We still find pleasure thinking about art on the moon, but as our earthly climate, or even our social climates, sustain life on Earth, our fantasies requires some parameters.
Frankly, it would be difficult to do a bad show on the moon.
The moon is cold and inhospitable to art.
Unprotected from assaults by space debris and the sun, no structure could withstand these conditions for long.
Die in der Ausstellung Searching for Devices präsentierten Arbeiten setzen sich mit verschiedenen Aspekten und Verhaltensweisen dynamischer Prozesse auseinander. Auf narrativer, materieller oder konzeptueller Ebene werden die Handlungsstränge und Verbindungen der in unserer Alltagswirklichkeit zumeist verborgenen und unsichtbaren, allerdings unvermeidlich verwobenen Systeme dechiffriert und Strukturen sowie Prozesse sichtbar gemacht.
Die Grenzen des vermeintlichen Immateriellen und Materiellen, eines Innen und Außen, Digitalen und Analogen, Physischen und Psychischen scheinen sich aufzulösen und werden neu befragt. Neue Formen und Möglichkeiten werden aus den Interaktionen unterschiedlichster Materialien und Systeme geschaffen, wobei den neuen Objekten stets ein Moment der Instabilität inhärent bleibt. Das Prozessuale und damit die Option neue, in sich geschlossene, allerdings (noch) nicht realisierte Einheiten zu bilden, bleibt damit als Potenzial in den Arbeiten erhalten.
Eben auf f***book entdeckt. Gute Show in schönem Projekt, in Frankfurt. Pakui Hardware zeigt ‚SHAPESHIFTER, HEARTBREAKER‘ im Jenifer Nails. Sieht sauber aus die ganze Sache und macht Bock auf mehr.
Eine ausführliche Rezension zum Projekt findet Ihr bei den Kollegen von Kubaparis.
Salon Kennedy in Frankfurt zeigt ein Show mit dem New Yorker Künstler Constantin Hartenstein. Unter dem Titel ‚PROTO‘ gibts digital ganz ordentlich auf die 12. Die Ästhetik kommt für meinen Geschmack eine Spur zu clean daher, ich mags bekanntlich gerne etwas dreckiger und wüster. Das Dreckige, Trashige und Groteske ist doch irgendwie zu eng mit den hier angespielten Bezugspunkten Netz, Digitaler Aether, digitale Kommunikation und Massculture verbunden. Aber so geht die Sache eben jeder anders an. Das ist auch OK so, denn natürlich hat der Aether auch eine sehr sehr saubere und technoide Seite. Und natürlich trägt auch die schon fast museale Atmosphäre des Ortes zum Gesamteindruck bei.
Wer es dann etwas authentischer, trashiger, und wüster haben möchte folgt dem Link zum zugehörigen Text ‚PROTOFINAL‚ von Elisa R. Linn und dem Künstler. Ansonsten gilt wie immer auch hier: Mal weg vom Screen, selber hingehen, selber ansehen.
Die Show läuft vom 28.07.2014 – 24.08.2014 und ist nach Vereinbarung geöffnet. Alle infos dazu unten oder auf der www.
eine Bildstrecke von Havva Erdem (Frankfurt a. Main)
Nach einer ersten Umsetzung im Rahmen des Städelschulenrundgangs 2010 und einer zweiten Präsentation in Künstlerhaus Mousonturm, hat Bangura – diesmal ohne Cooperation mit dem Künstler Claus Rasmussen – nun schon zum dritten Mal seiner Idee von „African Fitness Studio/Gym“ Gestalt gegeben. Diese basiert auf Fitness-Studios in seiner Heimat, die von der Bevölkerung selbst, ohne finanzielle Mittel und mit Hilfe eigentlich völlig beliebiger Materialien aus dem Nichts geschaffen werden, freizugänglich – und kostenlos sind und von den erfahreneren Nutzern, ja, wie solll man sagen, technisch angeleitet werden.
