get it!
Continue reading „ARE YOU SERIES? at Sammlung Philara“
;tldr – Eine Show am 06.03.2015 mit post- und postpostdigitalen Werken von Giulia Bowinkel & Friedemann Banz, Olia Lialina und Timothy Shearer featuring Nikolas Müller zu Immersion und Information in Düsseldorf Friedrichstadt.
Frederica Miller hat eine Rezension zu .htaccess bei artblogcologne.com geschrieben und auf der Webseite des #digital3mpire gibt es die Dokumentation der Show.
Der Computer des Jahres 2015 ist ein gefrässiges Ding. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte hat er sich vom exklusiven Militärapparat hin zum omnipräsenten Massenphänomen und Alltags-Gadget entwickelt. Die ehemals hausgroßen Rechner haben sich in immer kleiner werdende Geräte verwandelt, welche sich mit atemberaubender Geschwindigkeit minimalinversiv in unser aller Leben implementieren. Der Computer, das Netz, die damit verbundenen Devices und die zugehörigen Interfaces prägen unsere Kultur und unser Denken wie nur wenig andere Entwicklungen der Gegenwart und Vergangenheit. Treibstoff, Erzeugnis und Abfall der damit verbundenen psychosozialen Prozesse ist die Information. Sie ist die allgegenwärtige Droge unserer Zeit nach der immer größere Teile der Bevölkerung gieren wie der Junkie nach dem nächsten Schuss.
Ort: Aula der Kunstakademie Düsseldorf
Datum und Zeit: 08. März 2015, 14:00 Uhr
Es ist immer der gleiche Foo, da führt man ein Leben in einem der wohl reichsten Länder des Planeten in dem angeblich alles-so-Yeah-Wachstum ist, und trotzdem hat man viel zu wenig Zeit und Ressourcen für das Schöne, das Wichtige und das Nutzlose. Die Ästhetik kommt nach wie vor zu kurz in der Welt der Hochleistungsdichter und Denker.
Aber was soll das Palaver? Es ist nun mal wie es ist und so schlimm wie wo anders ist es hier zum Glück lange nicht. Denn wenn schon nicht den Reichtum, so haben wir immer noch den Frieden. Drücken wir also bitte mal alle gemeinsam feste die Daumen, dass es auch so bleibt und drücken wir noch fester die Daumen, dass das Paradigma des Friedens schon bald wieder den derzeit global brutal agierenden Imperialismus als politisches Leitbild verdrängt. Egal wie naiv das nun klingen mag, träumen ist und bleibt erlaubt, und mir hat auch noch keiner schlüssig beweisen können, dass all das hier kein Traum sei. Die Jetztzeit ist real, der Rest immer nur in Form von Spuren der Vergangenheit und Spekulationen über die Zukunft wahrnehmbar. Doch es gilt das universelle Gesetz, selbst nach dunkelster Scheisse kommt immer wieder Sonnenschein. Und das Beuyssche Reagen statt Sonne ist auch Heute noch nicht das Schlechteste für uns – und gut für mich, weil ich darüber nämlich gerade noch so den narrativen Dreh zum eigentlichen Thema hin bekommen: Rundgang Kunstakademie 2015.
Aber man möge bitte die Politik und den Frieden auch dort nicht vergessen, auch nicht im Kontext der Künste. Dort schon mal gar nicht, denn für diese ist traditionell wenig Platz in Armut und im Bombenhagel. Und ein Flanieren durch die Gänge der Düsseldorfer Akademie macht um ein vielfaches mehr Freude wenn es nicht durch den Fluglärm von Düsenjets und Kampfhubschraubern begleitet wird. Wir Düsseldorfer bekamen erst kürzlich zur Dügida-Demo eine Vorstellung davon, was es heißt wenn über Stunden ein solches Fluggerät lautstark über der Stadt steht. Ein seltsames Gefühl.
Genießen wir also die Jetztzeit, versuchen wir nett zu einander zu sein und konsumieren wir einfach mal einen I-BigMac weniger, dann wird auch das mit den knappen Ressourcen auf dieser Welt nicht ganz so eng. Bleiben wir im Gespräch und halten wie Augen, Ohren und Geist offen, suchen wir das Neue und beschäftigen uns mit diesem, die Künste sind nicht der schlechteste Ort dafür.
Mein Fazit zur Kunst auf dem Rundgang im übrigen, ich fands trotz der Masse ganz Ok. Sicherlich auch weil ich nach ganz speziellen Leuten mit ganz speziellen Ansätzen gesucht habe, und nicht mit den Erwartung an Ahhs und Ohhs in die Akademie kam, wie diese Kunstfreunde aus Aachen. Mal ganz abgesehen davon, dass ich mit dem Objektfetisch der Kunst eh nicht viel Anfangen kann und mich die Prozesse schon immer mehr interessiert haben, verstehe ich die Werke in einer solchen Gruppenshow als Medium und Botschaft einzelner Personen, und eben nicht als finale Objekte die kontextlos funktionieren müssen – was ja eh nicht ginge.
Wenn man dann nun also selber eine Idee davon im Gepäck hat was man will und wie die ganze Sache zu laufen hat, und damit auch eine Ahnung davon mit bringt nach welchen Signalen man ausschau halten muss, weil man hofft, dass die Sender der Signalen die eigenen Vorstellungen und Sichtweisen eventuell teilen oder bereichern, dann bleibt die Enttäuschung auch aus.
Persönlich hatte ich aber eher den Eindruck – und diese kleine Gehässigkeit sei mir an dieser Stelle erlaubt – dass weite Teile der Publikumsmassen, die sich so leicht dumpf und bräsig durch die Gänge schoben, eigentlich keiner eigenen Ideen oder Vorstellung folgten. Sondern im Gegenteil, dass man etwas Fertiges, Sinnhaftes, aber Konsumierbares von den Künstlern vorgesetzt bekommen wollten, um damit die eigene Leere aufzufüllen. Das wäre allerdings eine Haltung mit der man an einem solchen Ort natürlich nur Scheitern kann. Dann eben doch lieber zu Hause vor der Glotze bleiben um sich dort sanft und geschmeidig das Hirn weich massieren zu lassen. Auf diese Weise bleiben einem dann auch Enttäuschungen erspart und die entsprechenden geliebten Täuschungen erhalten.
Als letzte Bemerkung dazu eventuell nun noch der Hinweis auf den Titel der internen studentischen Rundgang-Abschlussparty in der Nacht von Sonntag auf Montag. Die Studenten haben das alles wie es scheint, nämlich schon ganz gut durchschaut. Jetzt muss nur das Publikum eben folgen.
So und nun aber genug vom halbautomatischen Text.
Bühne frei für die Bilder und Feuer frei für die Signale.
Giulia Bowinkel & Friedemann Banz haben ihre neueste Arbeit im Salon installiert – die aktuellen Bilder gibts hier nach dem Klick auf F***book.
Und wir freuen uns schon auf den 6. März, wenn die beiden dann zusammen mit Timothy Shearer, Olia Liana, so wie den Jungs vom Browserbased Kollektiv aus Amsterdam im #Digital3mpire zu Gast sind.
Der Kater vom Abendtermin hängt noch ganz schön nach, und damit ist auch die Ursache, der Besuch im W57 noch deutlich präsent. Von daher muss der Post mit meinen persönlichen Highlights zum Akademie Rundgang leider noch mal etwas warten. Aber das ist auch Ok. Was ich ausgewählt habe ist hoffentlich zeitlos und auch mit etwas Abstand zum Massenevent noch aktuell. Ich bin da aber zuversichtlich.
Nun aber zurück zum Worringer Platz, dem W57 und dem was dort derzeit zusammen braut.
Gleich vorab. Der L und ich sind, wie es sich für brave Familienväter gehört, aufgebrochen bevor die Party richtig los ging, wilde Exzessbilder gibt es also hier nicht. Ich beschränke mich statt dessen auf die Bilder der Ausstellung und der Ortes die Organistor Zalar mir freundlicherweise zugesandt hatte. Was darüber hinaus gestern Nacht in den Kellern dort geschah, müsst ihr, sofern Ihr nicht da gewesen einfach selber recherchieren. Als wir gegen 0.30 Uhr zum späten Nachtmahl Richtung Izmir aufgebrochen sind, sah das aber alles schon recht viel versprechend aus, die Stimmen auf Fb klingen auf jeden Fall begeseistert und der kleine Minifloor war wirklich geil.
Eine Anekdote noch am Rande: endlich sind der N und ich uns mal begegnet, über den Aether stehen wir bereits seit einiger Zeit in Verbindung, so kam auch der Beitrag für den Blog hier zu standen. Aber es war auch mal an der Zeit sich in die Augen zu sehen. Man kann eigentlich ganz gut zusammen arbeiten so frei vernetzt und körperlos. Aber sich zwischendurch mal die Hand zu schütteln, den anderen mal kurz zu sehen, das ist auch wichtig.
Continue reading „W57 – Neues am Worringer Platz“
Wer in den vergangenen Monaten im Düsseldorfer Salon des Amateurs zum Feiern gewesen ist, mag sich beim Schwingen der Hüften einmal kurz gefragt haben, was es denn mit der Malerei auf der Rückwand an der Tanzfläche auf sich haben könnte.
Mir zumindest viel das beim letzten Besuch dort auf, wenn auch nicht beim Hüftschwung, sondern im sitzen auf der Couch. Allerdings war ich – und das muss man eventuell doch dazu sagen – recht nüchtern, Vormittags, und zum Kaffee da. Darüber hinaus hatte ich mir direkt zuvor die Tim Berresheim Show im Kunstverein angesehen, war also ästhetisch bereits ganz gut justiert. Wir dürfen annehmen, dass ein solches Setting den Blick, inklusive Gedanken für die Wandmalerei schärft und aktiviert – mehr wohl, als es Longdrinks, Bier und viele andere zeitgenössische, stimmungsaufhellende Mittel der persönlichen Wahl tun.
Wem die Malerei aber nun – in welchem Zustand auch immer – auf- und gefiel, und wer gleichzeitig nicht die Zeit oder Muße fand, der Frage der Herkunft vor Ort nachzugehen, dem sei jetzt und hier mit dem Hinweis auf das Kunstprojekt 191°S aus der epistemologischen Not geholfen.
191°S zeigt im periodischen Wechsel von 1-2 Monaten im Salon des Amateurs aktuelle Positionen regionaler und internationaler Künstler/innen. Eine 12,5 qm große Wandfläche wird Plattform für ästhetisch experimentelle und schöpferische Auseinandersetzungen und wirft so einen aktuellen Blick auf das breite Spektrum malerischen, zeichnerischen und konzeptuellen Schaffens in der zeitgenössischen Kunst.
Fotografie: Manuel Quarta
Gezeigt wurden bisher Arbeiten von Alexander Ernst Voigt, Egor Galouzo, Angela Fette, Irakli Bugiani, Luka Kurashvili, sowie Alexander Gegia. Ab dem 5. Februar sind Giulia Bowinkel & Friedemann Banz mit einer Arbeit vor Ort zu sehen.
Continue reading „191s – wechselnde Wandmalerei im Salon des Amateurs“
Ist Kunst Mode? Ist Mode Kunst? Ist Kunst Kapital? Ist Kapital Kunst?
Mal ehrlich. Wen interessieren denn so akademischen Fragen jetzt noch?
Wir haben 2014, und gehen mit großen Schritten voran. Totale Affirmation! Everything is a remix! Völliges überreizen im Crossdresser Crossover. Geil sein bis zum Wahnsinn. Jeder darf noch mal, denn jeder will jetzt auch noch mal. Bevor Schluss ist. Wir nehmen also mit was geht.
Ich finde übrigens, das geht alles sehr sehr gut zusammen und sieht auch verdammt schick aus, auch – oder gerade – weil es nicht meine Welt ist und wohl auch nie mehr recht werden wird. Denn man muss bei aller Geilheit natürlich schon wissen, was geht, was noch geht und was nie gehen wird, und dann weiß man auch ein bißchen was mal will, wo man es will und wo man es nicht will.
Beim wem aber nun das hier geht und wer das hier auch hier will, der kann eigentlich gar nicht mehr Mehr wollen.
Continue reading „Ist ist Ist in der Kunsthalle Düsseldorf?“
Irgendwas ist immer. Mal Projekt, mal Familie, mal Freunde, mal Auto, mal Pitch, mal Bürgeramt. Mal Aufregen, mal Abregen, mal Freuen, mal Schreien.
Und manchmal eben auch, eine Show.
Und weil machmal jetzt ist, wird derzeit zum Glück an einer neuen im #digital3mpire gearbeitet.
Ich freue mich wirklich sehr, dass mit Thomas Spallek, Alexander Romey, Sebastian Schmieg und Silvio Lorusso, gleich 4 richtig gute Leute mit Bezug zum Digitalen zugesagt haben.
Einer der schönen Aspekte am Organisieren einer Show ist die damit verbundene Chance, sich einmal die Zeit zu nehmen, um sich mit der Arbeit der Teilnehmer auseinander zu setzen. Nicht nur am Abend, sondern eben auch schon im Vorfeld.
Den Auftakt mache ich dazu mit Alexander Romey in Wort und Bild.
Die angesprochene Show ist übrigens am Freitag, den 12.12.2014 in unserem Galerieraum in der Kirchfeldstraß 112.
Mehr Infos dazu in Kürze dann hier und und im 3mpire.
Alexander Romey hat seit 2007 zusammen mit Thomas Spallek Kommunikationsdesign in Düsseldorf studiert, ist dann aber später an die Akademie gewechselt und dort seit 2013 in der Gursky-Klasse. Er arbeitet hauptsächlich mit Fotografie und realitätsbeschreibenden Prozessen wie 3d.
Romey dazu wie folgt:
Dabei interessiert mich wie fotografische Bilder sich heute verhalten, einerseits zueinander aber auch was sie in die Realität zurücktragen. Es ist mir wichtig in meinen Bildern zu untersuchen aus was für Bestandteilen die Fotografie heute gemacht ist und wie diese unsere Wahrnehmung verändern. Um das zu tun bediene ich mich verschiedenen fotografischen Genres und deren Eigenschaften die ich mir aneigne, in eigene Bilder übertrage und immer wieder in verschiedene Zusammenhänge stelle.
Für mich spielt dabei Photoshop sowie 3d eine grosse Rolle, da die fortschreitende Fiktionalisierung, die ihre vermeintlichen Wurzeln in der Realität hat, einen grossen Einfluss auf unsere visuelle Kultur ausübt.
In seiner Arbeit verfolgt er dabei unterschiedliche Ansätze, mal sind es inszenierte Situationen im Studio, ein ander mal angeeignetes Bildmaterial das er transformatorischen Prozessen unterzieht, aber auch komplett im Rechner konstruierte Bilder etc…
Continue reading „Alexander Romey“
Habe die Dame kürzlich erst auf der Webseite bei Max Mayer entdeckt. Stammt zwar nicht hier aus der Region, gehört aber durch Galerivertretung und zb große Ausstellung im koelnischen Kunstverein dann doch auch hier her – UND – macht tolle Arbeiten. Empfehlung an dieser Stelle ist die 4 teilige Serie popularunrest.org, die – komplett online zu sehen.
Lotta Müller, „der brennende Nikolaus“
digitale Malerei, mit Paint Gallery (Achtung Link zu Apple)
Düsseldorff, im Herbst 2014
Für all diejenigen unter Euch denen das Niveau hier im Blog seit dem Ausscheiden von Dr. Mir zu trashig wurde, hier einmal ein heißer Tip. Emmanuel hat seine Dissertation unter dem vielversprechenden Titel „Kunst Unternehmen Kunst – Die Funktion der Kunst in der postfordistischen Arbeitswelt„ im Transcript-Verlag veröffentlicht. Dort gibt es übrigens zum anfüttern auch ein 20-Seiten Abstract als PDF zum Download.
Für mich, mit dem nun 2. Kind im Haus sind 480 Seiten Hardcore wegen Zeitmangel natürlich leider nichts mehr. Aber eventuell klicken sich die jüngeren oder älteren Freundinnen und Freunde in anderen Lebensphase hier mal ihr Kontexte zusammen. Viel Vergnügen!
Emmanuel Mir
Kunst Unternehmen Kunst
Die Funktion der Kunst in der postfordistischen Arbeitswelt
08/2014, 480 Seiten, kart.
ISBN 978-3-8376-2783-1
Passender Titel zum Raum, die Show „SPACED IN“ startetet bereits am 13.11. im Gagarin. Prokjektverantwortlich für den Monolithen und die zugehörige raumbrechende Fläche sind Jan Scharrelmann und Martijn Schuppers. Ein paar Bilder mehr gibts noch auf der Webseite des Raums.
Finnissage findet am Samstag, den 22.11.2014 von 19 bis 22 Uhr statt.
Klar kannte ich Tim Berresheim vom Namen und wusste ihn wohl auch irgendwie einzuordnen. Aber erst letzte Woche wurde mir dann so richtig bewusst wie geil das Zeug von ihm ist. Die Kolleginnen-Kollegen Banz und Bowinkel waren zu Gast im Studio und machten mich freundlicherweise noch mal auf sein Schaffen aufmerksam. Danke!
Und dann fiel mir auch noch auf, der Mann ist ja gerade hier in Düsseldorf. Im Kunstverein … Nun ja. Wie schon mehrfach gesagt und geschrieben „THIS IS NOT AN ART BLOG“ und von daher darf das auch mal an einem vorüber ziehen.
Den Besuch im Kunstverein werde ich mir diesmal dennoch gönnen. Diese Bilder will ich doch real und und wirklich mit den eigenen Augen sehen – tumblr kann mich an dieser Stelle mal.
Es ist ein alter Hut und ich erzähle Euch natürlich nichts wirklich Neues, wenn ich an dieser Stelle erwähne, dass die Qualität der Dinge oftmals erst durch ihre Abwesenheit und die dadurch entstehende Lücke richtig sichtbar werden. Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Veranstaltungsreihe um die es jetzt geht eine sehr deutlich spür- und sichtbare Lücke hinterlässt.
Ich für meinen Teil mochte die WG sehr gerne, auch wenn ich wohl eher kein Stammgast war. Aber Stammgast sein, war eben auch nicht notwendig um sich dort wohl zu fühlen. Die Fluktuation, die enorme Anzahl an Gästen, aber auch die Offenheit für Themen sorgten für ein Umfeld in dem es nicht schwer war sich heimisch zu fühlen. Zwei mal durfte ich sogar selber auftreten und damit Nerdkultur in die altehrwürdigen Hallen des Malkasten tragen. Mein ehrlicher Dank an dieser Stelle noch mal an Markus und Birgit!
Jetzt ist es vorbei mit der WG und natürlich ist das irgendwie Schade. Um so besser aber, dass sich die beiden Initiatoren Markus Ambach und Birgit Jensen noch einmal hingesetzt habe, um alles das was dort über die Jahre geschehen ist, in ein dickes Buch zu packen.
Cornelia Schwabe fasst freundlicherweise im nachfolgenden Text noch einmal zusammen um was es geht und ging.
Die Kunstfilmtage finden am 1. und 2. November 2014 an elf Orten rund um den Worringer Platz in Düsseldorf statt. Alle Infos gibts auf der Webseite www.kunstfilmtage.de.
AWA BAR im studioforartisticresearch
ACKERSTRASSE 33
40233 DÜSSELDORF
Jörg Steinmann arbeitet seit vielen Jahren im und mit dem öffentlichen Raum, hier in der kalten Stadt. Schwerpunkt ist Klang und Ton, aber nicht nur. Er zeichnet sich dabei durch ruhiges, besonnenes und beharrliches Arbeiten aus. Dieser Mann hat Zeit oder was viel wichtiger ist, er nimmt sie sich. Im gegensatz zur ruhigen Person und Arbeitsweise stehen seinen Themen, in denen über die Jahre eine zunehmende Härte erkennbar wird und die hat zuweilen auch durchaus etwas brutales. In gewisser Hinsicht fungiert er damit nicht nur, aber auch, als Spiegelbild und Echo des bespielten Stadtraums.
Die Sprechperformance „Roth Electric“ fand am Dienstag der letzten Woche statt und kann nun online nachverfolgt werden. Es wurden sechs Texte von Dieter Roth vorgetragen. Einen gibt es hier als Videoclip, den Rest findet Ihr hier bei Vimeo.
Roth-Electric-1 from Jörg Steinmann on Vimeo.
Off Vendome macht Shows seit März 2013 und dabei eine gute Figur. Gelegen an einer der schönsten Straßen, in der Nähe einer der besten Plätze der kalten Stadt, zeigt man dort was man hat. Und was man dort nicht sieht, das gibts im tumblr zb hier. Mein Tip: sieht solide aus. Hingehen.
Laut WWW kommen als nächstes Sam Anderson, Lena Henke and Max Brand sowei Kyle Thurman.
Epic awesomeness und danke an alle Beteiligten. Diese Show war wirklich groß. [Edit: hier habe ich mal wieder bissi rumgerantet, das gehört hier aber nicht hin, weil irrlevant. ist deshalb gestrichen.]
Highlight war gegen Mitternacht das unfassbare, überwältigende Schleimritual in kleiner Runde. Diese ca 40 Minuten haben bei mir noch Tage später nachgewirkt, mich nachhaltig geprägt und werden mir für immer in leuchtender Erinnerung bleiben.
Mehr davon bitte. Die Welt, vor allem aber diese Stadt hier, braucht noch sehr sehr viel mehr Liebe, Kraft, Gewalt, Autonomie, Versöhnung und Schleim.
Das muss weiter gehen!
[Edit 2: unten in den Kommentaren wird auf weiteres pics von der Show hingewiesen, klickt mal rein. danke!]
Continue reading „Pranti Pranit Ragazy im Kunstraum Düsseldorf“
Ein kurzer Hinweis an Alle!
Das neue Projekt Digital3mpire geht endlich an den Start – der Name ist Programm. Konzipiert als Blog-Projekt und offene Galerie in der Düsseldorfer Friedrichstadt, will ich es als Anlaufstelle für Diejenigen etablieren, die sich, so wie ich, an den Fragestellungen rund um die Digitalisierung der Welt reiben. Ich habe das Gefühl, dass es an der Zeit für einen solchen Ort hier im Rheinland, speziell in Düsseldorf, ist und bin sehr gespannt wie sich das Ganze entwickeln wird. Mal sehen, ob es für so etwas hier überhaupt ein Publikum gibt?
Eingeladen zum dem Projekt sind Hacker, Designer, Nerds, Künstler, Aktivisten, Theoretiker, Vordenker, Verrückte, Genies, Freaks und generell Alle die das Thema anspricht.
Am 26.9.2014 geht es mit einem BYOB in der Kirchfeldstraße 112 los – wer teilnehmen möchte, kontaktiert mich thematisch passend via twitter oder schickt eine E-Mail mit kurzer Anmeldung an die Redaktion, besorgt sich einen Beamer und ist dann Abends gegen 18 Uhr hier. Wer einfach nur so Lust auf großes Bild-Geflackere und Projektionen hat, der kommt dann ab 20 Uhr dazu.
Das ist ein Bild vom ersten BYOB von 2010 – natürlich in Berlin :-).
http://www.byobworldwide.com/
http://digital3mpire.com/
Ein Ritual von Mark Pepper im VDR
Ein Dragi (umgangssprachlich auch Hau di Dragi) ist eine Performance, bei der Mark Pepper mit einem Stick auf ein Schlagzeug schlägt. In Abhängigkeit von der hierbei aufgebrachten Schlagkraft wird ein Signal beschleunigt, welches im Raum nach oben steigt. Je mehr Kraft er beim Schlag aufwendet, umso höher steigt der Ton zu Kopf. Sollte der Schlag genug Geschwindigkeit haben, löst er einen Impuls aus, der im besten Falle eine Kettenreaktion zur Folge hat.
Freitag den 29. August um 19 Uhr
im “VDR” Klosterstrasse 43,
Düsseldorf
Je länger ich auf die Bilder drauf schaue, desto mehr überlege ich ob das eventuell ein Fake oder studentischer Scherz ist? Um das aufzulösen, müsste man wohl einmal beim Absender, der PR-Agentur publiccologne.de anrufen? Andererseits ist das alles so schön gemacht, ich will da jetzt nicht enttäuscht werden, am Ende ist es doch wieder nur eine ironische Kunstaktion …
Wie auch immer. Soeben erreichte mich per E-Mail die Nachricht, dass die heute eingereichten Arbeiten für den Audi Art Award just in diesem Moment (Montag 4.8. – Nachmittags) per Cabriolet von Köln nach Düsseldorf verbracht werden.
Uns genauso soll es ja auch sein. Und natürlich niemals anders!
Denn in der Metamoderne dreht sich bekanntlich alles ums Objekt. Das ist der entscheidende Wandel, den man verinnerlichen muss, um der intelektuelle Verwirrung zumindest ein wenig Herr zu werden.
Und deshalb ist das was hier passiert absolut schlüssig. Natürlich fährt heute nicht mehr der aufgeklärte freie Mensch im Automobil durch die Kulturlandschaft – solche Späße sind langfristig überhaupt nicht mehr finanzierbar. In Zukunft sind es die Objekte und Produkte – hier in Form eines Kunstwerk – die in diesen Genuß kommen. Wer sich über so etwas ärgert, der sei beruhigt. Diese Entwicklung ist nur logisch und konsequent weiter geführt, was im Rahmen von allgegenwärtiger Effizienzsteigerung und Rationalisierungsbemühung derzeit angedacht und ausgeführt wird.
Danke für den Hinweis liebes team von Publiccologne, so etwas kann und darf hier nicht fehlen!
Vor einer Woche berichteten wir über eine Randveranstaltung der Quadriennale Düsseldorf, die „Toom-Ausstellung“, die einen gemischten Eindruck hinterlassen hatte. Erst heute kommen wir auf einen Höhepunkt des Festivals zurück, der zwar eine ganz andere Aufmerksamkeit als die üblichen Blockbuster-Shows der Quadriennale erhielt, jedoch kuratorisch makellos war. Man kann sogar ohne Übertreibung behaupten, dass das in der Altstadt verstreute Videoprogramm von Jan Wagner perfekt war.
Continue reading „Arena – ein Videoparcours durch die Düsseldorfer Altstadt“
Der Abend kann jetzt schon als das Ereignis der Düsseldorfer freien Szene – und überhaupt der Düsseldorfer Kunstszene – im Jahr 2014 gelten. Die Eröffnung der Ausstellung „Another Place / Another Space / Together“ wurde zu einem riesigen Klassentreffen der hiesigen Künstlerschaft und versammelte mehrere Hunderte auf dem Gelände des ehemaligen Toom-Marktes. Ausgelassene Stimmung, Freude über das Wiedersehen und Bier zu selbstbestimmten Preisen – selten wirkte eine Veranstaltung so verbindend wie diese. Und die Kunst?
Continue reading „„Another Place / Another Space / Together“ im Leeschenhof“
Die Ausstellung ist bereits beendet – wir waren diesmal ein wenig zu spät vor Ort. Aber wir haben doch noch ein paar Bilder der Skulpturen von Maren Maurer erhalten, so dass ihre feine Präsentation für alle Zeiten fixiert ist. Zumindest im Netz.
Dass Karl-Heinz Rummeny in seiner Funktion als Verantwortlicher des Projektes Parkhaus Malkasten überglücklich ist, versteht man allzu gut. Denn er hat bei seiner Einladung von Leni Hoffmann und Manuel Franke erneut eine glückliche Hand erwiesen und sich selbst beschenkt. Das Künstlerpaar, das zwei distinkte Arbeiten zeigt, bespielt den kleinen Raum im Park und animiert, zugleich durch Verfremdung und plastische Hervorhebung, dessen Volumen und Oberflächen.
Continue reading „Manuel Franke und Leni Hoffmann im Parkhaus Malkasten“
Eine kleine Installation von Linda Nadji, eine Mitstreiterin des Kölner Projektraums Bruch & Dallas, ist momentan in Düsseldorf zu sehen. In der verschlossenen und trotzdem relativ geräumigen Vitrine des Malkastens hat sie ein paar ornamentale Gegenstände ausgebreitet, die zwischen verstaubter Luxusdeko aus den 1950er – eine kongeniale Antwort auf das modern-elegante Foyer des Vereins – und DIY-Kunstkramm stehen. Einen Abstecher wert.
Die Dämmerung ist eine ephemere Kraft. Sie ist flüchtig, nicht fassbar und befindet sich in ständiger Veränderung. Sie ist permanenter Entzug oder permanente Anreicherung, wie Ebbe und Flut. Die Dämmerung verbindet und trennt, sie erschafft und tötet. Sie widerspricht sich, und das macht sie lebendig. In der Musik inspiriert die Dämmerung z.B. den Komponisten Charles Ives, der in seinem Stück „Central Park in the Dark“ diesen Zustand im Jahr 1906 porträtiert: Wie auf einer Parkbank im New Yorker Central Park in der fortschreitenden Dunkelheit sitzend, lauscht der Zuhörer Geräuschen aus der Natur, die sich mit denen eines unweit gelegenen Casinos, einer Ragtime-Band und anderen akustischen Zivilisationszeugnissen überlagern.
Die Performance-Praxis des Düsseldorfer Künstlers Jörg Steinmann beschäftigt sich mit partizipatorischen Motiven. In kurzen Straßeninterviews lässt er Passanten an einem bestimmten Thema teilhaben und sammelt die Antworten, um sie später in einer Straßenperformance wieder aufzuführen.
Die Sprechperformance ‚lights are low‘ unternimmt den Versuch, mit den gesammelten Kurzinterviews über die Dämmerung diesem Phänomen vorübergehend Gestalt zu verleihen.
Jörg Steinmann begleitet sich dabei akustisch mit einer iPhone-App namens ‚abcdefghijklmnopqrstuvwxyz‘ des Sprachkünstlers Jörg Piringer. Es handelt sich um einen Sprech-Editor für Einzelbuchstaben, mit denen sich gleichmäßige oder zufällige Rhythmusstrukturen generieren lassen.