Agassi F. Bangura„African Fitness Gym“Eröffnung: Samstag, 22. September 2012, 19 UhrDauer: 23. September – 29. September 2012Training und Besichtigung, täglich von 18-21 UhrSeilerstr. 36, 60313 Frankfurt am MainPavillon der ehem. Friedrich-Stoltze-Schulehttp://www.leonhardikulturprojekte.org/index.php?id=821
Nur wenige hundert Meter vom blau-gelben Riesen-Euro mit Sternchen entfernt, liegt die BASIS. Der Gemeinnützige Verein und Vermittler von Atelierräumen vermietet seine Räume sowohl an freie als auch angewandte Kreative der Stadt. Die Arbeits- und Produktionsstätten der Geförderten verteilen sich auf zwei BASIS-Standorte: während die Elbestraße zusätzlich mit kleineren Projekt- oder Präsentationsräumen und einer Holz- und Siebdruckwerkstatt aufwarten kann, wird hier, auf der Gutleutstraße im beginnenden Frankfurter Bahnhofsviertel, der gesamte Erdgeschoßbereich des Gebäudes als 350qm-Ausstellungsfläche für junge, internationale Künstlerpositionen genutzt.
Stefanie PretnarStefanie Pretnar
Es ist Sonntag-Abend, die BASIS hat zur Finissage der aktuellen Ausstellung geladen. Es ist anfangs nur dürftig besucht – zur etwas später stattfindenden Performance werden es ein paar Gäste mehr sein. Bei einem ersten, kurzen Streifzug gelange ich durch eine kleine Holztreppe zum Abschluss der Präsentation, zwei dunklen Räumen, aus denen das Licht bewegter Bilder flackert, und beginne – nun in umgekehrter Richtung – mit meiner Foto-Dokumentation.
Björn Drenkwitz
Schon im zweiten Raum zieht mich ein gerade anlaufender Kurzfilm von Björn Drenkwitz augenblicklich in seinen Bann. Es ist eine hypnotische Szene, grobkörnig und untermalt vom Rauschen der brandenden Wellen. An einem Strand tanzen zwei in die Jahre gekommene Frauen Arm in Arm und drehen sich etwas linkisch, aber allem Anschein nach ziemlich glückselig um sich selbst. Ich frage mich, warum das so beruhigend anzuschauen ist. Und als mir gerade klar wird, dass die Frauen sich zwar in Zeitlupe bewegen, die Wellen aber im – zwar ebenfalls gemächlichem – jedoch altbekannten Takt heranzurauschen scheinen, ist der Film schon zu Ende.
Dirk Krecker
Es ist übrigens die alljährlich stattfindende Sommerausstellung der BASIS, mit einer verhältnismäßig immer nur kleinen Auswahl aus den 135 in den angehängten Ateliers arbeitenden Künstlern. Der diesjährige Kurator Markus Lepper, zur Zeit Leiter des Kunstvereins in Gießen, hat sich für fünf Künstlerinnen und sieben Künstler entschieden. In seinem ausführlichen Begleittext erklärt er, dass der Titel der Ausstellung einer Arbeit des teilnehmenden Künstlers Dirk Krecker entlehnt ist, und arbeitet sich dann Raum für Raum mit Hintergrundinformationen zu den Protagonisten durch sein „Südliches Ackerland“. Kreckers titelgebendes Werk ist selbst bei der Ausstellung nicht vertreten, dafür hat man aber gleich an zwei Orten die Möglichkeit, seine – ausschließlich mit Schreibmaschine bearbeiteten – DIN-A4-Bögen kennenzulernen. Bei näherer Betrachtung der Arbeiten erscheint es plausibel, dass er umständlich die Schreibmaschine bemüht und nicht den Computer nutzt. Dieser ist mittlerweile zum Werkzeug für so vieles geworden, während es bei der Schreibmaschine immer allein um Worte ging. Um viele Worte. Um alle möglichen Worte. Worte, die Krecker wieder und wieder als Satzteile, z.B. „stressbedingte Selbstmordwelle“, auf ansonsten leerem und zerknittertem Papier vorbeiziehen lässt. Worte, die er zu sich wiederholenden Zeichenmustern umwandelt und zersetzt. Einzelne Buchstaben, die er durch beständiges Übertippen zu unkenntlichen, dunklen Blöcken verklebt. Worte, die zu Zeichen, und Zeichen die zu Strukturen von Bildern werden,- nebeligen Bildern, die von umherirrenden Menschen, Krieg und angelockten Vögeln erzählen.
Dirk Krecker
Darauf angesprochen erklärt Krecker, dass Vögel ja gleichzeitig „sowohl als Heilsbringer als auch Boten des Bösen verstanden werden können“. Der Absolvent der HFG-Offenbach, der zwischenzeitlich zwei Jahre in der Städelschule bei Thomas Bayrle studiert und dort innerhalb dieser kurzen Zeit die Meisterschülerweihe erlangt hat, entschied sich schon vor Längerem gegen die Malerei. Stattdessen arbeitet er auch im installativen Bereich.
Vorne= Flo Maak; Mitte = Wiebke Grösch + Frank Metzger; Hinten = Dirk KreckerVorne = Wiebke Grösch + Frank Metzger; Hinten = Dirk KreckerWiebke Grösch + Frank Metzger
Die einzelnen Räume der BASIS wirken abwechslungsreich, was sowohl an ihren zum Teil großzügigen, aber auch nischenartigen Raumeinteilungen liegt, als auch an ihren Fenstern, die mal dominant, mal fast verdeckt oder gar nicht erst vorhanden sind. In der linken Halle luken sie nur noch unter der Decke hinter nachträglich angebrachten, dicken Wandverkleidungen hervor, so dass man den Eindruck bekommt, dass es sich bei diesem Raum um einen unterirdischen handeln könnte – wie einem Bunker oder einer Forschungsstation.
Nicolaj Dudek
Hier wird das Thema Kosmos aufgegriffen. Nicolaj Dudeks Wandarbeit – ein nächtliches Firmament, das auf den ersten Blick zu eindeutig scheint – erweist sich als Sternenhimmel durch aufgeklebte Kaugummireste. Wenn der anfängliche Charme dieses Witzes jedoch verflogen ist, bleibt wenig zurück; so auch bei näherer Betrachtung seiner beiden kleineren Bilder. Denn während diese von Weitem noch interessant wirken, bleiben sie nach Aufdeckung des auch hier angewendeten Kaugummi-Jokes doch arg an der Oberfläche.
Christiane Feser
Christiane Feser, mit schwarz-weissen Fotoarbeiten vertreten, führt die kontrastreiche Dokumentation einer nicht näher spezifizierbaren Kraterlandschaft weiter, indem sie nachträglich alle darauf abgebildeten Erhöhungen kreuzförmig aufgeschnitten und von der Rückseite durchgedrückt hat. Die nun geöffneten Ausbuchtungen des Fotos haben die Form von Blütenrelikten, ganz ähnlich wie bei reifen Granatäpfeln. Diese ausgestülpten Einschnitte lassen die länglichen Schlagschatten im Bild nun zu Schatten einer Gegenwart werden, die aber nicht mehr nachträglich zur Realität der Fotografie werden kann – ein Paradox mit dem Feser spielt.
Valentin Beinroth
Valentin Beinroth verweigert sich der einheitlichen Vereinnahmung des Raumes. Schelmisch hat er das Kapitell der einzigen Raumsäule mit einem bunten Bananenkarton umschlossen. Diese Aktion wirkt zuerst einfach nur lustig, dann aber wie eine bissige Rückbesinnung auf den eigentlichen Bedeutungsinhalt des Ausstellungstitels und dessen Zusammenhang mit Land Grabbing in Schwellenländern und der Verwicklung westlicher Kreditinstitute in Nahrungsmittelspekulationen. Gleich einem neckischen Affen nimmt seine Arbeit die gesamte Ausstellungssituation aus dieser erhöht-distanzierten Position aufs Korn – wobei Affen das natürlich auch aus Angst machen, oder wenn sie nicht so genau wissen, was sie von einer Sache halten sollen.
Viola BittlViola Bittl
Der Kurator Markus Lepper sieht die Bedeutungsebene des Titels eher in der Möglichkeit und Aufgabe der Künstler Themenkomplexe und Fragestellungen zu bearbeiten und vergleicht die Ausstellung mit einem Garten, der ganz unterschiedliche Felder besitzt und z.B. durch eine in ihm verwirklichte Ordnungsstruktur zusätzliche inhaltliche Tiefe erhalten kann. So hat er, während der Vorbereitungsphase, der einzigen klassischen Malerin, Viola Bittl, einen der kleinsten Räume der BASIS mit der Bitte ans Herz gelegt, mit diesem wie mit einer „Schatzkiste für Malerei“ umzugehen, was sich im Nachhinein als vorausschauend und feinfühlig erweist, denn tatsächlich strahlt der Raum nun genau das aus. Das mag wohl zu gleichen Anteilen am Zusammenspiel der schlichten Hängung, den robust-dicken, holzgrundartigen Leinwänden, deren kalkigem und zurückgenommenem Charakter und nicht zuletzt an dem kammerartigen Raum liegen.