Mittwoch, 26.03.2014, 18:30 Uhr, Graf-Adolf-Platz (Lichtbänke), Düsseldorf.
Moritz Fiedler und Fabian Kuntzsch sind Absolventen der Kunstakademie Düsseldorf und aktuelle Stipendiaten des dHCS Stipendiums des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen Düsseldorf. Ich habe sie, also das heißt natürlich ihre Arbeit, vor kurzem Abends in der Filmwerkstatt gesehen und es hat mir wirklich gut gefallen, wie die beiden da sehr ernst und konzentriert, minutenlang ihre Objekte auf- und abbauen.
Continue reading „Fabian Kuntzsch und Moritz Fiedler beim Auf- und Abbauen in der Filmwerkstatt“
natürlich waren wir diese jahr auch mal auf dem rundgang, und es war sogar ganz nett. man muss abstand zu den dingen dort halten und darf das nicht all zu ernst nehmen. und dann, wenn man das so zu sagen aus dem augenwinkel heraus im vorbeigehen mal kurz anschaut, dann kommen einige sachen doch ganz gut.
Irgendwas ist immer. Und irgendetwas war am Kö-Bogen. Aber wie so vieles habe ich auch dieses Ereignis irgendwie verpasst. Macht ja nix, schließlich sind wir keine Reporter, haben keinen Bildsungsauftrag und sind auch ansonsten Nichts und Niemanden verpflichtet – außer natürlich unseren Klickzahlen.
Ein Stück, drei Autoren, drei Darsteller und eine offene Handlung, bestehend aus Musik, Bewegung und Wort. Mit einem schwer beladenen Begriff wie „Echt“ als Titel, klang das Experiment im Forum Freies Theater Düsseldorf zunächst vielversprechend, erfüllte jedoch, trotz mancher unleugbaren Qualitäten, nicht alle Erwartungen. Schuld daran sind natürlich die Erwartungen. „Echt“ ist jedenfalls der Beweis, dass die schwierige Kunst der Andeutung, der Ellipse und des Offen-Lassens ein doppelschneidiges Schwert ist, scharf und gefährlich.
von Wolf Raskin
Die Bilder von Carola Ernst erschließen sich erst auf den zweiten oder dritten Blick: zunächst sieht der Betrachter sich mit scheinbar willkürlichem Chaos konfrontiert, mit Referenzen an die Tradition der expressiv abstrakten Malerei. Erst allmählich öffnet sich die Lesbarkeit eines großen assoziativen Spektrums, das erstaunlich viele, hauptsächlich figurative Aspekte beinhaltet, die ineinander verwoben sind. Mit starker Energie aufgeladen stiften die großformatigen Bilder dieser jungen Malerin (Jahrgang 1981) Verwirrung – sie lösen ein Panoptikum innerer Bilder des Betrachters aus. Dies besagt auch der Titel der Ausstellung: Trigger bedeutet Auslöser. Dieser Begriff meint nicht alleine den Schusswaffenabzug sondern wird auch in der Psychologie und Chemie angewendet.
von Saskia Zeller
„Wo geht`s denn hier zum Wackelpudding?“ Wackelpudding? An der Pforte sind sie wirklich überfordert. „Wir sind hier eine Kunstakademie und kein Süßwarenladen“, ist die Antwort. Doch „Ambrosia Officially Amazing“ ist eingeschlagen wie ein Meteorit. RTL war da, der Express, die NRZ und viele andere. Seit er im Fernsehen war, kommen auch die Massen von den Bildschirmen weg, um ihn zu bewundern. Der weltschwergewichtigste Wackelpudding der Welt hat es bis ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft und eben auch zum Rundgang der Kunstakademie Düsseldorf, Raum 009. Und was ist jetzt die Kunst?
Continue reading „Sensationell: Kunst aus Pudding bricht Rekorde!!!“
Text: Wolf Raskin; Fotos: Manuel Boden
Der Betreiber des Off-space THE BOX, Reimund Jonen hat mit dieser Ausstellung, was den Gedanken des nicht kommerziellen Ausstellungsbetriebes anbetrifft, ins Schwarze getroffen: diese Schau ist subversiv, spartenübergreifend, würdigt postum einen jungen Musiker, zeigt ausnahmslos unverkäufliche visuelle Kunst und spricht ein Publikum an, welches sonst mit bildender Kunst eher nicht in Berührung kommt.
Wäre ich Karl-Heinz Schmit (Kunstzeitung), hätte ich diesen kurzen Artikel zur Lage der Kunst im Düsseldorfer Stadtraum „Von solala bis holala“ benannt. Auf das Niveau wollen wir uns nicht einlassen. Auf einen Bericht, meinetwegen sogar auf eine kleine Debatte aber wohl.
Continue reading „Neuigkeiten aus der Düsseldorfer Kunst im öffentlichen Raum“
Bekannt durch seine ironische Malerei und die Zusammenarbeit mit Sigmar Polke, blieb Achim Duchow als Fotograf lange unentdeckt. Seit seinem Stipendiumsaufenthalt 1979-1981 nahm die Beschäftigung mit Japan bis zu seinem Tode 1993 einen großen Teil seines Fotooeuvres ein. Er hinterlässt eine Fülle an Beobachtungen, die das Land fernab von Kirschblüten-Klischee und Mystifizierung zeigen. Sein fotografischer Blick ist gekennzeichnet durch einen dokumentarischen Ansatz, der, trotz fotografischer Ausbildung, oft mit einer Schnappschussästhetik spielt.
Das neueste Projektabschnitt vom Gasthof Worringer Platz verwandelt drei Fassaden des vielbefahrenen Verkehrskontenpunkts in Kinoleinwänden. Drei Künstlerinnen haben eigens für dieses schwere Milieu kurze Animationsfilme realisiert, die sich zum Teil auf die Architektur des Projektionsfläche, zum Teil auf die gesamte urbane Situation beziehen. Die Projektionsorte bilden ein signifikantes Dreieck entlang der Hauptverkehrsachsen Karlstraße, Kölner Straße und Worringer Straße.
Das Studio Roh und das Studio for Artistic Research hatten an diesem Freitagabend eingeladen. Jeder für sich. Jede auf seiner Seite des Düsseldorfer Hauptbahnhofs. Und jeder mit sehr distinkten Programmpunkten.
Der Name „Studio“ und die Einbettung im selbstorganisierten Künstlermilieu der Stadt ist ziemlich alles, was diese Projekte verbindet. Der zeitnahe Besuch der Räume, besonders an diesem Freitag, machte klar, wie fern die Absichten und Ambitionen beider Studios voneinander stehen. Während das Studio Roh einen vorläufigen Höhepunkt in trashiger Theatralik erreichte, bemühte sich das Studio for Artistic Research um High-End-Kunst mit braven politischen Akzenten. Zwischen der effektbetonten Geisterbahn des Einen und dem einwandfreien aber steifen Professionalismus des Anderen lagen Lichtjahre der künstlerischen Strategie.
Die Paarung stimmt. Auf den ersten Blick wirkt die aktuelle Ausstellung im plan.d homogen. Formelle Verbindungen zwischen den Arbeiten von Carl Hager und von Hans Hoge werden rasch gesponnen. Auch wenn die zwei Herren unterschiedliche Ausgangspunkte haben und ihr Umgang mit dem Material nicht vergleichbar ist, spürt man eine unleugbare Verwandtschaft, wenn man durch die Räume der Projektgalerie geht.
Davon gibt es wirklich nicht viel hier. Und wenn schon, dann natürlich immer in der Nähe des einen Platzes, dort, wo es dann eben immer ist, wenn in Düsseldorf etwas ist. Aber, so ist diese Stadt nun mal, da kann man nicht viel machen, sondern muss damit leben, und nicht immer ist das schlecht.
Es ist nicht Berlin, doch wir wissen schon warum wir da sind – und auch warum wir bleiben. Vielleicht wird nicht so viel rum gevögelt hier, dafür gibt es mehr Jobs und etwas weniger Hartz IV. Und das sind Dinge, die werden dann irgendwann doch wichtiger, wenn man langsam reifer und etwas älter wird…
Aber manchmal da treibt es uns dann doch noch mal raus in den Undergound, und wir trinken und schauen was da heute so geht, sehen uns an wie man jung, schön und geil ist beim feiern. Erinnern uns zurück, stellen fest, dass etwas vorbei ist was einmal war, genießen die damit verbundene leichte Melancholie, bestellen dann aber, wenn die Anderen gerade ankommen um richtig durch zu starten, doch das letzte Bier.
Denn, zu hause, dort wo es uns dann hinzieht, schlafen und wachsen gerade die zukünftigen Feiernasen, Drogenfreunde und großen Trinker heran. Und bis die aber mal soweit sind all das zu erforschen, machen wir Ihnen erst mal die Milch warm und singen Ihnen die Schlaflieder.
Und jetzt die Bilder vom vorletzten Wochenende (25.10.) aus der AWA-Bar
Giulia Bowinkel + Felicitas Rohden präsentieren: MAGIC RABBIT @ AWA
Continue reading „Visiting AWA – der MAGIC RABBIT im Düsseldorfer Underground“
Der Kontakt kam auf dem akademischen Weg: Bianca Bocatius, eine der drei Betreiberinnen von d-52, lernte die Kunsthistorikerin und Kuratorin Stacey Koosel während einer Tagung kennen. Schnell kamen die zwei Frauen auf die Idee, eine Ausstellung zur zeitgenössischen estnischen Kunst in Düsseldorf zu organisieren und damit die hierzulande ziemlich unsichtbare baltische Kunst zu vertreten. Eine sehr löbliche Initiative, vor allem wenn man den relativ hausbackenen und lokalpatriotischen Charakter der hiesigen Projektraumszene kennt…
Selbstverständlich kann und will eine Ausstellung aus dem Off nicht als Spiegelbild einer nationalen Kunstszene fungieren. Vor allem nicht, wenn bloß drei Beiträge gezeigt werden – was übrigens ein bisschen mager ausfiel. Aber die Intention der Kuratorin war eben nicht, nationale Klischees zu bestätigen, sondern drei exemplarische und jungen Figuren aus dem fernen Osten und weiten Norden erstmalig in Deutschland vorzustellen. Continue reading „Eastern Omen im d-52“
hackaday.com bringt gerade eine Serie über Hackerspaces in Europa. Hackerspaces sagt Euch nichts?
Das sind im Prinzip die Offspaces der Nerds, Geeks und all der anderen Protagonisten der Hacker- und Netzkultur. Dort wird programmiert, über Programmierung gesprochen, über Physik diskutiert, über die Welt philosophiert, aber auch in Eigenregie geforscht – meist mit Schwerpunkt auf Computertechnologie, aber eben nicht nur. Do-it-yourself ist eine der treibende Kräfte dort, Open-Source das dominierende Softwaremodell und 3D-Drucker sind derzeit ziemlich heiß.
Eigentlich geht es dort gar nicht so viel anderes zu, als in den Projekträumen der Künstler, nur dass man auf das uniforme Weiss verzichtet (dafür aber der Pinguin allgegenwärtig ist), nicht ständig Artefakte raus und rein räumt und es mehr gut bezahlte Spezialexperte für komplizierte Sonderanwendungsfälle gibt.
Continue reading „Hacker-Offspace Chaosdorf und Garagelab Düsseldorf“
alle Bilder: deckkraft
Künstlerkollektive wirken auf den ersten Blick als eine Sondererscheinung der Kunstgeschichte, waren dabei – und bleiben bis heute – wichtige Herden von Entwicklungen und Erneuerungen. Spätestens seit Anfang der Moderne (ob die Nazarener in Deutschland oder die Schule von Barbizon in Frankreich) sind Bündnisse geschlossen, Formen der Zusammenarbeit gefunden und somit die Mythen des genialen Einzelnen und des abgekapselten schöpferischen Ichs relativiert worden. Zwar erscheinen die 1990er und 2000er Jahre mit ihrer Vorliebe für den Typus des Künstlers als Einzelkämpfer rückwirkend als superindividualistisch, aber die schleichende Repolitisierung der Künstlerschaft und eine Neuentdeckung der kollektiven Arbeit in den darauffolgenden Jahren ließ die Zahl der Künstlergruppen fühlbar wieder steigen.
Wenn die Relevanz von Künstlerkollektive nicht infrage gestellt werden kann, erscheint die Form des Künstlerduos historisch deutlich seltener. Der Kenner der zeitgenössischen Szene wird zwar sofort mit den Namen von Gilbert & George, Fischli & Weiss oder Eva & Adele (Vorsicht, Verwechslungsgefahr mit Dick und Doof!) angeben, der affine Kenner sogar behaupten, dass Künstlerduos en vogue sind, alles in allem wirkt die künstlerische Zusammenarbeit im Pärchenmodus doch exotisch. Und an dieser Stelle darf man sich fragen, was Deckkraft eigentlich ist. Ein poststrukturalistischer Kolchos mit der ethischen Einstellung einer Künstlergruppe aus den frühen 80ern? Der Codename einer Malmaschine, ein System zur unendlichen Produktion von neuen Bildern? Ein anonymes Konstrukt, das trotz aller Expressivität der Malergebnisse sich gesichtslos zeigt – ein Daft Punk der Malerei? Ein Binom, das sich nie genug ist und stets nach externen Bereicherungen sucht – wie eine Superband in ständiger Gründung? Das von Marc von Criegern und Walter Eul erfundene Deckkraft erinnert jedenfalls an nichts Gesehenes oder Gehörtes. Continue reading „Deckkraft featuring…“
Herr S ist, ohne es wohl zu wissen, seit Jahren unser Nachbar. Natürlich ist er keiner der direkten, also keiner von denen, die man Morgens in der Dusche und Abends auf dem Klo hören muss, aber er ist so Nahe dran, dass unser Babyphon bis etwa 7 oder 8 Meter vor seine Wohnung reicht – ich habe das in einem anderen Zusammenhang ausprobiert.
Darüber hinaus ist er wohl wirklich einer der Künstler, die mir in den letzten Jahren die meiste Zeit am nächsten waren; mehrmals die Woche trennen uns nur wenige Meter voneinander. Während er aber entspannt oben in seiner Altbauwohnung sitzt (oder schläft) und versucht keine Fehler zu machen, fläze ich – immer noch angestrengt – 3 Meter unter ihm im Stammcafe herum, um mich vor dem Fehler der Arbeit zu drücken und den wenigen Lohn, vor dem ich mich nicht drücken konnte in Latte Macchiato oder – wenn auch zunehmend seltener – in Bier umzuwandeln.
Doch trotz dieser Nähe trennen uns Welten. Während er sich zuweilen mit schwersten Materialien herum plagen muss um den gewählten Raum zu prägen, sind es bei mir ephemere Informationen und Konzepte, die einen Ort definieren. Und Währen wir uns an den äußersten Rändern der Perisphere verdient machen, muss unser Nachbar Herr S seine Tätigkeit mitten drin in der Kernzone verrichten.
Aber trotzdem darf er hier bei uns ins Blog rein. Weil das ja auch mal schön ist, wenn der Nachbar im Internet was zu sagen hat, dem man auch gerne zu hört. Und weil man beim zuhören das Gefühl hat, dass Herr S trotz seiner Arbeit im Zentrum die Randgebiete nie ganz verlassen hat.
Und da man die Videos der Freunde vom Eiskelllerberg leider nicht einbinden kann, wie ich eben erst zu meinem größten Bedauern feststellen musste, bleibt hier nur das Verlinken in diese Richtung. Deshalb heißt es jetzt erst mal Abschied zu nehmen von der Perisphere um hier zu klicken, und dann hoffentlich wieder zu kommen.
Gequetscht zwischen der Zentrale der Ergo-Versicherung und dem Golzheimer Friedhof, also zwischen herausragender Vertikalität und definitiver Horizontalität, zwischen Kapital und Tod, liegt das hübsche Atelierhaus des Vereins Düsseldorfer Künstlers. Der Verein ist übrigens einer der ältesten seiner Gattung in ganz Deutschland und bildete vor der Erfindung der Künstlersozialkasse so etwas wie ein Sicherheitsnetz für die lokalen Kunstschaffenden. Das Haus in bester City-Lage, unweit des Rheins, des Museum Kunstpalast und des Hofgartens, wurde bereits mehrfach von Immobilienplänen bedroht, die gerne ein wenig mehr Stahl und Glas im Düsseldorfer Stadtbild gesehen hätten. Es konnte sich bisher immer knapp retten und nun scheint sein Erhalt für eine Weile gesichert zu sein.
Continue reading „Grotevent und Maderthaner in der SITTart Galerie“
Zeitgleich mit dem großen Street Art-Festival CityLeaks in Köln fand am Wochenende das Finale von 40 Grad Urban Art in Düsseldorf statt. Bis zu 20 verschiedenen Standorten in der Stadt wurden von Street Art-Künstlern neu gestaltet. Die Veranstaltungen rund um das Festival – einige mussten wetterbedingt leider ausfallen – waren durchweg gut besucht. Auch wenn wir mit der ästhetischen Qualität der Ergebnissen alles anderes als glücklich sind und urbane Kunst anders verstehen als Oberflächenbehandlung, ziehen wir respektvoll den Hut vor der Energie und dem Engagement, die die Macher des Festivals Klaus Klinger und Klaus Rosskothen mobilisiert haben.
Im Sonnenaufgang gemeinsam erwartend durch die großen Fenster des Raumes der Gladbacher Straße in den Himmel schauen. Es bildet sich ein Chor. Mit geschlossenen Augen stehen die Kinder im Raum.
Continue reading „Vom Himmel hinter den Lidern. Christoph Korn und Peter Ewig.“
Fünf Jahre ist es her. Da kamen acht Künstler, Grafikdesigner und Kunsthistoriker zusammen und gründeten einen Projektraum in einer fensterlosen, bunkerartigen Halle auf der Rather Straße. Aus der bunten Truppe wurde relativ schnell ein kleiner, homogener fester Kern von drei Personen – drei Kunsthistorikerinnen –, die nun vor Kurzem bekannt gegeben haben, dass sie ihre Tätigkeit an diesem Standort einstellen wollen. Bianca Bocatius, Katja Benner und Sabine Rolli werden am Ende des Jahres Platz machen und ihre kuratorische Arbeit in einer anderen, raumunabhängigen Form fortsetzen.
Klassischerweise ist das Ende eines Projektraumes meistens durch persönliche Veränderungen in der Biografie dessen Betreiber verursacht. Im Fall d-52 ist es nicht anders: Eine Vollzeitstelle, ein Umzug – und schon ist die Zeit für das umständliche Baby nicht mehr da. Man hätte ja auf die Bremse drücken können, aber, anstatt einer Drosselung des Ausstellungstempos oder gar einer allmählichen Erschlaffung, haben sich die drei Macherinnen für einen klaren Schnitt entschieden. Den drei Frauen war es vor allem zu schade, den Raum zu lange unbespielt zu lassen. Continue reading „Wir verabschieden uns vom d-52…“
Wer es mit der Künstlerkarriere ernst meint, aber an Aufmerksamkeitsdefizit leidet und keine merkliche Präsenz im lokalen Kunstbetrieb aufweisen kann, sollte auf ein Werkzeug zurückgreifen: den Projektraum. Es ist für den Kunstschaffenden nie schlecht, in einem Off-Raum auszustellen und ein wenig Öffentlichkeit zu generieren. Besser ist es aber noch, einen Off-Space zu gründen und es selbst zu animieren. Das persönliche Netzwerk des Raumbetreibers erweitert sich schlagartig und seine Reputation, bzw. seine Autorität nehmen deutlich zu – ebenso wie die Sichtbarkeit seiner Arbeit, bzw. seine Präsenz in der Szene. Die aktive Beschäftigung mit einem Projektraum kann nicht unbedingt einen Karrieresprung garantieren, verspricht zumindest kurzfristig eine lokale Steigerung der Aufmerksamkeit.
Eine Gruppenausstellung ohne übergeordnetes Thema. Eine Ausstellung ohne konzeptuelle Leitlinie. Ohne explizite Botschaft. Ohne ausformulierte Fragestellung. Wie entspannt, luftig und befreiend. Einfach ein paar befreundete Künstler einladen und das Publikum für einen Abend und zwei Tage einlassen. Eine solche Unbefangenheit bedarf nicht viele Worte und schon gar keine kunstwissenschaftliche Begleitkommentare.
Es war ruhig, sehr ruhig in den kleinen Show-Room von Andrea Dietrich. Überhaupt war es an diesem lauen Spätsommer-Abend sehr ruhig in allen Düsseldorfer Off-Spaces. Das Off-Programm der Kunstpunkte (jene offene-Ateliers-Veranstaltung, die den Voyeurismusdrang des hungrigen Kunstpublikums befriedigt) hätte zu einem lustvollen Rundgang durch die unabhängige Szene werden können. Viele Projekträume hatten für diesen Termin ein neues Programm gestaltet und standen erwartungsvoll da. Aber bis auf die Gastkünstler und einige treue Anhänger war kaum ein Mensch an diesen Orten zu sehen. Der Grund dafür? Eine suboptimale Koordinierung des Kulturamts. Warum müssten die Kunstpunkte ausgerechnet an diesem mit Kulturterminen verstopften Wochenende gelegt werden? Nach der langen Sommerpause erwachten am Freitag Abend nämlich die Akteuren des Kunstbetriebes wieder – und zwar alle gleichzeitig. Alle Galerien der Stadt, die an dem beliebten DC (ein großer Zusammenschluß von Düsseldorfer und Kölner Galeristen) teilnehmen, präsentierten ihr neues Programm. Die Kunstsammlung NRW eröffnete zeitgleich die große Calder-Ausstellung. Das Opening der neuen Show in der Julia Stoschek Collection zog Hunderten in Oberkassel. Für die Kunstrebellen wurde die Eröffnung des Urban Art Festivals 40 Grad ein obligatorischer Anlaufspunkt. Und am Samstag und Sonntag waren auch noch die besagte Ateliers zu besichtigen- ganz abgesehen von den Feierlichkeiten zum Stadtjubiläum, die ein potenzielles Restpublikum mobilisierten. Die eventgeile Stadt Düsselodrf opferte also ihre freie Szene – eine Szene, die ohnehin unter Aufmerksamkeitsdefizit leidet. Ein Sabotage hätte nicht besser funktioniert.
In wenigen Wochen werden die drei Betreiberinnen des Instituts für Skulpturelle Peripherie zu Gast in Hamburg sein. Petra Albrand, Eva Weinert und Friederike Schardt sind vom Kunst- und Kulturverein 2025 e.V. eingeladen worden und werden im Gegenzug einige Vereinsmitglieder aus der Hansestadt in ihrem kleinen Düsseldorfer Speicher ausstellen. Bevor sie mit ihrer Arbeiten gen Norden fahren, wollten sie eine Art „Trockenübung“ vornehmen und die für Hamburg geplante Skulpturen und Installationen „zu Hause“ ausbreiten. Das Ergebnis: Vier Arbeiten, die auf unterschiedlichster Art und Weise einer maritimen Atmosphäre heraufbeschwören und sich auf die bevorstehende Fahrt in die Hafenstadt beziehen.
Continue reading „Trockendock im Institut für skulpturelle Peripherie“
Emmanuel Mir: Wenn man deine Arbeit betrachtet, merkt man sofort die Affinität zur Architektur oder zum Urbanismus. Deine großen begehbaren Skulpturen sind funktionale Behausungen, die durchaus benutzt werden können. Hast du Architektur studiert?
Rob Voerman: Nein, ich komme ausschließlich aus den Bildenden Künsten. Ich habe Kunst in Kampen, einer kleinen niederländischen Stadt, studiert und schon damals war ich sehr an Architektur interessiert. Ich hatte während der Studienzeit einen Schwerpunkt in Bildhauerei, aber das Bauen war für mich wichtiger, spannender. Seit Ende der 1990er Jahren habe ich mich mit Architekturtheorie intensiv auseinandergesetzt und für mich ging es – und geht es immer noch – darum, zu verstehen, wie eine Stadt funktioniert, wie sie benutzt wird, was für funktionelle Räume entstehen.
Continue reading „Der anarchistische Geruch von Pappe – ein Gespräch mit Rob Voerman“
Katja Stuke und Oliver Sieber lieben das Print-Medium. Plakate, Fotokatalogen, Fanzines, Bildbänder, Stickers, Druckerzeugnisse aller Arten, selbstproduzierte Heftchen und große Literatur – das alles lieben sie, konsumieren sie, produzieren sie und sammeln sie. Vor allem Katja Stuke arbeitet auf der Basis vorhandener Medienbilder, also Bilder aus zweiter Hand, die sie dekontextualisiert und auratisch auflädt – während Oliver Sieber Porträts die Codes der Subkultur ergründet. Diese Aufmerksamkeit für produzierten und reproduzierten Bildern spiegelt sich sowohl in der eigenen künstlerischen Arbeit als auch in der kuratorischen Praxis.
Continue reading „Katja Stuke und Oliver Sieber bei Tina Miyake“
Nachdem er zur Präsentation seiner Arbeit in der BetonBox eingeladen wurde, entschloss sich der Maler Wolf Raskin nicht allein zu spielen und lud vier weitere KollegInnen ein, die schönen, rauen und überschaubaren Räumlichkeiten zu okkupieren. Eine kleine, dichte Show sollte Transphaire werden, konzentriert auf fünf Positionen der abstrakten Malerei aus Düsseldorf, die, fast alle, zu einer Generation gehören („mittelalte Künstler“ hörte ich an diesem Abend; und damit waren wohl Menschen zwischen 40 und 50 gemeint).
Fotos (wenn nicht anders angegeben): Enis Vardar
Die französische Fotografin Chantal Vey (*1970) lässt sich am ehesten als eine reisende Persönlichkeitsforscherin beschreiben. Ihre Arbeitsweise erweitert die Möglichkeiten der Fotografie, bzw. stellt den klassischen fotografischen Bildbegriff in Frage.
Das künstlerische Interesse konzentriert sich auf die Bildgattungen des Porträts und der romantischen Landschaft. In beiden fokussiert der Blick Fragmente bzw. Nebensächlichkeiten, die die Porträtierten wie auch die Landschaftsansichten bedeutsam aufladen.
Keine Sorge Freunde, wir werden auch in Zukunft in erster Linie über die Projekte Anderer berichten und die PR in eigener Sache hier nicht übertreiben. Andererseits hoffen wir natürlich, dass Ihr hier nicht nur vorbeischaut um zu lesen was wir von den Anderen halten, sondern auch, weil Ihr uns und unser Projekt ein kleines bißchen lieb gewonnen habt und deshalb auch wissen möchtet was wir sonst so in unserer Freizeit treiben.
Neben unserem derzeit wohl zeitaufwändigsten Hobby des Bloggens, organisieren wir – dem aufmerksamen Leser ist es natürlich nicht entgangen – unter anderem regelmäßige Digital Soirées, in denen wir uns dem Thema in unterschiedlichen Formen annähern. Diesmal zu Gast war Stefan Riebel, über den wir auch hier im Blog schon das ein oder andere mal berichtet haben. Die wirkliche Interessierten nutzen jetzt die bloginterne Suche, alle anderen lesen bzw schauen einfach weiter. Zum Projekt selber steht eigentlich alles in der Ankündigung hier und hier.
Um es kurz zu halten. Riebel sammelt Spam-E-Mails in seinem Blog http://myspam.stefanriebel.de/, wir bzw unsere Gäste haben ausgewählten Spam per Post versendet.
Die letzten drei Bilder der Serie mussten wir mit dem Smartphone machen, deshalb fallen die natürlich Qualiativ etwas von den vorher gehenden ab. Bei einem so exklusiven und ästhetisch geschultem Publikum wie dem unseren muss man sowas dann eben schon erwähnen bzw vorwarnen – finde ich.
Alle Fotos und Kommentare: Rebekka Benzenberg und Oliver Blumek
Letzte Woche wurde die neueste Ausstellung im Studio Roh eröffnet. Leider waren wir nicht dabei – und werde also das ungesehene Ereignis nicht kommentieren. Freundlicherweise haben uns Rebekka Benzenberg und Oliver Blumek, die zwei Raumbetreiber, ein paar Bilder zur Verfügung gestellt. Die Beschreibungen stammen von den jeweiligen Künstlern.
Nesha Nikolic: LSD PERFORMANCE : Aus dem Wildpark wurde ich zur Ausstellung gefahren und dort habe ich mit Acryl und Bier von den Gästen, mit LSD ; MP3 Player, Händen und Füßen, ein ACTION PAINTING Nr. 1 gemalt.
von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Fotos von Dirk Rose und Giovanni Bendzulli
Für seine erste Präsentation bei Rupert Pfab hat er sich nicht lumpen lassen. Christoph Knecht tischt alles auf, was er hat. Eine große Kachelinstallation, feine Druckgrafiken, verschiedene gefasste und nicht gefasste Plastiken, handbemalte Kärtchen, großformatige Gemälde, Bronze- und Keramik-Skulpturen sowie ein objet trouvé; das Ganze als einheitliches Ensemble konzipiert und in den zwei offenen Räumen der Galerie inszeniert. Diese Technikvielfalt wird noch von der Bandbreite der ikonografischen Referenzen übertrumpft. So findet man allerlei Fantastisches, Naturwissenschaftliches, Allegorisches, Philosophisches, Esoterisches, Kulturhistorisches und Mystisches im Knechtschen Sammelsurium. Zitiert wird aus medizinischen Abhandlungen, chinesischen Schriften, Renaissance-Herbarien oder barocken Capricci. Die von den Bildern und Gegenständen erweckten Assoziationen reichen von der Akupunktur bis zur Fast-Food-Kultur, von der Alchemie bis zur Anthroposophie.