Jin-Kyoung Huh
Und vielleicht auch an der noch dezenteren Arbeit einer zweiten Frau, Jin-Kyoung Huh, die neben dem bestehenden Ein- und Ausgang den Akzent einer dritten – wenn auch nur vermeindlichen – Öffnung an der Wand angebracht hat,- die Erinnerung an einen Durchgang, der nie existiert hat. Huh ist im letzten und eigentlich ersten Raum der BASIS, dessen eine Breitseite Abschnitte mit Sprossenfenstern durchziehen, ebenfalls mit einer zweiten Arbeit vertreten. Alle hier ausgestellten Werke stellen Bezüge zu den Fenstern her, sei es durch durchsichtige Materialien, reflektierende Oberflächen, gitterartige Strukturen oder entsprechende Aufreihungen. Huh schafft auch hier eine ruhige Projektionsfläche, indem sie auf drei schlichten Papierbögen einen schwarzen Edding-Stift Linie um Linie seine Kräfte aushauchen liess. Drei Abschnitte, drei Lebensalter. Der Klassiker.
Flo MaakFlo Maak
Eine engagierte kuratorische Arbeit kann schlussendlich also auch aus der Jahresausstellung einer Ateliergemeinschaft – falls man den gemeinsamen Nenner der präsentierten Künstler so bezeichnen darf – eine durchaus sehenswerte Ausstellung machen. Gänzlich eigeninitiativ war bei „Südliches Ackerland“ aber die abschließende Performance von Dirk Krecker, der sich noch einen disziplinenübergreifenden Gast dazu einlud: Anne Jung, von der Hilfsorganisation Medico International. Der gemeinsame Auftritt war in je zwei, sich abwechselnde Text- und Soundblöcke unterteilt. Jung trug sehr ernst ihre Interpretation von „Südliches Ackerland“ mit Beschreibungen der wichtigsten Mißstände dieser Welt vor, während Krecker kurze Abschnitte aus YouTube-Interviews (politisch-wirtschaftlichen Inhaltes) mit eindringlichen und schallenden Tönen zu Rhythmen vermischte und durch extreme Wiederholung zerfetzend parodierte,- so als würde man sich durch den gesamten Frequenzbereich eines Radios durcharbeiten und jeder klare Empfang nur leere Worthülsen an die Oberfläche bringen… Während die Fakten und Zahlen von Jung und ihr etwas bemüht wirkender Zynismus beim Aufdecken der desolaten Weltsituation, mich nicht wirklich berührten, löste Kreckers Sound am Mischpult genau das fehlende Gefühl aus. Dass dies seine erste Performance war, hat man dem Künstler nicht angemerkt. Die Veranstaltung endete mit einer Diskussionsrunde, in der sich ein Gespräch um die Möglichkeiten und Auswirkungen der Zusammenarbeit von Künstlern mit karitativen Unternehmen entspann.
Anne Jung und Dirk Krecker
Sommerausstellung 2012Kuratiert von Markus LepperEröffnung 9.August 2012 19:00 Uhr10.-26. August 2012Di-Fr 11:00-19:00 UhrSa/So 12:00-18:00 UhrBASISGutleutstrasse 8-1260329 Frankfurt am Mainwww.basis-frankfurt.dewww.soundcloud.com/ume-pop
A measurement is arbitrary and full of errors: it depends on the system, on the instrument, on the observer and on a series of unpredictable events that could happen. Considering the possibility that making errors could move people and spaces we decided to measure the event Soft Romance at Plank on Saturday, August 4th. With a sketchbook and a tape measure we carefully checked the whole place including some ephemeral elements.
The outcome measures include a margin of error, an undefined space enable to keep a degree of freedom for imagination.
Plank is a bar located in the main station district of Frankfurt am Main. It was opened in 2010 by the dj Ata and it take his name from Conny Plank, german record producer and pioneer of electronic music. It is one of the best spot of Frankfurt life.
Vytautas Jurevicius is a lithuanian artist and dj who lives in Frankfurt. He has held numerous shows in Germany and around Europe. He uses to organize events where he creates fascinating atmosphere, mixing performance, music and installation.
Calori & Maillard is a french-italian duo based in Frankfurt am Main. Their research plays with the thin boundary between art and life through an ironic, poetic and visionary way. They work together since 2009.
Mein letzter Bericht aus Frankfurt liegt ganze drei Monate zurück. Ich stehe also unter Lieferdruck. DIE Chance für einen Raum wie SCHWALBE 54. Ein Ausstellungsraum der gänzlich in den Kinderschuhen steckt. Der sich erst noch beweisen muss. Nach derEröffnungsausstellung mit einer Absolventin der HFG-Offenbach wurde nun, im zweiten Zug, Christoph Lukas eingeladen, ein Künstler, den man eigentlich noch gar nicht als solchen schimpfen darf. Ohne künstlerische Ausbildung, ohne Ausstellungsverzeichnis. Mit einer Website, die von einer kreativen Initialzündung von vor sechs Jahren berichtet: einem zufällig entstandenen Foto mit Hilfe einer schon damals alten Handykamera. Ausgangspunkt für die daraufhin einsetzende Suche. Und hier nun das vorläufige Ergebnis. Eine klare Ansage. Ich wage nicht, den Blick noch einmal schweifen zu lassen und wende meine Aufmerksamkeit wieder Anna zu.
Anna, die Urlaubsvertretung, die mir zwar gestanden hat, keine zusätzlichen Informationen zu der Ausstellung zu haben, sich aber dennoch aufgeschlossen und gesprächsfreudig zeigt. Sie erzählt mir was über das Viertel, welches die vier Backsteinwände des länglichen Raumes umschließt. Das Gallus, eine Migrantenstadtteil in dem künstlerisch nicht viel los sei, der sich aber bestimmt noch machen würde. Sie lacht und beschreibt mir scherzhaft ihre Idee, die Reaktionen der Passanten aus dem Innenraum heraus filmisch zu dokumentieren. „Schau, da vorne ist ein Fitness-Studio, dort drüben ein Grieche, bei dem war ich mal..,- solche Läden halt… Die Leute glotzen bei uns oft total verdattert ins Fenster rein, die rechnen hier einfach nicht mit Kunst!“
Ich drehe mich nun doch um. Kunst. Sie hängt festmontiert an den Wänden. Steht wohldrappiert auf dem Schaufensterpodest. Mein Blick ist dennoch, oder gerade deshalb, in eine nicht vorhandene Ferne gerichtet. Müsste in dieser Richtung nicht irgendwo der Main liegen? Und dahinter die Städelschule. Eine Schule, in der der künstlerische Nachwuchs in stundenlangen Diskussionen mit den Professoren und Kommilitonensichernicht nur seine Arbeiten, sondern immer auch die gedachte/gewählte Präsentationsform derselben begründen lernt. So lange, bis die anfänglich vielleicht nur halbgare Erkenntnis zur inneren Gewissheit wird, dass beides – Werk und Präsentation – untrennbar miteinander verbunden sind und sich daher immer auch inhaltlich stimmig bedingen sollten… Eine Schule, durch die Christoph Lukas nie gegangen ist. Sonst hätte er sicher nicht derart unbedarft, fast erschreckend einsatzfreudig und auf eine sehr konservativ anmutende, überernste Art die Idee seiner ursprünglich sphärisch-ätherischen digitalen Fotoarbeiten, auf dem Weg in ihre Materialisierung für diese Ausstellung in den Sand gesetzt.
Mit dünnen LED-Leuchkästen, deren mattgraue Metallrahmenästhetik man eher in einer unterkühlten Firmen-Lobby als in einem kleinen, unabhängigen Ausstellungsraum befürchten würde. Und fürs Fenster noch handtellergroße Leuchtobjekte mit Bildchen, denen man – wenn es sich hierbei um eine kommerzielle Ausstellung handeln würde – unterstellen könnte, nette Kunst zum kleinen Preis anzubieten. Hinter allem scheint der unbändige Wille zu stehen, schlussendlich dann doch noch „Werke“ zu erschaffen. Seinen Bildern hat Lukas dadurch jedenfalls regelrecht Gewalt angetan und das traurigerweise mit den scheinbar besten Absichten und einer völlig fehlgeleiteten Energie.