Um nur einige, wenige Objekte zu nennen: Ein kelchartiges Gefäß mit einer Vogelkralle als Fuß, eine Himmelskarte in Delftblau, ein Edelweiß, ein bronzener Hawaii-Toast oder ein Totenkopf, dessen Oberfläche an die Struktur von Erdnussschalen erinnert. Es sind Kuriositäten, die sowohl in dieser Welt als auch in Paralleldimensionen gesehen, aufgelesen und, fernab von strengen naturwissenschaftlichen Einordnungskriterien, in nüchternen Schaukästen präsentiert werden. Continue reading „Christoph Knecht bei Rupert Pfab“
‚Observant‘ is an artistic investigation, a Portrait of Edward Snowden as a Young Man, as filmed in Hong Kong, June 6, 2013.
Based on footage from the film PRISM Whistleblower by Laura Poitras,
Courtesey of The Guardian, Glenn Greenwald and Laura Poitras.
Concept & Editing by Dorotea Etzler
von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Es ist nicht zu fassen. Sogar die Rheinische Post Online, die sich bisher eher durch ihre allmontaglichen Tatort-Rezensionen und stündlichen Neumeldungen zur Lage von Borussia Mönchengladbach als durch differenzierte Berichterstattung auszeichnet, schreibt einen rehabilitierenden Artikel über den Worringer Platz. Der beliebteste Schandfleck der Düsseldorfer besäße, so das Organ der CDU, „mehr von Paris, London oder Berlin als es der Kö-Bogen je haben kann… Der Worringer Platz kommt ohne diese in Düsseldorf oft zu besichtigende Melange aus Traditionalismus, Kleinbürgertum und Geld daher; es ist das Leben einer modernen Großstadt, das auf diesem Platz eine Bühne bekommt. In allen Facetten“. Ein starker Tobak! Herr Thissen, Sie totesmutiger Journalist der RPO, ich zünde heute noch eine Kerze für den Erhalt ihres Jobs an!
Wir haben bereits an dieser Stelle oft genug auf die Bedeutung des Worringer Platzes für die lokale Kunstszene aufmerksam gemacht. Diese Bedeutung hat sich zuletzt ein Mal mehr manifestiert. Am vergangegen Samstag fand die Eröffnung des Projektes Gasthof statt – und damit wurde der Beginn einer neuen Ära für das Glashaus eingeläutet. Zur Erinnerung: Das Glashaus ist jener transparenter Kasten am Worringer Platz, der vor vielen Jahren von Oliver Gather, Anne Mommertz und Ursula Ströbele installiert wurde und seitdem eine sehr abwechslunsgreiche Geschichte aufweist. Zunächst als Versuch initiiert, auf die soziale und urbanistische Brisanz des Ortes mit künstlerischen Mitteln einzugehen, hat sich in den letzten Jahren das Konzept immer mehr von diesem ortsspezifischen Ansatz entfernt und drohte, in die Bedeutungslosigkeit abzudriften.
Mit einem ganz neuen Konzept, neuer Energie und einer gesteigerten Sensibilität für die genuine Probleme und die Chancen des Platzes, haben Oliver Gather und Andrea Knobloch das Glashaus übernommen und machen dort Programm. Ihre Herangehensweise zur Reaktivierung des Ortes ist ganzheitlich. Anstatt der Durchführung von einzelnen, isolierten Programmpunkten haben sie einen großen und ziemlich ambitionierten Entwurf entwickelt. Die zwei Künstler wollen nämlich diesen nicht gerade gemütlichen Ort in einen Gasthof verwandeln. „Die Unmöglichkeit des Aufenthalts auf diesem Platz wird in die Möglichkeit von Gastlichkeit gewendet“, kündigen sie an. „Der Worringer Platz bietet alles, was ein Gasthof bereithalten sollte: Fremdenzimmer, Restaurants und ein weit gefächertes Raumprogramm für Festlichkeiten und Zusammenkünfte. Das künstlerische Projekt Gasthof Worringer Platz entwickelt dieses Raumprogramm vom Vorstellungsbild hin zu einer erfahrbaren und mitreißenden Realität. Dazu wendet es sich an alle Platzanlieger und bittet um Unterstützung“.
Nach und nach werden in den kommenden Monaten einzelne Bereiche des Gasthofs eröffnet. Dafür spielen Gather und Knobloch mit Raummetaphern, die auf die Realität des Ortes zugeschnitten wird. Nach einer kleinen, offiziellen und wenig spektakulären (aber aus politischer Sicht nicht unwichtigen) Erstveranstaltung vor drei Wochen bildete die symbolische Eröffnung des Ballsaals den feierlichen Auftakt des Gesamtprojektes. Es sollte auf dem Platz gefeiert und getanzt werden. Und der Platz war der Saal – ungeachtet des tösenden Verkehrs, der vorbeifahrenden Straßenbahnen oder der verdutzten Durchreisenden.
Für die Austattung des Ballsaals wurden große Discokugeln in Einkaufswagen fixiert und auf Rundfahrt geschickt. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen kreisten sie um das Glashaus herum, wie Satelliten um ihre Sonne. Die Musik, von weltAusstellung komponiert und vom Düsseldorfer Volksavantgardechor interpretiert, tönte durch Lautsprecher und durch viele, kleine Radioempfänger. Gather und Knobloch hatten ein wenig Sendezeit reserviert und ließen für eine knappe halbe Stunde eine Klangcollage (die leider zu oft von den didaktischen Erklärungen der zwei Künstler unterbrochen wurde) durchlaufen.
Dann kamen die Jungs eines Tuning-Clubs in ihren funkelnden Gefährten und ließen es krachen. Mit voll aufgedrehten Bässen fuhren sie auf dem Platz und platzierten sich in einem Halbkreis, so dass sie praktisch zu weiteren Lautsprechern fungierten. Dann wurde hastig eine Runde oder zwei getanzt und die Aktion nahm ihr Ende.
Fotos: Krischan Ahlborn
Über die eigene Ausstellung zu berichten ist schon peinlich, keine Frage. Im Ehrenkodex der Kunstvermittlung ist dies beinah ein Tabubruch. Denn auch die Selbstwerbung und -vermarktung kennt ihre Grenzen. Über die eigene Ausstellung zu berichten kommt einer Überschreitung des Rubicon gleich; von da an hat der Kunstkritiker seine Glaubwürdigkeit verloren und entpuppt sich als voreingenommener Texter (zum Komplex der Entmachtung der Kritik zu Zeiten einer ökonomischen Abwertung der reflexiven Praxis, empfehle ich übrigens wärmstens die letzte Ausgabe des Kunstforum International, dessen Schwerpunkt auf dem aktuellen Schicksal der Kunstkritik legt). Wenn der Kurator eine Rezension über seine Ausstellung schreibt, sollte man sofort an der Legitimität des gesamten Unternehmens (also: Ausstellung, Text und Textmedium) zweifeln. Aber erstens bin ich ja kein Kunstkritiker. Zweitens bin ich ja kein Kurator. Drittens schreibe ich gar keine Rezensionen, sondern liefere lediglich ein paar Aufnahmen zur (wirklich sehr empfehlenswerte) Ausstellung Petites résistances. Und viertens sind diese Bilder noch nicht mal von mir. Es doch alles in Ordnung. Oder?
Die Bilder zum Workshop folgen an dieser Stelle sehr bald….
Den Projektraum Gagarin und Ted Green hatten wir zwar jetzt schon ein paar mal im Blog, aber wenn sich jemand intensiv und avanciert mit dem Thema Symmetrie auseinandersetzt kann ich einfach nicht Nein sagen, das muss dann einfach mit hier rein, da sind die persönlichen Präferenzen zu groß, als dass ich da widerstehen könnte.
Mein persönlicher Favorit ist aber übrigens dann doch Succubus. Grafitti und Malerei kommen da sehr gut zusammen, die dynamischen Linien direkt auf der Wand setzt der naturgemäß recht statischen Symmetrie der Bilder angenehm zu. Wer mehr über diese Malerei und die Bilder erfahren möchte liest bitte die Rezension vom Kollegen Mir hier in unserem Blog.
Öl+Acryl+Lackfarbe+Sprühlack auf Leinwand, 140 x 140 cm
Öl+Acryl+Lackfarbe+Sprühlack auf Leinwand / Sprühlack auf Wandfläche, 210 x 240 cm
Acryl+Sprühlack auf Wandfläche / Öl+Sprühlack auf Papier, 160 x 80 cm
Öl+Acryl+Sprühlack auf Leinwand, 50 x 40 cm
(alle Bilder via E-Mail, danke Ted!)
Pinch, 2012,
Öl+Acryl+Sprühlack auf Leinwand, 50 x 40 cm
Tut mir leid liebe Freunde, dass es so lange gedauert hat, aber hier endlich mal die Bilder unserer ersten Digital-Soirée am 20.4.2013 in den Räumen von Morgen Gestaltung in der Kirchfeldstraße 112. Das Video gab es ja bereits hier, alle Infos gibt es hier und auf der Projektwebseite. Die Webseite vom ersten Gast Sebastian Schmieg findet Ihr hier.
Und die Bilder hat übrigens Freund und Kollege Thomas Spallek geschossen, mit dem ich das vorgestellte BOOKS AND BLANKETS-Projekt realisiert habe.
Und wer eine der limitierten Unikat-Decken und/oder den Katalog erwerben möchte schickt uns bitte einfach eine E-Mail mit Kontaktdaten.
Continue reading „Digital-Soirée BOOKS AND BLANKETS 1 Sebastian Schmieg – Bilder vom Abend“
von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Gebissen vom Kunstdämon. So könnte man den Mann beschreiben. René Tilgier, irgendwo um die Vierzig, stolzer Besitzer eines Gasthauses in zentraler Lage und erfolgreicher Hotelier in der dritten Generation, ist ein begeisterter Kunstliebhaber wie man sie nur noch selten trifft. Ein Leben ohne Kunst scheint ihm undenkbar zu sein. Und zwar nicht nur als Rezipient, bzw. Konsument, sondern zunehmend als Akteur und Gestalter. Sich in einem Freundeskreis zu bewegen, der zum guten Teil aus Absolventen der hiesigen Kunstakademie besteht, Kunst zu sammeln oder, Beruf und Passion verbindend, die vom Kit oder von der Kunsthalle eingeladene Künstler zu beherbergen– das war ihm nicht genug. „Als Hotelbesitzer bekomme ich Künstler praktisch frei Haus geliefert“, erzählt er. Es sei zwar eine schöne Austauschbasis, aber noch längst keine tiefe Auseinandersetzung. Weil er genau diese Intensität vermisste, entschied sich Tilgier, Kunst und Künstler dauerhaft in sein Haus zu holen. Den Anfang macht der junge Brite Alex Whittaker, der seit letzter Woche eine Videoarbeit und eine Installation in einem Zimmer des Hotels Ufer zeigt.
Renés erste Erfahrung mit einer Ausstellung in den Räumlichkeiten des Hotels geht übrigens auf das Jahr 2001 zurück, als er eine Auswahl an Studenten der Kunstakademie auf zwei Etagen präsentierte. Ein paar Jahre später fand eine kurze Zusammenarbeit mit Akiko Bernhöft und Patrizia Dander im Rahmen des Projektes White Light statt. Aber das neue, mit Whittaker lancierte Programm ist etwas ganz anderes. Im vergangenen Jahr rief Tilgier ein Stipendium ins Leben, das völlig privat organisiert und finanziert ist. Unter dem Name Brave Grey Artist in Residence Programm adressiert sich das Projekt an Absolventen des Chelsea College of Art and Design in London. Für die erste Ausgabe war der Zuspruch erstaunlich groß: Über 70 Bewerber haben ihr Glück versucht und wurden von einer fünfköpfigen, britisch-deutschen Jury begutachtet.
Verglichen zu den lokalen Stipendien, die die Stadt Düsseldorf an fremde Künstler vergibt, ist das Angebot von Tilgier sogar ein bisschen verlockender. Der Laureat darf ganze drei Monate in der Stadt bleiben – anstatt der zwei Monate, die üblicherweise gelten und die von den meisten Betroffenen als zu kurz empfunden werden. Während dieser Zeit wurde Whittaker eine Wohnung und ein Atelier sowie ein bisschen Taschengeld zur Verfügung gestellt. Der Künstler wurde von Christoph Knecht (der René Tilgier beratend zur Seite steht und auch Mitglied der Jury war) begleitet und in die lokale Szene eingeführt. Die Integration verlief also ideal; für den Briten kam es zu zahlreichen Kontakten, die in einzelnen Fällen sogar zu freundschaftliche Verhältnisse mutierten. Was kann man eigentlich noch von einem Stipendium erwarten? Aus Sicht des Außenstehenden vielleicht einen Gegenzug. Bedauerlicherweise ist das Brave Grey Artist in Residence Programm eine Einbahnstraße; der künstlerische Transit führt nur in die Richtung London-Düsseldorf. Aber kann man die komplette Abwicklung eines internationalen Austausches von einem Privatmann erwarten? Hier wäre womöglich ein Einschalten der Stadt gefragt.
Alex Whittaker erzählte, wie bereichernd sein Aufenthalt war und wie gut er die selbsternannte Kunststadt Düsseldorf fand. Seine Eindrücke sind von einer sehr lebhaften Szene geprägt, die viele neue Impulse vermittelt und zugleich nicht in Hektik verfällt. Anders als in London, könne man in Düsseldorf konzentriert an seiner Kunst arbeiten, einem großen Connaisseur-Publikum begegnen, viele Kollegen kennenlernen ohne sich an der aufreibenden Stimmung einer Großstadt zu erschöpfen. Düsseldorf gibt viel, fordert dafür aber wenig. Deshalb wurde es fast eine Selbstverständlichkeit für Whittaker, eine Arbeit dem Hotel Ufer zu überlassen. Mit Winter Morning Immersion hat er eine feine Videoarbeit in einem Zimmer installiert, die von den Gästen immer wieder abgerufen werden kann.
Besonders im Düsseldorfer Kontext ist Whittakers Ansatz ein interessanter, weil er Bereiche verbindet, die man hier selten zusammen sieht. Seine konzeptuelle Herangehensweise, die auf den ersten Blick kühl und distanziert erscheinen kann, mildert er mit narrativen und biografischen Elementen, die ihn in die Nähe eines Story-Tellers bringen. Mit einem dezenten Humor und einem großen Sinn für die Harmonien und Dissonanzen, die zwischen Bilder und Begriffen entstehen können, illustriert er eine kurze Geschichte (eine wahre Kindererinnerung) mit Stockbilder, die er aus der Google Image-Search-Funktion gezogen hat. Magritte im Zeitalter des Internets. Die Paarung Vignette-Wort wirkt mal sachlich-richtig, mal verschoben-komisch und spielt mit semantischen Lücken und Deutungsspielräumen. So wandert Whittaker entspannt und rührend zugleich (wahre Geschichte sind ja immer rührend) durch eine mentale Landschaft, die von jedem Betrachter neu kreiert und animiert wird.
Winter Morning Immersion wirkt wie eine schöne, wenn auch etwas traurige Gute-Nacht-Geschichte, die zwar ein visuelles Universum evoziert, aber sich über die Richtigkeit und die Tragweite ihrer Worte und ihrer Bilder unsicher wäre. Die kongeniale Platzierung in einem Single-Hotelzimmer, diese nüchterne Zelle der Einsamkeit, betont die zurückhaltende narrative Kraft der gesamten Installation.
Als Pendant des Videos hat Whittaker eine kleine Box fest im Zimmer installiert. Wie viele seiner früheren Arbeiten, ist sie im Inneren mit Glas- und Spiegelfläche so verarbeitet, dass die wenigen Objekte, die sie beinhaltet – eine Zahnpastatube, dessen Name („White Now“) indirekt auf die Videocollage verweist, eine Porzellanfigur mit Häschen und ein Glas – sich ins Unendliche reflektieren. Eine Mise en abyme, die sehr typisch für Whittaker ist.
Für Tilgier ist die Ausstellung von Alex Whittaker im Hotel Ufer keine Pflicht, sondern ein erfreuliches Ergebnis. Der Hotelier stellt keinerlei Erwartungen an seine Stipendiaten. In erster Linie soll der Düsseldorfer Aufenthalt eine Möglichkeit bieten, sich forschend zu betätigen und, frei von jeder materiellen Sorge, an Neuem zu arbeiten. Für junge Londoner Künstler ist das Brave Grey Artist in Residence Programm eine hervorragende Gelegenheit, ein neues Land zu entdecken und das unbekannte Terrain zu erobern. In diesem Sinne könnte der Name des Hotels künftig eine stärkere symbolische Bedeutung erhalten….
Schön war es am Samstag Abend, bei unserer ersten Digital-Soirée. Das Wetter zeigte sich von der besten Seite, die Stimmung war gut und das Haus kontinuierlich voll. Das freut uns und muss erwähnt werden, denn wer sich im Underground rumtreibt, der kennt auch Anderes.
Off ist eben Off, und eigentlich auch nur dann wirkliches Off, wenn man quasi alleine bleibt, Keiner kommt und man dann da so sitzt, um die Getränke mit den engsten Freundinnen und Freunden und dem einen seltsamen Vogel, den keiner kennt und der trotzdem herfand, wegmachen muss.
Doch diesmal war es anders – zum Glück! Und über das Andere, das Einsame und das Versagen wollen wir jetzt nicht sprechen. Denn als Versager und Verlierer darf und will man sich nicht outen. Das ist Tabu, vor allem natürlich hier in der Welt der Kunst, in der alle möglichst bald Gewinner sein wollen und darüber völlig vergessen, dass es keine Abkürzungen im Leben gibt.
Wir nehmen keine Abkürzung, weil wir wissen, dass wer zu früh am Ziel ankommt bekanntlich lediglich etwas eher tot ist. Statt dessen setzen wie unsere Reise fort und haben mit diesem neuen Projekt Digital-Soirée einige neue Stationen und Wegmarken angelegt. Schön, dass der Auftakt zu diesem Wegstück so gut gelungen ist, schön dass einige von Euch dabei waren.
Wer unsere Gäste verpasst hat, der macht jetzt 2 Minuten Pause mit dem neuesten Clip von Lars Klostermann.
BOOKS AND BLANKETS from meta-unlimited on Vimeo.
von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Es kam eben anders. Anstatt des Debüts eines Newcomers bot der Asta-Raum ein Wiedersehen mit zwei Akademie-Alumni, die seit geraumer Zeit in der Öffentlichkeit tätig sind. Am vergangenen Samstag endete die Ausstellung von Taka Kagitomi und Nesha Nikolic mit einer Doppelperformance beider Künstler. Dabei war der kleine Raum vor der S-Bahn-Brücke auf der Gerresheimer Straße zu voll, um allen Gästen Platz zu bieten.
Beide Künstler wurden von Maurice Urhahn, einem Kiecol-Schüler, eingeladen. Möglicherweise hatte Urhahn geahnt, welches Potenzial eine solche Konfrontation mit sich bringt. Während Nikolic eher brachial und körperbetont arbeitet und dabei gerne seine Stimme (oder andere, live produzierte Klänge) einsetzt, hat Kagitomi eine eigentümliche Vorliebe für skurrile kinetische Objekte, die er aus Fundstücken zusammen setzt und zum Leben erweckt. Zwei sehr unterschiedliche Herangehensweisen, die eine gewisse hartnäckige Konsequenz als gemeinsamen Nenner haben. Die zwei Performer sind sich übrigens nicht unbekannt: Sie haben zum gleichen Zeitpunkt studiert, waren praktisch Klassennachbarn (Kagitomi bei Tal.R und Nikolic bei Georg Herold) und schätzen sich seit einigen Jahren; zusammen gearbeitet hatten sie aber noch nicht.
So fanden sie sich wieder, zunächst, für den ersten Teil der gemeinsamen Performance, um Kagitomis große Installation – ein Gerät, das ein wenig an einen gekippten Billardtisch erinnert und bunte Tischtennisbälle ausspuckt. Nikolic modulierte am Mischpult seine Stimme, so dass sie stets neue Färbungen annahm und immer fremder, elektronischer wurde. Kagitomi führte währenddessen seine lustigen Geräte aus und erntete wohlwollende Heiterkeit.
Im zweiten Teil (war das wirklich ein zweiter Teil?, eigentlich eher ein Abschluss…) ging Nikolic in den Hinterraum und postierte sich vor einem Laptop. Auf diesem lief als Loop ein kleines Video, das die gewaltige Zerstörung eines ähnlichen Laptop-Modells zeigte. Nun geschah was geschehen sollte: Nikolic ergriff ein Beil und nachdem er pathetisch „Progress ist Regress! Es gibt kein Progress!“ geschrien hatte, zertrümmerte er das Gerät und dessen Sockel. Heftig, konzentriert, effizient.
Technikfeindlichkeit? Fortschrittszweifel? Infragestellung unserer PC-beherrschten Welt? Ein wenig plump. Und nicht unbedingt neuartig: Vor fünfzig Jahren zerstörte Günter Uecker methodisch Fernseher, Klavierflügel und andere Stellvertreter der besitzfixierten bürgerlichen Ordnung. Wenn man sich aber den Titel und das Thema der Ausstellung („Unendlich“) vor Augen führt, bekommt man einen anderen Zugang zu dieser authentischen Zerstörungswut: Man kann diese Energieausladung als ewige Wiederkunft interpretieren, als eine nie endende Wiederholung – als eine abrechnende Geste, die jede Generation für sich vollziehen muss, egal was in der Vergangenheit bereits zertrümmert wurde.
Endlos Taka Kagitomi und Nesha Nikolic Asta-Ausstellungsraum Gerresheimerstr. 100, 40233 Düsseldorf 25-3-6.4.2013Eine Bildstrecke zur Installation schwarz_weiß_denken_#1 im Kunstraum Düsseldorf. Dort ist derzeit die Ben J. Riepe Kompanie aktiv, eine Tanzkompanie, die seit Jahren an den Rändern von Tanz, Musik und Bildender Kunst arbeitet. Die Bilder zu schwarz_weiß_denken_#1 sind von letzter Woche und leider fehlt auf diesen naturgemäß des Sound der die Sache vor Ort erst richtig Rund gemacht hat.
Bis zum Sonntag ist dort aktuell übrigens noch schwarz_weiß_denken_#4 installiert.
alle Bilder von Martin Baasch via Email (Danke Martin!)
Ben J. Kompanie
„schwarz_weiß_denken_#1“ (Nebelraum)
Ausstellung im Kunstraum Düsseldorf
von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Fotos: Sirin Simsek
Nicht, dass wir uns missverstehen: Es soll im Folgenden nicht partout versucht werden, eine neuartige Tendenz zu erkennen oder gar einen artifiziellen Trend zu kreieren. Nichts liegt mir ferner, als der vermeintliche Beobachter und Kommentator einer neuen, homogenen Generation zu fungieren – einer Generation, deren Homogenität hauptsächlich aus dem schön zusammen gedichteten Konstrukt eines Kunstwissenschaftlers bestehen würde. Ich möchte nur auf die Verdichtung einiger Anzeichen aufmerksam machen und fragen, ob eine ganze Gruppe von Düsseldorfer Nachwuchskünstler nicht als „romantisch“ bezeichnet werden könnte. Fragen, ob jene Kunstschaffenden, die Anfang der 1980er Jahren geboren wurden und entweder ihr Kunststudium vor kurzem abgeschlossen haben oder es bald tun werden, nicht auf eine romantische Weltsicht rekurrieren. Fragen ob sie, bewusst oder unbewusst, Stilelemente verwenden und eine Haltung verkörpern, die sehr an Formen der historischen Romantik erinnern. Denn– zumindest in Düsseldorf – verdichten sich die Hinweisen.
In einem früheren Artikel hatte ich mich bereits über den eigentümlich romantischen Charakter der künstlerischen Einstellung von Rebekka Benzenberg und Oliver Blumek gewundert. Ihr Projektraum Studio Roh, dem ich neuerdings einen zweiten Besuch abstattete, ist von eine idealistische Vision und einer erfrischenden, emotionalen Begeisterung getragen, die selten geworden ist. Weit entfernt vom strategischen Kalkül, von der abgeklärten Coolness oder der post-postmodernen Ironie, die in diesem Milieu vorherrscht, wird dort an einer Parallelwelt – einem existentiellen Gesamtkunstwerk – gearbeitet. Mit viel Pathos und Herzblut. Ich hatte versucht, diese Eigentümlichkeit am genuinen Charakter der zwei Künstler zu interpretieren und mir zunächst keine weiteren Gedanken gemacht. Aber es liegt vielleicht mehr dahinter. Die bereits vor ein paar Wochen abgeschlossene Ausstellung „Body Light“, die in Julia Stoscheks Projektraum „Venus und Apoll“ nur drei Tage lang zu sehen war, hat neues Material zur „romantischen Hypothese“ geliefert.
Ein für mich charakteristisches Exponat der Body Light-Ausstellung war „Du Licht – Abgrund“ von Jonas Wendelin. Schon dieser Titel. Ein Heraufbeschwören der finsteren Untiefen dieser Welt und der transzendentalen Erleuchtung, die sie trotzdem verspricht. Um die Bilder einzufangen, die in seine Videoarbeit einfließen, wandert und wandelt Wendelin durch die Berliner Nacht. Anders als die Figuren von Caspar David Friedrich, die sich auf den Weg in ein dichtes Gestrüpp machen, bevor sie, eine mystische Union mit den schlummernden Kräften der Natur eingehend, in katatonische Ekstase unter dem Schein des Mondes geraten, streift Wendelin am Rande der Hauptstadt entlang, entlang an Schnellstraßen und Tankstellen. Die vorbei rauschenden Autos sind zwar nie zu sehen, sie spielen aber die eintönige Hintergrundmusik dieser Großstadtpassion. Wendelin geht durch die Nacht. Er braucht diese Dunkelheit, die nur von dem orangenen Licht der Straßenlaternen gebrochen wird (hier leuchtet kein Mond); er braucht diese Un-Zeit zwischen den Tagen; er braucht diese Einsamkeit. Er ist allein und sucht – aber was sucht er? Das Licht, das Schöne, die Transfiguration? Er sucht ein Bild. Die klirrende Kälte der Nacht hinterlässt nämlich Spuren, und Wendelin kann sie lesen. Er filmt den von der kondensierten Luftfeuchtigkeit produzierten sehr dünnen und unregelmäßigen Eisbelag auf den Motorhauben von geparkten Autos. Diese winzigen Eiskristalle entstehen nur unter bestimmten atmosphärischen Bedingungen und wirken in Großaufnahmen wie Sterne. Sie blitzen und funkeln in verschiedenen Farbtönen. Hier treffen das Triviale und das Göttliche, car and stars, Mikrokosmos und Makrokosmos, das Stumpfsinnige und das Erhabene, aufeinander.
Wendelin fixiert ein simples, natürliches Phänomen auf Video und überträgt das Lichtspiel, das die fragile Schönheit der Welt einzufangen versucht, in den Raum. Diesen Impuls finden wir auch in der reduzierten Arbeit von Alex Grein. Die Künstlerin war bereits vor einem Jahr in einer Gruppenausstellung im NRW-Forum aufgefallen, wo sie das Landschaftsmotiv (darunter auch die eisige Ikone von C.D. Friedrichs Gescheiterter Hoffnung) collageartig neu interpretierte. Ihre kleine, unbetitelte Videoinstallation am Worringer Platz, bestehend aus einem mit Wasser gefüllten Glaskasten, auf den Aufnahmen von Wasserspiegelungen projiziert wurden, leuchtet wie eine magische Schatulle in der Dunkelheit. Das viereckige Objekt, das an ein Aquarium erinnert und gewiss dekorativ wirkt, funktioniert wie ein Meditationsstein, eine kontemplative Ruhe ausstrahlend. Die instinktive Faszination des menschlichen Auges für Naturschauspiele wie Wasserfälle, Vogelschwärme oder Wolkenbewegungen kristallisiert sich in diesem höchst artifiziellen Gegenstand. Unter Umstände wird man an Nam June Paik erinnert, auch wenn die esoterische Ästhetik von Greis‘ Objekt weit entfernt zu den grellen und hektischen Bildexplosionen des Großvaters der Videokunst stehen. Beide Ansätze behaupten, dass die Suche nach dem Erhabenen nicht zwangsläufig durch eine Naturerfahrung vollzogen werden muss, sondern auch technologisch evoziert werden kann.
Vom Erhabenen zum Grotesken mag der Weg sehr lang erscheinen; aber gerade das Zeitalter der Romantik hat gewusst, welche Abkürzungen gangbar sind und die Überquerung von einem Extrem ins Nächste ermöglichen. Die ästhetische Kategorie des Grotesken, die übrigens überhaupt nicht spezifisch romantisch ist, soll als Kontrapunkt des Erhabenen verstanden werden – wie die notwendige Schattenseite einer Lichtgestalt –, und war mit Goya und Füssli in den Bildenden Künsten sowie Victor Hugo und Gogol in der Literatur dieser Epoche gut vertreten. . . Präsenzen des Grotesken in Body Light lassen sich an verschiedenen Stellen ausmachen. In Gloss Of a Forehead lässt Anna K.E. ihre lustig-monströse Arschkreatur durch ein Künstleratelier herumtapsen und allerlei Kunst-Stücke (sowohl im wörtlichen als auch im erweiterten Sinne) durchführen. Das Wesen mag ein deftiges Vexierbild oder ein obszönes Ebenbild sein – bedeutend hier ist jedenfalls die Platzierung des laufenden Popos im Kunstkontext. Klar besitzt der Ansatz von Anna K.E. den Biss und die Albernheit eines einfachen punkigen Streichs; darüber hinaus aber scheint sie manche Schöpfungsmythen und Künstlerklischees heftig in die Mangel zu nehmen. Sowohl die paradigmatische Figur des Künstlers als auch die Vorstellung des Ateliers als Ort der Kreation werden hier ohne große Anal-yse frech demontiert.