Er lässt den Lichterscheinungen seiner Motive keinen Raum mehr zum Atmen, erschlägt sie mit einer völlig unflexiblen Zweckgebundenheit, so dass sie nichts mehr von der Leichtigkeit der ehemals digitalen Dokumentationen haben. Dokumentationen, die paradoxerweise unter sehr freien Bedingungen entstanden sind. Immer nur halbvorhersehbar, mindestens halbzufällig und am Computer auch nur halbnachbearbeitet. Für diese manchmal sogar bedrohlich außer- und überirdisch anmutenden Augenblicke, Situationen und Portraits hat er ein gutes Auge entwickelt. Und gleich einem Privatdedektiv im Undercover-Selbstauftrag verfolgt er deren Aufdeckung in unserer realen Welt konsequent. In einem noch recht überschaubaren Werkszyklus,- der zudem im klassischen Sinne keiner ist, sondern vielmehr die fokussierte Konzentration auf eine Idee.
Was sich auf seiner Website schlüssig nachvollziehen lässt, da hier noch keine Schwere zu finden ist,- keine Bedeutungsschwere, kein Übereinsatz hin zum Produktstiftenden. Die Un(be)schwer(t))heit findet sich nicht nur in den darin abgebildeten Werken, sondern auch in der von ihm gewählten Einteilung der Bilder, den Gruppierungen. „Innenenwelten“, „Zwischenwelten“, „Außenwelten“ werden heraufbeschworen. Münden sollen diese doch tatsächlich in der „4ten Dimension bis Unendlich“. Das steht abgekürzt wirklich so da! Entbehrt sicher nicht einer gewissen Selbstironie – oder einer gewissen Naivität.
Zugegeben: Diese Naivität ist nicht ohne Qualität. Eine Qualität, die Joseph Joubert einmal mit wenigen Worten an die Oberfläche geholt hat, und für die jedweder Zyniker nicht mehr das Herz besitzen wird, um ihr diese zuzugestehen. „Jede Naivität läuft Gefahr, lächerlich zu werden, verdient es aber nicht, denn es liegt in jeder Naivität ein unreflektiertes Vertrauen und ein Zeichen von Unschuld.“
Christoph Lukas
„Körper/Geist, Geist/Körper“
5. Juli bis 2. September 2012
Schwalbe 54 – Raum für Kunst
geöffnet donnerstags von 14-19 Uhr
Tel: 069 9586 7735
Schwalbacher Straße 54
60326 Frankfurt am Main – Gallus
http://www.schwalbe54.de/
Würde Playmobil einen Baukasten für eine junge Künstlergalerie herausgeben, so hätte die Frankfurter Studentengallerie Flûte Douce alles was das (Künstler)-Kinderherz begehrt. Einen kleinen, nicht zu adretten Ausstellungsraum mit durch Neonleuchten erhellten schneeweißen Wänden und gemütlicher Interview-Sitzgelegenheit, einer Halterung an der Eingangstür für das vorausschauend international einsetzbare, rein englischsprachige Press-Release und den obligatorischen, gesprächsversunkenen Künstlermob auf dem Bürgersteig der wenig befahrenen Seitenstraße.
Und auch die dort aktuell präsentierten Werke der von Jakov Lloyd Goldstein kuratierten Gruppenausstellung dreier Anfang der 80er geborener KünstlerInnen (von denen eine ausstellt, indem sie nicht ausstellt) würde sich, samt schaurig-schönem Ausstellungstitel, durchaus eignen, um unbedenklich und schadstoffarm in Serie gehen zu können. So mutet also alles an dieser, seit Juli 2011 betriebenen Künstlereinrichtung mit hauseigener Website noch wie ein harmloses, wenn auch präzise und akkurat durchgeführtes Spiel an, bei dem alle Einzelelemente vorerst die gleiche Gewichtung erhalten. Wäre da nicht die aus dem perfekten (Mini-)Rahmen fallende Erschöpfung der Verantwortlichen Olga Pedan, die dort zwei Ausstellungen innerhalb von nur einer Woche organisiert hat. Und da jedes Spiel – wenn man es nur lange genug betreibt – irgendwann einmal Ernst wird, sind wir wiederum gespannt, wie das Programm von FLUTE DOUCE sich zukünftig entwickelt.