In der Abteilung für groteske Selbsttransformationen müsste neben Anna K.E. auch Dominik Geis herbeizitiert werden. In seiner zwölfminütigen Videoarbeit appliziert er sich in strenger Frontalansicht feuchte Tonklumpen auf das Gesicht, um daraus eine grobe Maske zu formen. Der Künstler verschwindet hinter einer lächelnden Fratze aus schleimiger Materie, verwandelt sich regelrecht in eine Grimasse, wird eins mit dem Kunstwerk. In der Umkehrung des Pygmalion wird Geis zu einer Skulptur. Maske kann als expressionistische Variante von (als Hommage an?) Bruce Naumans Art Make-Up von 1967 interpretiert werden, in dem der Körper des US-Amerikaners zum Bildträger gemacht wurde. Diese Aufhebung der Distinktion zwischen Objekt und Subjekt im Prozess der künstlerischen Schöpfung führt zur Vorstellung der Verschmelzung von Kunst und Leben. Die Welt nach den Idealen der Kunst zu prägen und die Existenz des Künstlers in einem prozesshaften Kunstwerk zu gestalten war ein Projekt der Frühromantik. Das Leben sollte einem Roman gleichen, jeder Mensch sollte zu einem kunstvollen Held werden. Die von Novalis, Schlegel oder Schleiermacher gepredigte Realisierung einer ästhetischen Existenz sollte sich allerdings nie in dieser formulierten Radikalität verwirklichen. Geht man zu weit, wenn man die schlichte Arbeit von Dominik Geis in dieses sehr weite Feld einordnet? Wird das Selbstporträt überinterpretiert? Ich lasse mich gerne auf Diskussionen ein.
Maske ist nicht die einzige selbstreferenzielle Arbeit der Ausstellung mit grotesken Zügen. In I like it Loud zappelt Tanja Ritterbex wie wild vor der Kamera, übertrieben geschminkt und hyperaktiv, singt, plappert und gestikuliert in einer häuslichen Umgebung, die ihr Teenager-Zimmer sein könnte. Ihr ausgeflippter und enthemmter Beitrag hat den Charakter einer Tagebucheintragung mit evidenten exhibitionistischen Zügen – Tendenz Trash. Die narzisstische Leier kann, je nach Tagesform des Rezipienten, als nerventötend oder goldig angesehen werden. Man entzieht sich jedenfalls der One-Woman-Show nur schwer; die Penetranz des Videos wird nur dank eines kleinen Monitors und Kopfhörers in Schach gehalten. Es ist gewiss eine Plattitüde, diese Art von digitaler Hypersubjektivität als späte Nachfolgerschaft und Web 2.0-Variante der Tagebuch-Manie und der autobiographischen Erzählungsmode zu sehen, die sich im Zeitalter der Romantik rasch ausbreitete. Indes scheint sich die Tyrannei der Intimität durchgesetzt und das totalitäre Ideal des romantischen Menschen in der Transprivacy verwirklicht zu haben. Der Blick in den Spiegel nimmt manische Züge an, vor allem wenn das reflektierte Bild vollständig gestaltet werden kann. Die beinah erschreckende Verstärkung des Individuums, die das Phänomen der social networks mit sich bringt, führt zugleich zu einer Steigerung der expressiven Möglichkeiten des Einzelnen und zu seiner größeren Isolierung im Schwarm. Formen der narzisstischen Persönlichkeitsstörungen, wie sie von der Protagonistin Ritterbex durchlebt werden, werden zur Norm.
Es ist prinzipiell erstaunlich, wie relevant die Thematik des Individuums in Body Light erscheint. Wenn sie sich nicht gerade selbst inszenieren, greifen viele Künstler auf die Gattung des Portraits zurück. Nach den Künstler-Kuratorinnen Isabella Fürnkäs und Melike Kara sollte sich die Show auf Themen der Körperlichkeit und der Selbstwahrnehmung konzentrieren – dass ihr Vorhaben vielmehr geworden ist, als eine bloße, erneute Gruppenausstellung zum Motiv des Leibes, spricht für die Beiden. In Body Light wird die Kunst zum Mittel der Selbsterkundung, Selbstbefragung und Selbststilisierung eingesetzt. Überall so viele Ichs. So viele alleingelassene Menschen, in so vielen (Vorstellungs-)Bildern und Klischees gefangen. In manchen Beiträgen, wie beispielsweise bei Ben van den Berghe oder bei Sarah-Jane Hoffmann, prallen Individuen an massenmedialen Konstrukten (aus der Populärkultur im ersten Fall, aus der sog. Hochkultur im zweiten) zusammen, die ihr Selbstbild erheblich bestimmen. Dabei löst sich die Individualität des Körpers in einem diffusen Fundus aus idealen und traditieren Images; die selbst auferlegte Entfremdung nimmt ihren Lauf. Man nimmt es mit Humor (van den Berghe) oder mit Respekt (Hoffmann). Weil diese Bilder rund um die Uhr verfügbar sind und als implizite Modelle gelten, verformen sie allmählich die Körper, nachdem sie sich in die Köpfen verpflanzt haben. Dieser Schock der medialbedingten Selbstmanipulierung lag Goethe, Novalis oder Stendhal fern – auch wenn sie gerade am Anfang des 19. Jahrhunderts mit der explosiven Entwicklung des Romans ihren ersten Anlauf nahm.
Die große Qualität der Ausstellung liegt eben nicht nur allein darin, den Spleen einer einigermaßen einheitlichen Generation eingefangen und auf dem Punkt gebracht zu haben – also auf die romantische Ader dieser Generation gestoßen zu sein und sie zu erschließen. Darüber hinaus wurden in Body Light manche Spezifitäten dieser wiederholten Romantik berücksichtigt, die ansonsten keine Entsprechung in der Geschichte finden – wie z. B. durch den Rückgriff auf Kommunikations- und Vernetzungsmedien, die ganz neue Möglichkeiten der Selbstinszenierung öffnen. Die gegenwärtige romantische Generation ist keine eins-zu-eins-Kopie einer historisch-romantischen Generation. Sie bringt ihre Eigenheiten mit. Anstatt der x-ten Retro-Welle, die sofort vergessen wird, könnten wir es hier mit einer tiefgreifenden Reaktualisierung zu tun haben. Der Unterschied ist ein wesentlicher.
Kira Bunse bewegt sich allerdings eher in einem anachronistischen Raum. Diese Bemerkung darf nicht als Kritik genommen werden, sondern als Ausdruck einer gewissen Originalität. Bunses Foto- und Videoarbeit ist in der Modewelt angesiedelt, unterhält aber durchaus Beziehungen zur sogenannten „freien Kunst“. Mit My favourite Wate of Time zeichnet sie das Bild eines jungen Mannes mit nacktem Oberkörper, eine Zigarette vor einem neutralen Hintergrund rauchend. Keine übertriebene Laszivität in diesem kurzen Film, doch eine gute Portion Selbstverliebtheit, wie man sie sonst aus den Mode-Klischees kennt. Die Kontraste sind hart, das verwackelte Bild leicht unscharf. Die Super 8-Ästhetik evoziert in ihrer seichten und stilisierten Homoerotik die frühen Filmen von Derek Jarman. Die melancholische und elegische Grundstimmung der Aufnahme wird von ebenso schmachtenden wie schwülen Gitarrenakkorden unterstützt. In unmittelbarer Nähe der Arbeit von Tanja Ritterbex schafft Bunses Miniatur eine willkommene Atempause.
Andere Musik, andere Landschaft, andere Stimmung. Das Motiv des Harems revisited zieht sich durch die wunderbar schlichte und intensive Arbeit von Melike Kara. Der Harem als Topos der Fremde, des Mysteriösen und Lustvollen ist ein höchst romantisches Motiv in den Bildenden Künsten. In den Salons des 18. Jahrhunderts wurde die wollüstige Atmosphäre eines orientalischen Zimmers voller schlummernder Frauen zu einem beliebten Männerphantasma. Erinnerungen an die Interieurs eines Delacroix oder Ingres drängen sich nun im kurzen Videofilm auf. Aber anstatt von schweren Vorhängen in satten Farben und von reich verzierten Teppichlagen herrscht in Karas Arbeit die Nüchternheit eines mittelmäßigen Wohnzimmers in einem westeuropäischen Wohnblock; anstatt einer halbdunklen Kammer voll berauschender Düfte und geheimnisvoll wirkender Kerzenlichter, wird die Szenerie von grellen Neons beleuchtet. Der exportierte Traum vom Morgenland wird mit seiner wenig schmeichelhaften Realität konfrontiert. Von dem Gemach der Frauen von Algier zu dem Wohnzimmer der Frauen in Köln-Kalk scheint die Distanz unüberwindbar zu sein. Aber ein dunkler Blick voller Sehnsucht, ein improvisierter Bauchtanz vor dem Sofa oder die melancholische Stimme einer Sängerin, die den kahlen Raum mit einem orientalischen Wunder füllt, stellen plötzlich Verbindungen zwischen verträumten Bildern aus einer anderen Zeit und der heutigen Situation türkischer Frauen in Deutschland her. Haram besitzt eine fragile Poesie, die mit wenigen Worten und lakonischen Bildern auskommt. Der Film reaktiviert eine eigentümliche Exotik, die sich an manche triste Standards des deutschen Lebens angepasst hat.
Mit Buchtipp von Manuel Graf wird schließlich die romantische Hypothese ein letztes Mal bestätigt. Die Arbeit ist schon öfter gezeigt worden; ich möchte nur kurz darauf zurückkommen, auch wenn Grafs spannender Ansatz einen ganzen Artikel verdient hätte. Buchtipp nähert sich spirituellen Erkenntnistheorien aus der anthroposophischen Lehre an und bringt auf sehr gelungene Art und Weise eine alternative naturwissenschaftliche Denkweise, die sich u.a. aus der Physik, der Biologie und der Thermodynamik ableitet, mit ihrer freien, plastischen Interpretation zusammen. Das Ergebnis ist zunächst leicht verwirrend, denn man fragt sich, ob man vor einem Dokumentarfilm steht, vor der Persiflage einer Doku oder tatsächlich vor einem künstlerischen Video. Die Struktur der Arbeit ist dichotomisch: Ein älterer Herr referiert zunächst über das Buch Das sensible Chaos von Theodor Schwenk und fasst dessen Hauptthesen zusammen. Dann sind stilisierte Bilder eines eurythmischen Tanzstücks und Raucheffekte zu sehen. Auf den rationalen, analytischen Teil folgt also ein stark assoziativer Teil. Über den esoterischen Diskurs des Vortragenden im Film wurde während der Ausstellungseröffnung gut und raffiniert gelacht. Die meisten Besucher wollten unbedingt Ironie erkennen, da wo – wie ich zumindest vermute – das ehrliche Interesse des Künstlers liegt.
Nach Body Light ist jedenfalls Eines klar. Künstler sind die besseren Kuratoren. Karas und Fürnkäs’ Präsentation zeichnet sich durch einen lockeren und unaufdringlichen Umgang mit der Ausstellungsthematik aus. Diese unerwartete Aktualisierung der Romantik erfolgt unsystematisch und mit einer charmanten Leichtigkeit – und lässt viel Interpretationsraum für den Besucher zu. Hier werden keine eindeutigen Botschaften geliefert und keine Manifeste unterzeichnet; hier werden keine handfesten Beweise gesammelt und keine Thesen an die Wand genagelt. Die zwei Künstlerinnen/Kuratorinnen arbeiten intuitiv und assoziativ, frei von jedwedem theoretischen Ballast (dafür sind wir Kunstwissenschaftler letztendlich zuständig). Body Light ist keine didaktische Demonstration sondern eine verspielte und vorsichtige Behauptung – man fragt sich sogar, ob sich die Macherinnen der Tragweite ihres Ansatzes bewusst sind, ob sie die übergeordneten Zusammenhänge gesehen oder ob sie nicht eher, ihrem Instinkt und ihrer Lust folgend, einfach gemacht haben. Jedenfalls haben sie es sehr gut gemacht.
Partner, Kollege und Freund Lars Klostermann dreht, nicht ausschliesslich, aber doch regelmäßig, filmische Dokumentationen über Kunst, Kunsträume und Künstler. 2010 hatte er anlässlich des Vierwände Kunst Festivals unter dem Arbeitstitel Miniaturen alle damals aktiven Düsseldorfer Projekträume portraitiert.
Ein Jahr zuvor habe wir gemeinsam die Interviewreihe ‚Zu Besuch bei‚ angefangen und in diesem Zusammenhang Gespräche mit den Künstlern Paule Hammer und Andrea Lehmann geführt und aufgenommen. Widerum ein Jahr zuvor, im Herbst 2009, zeichnete er sich verantwortlich für den Trailer des Kunstfilmtags.
Lars Klostermann studierte Geisteswissenschaten und in diesem Rahmen, wie so viele andere unserer Generation irgendwas mit Kultur und Medien. Seit dieser Zeit beschäftigt er sich mit der Frage nach dem Authentischen und dem was authentisch sein kann. Sein Handwerk hat er im übrigen parallel dazu, als langjähriger Mitorganisator und Jurymitglied des Dokumentarfilm Festivals Duisburger Filmwoche gelernt. Auch hier war er über lange Jahre hinweg verantwortlich für die Trailer des Festivals.
Und wenn alles gut läuft wird er in den kommenden Wochen zusammen mit Emmanuel Mir eine filmische Serie über Kunst und Künstler für diesen Blog produzieren.
Diesmal war er allerdings nicht im eigenen, sondern im fremden Auftrag mit der Kamery unterwegs, die Qualität leidet darunter aber keineswegs, im Gegenteil. Herausgekommen ist ein – ich nutze das Wort in solchen Zusammenhängen nicht gern, doch hier passt es – schöner Film über die Multiples des Künstlers Patrick Thomas.
Lars Klostermann
Multiples, Patrick Thomas in der Galerie T
von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Schon wieder hat Matthias Erntges, Kurator und Betreiber des Raums Oberkassel, eine adäquate Besetzung seines schwierigen Raumes gefunden. Mit dem Künstlerduo Dan Dryer, bestehend aus Astrid Piethan und Jörg Koslowski, ist es ihm gelungen, einerseits die Spezifitäten des Ortes zu unterstreichen und anderseits eine pointierte künstlerische Bezugnahme darauf hervorzurufen. Das kleine Zimmer ist eine Herausforderung; das haben wir bereits in der Vergangenheit betont. Diese Herausforderung ist aber von den zwei Künstlern glänzend gemeistert worden.
Die letzte Installation von Dan Dryer erlebte ich in einer verlassenen Einkaufspassage in Mönchengladbach im Rahmen der Ausstellung 22 Fachgeschäfte. Es war ein monumentales und brachiales Werk, beruhend auf einer schlichten und evidenten Idee (dies lässt sich nachträglich gut behaupten), ausgeführt aber mit einer fast einschüchternden Kraft. Die physische Präsenz der Decke/Wand war beeindruckend und die leichte Orientierungslosigkeit, die sich vor dieser gekippten Oberfläche einstellte, faszinierend.
In Oberkassel aber sind leisere Töne angesagt. Dan Dryers Ansatz ist hier subtiler geworden und bewegt sich im Bereich des Infravisible – die Installation Monitor ist für den neuen Besucher, der den Raum noch nie begehen hat, so gut wie unsichtbar. Denn dieser Besucher betritt zunächst einen leeren, weißen Raum, mit kleinem Kaminsims und zwei Türen. Die „Objekterwartung“ des Rezipienten – wie Erntges diese stupide Sehnsucht nennt – wird bitter enttäuscht: Hier ist definitiv nichts. Dabei hat doch eine kaum bemerkbare Verschiebung stattgefunden: Eine Wand, mitsamt Tür und drei übriggebliebenen Nägeln, wurde eins zu eins kopiert und auf einer anderen, sich im rechten Winkel befindenden Wand übertragen. Copy and paste. Durch diesen Vorgang ist das Fenster, das sich sonst an der Stirnwand befindet, verschwunden und der Raum erhält eine völlig neue Konfiguration.
Die Änderung ist minimal, der zu generierende Aufwand aber sehr groß. Die Wirkung unspektakulär, die Irritation aber unleugbar. Etwas ist anders hier, obwohl alles so normal ist. Die Attrappe im Maßstab eins zu eins verwirrt den gewohnten Besucher. Sie ist so perfekt, dass sie sich nicht unmittelbar als Fake erkennen lässt. Winzige Gebrauchsspuren, Dreckflecken und weiße Übermalungen, die sich auf der Originalwand befinden, sind nämlich auf die zusätzliche Wand übertragen worden. Dan Dryer appelliert an die Sensibilität unserer Raumwahrnehmung. Die angebliche Leere des Ortes macht auf das Wesentliche – auf den Raumcharakter – aufmerksam, lenkt die Perzeption auf das Arrangement und auf die Natur dieses Raumes.
Die akkurate Raumbeobachtung und der präzise Eingriff besitzen eine große Strenge und Stärke. Es überrascht nicht, dass Piethan und Koslowski bei Magdalena Jetelová studiert haben. Da wurde ein Verständnis für den Raum geschult, welches eben zu solchen hervorragenden Arbeiten führt.
Dan Dryer Monitor 2.3-6.4.2013 RAUM Oberkassel Sonderburgstr. 2, 40545 Düsseldorf geöffnet Sa. 14-18 UHr www.raumoberkassel.de
Kunstausstellungen in Anwaltskanzleien oder Arztpraxen sind – nun ja, wie soll man es formulieren? … – zumindest einmal etwas speziell.
Vieleicht nicht zwangsläufig der Anwalt, aber zumindest doch der Arzt als Inbegriff des ehrenwerten, bürgerlichen Berufs trifft auf den Künstler, der – in meiner romantisch, naiven Auffassung – das Anarchische, Andere, Chaotische, Destruktive weil kreative Potential unseres Zusammenlebens verkörpert. Zutiefst unterschiedliche Welten prallen zwischen Kartenlesegerät, Zimmerpalme und weißen Raufasertapeten auf- und reiben sich aneinander.
Aber natürlich wissen Sie als aufgeklärt desorientierter Mensch der Metamoderne, dass es eben nicht so einfach, dafür doch um so komlizierter ist, mit den authentischen Rollen auf der sozialen Bühne und den von uns dort dargestellten Figuren.
Mag sein, dass sich das irgendwann mal anders verhalten hat, als es noch Berufe und zugehörige Stände gab. Mag sein, dass es Reibungen und Provokationen jenseits kalkulierter und brachialer Tabubrüche einmal wirklich gegeben hatte. Doch in dieser unseren Zeit, in der wir uns maximal tolerant – was nicht zwangsläufig verkehrt ist – und mindestens ebenso flexibel geben wollen und müssen – was zunehmend anstrengend wird – verhält es sich mit der Reibung etwas anders.
Nun muss das nicht schlecht sein wenn Reibung verschwindet weil Grenzen sich auflösen, sich Kommunikation dadurch vereinfacht und Ideen besser zirkulieren.
Denn trotz aller Sympathie für starke Bewegung und große Reibung, sowie des damit verbundenen, immerwährenden und unerreichbaren Ziels der großen Revolution, begrüße ich die kontinuierlich, flukturierende Revolte und den damit verbundenen steten Wandel doch mindestens genauso. Ich bin da recht ambivalent, und um ehrlich zu sein hatte ich es mit radikalem Punk noch nie so recht. Für mich ist neben der Lust an Obsession und Wut immer auch Platz für Harmonie und Verständigung.
Und deshalb habe ich mich sehr wohl gefühlt, an diesem harmonischen Abend in Oberkassel, als Walter Padao, Düsseldorfer Maler und Künstler seine aktuelle Malerei in der psychoanalytischen Praxis von Brigitte Ziob zeigte.
Jenseits von bürgerlichen und nichtbürgerlichen Klisches traf hier zusammen was nicht nur auf freundschaftlicher Verbindung beruht. Denn sowohl Brigitte Ziob, die ihre Räume für den Abend zur Verfügung stellte, als auch Walter Padao beschäftigen sich in Ihrer Arbeit nicht nur, aber dennoch deutlich mit dem Unter- und Unbewussten und den dort zu findenden Bildern.
Auch wenn man Walter Padao wohl nicht direkt als Surrealisten bezeichnen würde, zeichnet sich seine Malerie durch einen traumhaften, surrealen Charakter aus, allerdings ganz anders als das etwa ein Neo Rauch mit seinen plakativen und deutliche erkennbaren Bilderrätseln tut. Padaos Szenarien sind dynamischer, undeutlicher, verschwommener und damit sehr viel näher dran an dem was Rausch und Träumen ist, oder uns als Erinnerung an diese Zustände bleibt.
Bewegung und Zeit sind zentrale Themen in den Bildern Padaos, sowohl als wichtiges Narrativ für die Malerei, wie beim Motiv der Tänzerin im Bild unten, als auch Forschungsfeld der interessierten und intensiven Beschäftigung mit den Phänomenen selber.
Schon seit einigen Jahren ist Padao fasziniert vom Bullettime-Effekt, welcher bekanntlich erstmals in den Matrixfilmen zu sehen war. Er untersucht die daraus resultierende Bildfolgen, sowie die Auflösung der Bewegung mit den Mitteln der Malerei in dem er die einzelnen Frames über Bildtableaus verteilt und diese Bilder dann nebeneinander auf die Wand bringt. Auf diese Weise rückt er die Malerei als älteste aller Verfahren der Bilderzeugung nahe an das heran, was man Heute mit dem unschönen Begriff Medienkunst bezeichnet, geht dabei aber über das ansonsten oft inflationär betriebene Spiel mit der Technik hinaus.
Padao entlockt mit seiner Malerei auf einfache Weise einem modernen Kamera-Computerbild-Trick eine eigene Komponente und dreht den spektakulären Effekt noch einmal einen Schritt weiter, in dem er die kreisende Bewegung der Kamerafahrt auflöst um sie dann wieder gleichzeitig und strukturiert auf der Wand ausbreitet.
Die Gastegeberin Brigitte Ziob schreibt dazu:
Der Düsseldorfer Maler Walter Padao arbeitet mit Körpern in Bewegung.. Dabei interessiert ihn weniger das Einfrieren eines Augenblicks wie beim Foto, sondern das Sichtbarmachen der Zeit. Es geht nicht um Eindeutigkeit, sondern um Unschärfe, also das, was „in between“, also dazwischen ist. Hier läßt sich eine Verbindung zum psychoanalytischen Prozess ziehen: Innere Bilder entstehen, werden bearbeitet, verwischen und führen zu neuen Assoziationen. Im therapeutischen Prozess geht es oft darum, eingefrorene Strukturen wieder in Bewegung zu bringen, Facetten spürbar zu machen, die Dinge aus verschiedenen Perspektiven sehen zu können. Hier kann man einen Bezug zu den Bildern von Walter finden, der seine Figuren in verschiedenen Perspektiven festhält, als ein eingefrorener Moment in der Bewegung.
Die Bewegung als ein „Dazwischen“ im Raum, woraus sich die zeitliche Perspektive ergibt. Denn der äußere Raum ermöglicht uns das Zeiterleben. Das menschliche Zeiterleben entwickelt sich schon früh durch immer wiederkehrende Prozessabläufe im Kontakt mit dem pflegenden Primärobjekt, meist der Mutter, die den äußeren Raum repräsentiert, durch Berührungen, Nahrungszufuhr usw.. Dazu kommen frühe Erfahrungen von erträglicher Anwesenheit bis hin zu unerträglicher Abwesenheit in einer Zeitspanne, als Zeiterleben, das schon frühe Bewältigungsformen verlangt.
So hilft die Phantasie dabei, Situationen des Alleine-Seins zu mildern durch die Schaffung von Übergangsobjekten. So wird der Zeitfluss schon früh strukturiert die Umwelt, als einen sozialen und geographischen Raum des Seins. Damit verbunden sind Erlebniskategorien wie Gleichzeitigkeit, Sukzession, Kontinuität, den Augenblick oder die Dauer. Was wir dann als solche unterscheiden können. Damit aber etwas bei uns hängenbleibt, müssen Erlebnisse in der Zeit eine gewisse Dauer und Intensität besitzen, um zu einer inneren Erfahrung werden zu können.
Walter Padao arbeitet mit der Reflektion über das Zeitliche. Er hat dafür ein eigenes Verfahren gefunden: Er stellt sein Modell zunächst ins Zentrum. Dann schreitet er mit einer digitalen Fotokamera die Markierung ab und macht 24 Fotos – so viele, wie beim Film pro Sekunde durch den Projektor rattern. Dieses Verfahren heißt „Bullett-Time“. Es bezeichnet einen Special Effect, bei dem der Eindruck einer Kamerafahrt – um ein in der Zeit eingefrorenes Objekt entsteht. Wir kennen das aus „Matrix“, wenn Keanu Reeves in der Luft zu schweben scheint. Es geht darum, die Zeit anzuhalten und sie damit sichtbar zu machen. So ist das auch bei den Bildern, die Bewegung ergibt sich aus einem eingefrorenen Moment, einem festen Bild. Hier kann man einen Bezug sehen zur psychischen Realität: In diesem Spannungsverhältnis von Momentaufnahme als Anhalten des Zeitlichen verbunden mit der Bewegung in der Zeit bewegen sich die Bilder von Walter Padao.
Praxisausstellung „In Between“ am 2.2.2013, 18.00 Uhr bis 22.00 Uhr.
Gezeigt wurden Bilder des Düsseldorfer Malers Walter Padao. Die Ausstellung ist der Auftakt zu regelmäßig halbjährlich stattfindenden Ausstellungen unter dem Aspekt „Kunst auf der Couch“ in der Psychoanalytischen Praxis von Dipl.-Psych. Brigitte Ziob.
Benzulli zeigt: Ausstellungen im Abstand von vier bis sechs Wochen im Hinterhof der Worringer Straße 103 in Düsseldorf. Aktuelle Informationen dazu findet Ihr auf Facebook unter www.facebook.com/benzulli.
Am Freitag den 01.03.2013 eröffnete dort für drei Tage die Ausstellung Franz Zar.
Und was soll ich sagen???
Mich spricht ja wirklich nicht mehr viel von dem an, was aktuell so Kunst genannt wird, doch das was dort hing gefällt mir.
Keine rechte Ahnung warum, aber diese Sachen von Franz Zar gehen einfach extrem gut bei mir. Denn es ist alles drin: Reproduktion, Serialisierung, digital Painting, amorphe Wurstformen, Ideologien, Ästhetikfragen, Revolution und Bildersturm. Was will man mehr?
Nur der Verweis auf Schulbücher ist im ersten Moment nicht so ganz meines, das liegt aber an meiner nachhaltigen Abneigung gegen die Institution Schule. Wenn ich das dann – wie im Text unten vermerkt – im Kontext von Auslöschung und Zerstörung lese geht das aber schon klar.
Bild via http://www.franzzar.net/
>> Die Bilderstürmer des 16. und 17. Jahrhunderts begreifen die zu zerstörenden Bilder und Skulpturen als Repräsentationen der von ihnen bekämpften Ideologien. Heiligenbilder als Zeichen für die diesseitige Wirksamkeit Gottes und damit als Machtbeweis der Institution Kirche. Kunstobjekte aus den Sammlungen des Adels als Materialisierungen von Reichtum und elitärer Bildung. Erst die Aufklärung sieht in den Bildern und Skulpturen aus dem Besitz von Adel und Klerus das Potenzial, für die neu zu schaffende bürgerliche Öffentlichkeit in ästhetischer, politischer und historischer Hinsicht zum allgemeinen Bildungsinhalt zu werden. Während der Französischen Revolution werden die anfänglichen Zerstörungen von Kunstobjekten untersagt und neu geschaffene staatliche Kommissionen sammeln und katalogisieren die so geretteten Objekte, um sie an Orten wie dem Louvre, dem ehemaligen Königspalast, einer möglichst großen Anzahl von Menschen aus möglichst allen Gesellschaftsschichten zu präsentieren. In diesen neuen Ausstellungsräumen ist die ästhetische Beschaffenheit der in ihnen gezeigten Objekte wichtiger als die ihnen anhaftenden politischen und historischen Implikationen. Sie werden von früheren Repräsentationspflichten befreit, und zeigen in den neuen Kunsttempeln gleichsam nur sich selbst. Die Idee des Bildersturms ist die Zäsur zwischen modernem und vormodernem Kunstverständnis. Begreife ich ein Objekt ausschließlich als Repräsentation einer Ideologie, ungeachtet seiner formalen Qualität, muss ich es zerstören, wenn ich die entsprechende Ideologie bekämpfen will. Sehe ich von den politischen, historischen und ideologischen Implikationen ab, und beschäftige mich vorrangig mit der ästhetischen Beschaffenheit eines Objekts, beginnt das, was das moderne Verständnis von Kunst erst ermöglicht: die Reflektion über das Potenzial von Ästhetik, Wissen zu vermitteln. In den von mir für die Ausstellung bei Benzulli konzipierten Arbeiten werden Buchseiten meiner eigenen Geschichte-Schulbücher aus den Neunzigern mit Motiven deformierter Portraits bedruckt, die ich in Anlehnung an historische Bildzerstörungen geschaffen habe. Die Konstruktion und didaktische Vermittlung von Geschichte in Form der Schulbücher wird von mir mit Motiven zusammengeführt, die auf die Zerstörung und Auslöschung von Geschichte verweisen. Die digital erstellten malerischen Gesten untersuchen ein Verständnis von Malerei, das sich einst aufmachte, etablierte Formensprachen zu stürzen, auszulöschen und zu ersetzen. <<
Text: Franz Zar, Wien, Februar 2013
Einen weitere lohnenden Text von Franz Zar gibt es hier.
alle Bilder Copy&Paste via benzulli – dort gibts noch mehr.
Danke!
Franz Zar bei Benzulli
01.03. – 03.03.2013
http://www.benzulli.com
Hinterhof der Worringer Straße 103, Düsseldorf
von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Der Titel der Ausstellung erschließ sich mir nicht sofort; er erwies sich jedoch im Nachhinein als die klarste Formulierung, die man sich zu dieser Gruppenausstellung hätte vorstellen können. Es gäbe viel zu sagen über diese gelungene Show, die sehr breit aufgefasst war und zugleich das Thema nie verfehlte (bis vielleicht auf eine Ausnahme). Aber wir bleiben diesmal wortkarg und lassen die Bilder sprechen – begleitet von minimalen Kommentaren.
Der Rausch der Geschwindigkeit, die Extase des Lichtes. Eine impressionistische und hypnotische Kurzarbeit von Jaebong Jung, gefilmt von einem fahrenden Zug aus, oszillierend zwischen starken Überblendungen und raschen Ansichten einer periurbanen Landschaft.
Die interaktive Videoinstallation von Diana Akoto-Yip brachte den Besucher an verschiedenen Orte einer Stadt in Ghana und ermöglichte jeweils einen Panorama-Blick auf die Umgebung. Nachdem man ein Chip in den vorgesehenen Schlitzen eines Monitorkastens platziert hatte, öffnete sich die entsprechende Landschaft auf 360 Grad.
Die Szene findet offensichtlich in einem Künstleratelier statt (das man unschwer als einen Raum der Kunstakademie Düsseldorf identifizieren kann). Ein Model ist an einem Stuhl gefesselt und wird von einer Bildhauerin (es ist Rebekka Benzenberg höchstpersönlich) eingegipst. Gestaltung durch Unterwerfung; Tortur als Motor der Schöpfung.
Im dokumentarischen Duktus erzählt ein junger Mann vor der Kamera von Fabian Heitzhausen von seinen Erfahrungen als angelerneter Arbeiter in der Autoindustrie. Auch im Jahr 2013 ist die Entfremdung der Arbeit kein Fremdwort – wobei diese Entfremdung, von einer stupiden und eintönigen Tätigkeit verursacht, vom Betroffenen selbst gewählt wurde…
Experimentelle Bild- und Toncollage mit stark verfremdeten Bildern, bizarren Oberflächenstrukturen, und Klangwelten, die unter die Haut gehen. Experiment mit dem Material Film.
Dokumentation einer Performance von Oliver Blumek. Der gute Mann spaziert am Düsseldorfer Hauptbahnhof mit einem Stück rohen Fleisches an der Leine. Die Reaktionen seiner Mitmenschen sind verhalten. Auf diesem harten Pflaster scheint die skurrile Erscheinung Keinen aus der Fassung zu bringen.
Sara Hoffmann präsentiert eine schwindelerregende Spiegelinstallation, die sehr an Dan Graham erinnert und die Paradigmen des Sehens/Gesehenwerdens, der Projektion und der Rezeption gekonnt inszeniert. Visuelle Abgründe öffnen sich plötzlich…
Melike Karas Film wirkt wie ein melancholischer Eintrag in einTagebuch.
Dominik Królikowski hat den längsten Abspann der Filmgeschichte produziert. Er hat die Regierungsmitglieder aller Staaten dieser Welt (mit einer aussagekräftigen Ausnahme: die USA) in einer „Credits-Form“ aufgearbeitet und lässt so die Schauspieler und Mitwirkenden der realen Bühne in eine endlos wirkende Schleife abrollen.
Zyklus (Der Mensch unter Führung des Menschen) Ausstellung v. 2.3-4.3.2013 Studio Roh Mintropstr.14 40215 Düsseldorf
von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Bereits in den 1980er Jahren nahm eine ganze Generation von deutschen und deutschsprachigen Künstlern – darunter Thomas Schütte, Thomas Huber oder Ludger Gerdes – auf die Form des Modells Bezug. Ihr Interesse galt vor allem der Zwitternatur dieser Gattung, die zugleich autonomes Objekt, perspektivischer Entwurf und utopische Projektion sein könnte. Oft mit einer guten Portion postmoderner Ironie versehen und, entweder als Plan oder als Bühne, in betont artifiziellen Arrangements inszeniert, fungierten ihre kleinen Systeme als möglichkeitsöffnende Denkspiele, die zwischen elegant-aseptischem Glanz (Fritsch) und amateurhaftem Trash (Hirschhorn) oszillierten. Auch in jüngeren Positionen, wie z. B. bei Tatiana Trouvé, Rita McBride oder Simon Starling, die vereinzelt mit dieser Form arbeiten und die Disziplinen der Architektur oder des Designs (Stichwort: Prototyp) offensichtlich zitieren, ist die Bandbreite der konzeptuellen Strategien und der plastischen Lösungen in Bezug auf das Modell sehr groß. Umso erstaunlicher erscheint die programmatische Konzentration der aktuellen Ausstellung im Kunstraum Düsseldorf.
Die zwei Kuratorinnen Stefanie Ippendorf und Jari Ortwig haben eine dichte Präsentation geschaffen, die, klugerweise, auf einen einzigen Aspekt der Modellfrage fokussiert. Die sechs Künstler der Show greifen alle auf Hausmodelle zurück (wobei „Haus“ im erweiterten Sinne zu verstehen ist, also auch als Halle, Zimmer, Zelle), die entweder dreidimensional geformt oder fotografisch kreiert werden. Diese Konstruktionen siedeln sich gezielt in eine unscharfe Zone zwischen Realität und Fiktion an, und dies wird teilweise durch die mediale Aufarbeitung des Haus(modells) forciert, die ein Filter zwischen Objekt und Subjekt legt und damit die grundsätzliche Unsicherheit des Betrachters steigert.
Sind nun die menschenleeren und sterilen urbanen Räume in den Bildern von Christine Erhard die Imitation einer Stadt oder handelt es sich hier um authentische architektonische Ansichten? Erhard scheint mit den Sehgewohnheiten des Betrachters zu spielen. In ihren Aufnahmen von Modellen integriert sie geschickt und verschmitzt Elemente ihres Ateliers und schafft somit verwirrende Trompe-l’oeil, die die Nähe der sachlichen Fotografie offensichtlich suchen. Sie verwandelt einfache Tischplatten in riesige Hängebrücken und lässt eine einfache Heizung wie Plattenbauten wirken. Diese köstlich irritierenden Bilder (übrigens: Erhard versteht sich in erster Linie als Bildhauerin) stellen den Automatismus der Bildinterpretation und, grundsätzlicher noch, das Verhältnis des Bildes zur Realität in Frage. Ausstellungsbesucher, die Christine Erhard gemocht haben, werden Lois Renner lieben…
Wie Erhard baut Elke Schlenkhoff ihre Modelle selbst bevor sie sie abfotografiert. Allerdings ist hier die motivische Perfektion, die in Erhards Aufnahmen gekonnt vorgetäuscht wird, gar nicht von Interesse. Anstatt glänzenden Oberflächen und anonymen Betonlandschaften in den Vordergrund ihrer kleinen Bilder zu rücken, blickt Schlenkhoff, 1984 in Herne geboren, auf heruntergekommene Hinterhöfe, triste Fassaden und desolate Straßenecken, die den ganzen Charme des Ruhrgebiets ausstrahlen. Diese aus Pappe und Knete zusammen gebauten Szenerien erinnern eher an Bühnenbilder ohne Schauspieler als an Modelle. Das Atmosphärische, das Narrative sind hier bedeutender als die Exzellenz der Form, als die gelungene Täuschung. Natürlich verkörpern sowohl Erhard als auch Schlenkhoff zwei Positionen, die reflexartig an die paradigmatische Haltung von Thomas Demand erinnern. Der Spannungsbogen zwischen Realem und Konstruiertem, zwischen Fotografie und Architektur, bzw. Modell ist evident.
Vor etwa fünfzehn Jahren überraschte Marc Räder die kleine Fotowelt mit seinen verzerrten Aufnahmen der nordamerikanischen Suburbia. Durch Verschiebungen und Schwenkungen der Linse seines Objektives (sog. „Tilt and Shift“-Verfahren; wenn ich mich nicht irre, ist Räder der Erste, der diese Technik entwickelte und bewusst einsetzte, und dies lange bevor sie von der Werbebranche aufgegriffen wurde), brachte er ganze Wohnsiedlungen, verwaiste Sportareale und künstlich wirkende Landschaftszüge in eine merkwürdige Perspektive. Von einem beinah göttlichen Standpunkt aus gesehen, erscheint die Welt in Räders Bildern wie ein kleines, hässliches und lebensfremdes Eisenbahnmodell ohne Eisenbahn. Diese verstörende Mischung aus extremer Expressivität und gnadenloser Sachlichkeit (doch, das ist wirklich unsere Welt) ist allerdings nur spannend, wenn die Wahl der Motive sozialkritische Spuren aufweisen und die Missstände unserer urbanen Kultur aufdecken. Diese raffinierte Fotografie läuft nämlich Gefahr, interessant-abstruse Bilder zu liefern, die sich in ihrem kurzen Aha-Effekt erschöpfen.
Weiterhin wären die subtilen, vertrackten Apparaturen von Mirjam Kuitenbrouwer zu erwähnen, die würdig eines Kuriositätenkabinetts der Aufklärung sind und – extrem schöne machines à voir und machines à penser darstellen. Die Installationen von Stephan Mörsch, die sich in Modellen, Zeichnungen und Videoaufzeichnungen durchdeklinieren und, trotz ihrer formellen Harmlosigkeit, politische Brisanz besitzen, hätten sowohl Baudrillard als auch Virilio viel Vergnügen bereitet. Schließlich das kleine entomologische Theater von Susanne Kutter, wo Schmetterlinge und Kellerasseln in nachgebauten Interieurs inszeniert wurde. Ich hatte Schwierigkeiten, das Ganze als Metapher einer existentiellen, menschlichen Situation zu sehen. Vielleicht weil mir in der Schulzeit Kafka mit einer Keule eingetrichtert wurde.
Die Kunsthistorikerinnen-Kuratorinnen spielen bewusst mit der Doppeldeutigkeit des Begriffs „camera“, der sowohl „Zimmer“ im Italienischen als auch „Fotoapparat“ im Englischen heißt und finden in dieser dichten Präsentation die stimmige Schnittstelle zwischen Fotografie und Raum. Die Ausstellung ist gut recherchiert und, in dieser kompakten Form (die Räumlichkeiten des Kunstraums sind beinah halbiert worden, und dies war eine goldrichtige Entscheidung), ein wahrer Genuss. Es fehlt zwar ein Funken an Verrücktheit, an deplatzierten Invenzione; man vermisst vielleicht den Bruch, die Zäsur, das Unvernünftige, die Spannung ins harmonische Ganze bringen würde. Aber was meckere ich nur? Man bekommt nicht jeden Tag eine so solide Gruppenausstellung…
Camera Obskur Kunstraum Düsseldorf Himmelgeister Str. 107 Ausstellung vom 1.2.-24.3.2013 Öffnungszeiten: Do-So, 14-18 Uhr
von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
alle Bilder Courtesy Inken Boje
Von Inken Boje kannte man bisher eher die inszenierten Selbstporträts, die sie seit vielen Jahren produziert und in denen sie in die Identität von populären Künstlerfiguren schlüpft. Ihre skulpturale Arbeit, bestehend aus den sog. „schnellen Skulpturen“, also Objekten aus leichten Materialien, die rasch aufgebaut werden können, wurde verhältnismäßig selten gezeigt. Zwischen April und Oktober 2012 bekam man jedoch eine geballte Gelegenheit, sich mit Bojes Plastik auseinanderzusetzen. Und das Verb „auseinandersetzen“ ist hier nicht als Floskel zu verstehen. Auf neun öffentlichen Plätzen der Stadt stellte die Künstlerin ihre Werke für ein paar Stunden auf, ohne große Vorwarnung und ohne didaktisches Begleitmaterial. Werke, die für das gesunde Volksempfinden nicht unbedingt als Kunst identifizierbar waren. Und die völlig unterschiedliche Reaktionen hervorriefen.
Nachdem sie ihre ursprüngliche Idee beim Kulturamt nicht durchsetzen konnte (zunächst sollten massive Betonquader aufgestellt werden), arbeitete Boje an leichten Plastiken aus Pappe, Plastik, PU-Schaum und Klebefolie, die auf ausgewählten Plätzen aufgebaut wurden. Jede Aktion dauerte zwischen acht und zehn Stunden, mitsamt Auf- und Abbauphase. Während dieser Zeit blieb die Künstlerin stets am Ort des Geschehens und beobachtete, wie ihre Meteoiden – wie sie die Objekte nennt – bei den Passanten ankamen. Es ging also nicht darum, die Stadt auszuschmücken und mit neuen drop-sculptures zu bereichern, sondern den angeblich freien, öffentlichen Raum in Besitz zu nehmen. Darüber hinaus sollte festgestellt werden, wie diese Aneignung akzeptiert wird und, abseits des üblichen Kunstbetriebs, wie der „Mann von der Straße“ damit umgeht.
Wirklich ausufernd waren die Objekte von Inken Boje nicht. Weil sie im Atelier realisiert und später auf konventionelle Weise transportiert werden sollten, überstiegen sie nie drei Meter Höhe. Aber das reichte schon um übliche Durchgangspassagen zu sperren und einen kleinen Umweg zu erzwingen oder, bei Wind, leicht bedrohlich zu wirken. Und vor allem: Diese Haufen nicht-edler Materialien, die nicht unbedingt als neue Verkörperungen des Guten, Wahren und Schönen gehalten werden dürfen, stellten der Öffentlichkeit (zwar banale, aber nach wie vor berechtigte) Fragen: Ist das Kunst? Ist das schön? Muss ich von jetzt an damit leben? Wer nimmt sich die Freiheit, den öffentlichen Platz zu bespielen? Kann sich Jeder diese Freiheit nehmen?
Für die Aufstellung ihrer Meteoiden, hatte Boje Orte in der Stadt ausgewählt, die neu gestaltet wurden. Der Oberbilker Markt, der große Platz an der Bonner Straße in Holthausen, der Apollo-Platz am Rhein oder der Friedensplatz in Bilk sind alles öffentliche Räume, die in den letzten fünfzehn Jahren erneuert wurden. Diese Veränderungen gehen immer mit einer notwendigen Neuorientierung ihrer Benutzer einher, mit einer Anpassung ihrer Gewohnheiten. Diese vielfachen Neugestaltungen führen aber zwangsweise auch zu tiefgreifenden Veränderungen im gesamten Viertel. Die Plätze werden kleiner oder größer, Märkte etablieren sich oder verschwinden, zusätzliche Fahrspuren werden auf- oder zurückgebaut, etc. Das lässt die Bewohner nicht kalt. Und wenn plötzlich auch noch eine unerwartete Skulptur aus heiterem Himmel fällt, dann können schon die Emotionen hoch kochen. Inken Bojes Meteoiden wirkten daher wie das Brennglas eines (mikroskopischen) Wandels im städtischen Raum. Auf ihnen konnte sich der Frust entladen, durch sie konnte sich die Zufriedenheit ausdrücken. Im Oberbilker Markt, wo die Neugestaltung zu mehr Verkehr und weniger Aufenthaltsqualität geführt hat, entwickelten sich spannungsgeladene Gespräche mit den Anrainern, die das bisschen noch verfügbaren Raum aggressiv verteidigten. In Holthausen hingegen, wo unverhofft ein sehr großer Platz mit Spielgeräten, Bänken und Bäumen entstand, bekam die Künstlerin die spontane Hilfe von Nachbarn und deren Anerkennung.
Die Lebensqualität in einer Stadt lässt sich nicht allein an ihrer niedrigen Arbeitslosenquote, an der Anzahl von Schulen und Kindergärten oder an ihrem Freizeitangebot messen. Auch eine sinnvolle, humanistische Stadtgestaltung, die in der Lage wäre, Interaktionen zu provozieren und den heterogenen Menschenfluss zu lenken oder zu verankern ist überlebenswichtig. Da wo öffentliche Plätze entstehen, kommen unterschiedliche Menschen zusammen; sie kommunizieren miteinander und identifizieren sich mit dem Ort, an dem sie sich befinden. Sie finden ihren Platz. In dieser Sache hat Düsseldorf in der Nachkriegszeit – wie viele andere Städte, die sich hauptsächlich auf die Bedürfnisse des motorisierten Verkehrs eingestellt haben – völlig versagt. Plätze sind von Straßen entzweit worden, sind zum Kreisverkehr verkommen. Die Baufehler der Vergangenheit werden nicht korrigiert. Gerade in der Landeshauptstadt, die in etlichen City-Rankings gut abschneidet (es kommt eben auf die Kriterien an), sucht man mit Mühe nach öffentlichen Plätzen, die ein Gefühl der Gemeinschaft unterstützen. An diese Tatsache haben Inken Bojes Meteoiden erinnert.
Bojes Skulpturen wurden übrigens nach ihrem Einsatz auseinandergebaut und sind nur noch fragmentarisch vorhanden. Ihre erneute Präsentation im white-cube-Kontext erscheint nicht besonders sinnvoll…
Venus&Apoll ist der Onffspace-Ableger der in Düsseldorf ansässigen JULIA STOSCHEK COLLECTION. Begleitend zum jährlichen Rundgangspektakel an der Akademie eröffnete dort am vergangenen Freitag Abend die Gruppenausstellung Body light, mit den Teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern Ben van den Berghe, Kira Bunse, Isabella Fürnkäs, Dominik Geis, Manuel Graf, Alex Grein, Tobias Hoffknecht, Sarah-Jane Hoffmann, Anna K.E., Melike Kara, Magdalena Kita, Anna-Lena Meisenberg, Tanja Ritterbex, Hermes Villena, Jonas Wendelin und Sophie Wilberg-Laursen.
Und auch wir hatten fest vor darüber eine Bildstrecke zu machen!
Leider, leider kamen wir aber nicht bis zum Worringer Platz, sondern sind dann keine 200 Meter von zu Hause entfernt am Fürstenplatz im Bar/Cafe Appartement hängen geblieben – und dort ganz klassisch versackt.
So gab es für uns Zündkerzen statt Videokunst und am nächsten Tag nen dicken Kopf…
Was für ein Glück aber, dass es noch andere Blogger gibt, die über mehr Disziplin und Einsatzbereitschaft verfügen und in solchen Fällen aushelfen können. Deshalb hier der Verweis auf die Kolleginnen und Kollegen vom artfridge-Blog, denen es gelungen ist eine Bildstrecke mitzubringen.
Zum Ansehen bitte kurzer Klick auf das Bild oder hier.
via artfridge
Venus & Apoll
Worringer Platz 8
40210 Düsseldorf
Opening Hours: Daily, 12 – 18 h
eine Bildstrecke von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Alle Jahre wieder… Ein sehr langer (aber selbstverständlich nicht vollständiger) Rundgang durch den Düsseldorfer Rundgang. Wahllos, hierarchiefrei, so sachlich, wie nur möglich. Mit schönen Grüßen aus dem Echtzeit-Archiv. Für Hinweise auf falsche Zuordnungen und Versäumnisse sind wir dankbar.
Die Seite wächst nach und nach bis zum Ende des Rundgangs am 24.2.
Continue reading „Rundgang der Kunstakademie Düsseldorf 2013“
Der Düsseldorfer Gestalter und Künstler Thomas Artur Spallek ist ein umtriebiger Zeitgenosse. Gemeinsam mit den Moxies zeichnet er sich unter anderem für die Gestaltung der Plakatkampagnen der Tonhalle Düsseldorf mitverantwortlich. Darüber hinaus betreibt er gemeinsam mit Albert Naasner, George Popov den eigenen Independent Verlag TFGC Publishing mit dem wir widerum gerade das Books&Blankets-Projekt planen und umsetzen. Und als wäre all das noch nicht genug, studiert er auch noch Kommunikationsdesign an der FH-Düsseldorf, weilt aktuell allerdings für ein Auslandssemester in Portugal.
Neben all diesen Arbeiten, als Verleger, Organisator und Gestalter im Auftrag der Anderen geht Thomas Spallek zusätzlich noch eigenen künstlerischen Projekten nach. Über zwei dieser Projekte habe ich mich mit Ihm unterhalten. Thomas war darüber hinaus so freundlich, das besprochene Bild- und Textmaterial als Video aufzubereiten. Mit diesem kurzen Video steigen wir in die beiden Projekte und das Gespräch ein.
Perisphere:
Thomas, erklär doch bitte noch mal kurz worum es in Western Typologies und dem Vorgängerprojekt Facebook Soldiers geht.
Thomas Artur Spallek:
Es geht vor allem um Menschen und Ihre Verbindung durch das Internet. Es geht aber in beiden Serien auch um Menschen die für etwas kämpfen.
Das Internet hat es mir erst möglich gemacht in Bildern anderer Leuten zu suchen. Gäbe es das nicht, würde ich wahrscheinlich meine Bilder in alten Fotoalben auf dem Flohmark suchen. Das spannende ist wie nah das Internet zwei unterschiedliche Menschen bringen kann. Dieses Idee versuche ich in meinen freien Arbeiten weiter auszureizen.
eine Bildstrecke von Emmanuel Mir (der an diesem Tag nur mit einer Schnappschusskamera unterwegs war und um Nachsicht bietet)
Flingern did it again. Immerhin ist der ehemalige Gemüse- und Obstladen, bei dem Keiner einkaufte weil es nicht auf dem Weg lag und die Petersilie schon verfault war, nicht von einer Agentur für Grafikdesign oder von einer Boutique für überteuertes (aber handgemachtes) Nippes ersetzt worden. Aber, schlimm genug, der Laden ist schon wieder von Künstlern übernommen worden. Vielleicht. Möglicherweise. Wenn alles gut geht, soll ab sehr bald ein Projektraum entstehen. Das Konzept ist einfach: Fünf Künstler schmeißen zusammen um die Miete zu bezahlen und laden, je zwei Mal im Jahr, in die sehr schönen Räume ein. Es ist noch zu früh, um von einem Programm zu sprechen. Aber das wichtigste ist vorhanden: Die Energie. Diese Idee ist auf den Mist von Robert Pufleb, der sich in der Vergangenheit bereits durch seine weihnachtlichen Kunstsalons ausgezeichnet hatte, gewachsen. Da der Mann ein sicheres Händchen beweist und einen strammen Gang hat, könnte die Chose schneller über die Bühne gehen, als man glaubt. Sehr gut! Wir freuen uns darauf!
Urban Structures Mit: Andreas Gefeller, Robin Merkisch, Robert Pufleb, Josef Schulz, Andreas Zimmermann auf der Flurstrasse 16 2-3.2.2013, 14-20 Uhr
von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Höchst untypisch: Ein ehemaliger Lüpertz-Schüler verweigert die auktoriale Hoheit über seine Arbeit, schert sich nicht um subjektives Ausdruckspathos und verschwindet regelrecht hinter dem malerischen System, das er zwischen der Leinwand und seiner Person errichtet hat. Dieser Maler heißt Ted Green und ist einer der zwei Köpfe des Projektraumes Gagarin. Als Maler bisher selten zu sehen, erscheint er nun verstärkt in der kleinen Düsseldorfer Öffentlichkeit und sucht die Konfrontation mit dem Publikum. Er ergreift die Chance einer Zwischennutzung und verwandelt einen ehemaligen Gemüseladen in eine Galerie. Dort hängen fünf Gemälde in sehr verschiedenen Formaten.
Die abstrakten Werke des US-Amerikaners kommen zunächst zeitgemäß-schick daher. Die Schablonenformen seiner Bilder, die sich meistens in symmetrischer Anordnung entfalten, erinnern in ihren Einzelheiten an manche Graffitis (Technik und Geste) oder an Rorschach-Tests (Komposition). Die wilde Bildsprache greift auf zugleich intensive und harmonische Farbverhältnisse zurück und kann ihre Neigung für die glatte Schönheit des Ornaments nicht verbergen. Das geht sogar bis zur Einbeziehung einer Wand in eine Komposition (und vice-versa); eine Geste die nicht unbedingt als ironischer Augenzwinker zu verstehen ist.
Alles wirkt handwerklich gekonnt und optisch schmeichelhaft. Alles wirkt kalkuliert. Ein Verdachtsmoment entsteht in dieser frühen Rezeptionsphase: Ist Green einer dieser Maler, der auf eine halbwegs innovative Formel gekommen ist und sich nun in Trendsetting ausprobieren will? Die geschickte Paarung aus einem zurechtgebogenen Quasi- Informel und einem vermeintlichen Street-Art-Duktus ist ja kommerziell vielversprechend…
Bei genauerer Betrachtung und im Gespräch mit dem Künstler verflüchtigt sich jedoch der anfängliche Verdacht. Die ästhetische Verführung von Greens Bildern, die teilweise an Gefälligkeit grenzt, ist nicht das Ergebnis einer marktorientierten Strategie sondern das Produkt des Zufalls. Die durchaus ansprechenden, teilweise komplex miteinander verflochtenen Grafikmuster entstehen durch die strenge Einhaltung ein paar selbstauferlegter Gesetze. Die formellen Entscheidungen des Malers in Hinsicht auf Farbe, Textur und Form werden gewürfelt oder gelost. Bevor er seine Pinsel anrührt, konstruiert Green kleine tabellarische Systeme, die aus Zahlen- oder Buchstabenreihen bestehen und in das Verhältnis zu Material, Duktus oder Form gebracht werden. Diese Tabellen bestimmen die Hauptachsen der Komposition: Wird eine Drei gewürfelt, soll die festgelegte Schablonenform grün werden; bei einer Sechs soll sie gelb sein. Oder so ähnlich.
Ein anschauliches Beispiel: Die feinen, kringelnden, roten Striche einer Komposition sind nicht das Ergebnis einer automatischen, nervösen Schrift (obwohl sie genau danach aussehen) sondern die von Googlemap errechneten Routen zwischen zwei europäischen Städten, welche Green in einem Losungsverfahren gepaart hat. Mit dem Würfel bestimmt er weiterhin die Malgeschwindigkeit oder die Größe seiner Pinsel, die Reihenfolge der Farbschichten und weitere entscheidende Bestandteile seiner Bilder. Die Palette an Möglichkeiten ist begrenzt, innerhalb dieser Palette hat der Künstler prinzipiell nichts zu melden – wobei er sich immer wieder erlaubt, nachträgliche „Korrekturen“ vorzunehmen. Da wo man also eine bewusste und durchdachte Handlung sehen möchte, handelt es sich um die Folgen eines absurden Programms, das den künstlerischen Entschluss größtenteils ausschaltet. Alles ist hier nur gespielt; und die Regeln des Spiels bestimmen das Bild.
Alte Kamelle? Damit haben Richter und Polke bereits gespielt, damit spielen seit eh und je Francois Morellet und Bernard Venet? Ja und? Der konzeptuelle Ansatz von Ted Green erhebt nicht den Anspruch, den kreativen Akt auf innovative Weise infrage zu stellen oder manche Klischees über Malerei (betr.: Inspiration, Intuition, Spontanität, Genietum, etc.) ironisch zu dekonstruieren. Dafür kommen seine akribischen Allover definitiv zu spät – zumindest in dieser Form. Aber ob Gemälde von Menschen oder von Systemen generiert werden ist letztendlich zweitrangig. Wenn man wirklich davon ausgeht, dass jedes Bild dieser Welt bereits gemalt worden ist und dass das „Neue“ in der „neuen Malerei“ (das saisonal neu definiert wird) ein Betrug ist, erscheint Ted Greens Herangehensweise zumindest luzid und ehrlich.
Ersatz Woddpeckers of Central Flingern Ted Green Flurstr. 16 20.1-28.1.2013 Am gleichen Standort findet übrigens am 2.2 und 3.2. eine feine Fotoaustellung, worüber wir gleich noch berichten werden.von Florian Kuhlmann (Düsseldorf)
Letztes Wochenende, gemeinsames Gallery Opening in Düsseldorf Flingern – der Name ist Programm. Wer von auswärts mit liest und Flingern nicht kennt, der stelle sich bitte einfach Berlin Mitte vor, allerdings nicht nur komplett durchsaniert sondern in der Zusatzvariante völlig tote Hose.
Aber warum trotzdem nicht einmal aus nächster Nähe sehen was man in der WZ derzeit unter dem Zentrum der Avantgarde-Händler versteht.
Eine fantastische Fotostrecke wollte ich mitbringen. Bilder mit weltklasse Kunst die unseren Lesern die Tränen in die Augen treiben und sowohl Spitzenhöschen als auch Feinrippbuchse nass machen. Ich war guter Dinge!
Leider wurde nichts draus.
Die mehrheit der Bilder und Artefakte konnten nicht überzeugen, das allermeiste war selbst für unsere Verhältnisse zu off, geradezu offoff eigentlich. Eine der wenigen Ausnahmen Gregor Schneider – aber Schneider ist eben Schneider – mit einem einfachen und nachhaltig beeindruckenden Video seines Indienprojekts.
Das Interview mit Anthony Cragg ist schon etwas länger online und ich wollte schon die ganze Zeit einmal darauf hingewiesen haben. Aber zwischen den Jahren machte sich so eine überaus angenehme Faulheit und Antriebslosigkeit breit. Der Kollege Sven Blatt von kunstdüsseldorf wird es uns nach sehen, immerhin zum Lesen hat es gereicht.
Nach einem etwas holprigen Anfang nimmt das Gespräch gut Fahrt auf und was Cragg über künstlerischen Erfolg zu sagen hat ist nicht nur sympathisch sondern auch vernünftig. Darüber, dass sich eine solche Haltungen natürlich sehr viel einfacher einnehmen lässt wenn sich der künstlerische Erfolg bereits auf allen Fronten eingestellt hat liesse sich eventuell diskutieren. Wir sparen und das, weil wir auch renommierten Künstler das Recht zu gestehen etwas kluges zu sagen. Und am Besten lest Ihr sowieso einfach selbst.
PS: Frohes neues Jahr und alles gute für 2013! Lasst es Euch gut gehen.
Bild: von Bengt Oberger (Eigenes Werk)
[CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)],
via Wikimedia Commons
von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Im Norden des Düsseldorfer Hauptbahnhofs, um den Worringer Platz herum, wimmelt es mittlerweile vor Projekträumen, Ateliers und mehr oder weniger kurzfristig angelegten Kunstinitiativen. Weiter im Süden, um den Mintropplatz herum, eingequetscht zwischen Bahnbrücke, Table-Dance-Läden und den Ausläufern des marokkanischen Viertels, wurde vor kurzem ein Gegengewicht geschaffen, das erste Off-Projekt in diesem zentralen Stadtteil. Dort haben sich Rebekka Benzenberg und Oliver Blumek etabliert und ihre Wohnung zu einer Art work in progress gemacht. Die beide haben sich in der Klasse Gostner in der Kunstakademie kennengelernt. Binnen weniger Monate hatten sie ein neues Zuhause bezogen und gleichzeitig ein Projekt definiert, das unter der Bezeichnung „Studio Roh“ läuft. Es ist also mehr als eine Wohnung – es ist zugleich ein Ort des Lebens, des Arbeitens und der öffentlichen Begegnung. Die erste Ausstellung sollte ein Zeichen setzen und programmatischen Wert haben. Mit „Brachial sensibel“ zeigten die zwei Künstler ihre eigenen Arbeiten und gaben den Ton an.