„When a boat runs ashore, the sea has spoken“Forster Krone, (Amy Zingfogl), Phillip ZachFlute DouceOppenheimer Straße 34A D 60594 Frankfurt am Main 3.05.2012-28.05.2012
Das Presse- und Informationsamt in Frankfurt verfügt über ein Treppenhaus, das sich mittlerweile zu einer Galerie der besonderen Art etabliert hat. Seit 19 Jahren nehmen dort Künstler der Stadt die Herausforderung an und zeigen ihre Arbeit in einem Ort, der nicht gerade einfach zu bespielen ist. Die aktuelle Präsentation von Franziska von Stenglin heißt Himmel und Abgrund so nah und geht sowohl auf die spezielle räumliche Situation als auch auf die Frankfurter Hochhaus-Landschaft ein.
von Havva Erdem (Frankfurt / Main)
(der an der Eingangstür beigefügte Text der Künstlerin)
„Sie blieb einen Moment stehen, bevor sie die glänzende Lobby betrat.
Sie war kaum einen Kilometer weit gelaufen, aber es fühlte sich an wie eine ganz andere Welt. Sicher würde es Leuten, die hier arbeiten, nicht anders gehen, wenn sie den Fluss überqueren würden.
Die Lobby war sehr großzügig, hell und sauber, dass sie sich auf einmal ihrer eigenen Erscheinung bewusst wurde. Sie trat an die Rezeption, stellte sich vor und fragte nach der Person, deren Namen man ihr genannt hatte. Der Rezeptionist wählte eine Nummer und gab ihr ein plastikumhülltes Namensschild.
Sie setzte sich in einen, wie sie feststellte, Le Corbusier-Sessel und schaute sich um. Überall Dreiecke. Die Deckenplatten waren dreieckig, die Fliesen auf dem Boden, selbst der Aschenbecher stand da wie eine Pyramide.
Männer und Frauen eilten an ihr vorbei. Nach einer Weile erschien ein junger Mann. Er trug einen schwarzen Anzug, der aus einem leicht glänzenden Material gemacht war, und spitz zulaufende schwarze Schuhe. Er musste etwa in ihrem Alter sein. Gemeinsam gingen sie durch die Barrieren, die ihr Gastgeber mit einer Chipkarte öffnete.
Sie waren allein, der Fahrstuhl war nur für Gäste reserviert. Sie schossen hoch in das 43.Stockwerk. Eine Seite des Fahrstuhls war aus Glas. Die Stadt verschwand fast lautlos unter ihr, man hörte nur die Luft, die ihren Druck veränderte.
Der Fahrstuhl öffnete sich. Drei Sicherheitsmänner standen an der gegenüber liegenden Wand der Halle, die vor ihnen lag. Sie lief hinter dem jungen Mann her, die drei Sicherheitsmänner folgten ihr. Sie durchquerten verschieden kleine Konferenzzimmer, alle nach Opern benannt: Aida, Lohengrin, Don Giovanni. Sie fragte sich, ob einer wohl „Cosi fan Tutte“ hieß (So machen sie es alle).
In jedem Zimmer stand ein Konferenztisch und weitere Corbusierstühle. Die Wände den Türen gegenüber bestanden immer komplett aus Glas, so dass sie weit in die Ferne blicken konnte. Sie trat an das Fenster hean bis sie fast am Abgrund stand, nur das dicke Glas trennte sie. An den Wänden zur rechten und zur linken hingen großformatige Farbfotographien und oder großformatige, bunte Gemälde.
Sie gingen weiter. Der junge Mann führte sie in einen Raum, der wohl das Hauptkonferenzzimmer sein musste. Er war fünfmal so groß wie die anderen und hatte runde Wände. Der riesige Tisch hatte ein Loch in seiner Mitte. An der Wand hing eine große Weltkarte. Sie fand, dass es wie das Natohauptquartier aussah.
Die Männer blieben an der Türe stehen, während sie sich umsah. Nach einer Weile suchte sie sich einen Punkt am Fenster aus. Sie stellte ihr Stativ auf die Fensterbank, montierte ihre Kamera darauf und richtete sie gen Himmel. Sie zog ihren Belichtungsmesser hervor und hielt ihn ans Fenster, änderte die Einstellungen ihrer Kamera und drückte auf den Auflöser.