Die Küche ist ein hart beleuchteter Getränke-Ausschank, bestückt mit Bildern und einem Sofa. Das Wohnzimmer mit den breiten Fenstern gilt als größter Ausstellungsraum und ist für großformatige Gemälde geeignet – am Eröffnungsabend wurde hier auch getanzt. Das Schlafzimmer ist in ein Installationskabinett verwandelt worden, getaucht in krankes gelbes Licht. Diese Atmosphäre der Semi-Öffentlichkeit ist, abgesehen von den jeweiligen Projekten von Sebastian Riemer und Tanja Goethe, eine Seltenheit in der Düsseldorfer Kunstszene. Auch die Grundhaltung des Betreiberpaares klingt zunächst unüblich – eine Mischung aus unverfrorener, sich nicht um die Regeln des Kunstbetriebes scherender Begeisterungsfähigkeit und pubertärer Naivität. Beide Bestandteile dieser Mischung besitzen eine willkommene Frische, die immer noch wärmer als die Coolness mancher Off-Akteure ist.
Der Titel „Brachial Sensibel“ beschreibt ganz gut die Ambivalenz, die Benzenberg und Blumek interessiert. „Wir suchen etwas, das zugleich hitzig und weich ist“, kommentierten die Künstler. „Es soll sehr gefühlsbetont werden. Die Kunstszene erscheint uns zu künstlich, zu fern von den Menschen.“ Gute Absichten, die zunächst ein wenig abstrakt klingen. „Wir wollen zurück zu den Wurzeln!“, fahren die beide fort. „Zu welchen Wurzeln?“ frage ich. Da müssen sie ein wenig überlegen. Sie sind sich ihrer Sache sicher, hatten aber anscheinend noch nicht an eine Verbalisierung gedacht. „Die Wurzel ist die Emotion“, sagt dann Blumek. „Zurück zum Ich. Die Wurzel ist das Bewusstsein für das Gute und das Böse. Es ist eine moralische Vorstellung“. Na so was. Sturm und Drang revisited?
Nun, Eines muss ich zugeben: Mit einer Rückkehr der Romantik hätte ich niemals an diesem Ort gerechnet. Und das war ein Fehler von mir – denn, trotz des Abgangs des Malerfürsten Lüpertz und trotz des frischen Windes, der nun angeblich in der Kunstakademie wehen muss, ist der Hang zum romantischen Pathos eine tief in der künstlerischen Seele Düsseldorfs verbohrte Eigentümlichkeit, die sich nicht mal eben aushöhlen lassen kann. Von den Anfängen der Düsseldorfer Malerschule im frühen 19. Jahrhundert bis zum heutigen Tag ließe sich möglicherweise ein roter, gefühlsbetonter und affektiver Faden ziehen, der das Kolorit der lokalen Kunstszene bestimmt – für weitere interessante Dissertationsthemen, bitte bei der Redaktion melden.
Aber zurück zur Emotion. Und zurück zur Kunst. Benzenberg und Blumek haben eine Auswahl von ca. 25 Bildern getroffen, die vor allem in zwei Räumen hängen. Obwohl er eigentlich aus der Skulptur- und Installationskunst kommt, hat sich Blumek von seiner Partnerin „anstecken lassen“ und sich im Medium der Malerei ausprobiert. Es sind vielschichtige, abstrakte Bilder entstanden, die der Balance zwischen laschen, unkontrollierten und sehr präzisen Gesten nachgehen – und diese zum Teil auch finden. Elemente eines vitalen Action Painting mischen sich mit einem sensibleren Duktus, der verschiedene, sich widersprechende Raumtiefen schafft. Auch wenn diese Malerei viel verspricht und neugierig auf weitere Entwicklungen macht, ist sie noch längst nicht ausgereift. Man spürt hier deutlich, dass ein Künstler sich noch sucht und zwischen unterschiedlichen Formeln zaudert. Sich dieser Unfertigkeit zu stellen ist für den Maler-Neophyten ein mutiger Akt – und für den Außenbetrachter eine spannende Einsicht in ein entstehendes Werk.
Rebekka Benzenberg beschäftigt sich seit mehreren Jahren intensiv mit Malerei und ihre Bilder zeigen da eine andere Reife als die ihres Partners. Es sind meistens große Formate mit sehr verdünnten Farben, in denen die vielen Malschichten Motivansätze und schemenhafte Formen generieren. Die Laviertechnik, die dem Zufall viel Raum öffnet, ist mit großen Gesten durchgeführt. Die weichen Farbtöne, in Beige, Blau-Grau und mit Spuren von Lila und Alt-Rosa, erinnern an manche frühen Kompositionen von Graubner. Diese wässerigen, atmosphärischen Welten werden nicht selten von deutlichen schwarzen Blitzen gebrochen oder von entscheidenden Pinselspuren auseinandergerissen, bei denen die Präsenz des Körpers deutlich sichtbar wird. Die Expressivität der Informellen (man muss hier schon oft an Fred Thieler denken) bestimmt den Herstellungsmodus dieser Gemälde. Trotz einiger Referenzen, besitzt Benzenberg einen eigenständigen, ausdifferenzierten Stil, der nicht zur Neo-Neo-Geo-Malereiwelle der letzten Jahren passen will. Darüber hinaus probiert sich die junge Künstlerin in etwas gegenständlicheren Kompositionen aus, die wie Reminiszenzen an die Neuen Wilden wirken.
Der gelbe Raum war Objekten gewidmet, die Benzenberg und Blumek zusammen gestaltet haben. Da ließ sich die Malerin auf die dreidimensionale Arbeit ein, genauso wie der Bildhauer Oliver Blumek sich auf die Malerei eingelassen hatte. Das Ergebnis ist weniger überzeugend als die malerische Arbeit. Mit Hackfleisch gefüllte Nylonstrümpfe und Kondome hängen in verschiedenen Konstellationen und Inszenierungen im Raum, eine verschmutzte Matratze liegt da wie eine verschandelte Leiche, eine Pflanze ertrinkt im dreckigen Wasser. Körper, Sexualität, Tod, Gewalt. Die Symbolik ist alles in allem ein wenig zu grob. Die gewollte Atmosphäre wird zu einem Gruselkabinett.
Künftig soll sich das Studio der Außenwelt öffnen. Geplant sind Workshops, und zwar nicht nur im Bereich der Malerei sondern auch der Fotografie und der Mode. Die nächste Ausstellung findet am 2.3. statt; der Schwerpunkt soll diesmal auf Video liegen.
von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Auf das dialogische Prinzip von Push sind wir bereits in der Vergangenheit eingegangen. Nach einigen Monaten vorprogrammierter Kollision und künstlerischer Reibungen bot die Abschlussausstellung ein friedfertiges Bild. Jeder Künstler der Reihe war mit einer Arbeit vertreten und okkupierte jeweils einen kleinen Bereich des ohnehin kleinen Raumes. Demnach wirkte die gesamte Präsentation wie ein ungezwungenes Zusammenkommen von Freunden, mit Verzicht auf einen künstlichen Überbau und (in diesem Fall: überflüssigen) konzeptuellen Hintergrund.
Interessanterweise waren gerade die zwei Positionen, die ich bei einer früheren Rezension ein wenig hart in die Mangel genommen hatte, die aus meiner Sicht besten der Ausstellung. Burchhard Garlichs hat Papierarbeiten an eine Wand gehängt und die richtige Balance zwischen strengem Kompositionsprinzip und einer sensiblen Sinnlichkeit gefunden. Der Rhythmus seiner auf vertikalen, diagonalen und horizontalen Linien basierenden Bilder besitzt die Prägnanz von serieller Musik, verschwindet jedoch nicht hinter einem anonymen Duktus. Die Hand des Künstlers bleibt durch winzige Zuckungen und Unregelmäßigkeiten stets sichtbar. Auch die Behandlung des Papiers, die teilweise die linierte Struktur hinter einem weißen Schimmer durchscheinen lässt, trägt zu dieser ausgeglichenen aber dennoch spannenden Gesamterscheinung bei.
Seinerseits hat Michalis Nicolaides die Störenfried-Rolle fortgesetzt, die er bereits bei der ersten Ausgabe der Serie erfüllt hatte. Bei seiner schelmischen Licht- und Videoinstallation, bezieht er sich sowohl auf die allgemeine Raumsituation, mit den vielen über den Putz verlaufenden Elektrokabeln, als auch auf die konkrete Ausstellungssituation, deren harmonische Wahrnehmung er in regelmäßigen Abständen stört. Das Video zeigt den Künstler, zwei Segmente eines abgeschnittenen elektrischen Kabels über dem Kopf zusammenhaltend, in einer angestrengten Körperposition. Nach einer gewissen Zeit, als er an die Grenzen seiner Muskelkraft stößt, lässt er los, die Bindung der Kabel bricht ab, das Licht im gefilmten Raum geht aus – sowie an den Wänden des Instituts für Skulpturelle Peripherie. Für ein paar Sekunden wird es an diesem späten Winternachmittag düster im Raum. Mehr als ein Gag ist dies hier eine humorvolle und anspielungsreiche Performance und Nicolaides hält viele Stränge in einer Hand: Das Klischee des heldenhaften Künstlers als (hier: müder) Prometheus wird zitiert, aber natürlich auch die ganze Tradition des immer-aufs-Ganze-gehenden-Performers à la Flatz oder Abramovic und das Pygmalion-Paradigma wird revidiert und auf die neuen Medien übersetzt. Eine scheinbar simple Angelegenheit führt den Betrachter auf viele, interessante Pfade…
Unbeeindruckt von Nicolaides Lichtunterbrechungen leuchtete spärlich aber beständig die Installation von Ulrike Kötz, ein Überbleibsel aus der letzten Ausstellung der Push-Reihe, die sich wortwörtlich an den markanten Holzbalken des Raumes anlehnte und, sich verselbstständigend, eine Verbindung zwischen Decke und Boden vornahm.
Weiterhin ist das geschickt platzierte Video von Hüseyin Karakaya aufgefallen, das in unmittelbarer Umgebung des und im Institut realisiert wurde. Wie für eine Art subjektiver Raumerkundung und Spurensuche näherte sich Karakaya mal in völlig abstrakten, mal in gespenstischen Nachtaufnahmen manchen visuellen Elementen des Ortes an.
Martin Steiner war mit einer Arbeit vertreten, die, trotz der kompakten Erscheinung, in einem eigentümlichen Schwebezustand stand und die Grenze zwischen Bildhauerei und Malerei, Leere und Fülle, geführter Linie und zufälliger Spur suchte. Das „Bild“ war wohl ein modifiziertes Überbleibsel aus einem früheren Werk und verhielt sich dazu wie ein Negativ oder autonom gewordener Schatten einer unsichtbaren Form.
Des weiteren waren auch Sonja Meyer, Wanda Sebastian und Christiane Rasch mit präzisen und unaufdringlichen Arbeiten vertreten – eben alle Pusher und Gepuschten der vergangenen Monate. Erstaunlicherweise gestaltete sich das Finale also zu einer klaren, aufgeräumten und harmonischen Präsentation. Manche, wie Sonja Meyer, gingen noch einmal auf architektonische Besonderheiten des Ortes ein, andere, wie Christiane Rasch, zeigten streng autonome Arbeiten.
Und wie geht es weiter, nun da Push zu Ende ist? Die aktuellen Betreiberinnen Pe, Friederike Schardt und Eva Weinert haben für die Zukunft keine feste Reihe geplant. Das serielle Ausstellungsformat spielerisch-konfrontativer Akzente, mit dem das Institut für Skulpturelle Peripherie seit einigen Jahren gut fährt, soll nicht fortgeführt werden. Zu einnehmend wurde die regelmäßige Arbeit, die ein solches Format mit sich bringt. Stattdessen soll es künftig zu punktuellen Ausstellungen kommen, die bevorzugt in Kooperation mit anderen Projekträumen der Republik stattfinden werden. Der erste Austausch ist indes schon mit dem Kunst- und Kulturverein 2025 e.V. aus Hamburg geplant; voraussichtlich September 2013 wird das Institut dort ausstellen und Maler aus der Hansestadt zuvor empfangen. Wir halten euch auf dem Laufenden…
Wir hatten es letzte Woche versprochen und wollen dieses Versprechen auch gerne halten. Es gibt wieder mehr Unterstützung von unserer Seite für den Start in die harte lange Arbeistwoche – oder für das Duchhalten derselben.
Diesmal zur Wochenmitte also eine kleine Erinnerung daran, dass bei allem was man tut auch immer ein bißchen Glück dazu gehört. Und es ist ein Appell daran, doch ruhig einmal wieder die gewohnten sicheren Pfade zu verlassen und sich abseits von diesen auf ein haarsträubendes, aufregendes und gar nicht ungefährliches Unterfangen einzulassen.
Wir wünschen alles Gute! Bleiben Sie gesund und passen Sie gut auf sich auf.
von Florian Kuhlmann (Düsseldorf)
Vergangenen Montag tagten einige Vertreterinnen und Vertreter des nordrheinwestfälischen Kunst- und Kulturbetriebs auf Einladung des Kulturrats NRW im Düsseldorfer Landtag. Erklärtes Ziel war es eigene Wünsche und Vorgaben für ein derzeit geplantes Kulturfördergesetzt zu definieren. Das Kulturfördergesetzt soll die Finanzierung der Kulturlandschaft NRW, sowie die Verteilung der Aufgaben und Lasten zwischen Kommune und Land regeln und dem vergleichsweise kleinen Posten im Landesetat in den kommenden Jahre einen gewissen Schutz vor den zu erwartenden Einsparmaßnahmen bieten. Wir waren wie angekündigt dabei.
Diskutiert wurde auf erfreulich hohem Niveau, mit viel Wissen über und Verständnis von der Materie in jeweils 3 Foren am Vormittag und 3 weiteren Foren Nachmittags. Themen der einzelnen Foren war etwa die Frage nach den Schutzmöglichkeiten für Neues, oder ganz generell die Frage welcher Kulturbegriff das Gesetz prägen soll.
Wer sich die Redebeiträge jeglicher Couleur und aller Parteien aufmerksam anhörte, konnte sich des Verdachts nicht erwehren, dass es sich offensichtlich um ein mysteriöses Versehen handeln muss, dass der Kulturetat der kleinste und nicht der mit Abstand größte Posten im Landeshaushalt ist. Wir waren uns einig, Kultur ist wichtig und die unverzichtbare Basis für unser Zusammenleben. Nur von Systemrelevanz sprach leider niemand.
Zum geplanten Haushalt 2013
Der Kulturrat hatte aber gegenüber der Ministerin des Landes NRW Frau Ute Schäfer seine starken Bedenken gegen die Reduzierung der Kulturfördermittel im Haushaltsentwurf 2013 zum Ausdruck gebracht. Denn angesichts des minimalen Anteils der Kulturausgaben am Gesamthaushalt und am Haushalt des zuständigen Ministeriums sind zu erwartenden die Kürzungen offensichtlich unverhältnismäßig hoch. Sie betreffen in der aktuell geplanten Form wichtige Aktivitäten der Künstlerinnen und Künstler in Nordrhein-Westfalen.
Derzeitige Planung ist den Haushalt von 196 Mio. auf 180 Mio. €. zu kürzen, was in etwa einer Kürzung von 10% entspricht. Auch wenn darin Reserven enthalten sind, die im Moment nicht zur Ausgabe anstehen, so macht sich die Landesregierung in den Augen des Kulturrats allerdings doch auf den Weg zu dramatischen Kürzungen, da dieser Prozess mit dem Haushalt 2013 nicht abgeschlossen sein dürfte.
Der Kulturrat NRW fordert nun die Projektmittel in Höhe von rd. 4,5 Mio € auf keinen Fall zu kürzen und die jetzige Haushaltsmittel so zu sichern, dass in den nächsten Jahren in den Reserven nicht mehr zu Verfügung stehen weitere Einschnitte vermieden werden. Auch gegen andere Einsparvorschläge hat der Kulturrat erhebliche Bedenken.
Gemessen wird die Landesregierung an der klaren Aussage der Ministerpräsidentin in der Regierungserklärung: „Kunst und Kultur sind kein Luxus – und dürfen es grade in schwierigen Zeiten nicht sein.“
Diesem Anspruch wird der vorgelegte Kulturhaushalt allerding nicht gerecht. Deshalb soll es Anfang nächsten Jahres weitere Gespräche mit den Landtagsfraktionen und der Landesregierung geben, um zu verhindern, dass der Haushalt in der Form des Entwurfes verabschiedet wird. Der Kulturrat begrüßt in diesem Zusammenhang, dass die Kultursprecher der Landtagsfraktionen, nicht nur der Opposition sondern auch die der Regierungskoalition, den Haushalt in der vorgelegten Form kritisieren.
Kulturfördergesetz
Der Kulturrat NRW unterstützt das Projekt eines Kulturfördergesetzes NRW und verbindet damit die Hoffnung, dass Kulturpolitik aufgewertet wird. Der Kulturrat erwartet dass das Gesetz die Förderung von Kultur, Kunst und kulturelle Bildung der Förderung einen verlässlichen Rahmen gibt.
Unter anderem kommt es darauf an den Städten und Gemeinden Handlungsspielraum zu ermöglichen, sie zu motivieren Kunst und Kultur zu fördern. Zudem sollte Kulturpolitik entwickelt und verlässlich formuliert werden und damit den Künstlerinnen und Künstlern Planungssicherheit zu gewähren.
Darüber hinaus hält der Kulturrat NRW eine Entbürokratisierung des Förderwesens für unabdingbar. Wir übrigens auch.
von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Es ist eine gewagte und für den durchschnittlichen Kunstbetrieb höchst außergewöhnliche Ausstellung. Nicht, dass eine Präsentation zum Thema „Tod und darüber hinaus“ (meine Zusammenfassung) neu oder gar sensationell wäre. Aber wenn eine Institution ihre Arbeit zum ersten Mal in der Öffentlichkeit präsentiert und sich zu diesem Zweck als Neugeborene stilisiert, erwartet man üblicherweise eine zukunftsträchtige Rhetorik voll jugendlicher Kraft sowie feuerwerksartige Statements und Bilder, die blühende Landschaften und sonnige Perspektiven versprechen. Stattdessen wird uns der Tod serviert. „Jenseits – Beyond the Body“, mehr oder weniger als Eröffnungsgala der HPZ-Stiftung zu verstehen, dreht sich in der Tat um eine gerne verdrängte Thematik.
Die Auslöschung des Lebens als Auftaktveranstaltung kann entweder als makabrer Humor oder als antizyklische und widerborstige Programmankündigung bewertet werden. Und wer den Künstler Wolfgang Schäfer kennt, den führenden Kopf der Stiftung und bekennenden Christen mit starker Affinität zur offiziellen Kirche, wird für die zweite Hypothese tendieren. Denn die Auslöschung des Lebens ist ja aus religiöser Perspektive nicht alles und markiert eher einen Neuanfang als ein endgültiges Ende. Von diesen Prämissen ausgehend hat die eingeladene Kuratorin Anne Berk ihre Vernetzungen in den Niederlanden (und jenseits davon) reaktiviert und eine Ausstellung konzipiert, die wie eine Faust auf das Auge der Stiftungsräume passt.
Es ist sicherlich keine einfache Aufgabe, die großen und atmosphärischen, z.T. düsteren, z.T. bloß rohen Hallen der HPZ-Stiftung zu bespielen. Und auch wenn man die Schmuddelästhetik verlassener Industriegebäude im Kunstkontext langsam leid wird (gibt es wirklich keine andere Alternative zum White Cube?) müssen wir Berks kuratorische Arbeit loben. Sie hat sich auf Positionen der Bildhauerei, der Installation und der Videokunst konzentriert, die sparsam und ausgewogen in den unterschiedlich großen Sälen platziert wurden. Ihr facettenreicher Parcours spielt klug und ohne unnötige Effekte mit Lichtvariationen und räumlichen Hell-Dunkel-Kontrasten (eine schöne inszenatorische Metapher zum Ausstellungsthema). Während die Raumbespielung so gut wie perfekt erscheint, ist hingegen die Künstlerauswahl ungleichmäßig. Die Qualität der Werke, bzw. der Künstler schwankt so stark, dass man, aller atmosphärischen Dichte und thematischen Prägnanz zum Trotz, nicht von einer homogenen Ausstellung sprechen kann.
Der fesselndste und tiefste Beitrag der gesamten Schau stand direkt an deren Anfang. Der Film von Jeroen Eisinga wurde einsam im sog. „Backraum“ projiziert und war so stark, dass er locker den großen, dunklen Raum füllte. Hier erlebte man in feinkörnigen Bildern, wie ein riesiger Bienenschwarm den Körper des Künstlers nach und nach bedeckte, bis der Mensch zu einer einzigen wimmelnden, organischen Masse wurde. Die Extremsituation braucht weder Ton noch andere Mittel um ihre ganze existentielle Dramatik zu entfalten und ein Minimum an Empathie reicht beim Betrachter aus, um Beklemmungsängste und Todesfurcht auszulösen. Höchst sinnlich und ätherisch zugleich, von einer mystischen Symbolik durchdrungen und trotzdem extrem körperbezogen, ist Springtime ein Film, der die paradigmatische Balance zwischen Angst und Ekstase auslotet und einen Schritt in den Tod wagt.
An diese beeindruckend starke Arbeit kommen die meisten anderen Beiträge nicht heran – und werden nicht selten von dem genuinen Zusammenspiel mit den Räumen der Stiftung gerettet. Suffering von Jaap de Ruig ist hingegen so abgründig gemein, dass das Video sich durchaus in diesem und in jedem anderen Rahmen locker behaupten kann. Wie ein böser, ungezogener Junge spielt de Ruig mit toten Tieren und inszeniert ihr Ableben mit einer kindischen Ernsthaftigkeit, die nicht frei von Grausamkeit bleibt – wie als das kleine, süße, bereits tote Mäuschen mit dem Spielzeug-Traktor zur Mausefalle transportiert wird um dort erneut eliminiert zu werden. Ist einmal die kulturell bedingte Ekelschwelle und der oberflächliche Eindruck, vor einer perversen, krankhaften Handlung zu stehen, überwunden, dringt man in weitere, komplexere Schichten der Arbeit ein. Abseits moralisch korrekter und pietätvoller Gefühle, ist Suffering eine Metapher des menschlichen Körpers und seiner Verletzbarkeit und nimmt eine ungenierte Manipulation des Phänomens Tot vor. Ein verstörender und befreiender Tabubruch.
Der brasilianische Künstler Célio Braga hat eine sensible Installation realisiert, die sich aus dem Leiden und der Krankheit seines Freundes speist – und automatisch an manche wunderbaren Arbeiten von Felix Gonzalez-Torres erinnert. Medikamentpackungen und Beipackzettel werden in repetitiven und geduldigen Gesten verarbeitet und zu einer Kettenwand verwoben oder zu einem Turm (mit eindeutigem Brancusi-Bezug) assembliert. Bragas Herangehensweise hat etwas naiv-magisches – als ob er mit diesen obsessiven Gesten die Krankheit eines ihm teuren Menschen ausmerzen wollte.
Eine weitere stimmige, wenn auch im Kontext der Ausstellung fragwürdige Position, ist die von Judith Maria Kleintjes. Die seit vielen Jahren in Düsseldorf lebende Niederländerin zeigte eine Stahlwolle-Skulptur, die in mühsamer und z.T. schmerzhafter Arbeit entwirrt und in eine kokonartige Form gebracht wurde. Wie Braga, aber mit einer gesteigerten Aufmerksamkeit für die inhärente Qualität ihres Materials, legt Kleintje ebenso viel Wert auf das Prozesshafte ihrer Kunst als auch auf deren fertige, skulpturale Gestalt. Die zeitintensive und geduldige Verarbeitung der Stahlwolle fließt in deren Interpretationsfeld. In einem anderen Raum lagen auf dem Boden kleinen, rötlichen Keramikobjekte, deren organische Formen, zwischen Vulva und Schmetterling oszillierend, zu sehr mit der Ästhetik des Weiblichen kokettierten.
Erwähnenswert ist noch die abstrakte Installation von Mark Kramer, deren Bezug zur Ausstellung nur grenzwertig einleuchtend war (wobei ihre universelle Gültigkeit dazu führt, dass sie mit Sicherheit in allen denkbaren Kontexten passen kann). Der Körperbezug, den man in allen anderen Werken der Schau feststellen kann, hat sich nun vollständig aufgelöst. Hier kann die Leere, das Nichts, das den lebendigen Körper in dessen Tod entlastet, erfahren werden – so zumindest laut Katalog der Ausstellung. Jedenfalls war das extrem reduzierte Spiel mit Licht und Schatten, das reflexartig Platos Höhlengleichnis evoziert, ansprechend.
Obwohl sie sich mit einem unsagbaren Phänomen auseinandersetzt, ist Jenseits eine erstaunlich gegenständlich geprägte Ausstellung, die teilweise auf konventionell-symbolischen Werken beruht. Die Skulpturen und Installationen von Alet Pilon, Esther Bruggink, Brele Scholz oder Jan Thomas operieren beispielsweise mit mehr oder weniger eindeutigen Bildern und Zeichen. Ohne sie in eine einzige, einheitliche Schublade aufräumen zu wollen, erkennt man formelle Verwandtschaften in all diesen Werken. Sie gehen auf den Tod ein und visualisieren das Phänomen wirksam und direkt – manchmal aber eben ein wenig zu direkt.
Auch das von Anne Berk konstatierte „religiöse Defizit“ unserer einigermaßen säkularisierten Gesellschaft wird nicht wirklich aufgegriffen. Mehr als das Eindringen ins Jenseits, wird hier vor allem das Ende des leiblichen Lebens registriert und durchdekliniert. Transzendentale Elemente findet man nur mit angestrengtem, gutem Willen in der einen oder anderen Installation. Diese Tatsache ist von mir jedoch nicht als Kritik gedacht – denn eine abgeklärte Ausstellung zum Leben nach dem Leben hätte mir, gerade in dieser engelüberladenen vorweihnachtlichen Zeit, gar nicht geschmeckt.
Jenseits – Beyond the Body Weltkunstzimmer in der Hans Peter Zimmer Stiftung Ronsdorfer Straße 77a 28.10-30.11.2012Liebe Leserinnen und Leser,
wir haben es in den letzten Wochen etwas vernachlässigt Euch und Sie mit einem fröhlichen und positiv gestimmten ‚Guten Morgen‘ in die neue Woche zu entlassen. Dafür möchten wir uns entschuldigen und Besserung geloben. Eventuell verzeihen Sie uns aber, wenn Sie erfahren, dass es keine fahrlässige Unachtsamkeit oder mangelnde Wertschätzung Ihnen gegenüber war, wir sie natürlich nicht vergessen haben, sondern dass es auch bei uns lediglich der ganz profane Grund des Zeitmangels ist wenn Wichtiges liegen bleibt.
Denn die Subsistenz muss auch hier gesichert werden. Nicht nur die des Bloggers selber, sondern eben auch die der Menschen in seinem nächsten Umfeld. Und das bedeutet für uns das Gleiche was es auch für Sie und alle Anderen bedeutet: Arbeiten, mitmachen, Geld ranschaffen.
Tröstlich zumindest, dass der Grund diesbezüglich ein oder zwei Gänge hochzuschalten der Beste, Einzig legitime und Schönste ist.
Unabhängig von der privaten Entwicklung gilt aber auch ganz allgemein, die Zeiten werden mit Blick auf die Sicherung der eigenen Existenzen für die allermeisten von uns nicht einfacher. Der außergewöhnlich rasante Wandel der Welt überrolt uns immer mehr, lässt uns Staunen, Schaudern und zuweilen Schwindelig werden.
Und zeitgleich mit dem Eintreffen des grauen rheinischen Winterherbst, dämmert uns auch langsam wieder, was über die Sommerzeit so erfolgreich verdrängt wurde, nämlich dass die Wachstumsgrenzen auch virtuell nicht beliebig verschiebbar sind und die damit verbundenen ökonomischen Verwerfungen nicht spurlos an uns vorüber gehen werden.
Es gilt umso mehr, was schon lange gesagt ist: Die fetten Jahre sind vorbei.
Aber liebe Leserinnen und Leser, solange zu Zeiten wie diesen Soundtracks wie der nachfolgende erdacht und gemacht werden ist natürlich nicht Alles verloren. Stillstand gibt es bekanntlich nicht, und weiter geht es sowieso von ganz alleine. Immer.
Bereiten Sie sich also so gut es eben geht vor, behalten Sie einen klaren Kopf, Ihre Liebsten im Auge und vergessen Sie nicht diesen Moment der extremen Bewegung auch zu genießen.
Bleiben Sie uns bitte auch darüber hinaus gewogen und halten Sie Augen und Ohren offen, sowie letztere auch steif.
Wir wünschen guten Morgen Düsseldorf, guten Morgen Welt!
Es ist schon eigenartig mit dem Internet. Da scannt man täglich durch den digitalen Äther, hält die Augen auf und ist fest davon überzeugt man kenne sich gut aus und all das was dazu gehört. Und wenn man schon nicht alles kennt, dann glaubt man doch man hätte zumindest all das auf dem Schirm, was für die eigene Filterbubble von Relevanz ist.
Und dann stolpert man eines Tages doch über etwas Neues was offensichtlich gar nicht so neu ist, schaut ich das dann an und fragt sich wie diese Sache so lange Zeit mit solcher Energie betrieben werden konnte, ohne in den eigenen Wahrnehumgshorizont zu geraten. Sebastian Hartmanns Blog streetartmag.wordpress.com ist ein solches Projekt und wird hiermit sofort in unsere Blogroll aufgenommen.
Schön, dass es auch in Düsseldorf ein ambitioniertes Projekt gibt, welches sich dieser mittlerweile ganz und gar nicht mehr so exotischen Kunst im öffentlichen Raum widmet. Und schön auch, dass das Projekt nicht nur in der digitalen Öffentlichkeit aktiv ist, sondern auch in den Straßen der Stadt, zum Beispiel mit einer kleinen Streetart-Führung für Facebook-Fans durch Bilk.
Die Bilder stammen aus Sebastian Hartmanns Blog und von den Kollegen vom bilkorama – wir sagen Danke! Weitere Infos zu den vorgestellten Künstlern und zu Streetart in Düsseldorf generell finden unser neugierigen Leserinnen und Leser dort.
(Tip via Rieke – Danke!)
http://streetartmag.wordpress.com
von Dominik Busch (Düsseldorf)
Fotos: Sebastian Riemer
Den langen Flur in der Ackerstraße mit einer Ausstellung zu bespielen, die „ich unbedingt noch machen wollte“, bevor das Grafische Kabinett in absehbarer Zeit schließt – so gezwungen wirkt die Schau beileibe nicht. Es verwundert vielmehr die für das Kabinett ungewohnt farbigen Siebdrucke Wilfred Gauls, die Erzählungen zufolge der sonst eher üblichen Grisaille ausgestellter Arbeiten entgegentritt.
Sebastian Riemer, über den perisphere.de bereits zu anderer Gelegenheit berichtete, Meisterschüler von Thomas Ruff und Christopher Williams, öffnet seit mehreren Jahren seine Wohnung für temporäre Ausstellungen. Der Name ist hierbei Programm. So werden im Grafischen Kabinett vornehmlich Grafiken von akademienahen Künstlern und Künstlerinnen ausgestellt, zuletzt solche des Düsseldorfer Malers Lukas Schmenger. Wir haben es also mit einem Projektraum aus dem direkten Umfeld der Kunstakademie Düsseldorf zu tun und dürfen eine kuratorische wie künstlerische Auseinandersetzung am vermeintlichen Puls der Zeit erwarten.
Warum also, mag manch einer fragen, stellt man im Jahr 2012 einen Maler des deutschen Informel aus, dieser Großkeule deutscher Malereigeschichte? Warum zudem in einem Projektraum, der von einem Kurator in seinen Mittzwanzigern betrieben wird und der begann zu studieren, als Gaul gerade verstorben war? Etwa Profilierungsnot im Wust Düsseldorfer Projekträume? Abwechslungsbedürfnis zu den sonst omnipräsenten Positionen aspirierender Kollegen? Oder schlichtweg das Ergreifen der Gelegenheit beim Schopfe? Nichts von alldem und doch von allem ein bisschen.
Die Gelegenheit bot sich Riemer durch die Bekanntschaft mit der Nichte Gauls, die den Kontakt zwischen dessen Witwe, seiner Nachlassverwalterin, und Riemer herstellte. Ein Zufall definitiv, und doch ein glücklicher. Nicht viele Düsseldorfer Projekträume können sich eines solch großen Namens rühmen. Und dieser verfehlt auch nicht seine Wirkung; zur Eröffnung am vergangenen Freitag erscheinen Galeristen gleichermaßen wie Museasten und Kollegen beider Professionen. Die Auswahl der gezeigten Arbeiten bildet indes den Querschnitt einer der differenten Phasen im Werk Winfred Gauls. Geboren in Kaiserswerth, studiert bei Baumeister in Stuttgart, Aufenthalt in Paris, Auszeichnung unter Anderem der Villa Romana und (Gast)Professuren in Norddeutschland und England. Mitglied der Gruppe 53, Freund und Kollege Dahmens, Hoehmes, Götz’ und Brünings. Soweit die Vita eines „typischen“ Informellen. Doch Gauls Werk lässt sich klarer als das der genannten Kollegen in Phasen einteilen, zumal er diese selbst markierte und benannte. Sinngemäß zitiert, begriff er das Informel wie viele seiner Weggefährten als revolutionär-anarchistische Verarbeitung braundeutscher Vergangenheit, dessen Kunst sich jedoch sukzessive abnutze und von Zeit zu Zeit wieder aufgeladen werden müsse – und zwar an und durch die Realität.
Informelle Grafiken sind die ausgestellten daher auch nur nominell, korrekterweise stammen sie aus Gauls Gruppe der Signale & Verkehrszeichen. In jenen sah der durchaus belesene Maler einen Sonderfall des Zeichens, angesiedelt zwischen Ikon und Symbol, einen abstrakter Index kultureller Prägung. In ihre formalen Bestandteile zerlegt, legen diese die ikonische Verwendung von Zeichen offen und demonstrieren die doppeldeutige Oberflächlichkeit des aufkommenden digitalen Zeitalters. Im Begleittext eines Kataloges moniert Gaul die in den 60er und frühen 70er Jahren zunehmende Schilderflut deutscher Großstädte, die Bilderflut der Werbung, der Banner und Plakate. Die Formensprache seiner Siebdrucke entstammt jener Alltagsästhetik, sie seziert und analysiert sie jedoch gleichermaßen. Sie zeigt uns die ihr implizite Verdummungsstrategie, die gezielte Vereinfachung bildlicher Inhalte zugunsten einer allgemeinverständlichen Aussage; Strategien, die mittlerweile als Kavaliersweg gewisser deutscher Fotografen dienen und nicht zuletzt dadurch schon lange ins Repertoire zeitgenössischer Kunstpraktiken aufgenommen wurden. Doch das Einfache Zeigen wäre nicht genug. Gauls Arbeiten sind ebenso formal spannend wie sie klug sind, sie sind ebenso klassisch wie sie aktuell sein können.
Hierin liegt also die Rechtfertigung jener Ausstellung, wenn es denn einer solchen bedürfte. Hierin liegt auch ihre Stärke. Gauls Siebdrucke sind trotz all ihrer Aktualität zur Zeit ihrer Entstehung ihrer Zeit weit voraus. Bedenkt man, dass die älteste gezeigte Grafik ’63 und die meisten um 1970 entstanden sind, zweifelt man so manches Wissen und Können zeitgenössischer Kollegen an. Gemäß dem vergleichsweise jungen Gedanken eines französischen Kunstkritikers, wird jegliche Form entwickelt und auf vorherige aufgebaut, in der Form, wie sich Eis „setzt“. Was gestern formlos oder informell war, trifft heute nicht mehr auf sie zu. Die Ambivalenz, mit der uns die Arbeiten Winfred Gauls zurücklassen, das Hin- und Hergeworfensein zwischen melancholischer Wertschätzung und neidvollem Staunen belegt das. Genauso wie die sinnbildliche Eingangsbemerkung Riemers: „Gaul wird völlig unterschätzt.“
Schilderwald – Winfred Gaul im Grafischen Kabinett Ausstellung 17-20.11.2012 Ackerstr. 39 Besichtigung nach Vereinbarung (0178 400 71 75)
eine Fotostrecke von Sirin Simsek (Köln, Düsseldorf)
Die THE CONEY ISLAND PSYCHOANALYTIC AMATEUR SOCIETY erkundet ein neues Land zwischen ‚Kunstwelt‘ und ‚Alltagsleben‘. Sie sucht verlassene oder anachronistische Orte heim, um sie in erfahrbare Räume rückzuverzaubern. Die Treffen der Society finden nie zweimal am selben Ort und stets in jeweils verschiedenen Konstellationen statt.
An der Düsseldorfer Versammlung beteiligt waren: Aaron Beebe, Zoe Beloff, Ul-rich Bernard NAILS NOW, Çish&Phipps, Johanna Daab, Iris Dankemeyer, Mf David Deery, Lisa Domin, Wythe Marschall, Scott Wyman Neagle, Andrew ‚Aberglaube‘ Kemp
von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Fotos (wenn nicht anders angegeben): Christof Wolff
Schon immer war der Düsseldorfer Kunstfilmtag ein Filmscreening der anderen Art. Lokale und soziale Aspekte spielten bereits bei den vergangenen Ausgaben eine wichtige Rolle, und die Gründerin der Veranstaltung, Susanne Fasbender, weigert sich seit der ersten Stunde beharrlich, von einem „Festival“ zu sprechen – denn sie hält die Vorstellung eines Wettbewerbs in diesem Fall für unangebracht. Der Kunstfilmtag ist in erster Linie ein großer Familientreff, der von Jahr zu Jahr immer mehr Menschen anzieht, und neben Beiträgen aus der ganzen Welt viel Raum für die Film- und Videopräsentationen Düsseldorfer Künstler schafft. Von Mittag bis Mitternacht wird Programm gemacht. Die Kurzfilme werden in mehr oder weniger stringenten thematischen Blöcken gezeigt; im Foyer kommt man zusammen und tauscht sich in ungezwungener Atmosphäre aus. Gerade diese atmosphärische Komponente, fernab der professionellen Anspannung üblicher Filmwettbewerbe, macht den Charme des Kunstfilmtages aus.
„Die Sprache ist das Haus in dem wir leben“. Der schöne, poetische Titel der Veranstaltung, einem Film von Jean-Luc Godard entnommen, hätte zu einem engen programmatischen Korsett werden und den Kunstfilmtag zu einer didaktischen Übung werden lassen können. Die offene Filmzusammenstellung, die wie gewohnt besonders auf lokale Künstler einging und ein erweitertes Verständnis von Sprache zu Tage legte, umging dieses Hindernis aber geschickt. Zwar boten genug Filme Reflexionsstoff zur Thematik an; alles in allem gestaltete sich der Tag jedoch unaufdringlich. Von der Doku zur Fiktion, vom Animationsfilm zum künstlerischen Experiment, von der Bildsprache zum Sprachspiel, von der Sprache als Erinnerungsvermögen zur Sprache als Konstituierungselement der Welt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit und mit einem guten Gefühl für Rhythmus entfaltete die abwechslungsreiche Vorführung zahlreiche Facetten ihres Sujets.
Es war jedenfalls interessant festzustellen, wie die Aufmerksamkeit des Besuchers sich im Laufe des Tages veränderte und die Fokussierung auf sprachliche Phänomene sich verschärfte. Wer genug Sitzfleisch und Zeit hatte, um mindestens drei oder vier Blöcke zu erleben, konnte während der Pausen zusehen, wie die Welt sich in einen einzigen Sprechakt verwandelte. Und wer rein theoretische Aspekte vertiefen wollte, konnte sich mit den Aufsätzen des Katalogs befassen, wovon einige hochwertig waren (ich denke hier besonders an den Artikel von Frauke Tomczak).
Zwei wesentliche Veränderungen haben den diesjährigen Kunstfilmtag bereichert. Zunächst wurden die Beiträge nicht mehr per Post oder per pedes eingereicht, wie in den vergangenen Jahren, sondern auf der Reelport-Plattform hochgeladen und dann juriert. Dadurch wurde der Call for Entry weltweit ausgestrahlt und erreichte sowohl Künstler als auch „klassische“ Filmemacher und Filmkreative aller Couleur. Neben einer Steigerung der Einreichungen auf über 500 Filme, hat dieser Auswahlmodus zu einer Erweiterung der Genre–Bandbreite geführt; klassisch-erzählerische Kurzfilme, die bisher kaum berücksichtigt wurden, fanden so Eingang in den Kunstfilmtag. Die zweite Veränderung betraf die Konstituierung eines Teams. Fasbender hat alle drei vergangenen Veranstaltungen im (Beinahe-) Alleingang durchgeführt und war demnach ausgebrannt. Nun wurde sie von der Künstlerin Katharina Schmitt unterstützt, die sich mit viel Energie und Tatendrang in die inhaltliche und organisatorische Materie stürzte. Im Hintergrund wirkten noch einige Menschen mit, um die zwei Macherinnen zu entlasten.
Nach Aussage einiger treuer Kunstfilmtag-Aficionados war diese Ausgabe die bisher beste. Die Qualität der Beiträge wurde hervorgehoben, das sympathisch-lockere Ambiente genossen. Dieser Kunstfilmtag war also ein Erfolg und bildete für Susanne Fasbender und Katharina Schmitt die Bestätigung einer guten Zusammenarbeit. Und nun, da das Gewicht der Organisation auf mehreren Schultern verteilt wird, können wir hoffen, dass es in naher Zukunft eine fünfte Ausgabe der Veranstaltung geben wird…
von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Nach seiner Ausstellung im Gagarin vor ein paar Wochen, schlug Taka Kagitomi ein zweites Mal in der Landeshauptstadt zu. Zusammen mit der Malerin und Fotografin Barbara Kruttke zeigte er seine Objektassemblagen im Atelier am Eck, einem kleinen Show-Room, der seit beinah 20 Jahren von der Stadt Düsseldorf unterhalten wird.
Der begnadete Bricoleur kreiert surrealistische Geräte aus Materialfundstücken, die an Möbel, Musikinstrumente oder vergessene Werkzeuge erinnern. Ganz im Geiste des Fluxus, können und sollen die Steampunk-Assemblagen auch angefasst, verwendet und mit diesen auch gespielt werden. Ihr poetisches Assoziationspotential erschöpft sich also nicht in der Skurrilität ihrer Erscheinung oder in einem vermeintlich spektakulären Aha-Effekt, sondern appelliert an die Bereitschaft des Besuchers, die übliche rezeptionelle Passivität zu verlassen und etwas zu tun.Und wenn der Besucher nichts tut, tut Kagitomi selber etwas. Zum Abschluss der kurzen Ausstellung führte der Japaner eine ebenso kurze Performance mit einem seiner Exponate durch.
„Instrumental Alchemist“ besteht aus Besen-, Stuhl- und Schaukelstuhlelementen sowie aus einer kleinen metallischen Weltkugel, die von einem eingebauten Motor in Bewegung gebracht werden kann. Auf dem Boden erinnert das Instrument vage an eine Harfe oder an einen barocken Schlitten; der Korpus, an dem Saiten aufgespannt sind, kann aber auch auf dem Rücken getragen werden. Durch kleine Bedienungshebel wird die Weltkugel in Schwingungen versetzt, schlägt gegen die Saiten und das hölzerne Gerät fängt an, Töne von sich zu geben.
Kagitomis Klangkörper wurde während der Performance zunächst durch ein Kruzifix und einen Gitarrengriff bespielt, später auf dem Rücken des Künstlers durch die Umgebung transportiert – und verschwand schließlich hinter einem Busch.
Die Performance fand am 21.10.2012 im Atelier am Eck stattvon Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Film: Franz Schuier
Liebe Anna Schmitt,
in der Hoffnung, Dich kennen zu lernen, habe ich vor wenigen Tagen die große Halle in Reisholz besucht, in der Du Deine Einstandsausstellung als Kuratorin hattest. Natürlich hatte mich auch die Kunst dorthin verschlagen. Aber ich war in erster Linie sehr neugierig zu erfahren, wer Du bist. Denn, obwohl ich mich nicht wenig in der hiesigen Szene herumtreibe, muss ich gestehen, dass ich Deinen Namen noch nie gehört hatte. Im Vorfeld meines Besuchs hatte ich im üblichen Kreis der Connaisseurs nach Dir gefragt, bekam aber stets vage und widersprüchliche Aussagen. Später ertappte ich mich dabei, Deinen Namen zu googeln, um Informationen – oder ein Gesicht – zu erhaschen. Aber das Netz und die Welt sind voll von Anna Schmitts! Hättest Du Dich tarnen wollen, hättest Du keinen besseren Namen finden können.
Du kannst Dir also vorstellen, wie enttäuscht ich war, als ich letzten Montag erfuhr, dass Du nicht kommen könntest. Du warst auf alle Fälle gut vertreten: Jeannette Schnüttgen und Anne-Katrin Puchner waren vor Ort und haben mich durch die Ausstellung geführt. Sie erzählten mir, dass Kai Richter auch eine wichtige Rolle spielt und dass ihr alle an dieser ersten Präsentation gearbeitet habt. Durch die zwei Frauen wurde ich übrigens bezüglich Deiner Person nicht schlauer. Ihre Antworten auf mein Nachfragen waren rätselhaft und ließen sogar die Deutung zu, dass es Dich gar nicht gibt! Absurd, nicht? Ich vermute jedoch, dass Du genau wie Deine drei Freunde Künstlerin bist. Ich vermute sogar, dass Du skulptural arbeitest. Puchner und Schnüttgen, in geringerem Maße auch Richter, entwickeln ja in ihrer jeweiligen Kunst einen Ansatz, in dem die Spannungsverhältnisse zwischen Form und Fläche, zwischen Zwei- und Dreidimensionalität ausgelotet werden. Interessanterweise war genau dies der rote Faden der Ausstellung – deshalb meine naheliegende Vermutung. Man merkt es ihr an, dass diese Ausstellung eine Gelegenheit für die Künstler-Kuratoren war, ihre eigene Herangehensweise zu überprüfen und sich mit verwandten Positionen zu konfrontieren.
In dieser Hinsicht fand ich die zwei bunten Plastiken von Julia Kröpelin sehr passend. Kröpelin geht zunächst von expressiven, abstrakten, all-over-Zeichnungen aus, die hochkopiert und auf eine kubistisch anmutende Struktur geklebt werden. Die in sich geschlossene, mannshohe Form spielt dabei die Rolle eines Trägers oder Körpers, der die Zeichnungen gleichzeitig hält und in den Raum projiziert. Reminiszenzen an Picasso drängen sich auf. Sowohl der Bezug zur Collage-Technik als auch die Öffnung eines zweidimensionalen Objektes zum Raum hin (und dazu müsste man noch die gebrochene, grobe und kristalline Grundform der Plastik erwähnen) rufen den alten Meister auf den Plan. Du wirst vielleicht denken, dass es ein gewagter Vergleich ist, aber alles in allem hatte Deine Ausstellung doch etwas Klassisches.
Auch die zwei Arbeiten von Heiko Räpple besitzen, trotz des Umgangs mit aktuellen technischen Materialien (seine Stahl- und Gipsskulpturen sind mit Kunststoffaser verstärkt), eine klassisch-moderne Prägung. Die dynamisch anmutenden Karya und Action, ihre unaufdringliche, zurückhaltende aber durchaus selbstbewusste Präsenz im Raum, dieses gelungene Gleichgewicht zwischen Bodenständigkeit und graziöser Leichtigkeit haben mich an manche minimalen Kompositionen von Archipenko oder Brancusi erinnert – ja, der Kunsthistoriker in mir muss sich immer wieder zu Wort melden. Dabei scheint Räpple mehr an der reinen Materialität und Objekthaftigkeit seiner Skulpturen interessiert zu sein als seine illustren Vorgänger es waren. Die Gipsabgüsse von Blechplatten werden gedreht, gezwängt, verspannt und in einem zwiespältigen Schwebezustand gebracht. Diese körpergewordene Grenzsituation fand ich überzeugend.
Ich gestehe, es mir ein wenig schwerer mit den Kopien von Max Sudhues getan zu haben. Vor gut einem Jahr hatte ich seine Arbeit im Institut für Skulpturelle Peripherie gesehen und fand das Zusammenspiel mit Jon Moscow gelungen. Hier fiel mir der Zugang nicht besonders leicht; die Relevanz des Motivs blieb schleierhaft. Ich könnte die Kunst der nicht informierten Deutung so weit bringen und im Motiv des Billardtisches und der Billardkugel eine formale Spielerei zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion sehen, oder eine Metapher der Bildhauerei (Fläche und Volumen; Ordnung, Komposition und Hierarchie, Manipulation und Hand-Werk) oder aber eine Projektion von kosmischen Zeichen und stellaren Konstellationen in der Fläche. Ja, liebe Anna, ich kann in diesen Arbeiten Einiges sehen – aber ich fürchte, dass es Sudhues nicht besonders tangiert.
Sudhues scheint jedenfalls einige Aspekte der komplexen Brücke, die zwischen den Disziplinen der Graphik und der Bildhauerei / Plastik geschlagen ist, verarbeiten zu wollen. Dieser Impetus ist bei Janine Tobüren deutlich klarer ablesbar. Die Münsteranerin und Meisterschülerin von Guillaume Bijl führt seit ein paar Jahren eine kritische Interpretation der Lyrischen Abstraktion durch. In ihrer Beschäftigung mit der New York School, hinterfragt sie die expressionistische, spontane Geste und nähert sich systematisch den Meistern der 50er und 60er Jahren an. Dies brachte sie in der Vergangenheit dazu, Kompositionen von Franz Kline in die Dreidimensionalität zu übertragen. Die beiden Plastiken in Reisholz beziehen sich ihrerseits auf Zeichnungen von K.R.H. Sonderborg. Es sind in Tusche gefasste Holzbalken, die die räumliche Bedeutung des Grafischen hinterfragen und einen distanzierten Kommentar zu Wildheit und Spontanität formulieren.
Das Video von Adriane Wachholz hat auch etwas Wildes an sich. Der kurze Loop zeigt eine Art schnelle Fahrt durch die Natur. Pflanzlich-organische Formen, die rasch vorbei ziehen und verschwinden, bestimmen das Bild. Dieses hat eine kongeniale Präsentation auf der verdreckten und verrosteten Hallentür gefunden. Eine klare Wahrnehmung der Arbeit stellt sich indes nicht ein (vor allem nicht, als die Sonne durch die Halle schien und die Projektion unsichtbar machte). Wenn der Bezug zum Grafischen evident ist, habe ich mich doch gefragt, ob diese Arbeit, wie ihre Nachbarn, wirklich den Raum sucht.
Denn auf der gegenüberliegenden Wand ist diese Suche nach dem Raum, bzw. die Abflachung des dreidimensionalen Raums evident. Carsten Gliese ist eigentlich Bildhauer und greift, wenn er nicht mit verschachtelten Modellen arbeitet, die sich einer eindeutigen Raumwahrnehmung entziehen, in den vorhandenen architektonischen Kontext seiner Ausstellungen ein – oder aber auch gerne in Hausfassaden. Hier tritt er ein wenig kürzer und zeigt Fotografien von Lichtprojektionen in verschiedenen Raumsituationen. Die Lichtkontraste sind dabei so hoch, dass die Hell-Dunkel-Abstufungen verschwinden und die Perspektive sich auflöst. Es bleiben abstrakte Formen, in einer Balance zwischen 2D und 3D. Auch wenn der Bezug zum realen Raum nicht ganz verneint wird und raumanekdotische Elemente zugelassen werden, haben diese Lichtflächen eine immaterielle und geometrische Schönheit, die sie in die Nähe der Kompositionen des Suprematismus rücken lassen.
Neben diesen strengen Kompositionen sind die zarten und zugleich bestimmten Zeichnungen der in Peru geborenen und in Berlin lebenden Tania Bedriñana zu sehen. Es sind surrealistisch anmutende, onirische, z.T. verstörende Szenen, in denen Kinder inszeniert werden. Das Bilduniversum von Bedriñana hat diese vage und trotzdem präzise Konsistenz eines Traums, oszilliert zwischen der Wunderwelt von Lewis Carroll und der präpubertären Hölle eines Henry Darger. Grazile, junge Wesen, die sich in einem Zustand der Metamorphose befinden und ihr Gesicht noch nicht gefunden haben, spielen, tanzen und führen merkwürdige Rituale in einem diffusen Raum durch. Die einzige narrative Position der Ausstellung ist zwar alles anderes als überraschend, weckt ja gar ein Déjà-vu-Gefühl, gleicht jedoch die allgemeine ästhetische Kälte und die spröde Schönheit der gesamten Ausstellung aus.
Es ist eben keine opulente, überbordende und farb- oder motivverliebte Ausstellung. Es ist eine konzentrierte, pointierte und aufmerksam zusammengestellte Präsentation, zugleich luftig und dicht, vielleicht ein wenig zu ernst, aber einfach gut und auf den Punkt gebracht. So wie die Arbeit von Christian Schreckenberger. Seine Materialerkundungen, die sich in höchst heterogenen Objekten manifestieren und immer wieder die Nähe zur angewandten Kunst suchen – oder einen leichten Hang zur narrativen Aufladung aufweisen –, haben all die eben genannten Prädikate verdient. Der Bildhauer entwickelt eine besondere Aufmerksamkeit für Texturen, in der Regel ungewöhnlich, nicht selten widerspenstig, und koppelt diese an Formen.
Liebe Anna, ich weiß nicht, warum ich Dir das alles erzähle. Du kennst ja diese Dinge besser als ich; es ist schließlich Deine Ausstellung! Aber ich wollte Dir mit diesem Brief sagen, wie gut mir Dein Einstand gefallen hat. Ich bin gespannt auf die zwei nächsten Einzelpräsentationen, die Du bis Ende des Jahres auf die Beine stellen willst. Du willst beim nächsten Mal zum Gagarin ziehen, den Raum dort okkupieren und dann weiter wandern. Vielleicht kreuzen sich unsere Wege. Vielleicht schon am kommenden Sonntag. Die Finissage der Ausstellung findet ja am Nachmittag bei Kaffee und Kuchen statt. Kaffee-Kuchen ist nicht gerade mein Ding, aber vielleicht komme ich doch. Um Dich endlich kennen zu lernen.
Mit herzlichen Grüßen.
eine Bildstrecke von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Fatma Dogan „Alles nur nicht ich“ Ausstellung 12-21.10.2012 Besichtigung nach Vereinbarung 0171 123 15 96 oder 0151/115 00 277 Gagarin Kirchstr. 41 40227 Düsseldorf
von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Auch im weiten Westen der Bundesrepublik ist die junge polnische Kunstszene keine Unbekannte mehr. Abgesehen von den vielen polnischen Künstlern, die den Weg ins Rheinland auf eigene Faust finden, gibt es hierzulande genug Einzelpräsentationen oder Gruppenschauen, die eine Plattform für den östlichen Nachbarn anbieten. Insofern ist das Vorhaben von Transmission nicht originell – aber Originalität ist hier kein relevantes Kriterium. Angeführt von Anna Czerlitski, der in Danzig geborenen und in Düsseldorf studierten Kunsthistorikerin, hat der Verein seine letzte Ausstellung auf der Worringer Straße veranstaltet und zwölf Positionen aus Düsseldorf und Warschau vereint. Wie für die letzte Präsentation an diesem Standort, okkupieren die Künstler alle drei Bereiche der Halle: Erdgeschoss, Galerie und Untergeschoss.
Erste angenehme, augenfällige Feststellung: Auf ihrer Suche nach Kunst und Künstlern, hat Czerlitski, die die Recherchearbeit in den zwei Städten im Alleingang durchgeführt hat, keine strenge konzeptuelle Linie verfolgt und sich nicht auf ein übergeordnetes Thema verkrampft. Sie ist von einzelnen, starken und individuellen Positionen ausgegangen und hat ihren Gästen den nötigen Freiraum gewährt. Was daraus gemacht wurde, ist sehr unterschiedlich. Es gibt starke qualitative Schwankungen in den einzelnen Arbeiten und Brüche in der Struktur der Hängung. Da wo das Untergeschoss zu einer Ansammlung aus Solitären gerät und keinen Dialog schafft, entwickeln die Arbeiten der Galerie eine bezugsreiche Spannung, bestehend aus formellen Korrespondenzen – auch wenn der Zufall es hier gut gemeint hat.
Zweite angenehme Feststellung: Bei einer guten Medienstreuung (Malerei, Bildhauerei, Grafik, Video- und Performancekunst sind gleichermaßen vertreten) erhält die Klangkunst einen angemessenen Raum. Endlich eine Gruppenausstellung, die dieser Sparte gerecht wird! Die aus unserer Sicht interessanteste Arbeit im Erdgeschoss ist übrigens eine akustische; und zwar eine ganz feine. Agnieszka Kurant hat eine kleine Sammlung von stillen Momenten zusammengetragen und diese aneinander montiert. Ausgehend von Dr. Murkes gesammeltes Schweigen, der Erzählung von Henrich Böll, in der ein Radioredakteur die verworfenen, abgeschnittenen und wortlosen Stellen von Tonaufnahmen findet und eine Faszination für diese leeren Momente der Kommunikation empfindet, hat Kurant große, geschichtsträchtige Reden gesammelt und sie ihrer verbalen Inhalte entledigt, um ausschließlich auf das in den Sprechpausen entstehende Ton-Material zurückzugreifen. Es sind diese Momente des Innehaltens, der Konzentration, des Zauderns oder der Andacht, die hier geballt auftreten. Aber es sind auch die Momente des rhetorischen Schweigens, die, in der Stille selbst, die Bedeutung des Wortes unterstreichen und dem Gesagten mehr Gewicht verleihen. Ähnlich dem skulpturalen Denken, das dem leeren Raum eine ebenso große gestalterische Bedeutung zuspricht wie der greifbaren, sichtbaren Form, umfasst das akustische Denken sowohl das Signal als auch dessen Abwesenheit – danke John Cage… Wer seinen Hörsinn schärft und sich auf diese Sensibilisierung einlässt, wird in der vermeintlichen Stille die vielen Spielarten des Schweigens heraushören und feststellen, wie vielschichtig (und wie laut!) die Wortlosigkeit sein kann.
Polens experimentelle Klangkunstszene, mit ihrem starken Zentrum in Posen und den vielen Hybridprojekten zwischen Musik und Bildender Kunst im ganzen restlichen Land, scheint besser vermittelt zu werden als ihre deutsche Nachbarin. Immerhin können hierzulande Künstler wie Jürgen Staack auf eine beginnende institutionelle Anerkennung blicken. Der Kunststiftungs-Stipendiat hat seine Klang-Arbeit im Keller installiert und untersucht dort, wie bei früheren Werken, die Distanz zwischen Wort und Bild – und in diesem Fall zwischen Wort und Wort. In Disput stellt er zwei Begriffspaare (ja-nein) gegenüber, in chinesischer und japanischer Fassung. Mal stark verwandt, mal grundsätzlich verschieden, sind die gesprochenen Wörter in eine frontale und räumlich unversöhnliche Situation gebracht worden. Wie bei Schuss-Salven, werden die kurzen und prägnanten Begriffe von einer Seite zur nächsten gefeuert und bilden damit einen dichten, staccato-artigen Klangraum mit leicht aggressivem, jedenfalls sehr dynamischem Hintergrund. Die Installation spielt auf die neuesten politischen Spannungen zwischen den zwei großen Mächten an. Wer aber auf die politische Aktualität der Arbeit verzichten möchte, kann sich auf den guten Umgang von Staack mit dem Raum und auf die Rhythmik des Schlagabtausches konzentrieren.