Auf dem Weg zurück hinunter war der Fahrstuhl etwas voller, die Sicherheitsmänner begleiteten sie. Dieses Mal bemerkte sie, dass sich auf jedem zweiten Stockwerk ein kleines Schild befand, dass auf eine Eiswürfelmaschine hinwies. Der Klang des Luftdrucks hatte sich umgekehrt.
Die Stadt eilte ihr entgegen.“
Franziska von Stenglin wurde 1984 in München geboren, wuchs in Afrika, Indien und Deutschland auf und studierte Fotografie in London. Zur Zeit absolviert sie die Städelschule in der Klasse von Simon Starling.
Franziska von Stenglin„Himmel und Abgrund so nah“8.11.2011-31.03.2012Mo-Fr 8.00-18.00 UhrTreppenhausgalerie imPresse- und InformationsamtRömerberg 3260311 Frankfurt am Main
Die Rhein-Main-Linie ist in der Perisphere noch nicht nahtlos und der Informationsfluss manchmal zäh. Es ist schon zwei Wochen her, als die Regisseurin und Künstlerin Claudia Bosse ihre langatmige Performance Burning Beasts vor dem Frankfurter Kunstverein veranstaltete. Die Ingredienten der lauten und zerstörerischen Aktion: 10 Autowracks, 40 Lautsprecher, eine Handvoll schreienden und gestikulierenden Performers in Astronauten-Pyjamas und der beschauliche Fußgängerweg zwischen dem Rathaus Römer und dem Kaiserdom.Unsere Frau vor Orthat sich der Gefahr ausgesetzt.
Ein Bildbeitrag von Havva Erdem (Frankfurt a. Main)
Burning Beasts erkundet im öffentlichen Raum die Grenzen und Ikonen der Überschreitung öffentlicher Ordnung. Was ist zu tun angesichts der weltweiten Unsicherheiten über die politische und gesellschaftliche Zukunft? Die Stimme erheben? Kollektiv das Sprechen verweigern? Oder brennende Biester sprechen lassen? Burning Beasts ist eine temporäre performative Installation im öffentlichen Raum Frankfurts.
Während eines Aktionszeitraums (13. – 18. Februar 2012) entsteht im öffentlichen Raum zwischen Dom und Römer eine performative Installation bestehend aus 10 Autokörpern und 40 Lautsprechern. Die Autos werden bearbeitet, verändert, verformt. Über die auf den Autos installierten Lautsprecher sind Interviews über Demokratie und Freiheit sowie Musik zu hören.
“Die für das Ausstellungsprojekt ‘Demonstrationen. Vom Werden normativer Ordnungen’ entwickelte performative Installation ‘Burning Beasts’ tritt in einen Dialog mit dem öffentlichen Raum und verhandelt dort Vorstellungen von Demokratie, Besitz und Freiheit. Anhand des Bildes zerstörter Autos, das sich als Symbol für den Angriff auf die Sicherheit, Mobilität und Selbstbestimmtheit des Einzelnen in unser kollektives Gedächtnis eingeprägt hat, untersucht Bosse die Grenzen und Ikonen der Störung öffentlicher Ordnung. Die Wracks schreiben sich in die städtische Struktur ein, stören die bestehende Stadtlandschaft und befragen die Bedingungen der öffentlicher Ordnung: Was ist zu tun angesichts der weltweiten Unsicherheiten über die politische und gesellschaftliche Zukunft? Die Stimme erheben? Kollektiv das Sprechen verweigern? Oder ‘brennende Biester’ sprechen lassen?” (Frankfurter Kunstverein).
Wir spinnen weiter an unserem Kunstnetz. Und blicken nach dem ausgedehnten Gang durch die Düsseldorfer Kunstakademie auf eine weitere, ehrwürdige Bildunsganstalt der Kunst: die Städelschule in Frankfurt. Die deutlich kleinere Schule (in Düsseldorf dürfen sich fast vier Mal mehr Protokünstler als in Frankfurt tummeln) macht kein Spektakel aus ihrer Studentenpräsentation und geht sachlicher mit dem Ereignis um – das spricht für die Mainmetropole. Vor Ort war die Künstlerin Havva Erdem, eine Bekannte dieses Blogmagazins.
Ein Bildbeitrag von Havva Erdem (Frankfurt a. Main)