Weiter im Keller stößt man auf die Videodokumentation einer Performance von Oskar Dawicki. Der Star der jungen Warschauer Kunstszene gilt als Enfant Terrible und hat sich bereits mit einigen Kollegen verkracht. Für seinen Wisielec, hat er sich kurzerhand erhängt und schwebt, einen Bund weißer Luftballons in jeder Hand, halb-tragisch, halb-grotesk wie ein morbider Clown im Raum. Dabei begrüßt er in seinem Zirkusdirektor-Anzug die Zuschauermenge und betont ausdrücklich die Nicht-Fiktionalität seiner Handlung. Den fragwürdigen Voyeurismus des Performance-Publikums ansprechend und der Spektakellogik des Kunstbetriebs entgegenkommend, formuliert Dawicki eine Institutionskritik, die aus einer Mischung aus sarkastischem Humor, radikaler Konsequenz und scharfsinniger Beobachtung besteht. Im Erdgeschoss präsentiert er ein Video, das ihn die Freundschaft mit dem (exzellenten) Maler Rafal Bujnowski gekostet hat: in einer Fernsehwerbungs-Parodie preist Dawicki die Qualität eines (real existierenden, dem Künstler geschenkten) Bildes von Bujnowski an, das sich bestens zum sauberen Ersatz von dekorativen Tierfellen eignet, die die Wände von polnischen, kleinbürgerlichen Wohnungen zieren. Das hyperrealistische Bild, ein Lammfell in bester illusionistischer Manier darstellend, staubt ja nicht, ist allergiefrei und tierfreundlich. Eine lustige Idee, eigentlich gar nicht weit entfernt vom konzeptuellen Ansatz Bujnowskis. Nur dass die Werbung wirklich ausgestrahlt und das Bild tatsächlich verkauft wurde – der Urheber der Leinwand fand’s gar nicht lustig.
Apropos Tierfell: Magdalena Kita hat ihre neuen Arbeiten in der unmittelbaren Nähe des eben erwähnten Videos von Dawicki ausgebreitet. Mit Sexopaste-Farbe (doch, diesen Namen gibt es tatsächlich!) hat sie naiv anmutende Szenen auf verschiedene Tierfelle gemalt. Die Bilder beziehen sich alle auf die Legende des weißen Partisans, einer mythisch verklärten Figur, die im letzten Weltkrieg durch die polnischen Wälder streifte und, ausschließlich mit den Briten kooperierend, Widerstand gegen die Wehrmacht leistete. Der Held war und bleibt eine populäre Erscheinung, vor allem wegen seiner reinen Weste: Nicht nur, dass er sein Volk effizient rächte, er kompromittierte sich dabei auch nicht mit den russischen Truppen. Der weiße Partisan bleibt allerdings eine literarische Erfindung mit tröstender Funktion und einer Gutem-Gewissen-Garantie für die Nachkriegsgeneration. Es ist ein schwieriges Stück nationaler Selbstfindung und Identitätsgestaltung, die Kita hier verarbeitet. Die volkstümlichen Fellbilder ordnen sich ein in eine aktuelle Diskussion in Polen, die sich um die Frage der Täter-Schuld im zweiten Weltkrieg dreht und viel Schlamm umwühlt.
Das Politische ist auch im Videobeitrag von Anna Molska präsent. Sie hat ganze Stellen von Gerhart Hauptmanns Stück Die Weber in einer zeitgenössischen Fassung nachinszeniert, die mit den Effekten des Naturalismus spielen. Laiendarsteller bewegen sich in den Originalschauplätzen des Stückes (den tristen, verlassenen Zechen Schlesiens) und rezitieren, mehr oder weniger textsicher, Auszüge aus Hauptmanns Drama in einer verrottenden post-industriellen Landschaft. Ein solides, politisch korrektes Projekt mit allzu klaren Absichten – aber unleugbar gutem Hintergrund.
Die nächste Videoarbeit im Keller wurde von Konrad Smolenski realisiert. Der junge, polnische Künstler ist auf der Suche nach einer ganzheitlichen Erfassung des Klangs und konzentriert seinen Ansatz auf der sowohl massenhaften als auch homogenen Rezeption von Musik. Während die Wahrnehmung eines Bildes oder einer Skulptur eine hochsubjektive und individuelle Angelegenheit ist, löst die Musik vergleichbare Gefühle bei allen Menschen aus. Es geht also darum, einen Raum zu schaffen, in welchem ein einziges, großes Klangerlebnis schwebt und alle Menschen vereint. Während dies kein bisschen bei der schwachen Arbeit Guard sichtbar wird, knüpfte Smolenski bei der Eröffnung an diese Idee an und legte mit seinem selbst gebastelten und extrem verstärkten Saiteninstrument einen starken Auftritt hin. Zusammen mit dem furiosen Daniel Szwed am Schlagzeug (das Duo bildet die Band BNNT) lieferten die zwei vermummten Sound-Terroristen eine packende Punk-Performance ab.
Alles in allem enttäuschten die Düsseldorfer ein wenig. Weil einige ihrer Arbeiten bekannt sind und bereits teilweise an anderen Orten gezeigt wurden, oder aber weil sie nicht überraschen und auf bekannte Mittel zurückgreifen, resultiert aus ihrem Heimspiel kein Vorteil. Indes haben Giulia Bowinkel und Friedemann Banz, von denen man lange nichts mehr gesehen hatte, eine besondere, positive Erwähnung verdient. Ihre zwei Collagen, die architektonische Aspekte der Transmission-Halle übernehmen und diese in eine komplexe, semi-abstrakte Komposition überführen, besitzen eine verwirrende, vielschichtige Qualität und eine Tiefe in den Texturen und Strukturen, die mir neuartig ist. Eine solche Kontextorientierung findet man auch in der benachbarten Wand- und Videoinstallation von Liv Schwenk, die ihre ganzkörperliche Erkundung des Raumes an einer Ecke der Galerie durchgeführt hat. Die geisterhafte Projizierung ihres Wändekrabbelns und ihre relativ zurückhaltende Geste harmonieren perfekt. Und schließlich möchten wir noch auf die sehr gelungene Arbeit von Agnieszka Kalinowska hinweisen, die auf der Emporen-Ebene eine Wand von einem bekannten Düsseldorfer Graffiti-Künstler hat besprühen lassen und, in einer Geste der Raumbeanspruchung und –aneignung, die man eben eher in der Sprayer-Szene kennt, das fertige Graffiti mit ihrer eigenen kleinteiligen Struktur aus Sperrholz und Papier zugedeckt hat. Die Struktur ist direkt inspiriert von typisch polnischen Dekoplatten für Hausfassaden aus der sozialistischen Ära. Der Muff von gestern setzt sich doch durch.
„Der Muff von gestern…“ – Es ist gewiss überhaupt kein passendes Schlusswort für eine Ausstellung, die einiges in Bewegung bringt und eine teilweise gute, auf jeden Fall lobenswerte Präsentation schafft. Mit W1111 (es liegen genau 1111 Kilometer zwische Düsseldorf und Warschau) hat Transmission ein für Düsseldorfer Verhältnisse großes Coup hingelegt und kann sich mit dieser Initiative weiter empfehlen lassen.
W1111 bei Transmission Worringer Str. 57 Ausstellung v.4.10-25.11.2012 Do + Fr 15-20 Uhr und Sa 12-18 Uhr und nach Absprache
von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Die erste Überraschung der Ausstellung ist unübersehbar: Der Raum ist an einer Seite zum Innenhof hin geöffnet worden. Da wo sich zuvor eine fest abgeriegelte Tür befand, ist nun ein verwinkelter und enger Einschnitt. Er erinnert am Bühnenbilddetail eines expressionistischen Films und ist nicht mal breit genug, um einen Mensch durchgehen zu lassen. Aber das spärliche, von den silbernen Wänden gefilterten Licht, bestimmt die gesamte Raumstimmung. Von Innen aus betrachtet, verwandelt sich der graue Innenhof, der durch den langen Schlitz nur partiell sichtbar ist, in ein merkwürdiges Bild. Das Innere und das Äußere verlieren ihr antagonistisches Verhältnis; die Passage entzieht sich ihrem transitorischen Charakter und wird zum plastischen Objekt – Reminiszenzen an Etant donné…, der letzten Arbeit von Marcel Duchamp, drängen sich spontan auf. Komisch. Eine ähnliche Assoziation hatte sich bereits an diesem Ort mit einer ganz anderen Arbeit eingestellt…
Das kammerartige Zimmer von Matthias Erntges hat es in sich. Der Raum ist in seiner Grundstruktur so bestimmend, dass man sich hier autonome Malerei und droped sculpture schlecht vorstellen kann – auch wenn diese Gattungen nicht grundsätzlich ausgeschlossen sind. Der israelische Künstler Amit Goffer, seit einigen Jahren in Düsseldorf lebend, hat mit seinen maßgeschneiderten Arbeiten einen adäquaten Umgang mit dem Raum gefunden. Beeinflusst von Theorien der modernen Architektur (insbesondere von der Modulor-Vorstellung von Le Corbusier, die, wie kaum eine andere, den normierten Körper zur Regel architektonischer Gestaltung erhoben hat) und interessiert an den möglichen Wechselverhältnissen zwischen Architektur und Körper, Objekt und Modell, Skulptur und Architektur, ist es Goffer gelungen, den kleinen Raum mit seinen in-situ-Interventionen und seinen organisch-skulpturalen Objekten in ein dichtes und atmosphärisch stimmiges Ensemble zu verwandeln.
Das Äußere (die Fassade, die Wand, die Hülle) umschließt das Innere. Der Körper umfasst das Herz. Er schützt es, behütet es, sperrt es aber gleichzeitig ein. Er schränkt es ein und begräbt es. Der Raum der Zuflucht und der Geborgenheit ist auch immer ein Kerker. Dann und wann, wenn das Innere nicht hermetisch vom Äußeren abgeriegelt ist, findet eine Kommunikation zwischen den zwei Räumen statt. Durchbrüche, Öffnungen oder Fenster sind Zwischenorten, heterogene Raumtypen verbindend, die Goffer regelrecht faszinieren – nicht nur weil sie eine Vermittlungsfunktion erfüllen, sondern vor allem weil sie eine hybride Natur besitzen. Wenn man sie nicht mehr als Orte der Passage und des Durchgangs betrachtet, sondern als autonome Räume (wenn auch mit ungeklärter Funktionalität), gewinnen sie eine neue und unheimliche Spannung. Die plastische Qualität dieser Spannung untersucht Goffer.
Und dies sowohl in den Rauminstallationen, die deutlich auf die Thematik Außen/Innen eingeht, als auch in den Objekten. Diese weisen auch eine ungeklärte, ambivalente Natur auf. Sie erinnern an Architekturmodelle, an Körperteile oder an kleine Landschaften. Ihre Oberflächen sind mal matt, mal reflektierend, grob verarbeitet, z. T. leicht abstoßend. Assoziationen an Bunker, Bomben und dergleichen können auftreten; die Narrativität ist jedoch nie von großer Bedeutung. Diese Gegenstände lassen winzige Lichtsignale oder auch merkwürdige Klänge durch – immaterielle, lineare Zeichen, die vom Körperinneren durchsickern und den Raum durchdringen. Ein wirklicher Durchblick ist jedoch nicht möglich. Es sind unruhige Objekte, schwankend zwischen Auf- und Ausgeschlossenheit, in eine diffuse Zwischenzone oszillierend. Sie haben zwar wenig zu erzählen, übersetzen jedoch komplexe Raumverhältnisse.
Es liegt nahe, die Arbeit des Israelis auf der Folie eines allgemeinen politischen Kommentars abzulesen. Sein Land, offen zur Welt und zugleich fest abgeriegelt, von einem regen wirtschaftlichen Austausch abhängig und bedacht auf die Bewahrung der inneren Sicherheit durch eisernen Kontrollen der Grenzen, ist ein gespaltenes Land, das die Spannung zwischen Außen und Innen, Kern und Hülle, schützender Matrix und hermetischen Sarg wie kein anderer Staat dieser Erde verinnerlicht hat. Letztendlich ist Goffer auch ein Produkt der eigenartigen Porosität Israels…
Amit Goffer Facing In To Out the Void RAUM Sonderburgstr. 2 40545 Düsseldorf Ausstellung bis zum 6.10.2012 Öffnungszeiten: Fr. + Sa. 14-18 Uhr und nach Vereinbarung
Aus gegebenem Anlass hier der Hinweis zur aktuell erschienenen 6. Ausgabe des MOFF-Magazins, einem Projekt von Stefanie Klingemann und Dr. Anne Schloen. Neben zahlreichen, von uns hoch geschätzten Künstlerinnen und Künstlern, sind auch wir, die Perisphere-Doppelspitze an der Ausgabe beteiligt. Emmanuel Mir führt das Gastgespräch, ich bin mit einem Interview vertreten und habe darüber hinaus die jeweils beiliegende Sonderedition beisteuern dürfen. Die Gestaltung der Düsseldorfer Ausgabe stammt von Rieke Schillmöller, die u.a. auch für das Design unseres Blogs verantwortlich ist.
MOFF ist ein Magazin aus der Kölner Kunst-Szene. Im Mittelpunkt stehen acht bis zehn Gespräche mit Künstlern, die durch ein weiteres Gespräch mit einem Galeristen, Kurator, Kunstwissenschaftler oder Sammler ergänzt werden. Jede Ausgabe ist vollkommen anders und unterscheidet sich von der vorherigen: Das MOFF-Magazin verzichtet auf ein Branding, ein Logo oder eine Corporate Identity. Das Format, das Layout, der Umfang und die Specials des Magazins unterliegen einem stetigen Wandel und Entwicklung. MOFF ist kostenlos in Köln und Umgebung erhältlich z.B. auf der Art Cologne, in Galerien, Off-Spaces, Museen, Archiven, Bibliotheken, Bars und Cafés.
MOFF-Magazin Ausgabe Nr 6
MOFF erscheint zweimal im Jahr: im Frühjahr zur Art Cologne sowie im Herbst zum Saisonstart und DC Open. In der 6. Ausgabe mit dabei sind Markus Ambach, Anja Ciupka, Dreihausfrauen, Florian Kuhlmann, Ulrike Möschel, Elke Nebel, Peter Schloss, Thomas Schütte, Pepper + Woll und Alexander Wissel.
Die Edition gibt es übrigens hier im Original zum freien Download.
Das Magazin ist ab sofort erhältlich in vielen Galerien, Off-Spaces und Ausstellungshäusern in Köln und Düsseldorf!
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von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Die Malerei ist so reich, so kraftvoll, dass sie mit ihren eigenen Mitteln wunderbar auskommt. Die Malerei ist sich selbst Thema genug. Und zwar so sehr, dass sie – eigentlich – auf extrinsischen Genrediskussionen und verquasten Theoretisierungen gut verzichten kann. Die Farbe, die Geste, die Arbeit am Träger und das Spiel mit materiellen Grundeigenschaften bieten schon eine unendliche Vielfalt an Bildmöglichkeiten. Gerade in der Malerei klingen Begriffe wie „Aktualität“, „Erneuerung“ und „Innovation“ meistens furchtbar oberflächlich und überheblich. Fragen, die vor fünfzig Jahren gestellt wurden, sind noch nicht ausreichend beantwortet worden. Herangehensweise, die ein Jahrhundert alt sind, haben nicht an Dringlichkeit verloren.
Das beweisen vier Männer im besten Alter, deren malerischen Ansätze nicht erst seit gestern vertieft und ausgereift wurden. Wulf Aschenborn, Ioan Iacob, Markus Kottmann und Matthias G. Winter kennen und, wenn den Anschein nicht täuscht, schätzen sich seit vielen Jahren. Mitten im alten südlichen Industriegebiet der Stadt, da wo Immobilienmakler noch nicht zugeschlagen haben und wo einen Rest Freiraum noch vorhanden ist (aber die Lage ist heikel!), haben sie ihre Arbeiten ausgebreitet und eine zusammenhängende Ausstellung mit dem Titel „So machen wir das“ organisiert. In einer dem Verein „Kunst im Hafen“ angeschlossene Halle – ein sehr großes, wunderbar proportioniertes und übrigens mietbares Objekt (im Verein anrufen) – kommen die vier Freunde zusammen und präsentieren die Ergebnisse ihrer jeweiligen Untersuchung an dem Objekt „Malerei“.
Die Gemälde von Matthias G. Winter suchen die Spannung zwischen Gegenständlichkeit und Nicht-Gegenständlichkeit, Spontanität und Kalkül, Präzision und Laisser-Faire. Reminiszenzen an Landschaften werden in den mittelgroßen Formaten deutlich, gelegentliche Anlehnungen an der Malerei des Surrealismus – vor allem an Max Ernst – können identifiziert werden. Komplexe Überlagerungen von pastosen Farben ergeben Räume, die sich öffnen oder schließen, sich überlappen und sich durchdringen. Nicht selten baut der Maler trompe-l’oeil-artige Irritationen ein, lässt die materielle Tiefe der Farbe von ihrer visuellen Tiefe widersprechen. Die Logik des Bildes folgt nicht die der Natur, sondern entfaltet eigenartigen Gesetzmäßigkeiten. Für Winter ist das Bild ein Feld, in welchem bildinhärente Probleme gelöst werden. Schicht über Schicht, Farblage über Farblage, stellt sich der Maler neue Fragen, die er allein zu lösen sucht. Es ist ein langsamer Prozess; eine (beinah) unendliche Annäherung. Und, wenn nach fünf, sechs, manchmal sieben Jahren, das Bild abgeschlossen wird, gilt es, das Nächste anzugehen. Der Malvorgang als eine Junggesellentätigkeit; der Künstler als Anachoret.
Wie Marcel Duchamp hält der nächste Junggeselle – im Duchampschen Sinne –nichts von dem reinen Retinareiz der Malerei. Markus Kottmann ist sehr skeptisch dem potenziell spektakulären Charakter seines Faches gegenüber und distanziert sich auf leise und ironische Weise von manchen marktschreierischen und oberflächlich-exhibitionistischen Zügen der zeitgenössischen Malerei. Seit Jahren malt Kottmann beharrlich Doppelbilder. Kleine Formate, die die Pathosformel der gestisch-abstrakten Malerei aufs Korn nehmen. Auf 40 x 30 cm bringt er elanvollen, pseudo-expressionistischen Eklats fertig, mit einer Palette, die alles andere als heftig wirkt – es herrschen hier weiche, blau-lila Pastelltöne, die eine mutige und sarkastische Nähe zum dekorativen, Zahnarztpraxis-tauglichen All-Over suchen. Seine durchdachten Miniaturen sind die Surrogaten eines unbändigen und authentischen Ausdruck und lassen den zum Monument strebenden lyrischen Expressionismus zum Zwerg schrumpfen. Reduzieren ist nicht alles – die nächste Dekonstruktion der genialen, abstrakten Malerei erfolgt bei Kottmann durch Wiederholung. Denn jedes Bild wird – in einer kleineren Dublette – „nachgemalt“. Spontane Einfälle und plötzliche Erregungen werden mehr oder weniger akribisch rekonstruiert; der entscheidende Augenblick in der Retorte rekonstituiert. Steht man davor, sucht man in diesen Bildern Anfang und Ende, Original und Fälschung. Aber genau das Dazwischen interessiert Markus Kottmann – das unsichtbare Bild, das der Rezipient aus Erinnerungen und Projektionen selbst malt.
Ioan Iacob bildet die einzige explizite gegenständliche Position der Gruppenausstellung. In seinen meist großen Formaten hat sich der gebürtige Rumäne und ehemalige Graubner-Schüler ganz der Komplexität der Farbe gewidmet. Er bedient sich zwar klassischen Gattungen, wie Landschaften, Stillleben, Porträt, etc. – diese bilden aber (ohne als Alibi abgetan zu werden) gewissermaßen das notwendige Gerüst, worauf die körperlichen und psychologischen Eigenschaften der Farbe „untersucht“ werden. Dieses Gerüst wird in einem langen Prozess der Bildfindung von Farbablagerungen „aufgefüllt“. Iacob geht zunächst von einem dunklen Grün aus, bedeckt es in einem späteren Arbeitsschritt von einem dunklen Rot und entwickelt von da aus seine Motive. Trotz der 30 bis 40 in sehr feiner Lasurtechnik aufgetragenen Farbschichten, setzen sich am Ende die untersten Lagen durch und tragen zur komplexen Erscheinung bei. Es sind lakonische Sujets, die eine wunderbare Stille ausstrahlen und zu einer aufmerksamen Farbwahrnehmung einladen. Denn Iacob will das Wesen der Farbe verstehen. In unserem Gespräch bewies er ein beeindruckendes Wissen und eine außerordentliche Sensibilität für dieses Phänomen. Seine Bilder sind Begegnungen mit der Farbe, die ein genaues, differenziertes und scharfes Schauen verlangen.
Er setzt auch zahlreiche Farbschichten ein. Er spielt auch mit Überlagerungen. Er malt auch geduldig und langsam. Wulf Aschenborn, der vierte Künstler im Bunde, ist der einzige, der sich in den Raum wagt und eine – im wahrsten Sinne des Wortes – Plastik vor seinen gemalten Werken ausstellt. Dieses Knäuel bildet den Überbleibsel eines ganzen Arbeitsjahres. Es sind die vielen Klebestreifen (ein Import aus den USA), die Aschenborn auf seine Leinwände in verschiedenen Mustern geklebt hat. Hier auch ist das Prinzip der Farbablagerungen dominierend: Der Künstler überträgt eine Farbe auf die Bildoberfläche, verdeckt dann Teile von dieser mit Band, übermalt sie dann mit einer anderen Farbe, verdeckt es, usw. – durchgeführt nach einem bestimmten, auf der Rückseite des Bildes notierten Plan, überlappen sich so bis zu 16 Farben in dicken, einheitlichen Schichten. Dann werden einzelne Klebestreifen losgelöst und die Komposition nimmt langsam Form an. Aschenborn legt teils zufällig teils bestimmt und präzis ganze Bereiche seines Bildes frei, definiert Schwerpunkte im Bildaufbau und sucht in den Untiefen der Bildgeschichte bestimmte Farben und Nuancen die er, wie ein Eichhörnchen, dort eingebuddelt hat. Abschließen und aufschließen. Zudecken und freilegen. Verbergen und hervorholen – das sind die Modi einer spielerischen Malerei, die sich Regeln fixiert, um dagegen zu verstoßen.
Aus den vorausgegangenen Bemerkungen sollte es klar geworden sein: „So machen wir das“ ist eine Malerausstellung. Den Herren geht es ausschließlich um malereiimmanente Fragen; Farbe, Leinwand, Komposition, etc. Und, naja, Maler interessieren sich in erste Linie für Wände. Das führt dazu, dass der Raum der Halle so gut wie unbeachtet wird, was angesichts seines Potenzials wahrlich Schade ist. Dies schmälert ein wenig den positiven Eindruck des gesamten Unternehmens. Immerhin bezeichneten die vier Künstler ihre Kooperation, die mit einem deftigen Grillabend am Rhein endete, als „eine runde Sache“. Dem hätte ich nichts hinzuzufügen.
„So machen wir das.“ Matthias G. Winter, Markus Kottman, Ioan Iacob, Wulf Aschenborn Ausstellung v. 318-9.9.2012 geöffnet Sa 14-20 Uhr und So. 14-18 Uhr Werft 77. Kunst im Hafen Reisholzer Werftstr. 77 40589 Düsseldorf
eine Bildstrecke von Saskia Zeller (Düsseldorf)
Nach der Beendigung des wunderbaren Projektes wg/3zi/k/b ist es nicht lange still geblieben im Malkasten. Die Ablösung ist da! Gestern fand in den ehrwürdigen Räumen des Vereins eine Performance von Pia Karaus, Daphne Stahl und Malwina Steinhoff. Eine kleine Kostprobe haben wir für Sie da…
Jacques Rigaut (1898-1929), Arthur Cravan (1887-1919) oder Jacques Vaché (1895-1919) waren drei Helden des französischen Dadaismus und gelten – obwohl sie Zeit ihres Lebens keine einzige künstlerische oder literarische Arbeit im herkömmlichen Sinne veröffentlicht haben – als wichtige Impulsgeber der Avantgarden um 1920-1930. Diese drei Männer (auf dem stark devaluierten Begriff „Lebenskünstler“ möchten wir hier verzichten), die ihre Existenz zu einem radikalen Kunstwerk gemacht haben und demnach sich nie als Künstler verstanden haben, haben spätere Größen wie Marcel Duchamp, André Breton oder Jorge Luis Borges entscheidend beeinflusst.
An diesen drei mythischen (wenn auch unsichtbaren) Figuren der Moderne müsste ich denken, als ich letzte Woche, zum Abschluss der Kunstpunkte in Düsseldorf, auf Hubert Körner stieß. Hubert wurde von Mark Pepper in dessen Atelier „Verdichtung des Realen“ eingeladen, das neben seiner Funktion als Produktionsstandort auch der Vermittlung von Performances oder Konzerte dient.
Körners kurzer und fulminanter Auftritt in der Stadt wird nicht so schnell vergessen. Der ehemalige Gärtner und letzter waschechter Sozialist dieser Republik wohnt seit 20 Jahren im Kreis Warendorf und darf nun das Leben eines Rentners genießen. In seinen surrealistischen und trashigen Texten sowie in seinen an Art Brut erinnernden Collagen prangert er die kleinbürgerliche Korruption auf dem deutschen Lande und der tägliche, von allen Behörden abgesegnete Faschismus an. „Das Sexmonster von Warendorf“ war nur ein kleiner Auszug seines Talentes – und wer mehr erfahren und erleben will, kann auf YouTube einiges finden.
Für das wackelige Video und für die Einladung bedanken wir uns bei Mark Pepper.
Eine Fotostrecke von Emmanuel Mir (Düsseldorf)
Versprochen: Wir werden auf diese Ausstellung zurück kommen. Die sechste Präsentation der Julia Stoschek Collection ist viel zu bedeutend, um mit ein paar läpischen Schnappschüssen abgehandelt zu werden. Denn, abgesehen von manchen verspielten und spektakulären Positionen, die in gefährlicher Nähe der gefälligen Selbstinszenierung und der Effekthascherei kommen, hat Flaming Creatures unheimlich viel zu erzählen. Gerade im Hinblick auf Forme der Subkulturen und auf ihrer Theoretisierung bietet die Ausstellung eine zugleich abwechslungsreiche und zusammenhängende Reise durch ausgewählte Territorien der ästhetischen Devianzen und der antibürgerlichen Abnormitäten.
Bevor wir also Flaming Creatures gebührend dokumentieren und besprechen (das Filmteam von perisphere bräunt sich ja gegenwärtig in Portugal oder in Sizilien), hier ein erster, ziemlich exklusiver Vorab-Blick darauf. I’ve got friday on my mind…
Flaming Creatures in der Julia Stoschek Collection 8.9.2012 – Frühjahr 2013 Eröffnung am 7.9.2012 um 19 Uhr Schanzenstr. 54 40549 Düsseldorf
von Saskia Zeller (Düsseldorf)
Langsam wird das Wasser trüb. Der Seifenkopf schmilzt im Aquarium, das Gelatine-Gesicht zersetzt sich. Vor kurzem hatte sich Schimmel gebildet. Daneben bewegt sich Papier im Wind, die Farbe vereint sich mit dem Regen. Vergänglichkeit ist das Thema, das Marco Biermann, Ruben Smulczynski , Alessa Joosten und Alexandra Kahl interessiert. Ihre Kunstwerke sind Experimente, die sie in die Unkontrollierbarkeit entlassen wollen. Nichts Gefährliches dabei, aber Spannendes.
Den Platz oberhalb des unterirdischen reinraums nutzen die Akademie-Künstler als Ausstellungsfläche und lassen die Dinge sich selbst entwickeln. Es regnet gerade auf die Fotocollagen von Ruben Smulczynski, die sich durch das Wasser schon wellen und winden. Auch im sternförmigen Glas verteilt sich mit den Tropfen von oben die rote Restfarbe in die Zacken. Die Gelatine- und Seifen-Installationen bleiben unter solchen Bedingungen nicht lange stabil. Die Gelatine zersetzt sich nach wenigen Tagen ähnlich wie Quecksilber, wissen Marco und Ruben aus Erfahrung. Die Seifenlauge würde sich ausbreiten wie ein Schleier und die Form des Gesichts im Wasser versenken. Zur Finissage vor zwei Tagen war es soweit. Jetzt hatten die Künstler wieder alles neu errichtet und warteten gespannt auf eine Entwicklung. Nach der Finissage geht es für sie nun weiter mit den Kunstpunkten.
Einige Passanten bleiben stehen und betrachten die „Laborversuche“ mitten in der Stadt. Alles vermischt sich – auch die Genres. Neben den Wind- und Wetter-Gemeinschaftsarbeiten von Marco und Ruben gibt es auch ein Video von Alessa Joosten zu sehen. Die Stromkabel liegen offen. Geschützt ist das Gerät nur mit einem Regenschirm. Darunter werden verletzte Beine gezeigt, die zunächst unter einem Strickstrumpf verborgen liegen. Dieser wird langsam aufgeribbelt. Die Umhüllung fällt. Übrig bleiben wohl ein langer Faden und für den Betrachter der Blick auf die Wunde am Oberschenkel. Bewegung, Prozesshaftigkeit, Auflösung ist das Thema: Extinguish me.