Photon Icon – Start des Darktaxa-Projekts

Photon Icon ist der Titel der aktuellen Show in der Galerie Falko Alexander in Köln und zu sehen bis Ende Juni 2019. Die Ausstellung ist Teil des langfristig angelegten und von Michael Reisch initiierten darktaxa Projekts.
Ich habe mich mit Michal über das gesamte Projekt und die Show unterhalten.

FK: Was war der Anlass der Ausstellung? Wie kam es zu dem Projekt?

MR: Das Ganze nennt sich darktaxa-Projekt, und die Ausstellung Photon | Icon ist offizieller Start dieser größer angelegten Sache, siehe auch darktaxa-project.net im Netz. Dort bringe ich befreundete aber auch eigens angefragte KünstlerInnen, sowie TheoretikerInnen, Galerien und Institutionen zusammen, die sich genau wie ich im Bereich Digital Imaging und „Fotografie“ bewegen oder sich dafür interessieren. Ich habe Falko Alexander dann einen Vorschlag für eine gemeinsam kuratierte Ausstellung gemacht, die im Mai 2019 realisiert worden ist.

FK: Wieso machst Du das gerade zum jetzigen Zeitpunkt?

MR: Zur Motivation muss man sagen, dass es aus meiner Sicht auf diesem Gebiet, obwohl es hochaktuell ist, eine Art von signifikanter Leerstelle gibt. Auf theoretischer Seite ist zwar sehr viel Erhellendes über diese Schnittstelle „Fotografie“ – Digitalität gesagt worden, jedoch geht es da sehr oft um „Fotografie“ im allgemeinen Gebrauch. Gleichzeitig sind auf KünstlerInnenseite eine bemerkenswerte Anzahl konzentrierter und substanzieller Werkkomplexe zur Digital-Imaging – „Fotografie“-Thematik entstanden, und niemand scheint genau zu wissen, wie damit umgegangen werden soll. Das wird nicht als „Fotografie“ gesehen, da es diese Diskurse auf dem jetzigen Stand sprengt. In die „post-digital“-Schublade passt es irgendwie rein, aber auch nicht so 100-prozentig; ja was ist es dann und wo ist der Platz dafür?

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Sebastian Späth zum Onenightstand bei Falko Alexander

„Vor der Moderne bedeutete Kunst zu zeigen, was man kann. Seit der Moderne gilt: Man zeigt weniger, als man kann. Die Performanz hat der Kompetenz den Rang abgelaufen. Für Videokunst gilt das spätestens seit der Erfindung von Youtube. “ das und vieles mehr sagt und schreibt Sebastian Späth auf seinem Youtube-Channel.

Als Teil von THE ONE NIGHT STAND SERIES / CHAPTER 1 habe ich den Mann in die Galerie Falko Alexander eingeladen für kommenden Freitag. Wer also Lust hat mehr von Ihm zu hören oder sehen kommt bitte einfach vorbei. Außerdem mit dabei sind Sebastian Ax, Adam Gawel, Derek Mainella. Das Konzept des ONE NIGHT STAND ist denkbar einfach, es ist ein Ausstellungsformat der Galerie Falko Alexander, in dem neue kuratorische Konzepte erprobt werden. Chapter 1 bildet den Auftakt dieser Serie. Drei Künstler der Galerie: Arno Beck, Kilian Kretschmer und ich haben Künstler ausgewählt, mit denen wir uns selber aktuell beschäftigen, deren Werke wir schätzen und habe diese zu einer Ausstellung eingeladen.

Einen weiteren Eindruck von Späths arbeit gibt es hier.

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Finn Wagner – a slick finish lasts forever

Mit ‚a slick finish lasts forever‘ präsentiert Finn Wagner bei Gold & Beton in Köln neue Arbeiten, die er im Frühjahr in Los Angeles entwickelte. Eine Ausstellung über Konsum, Glanz und unsere Wertegesellschaft.

Erstmalig widmet sich der Künstler nicht etwa der Video- und 3D-Kunst, sondern arbeitet rein skulptural. Unübersehbar lässt sich dennoch die ästhetische Handschrift Wagners in sämtlichen Objekten wieder erkennen. Diese wirken gleichzeitig vertraut und befremdlich: Alltagsgegenstände, Verpackungsmaterialen, Luxusgüter fast bis zur Unkenntlichkeit verzogen oder miteinander verworren. Die verwendeten Materialien bleiben unter dickem Gloss verborgen, die Hauptsache ist doch, dass es schön glänzt. mehr dazu unter http://finnwagner.de

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SIMULACRUM. Ein gutes Gefühl

SIMULACRUM heißt die Einzelausstellung von Johanna Reich, die noch bis zum 7. April 2018 in der Galerie PRISKA PASQUER in Köln zu sehen ist. „Als Simulacrum oder Simulakrum bezeichnet man ein wirkliches oder vorgestelltes Ding, das mit etwas oder jemand anderem verwandt ist oder ihm ähnlich ist.“ (Quelle: Wikipedia). In den Arbeiten von Johanna Reich ist damit die virtuelle und die physische Welt gemeint, wobei schnell klar wird, dass man zwischen beiden Welten keine klare Grenze ziehen kann, denn beide Welten sind Teil unserer Realität. Die bei PRISKA PASQUER gezeigten Werke bewegen sich daher zwischen diesen Welten und Johanna Reich schafft diese Verknüpfung indem sie unter anderem Fotografie, Malerei, Video und Performance klug miteinander kombiniert.

Johanna Reich, die aktuell auch im Max Ernst Museum in Brühl gezeigt wird und mit dem Frauenkulturpreis für Bildende Künste des Landschaftsverbands Rheinland ausgezeichnet wurde, kannte ich bis jetzt nicht. Ich war daher gespannt, ob die Ausstellung mit dem vielversprechend klingenden Ankündigungstext mithalten kann. Sie kann.

Wenn man die Galerie betritt, wird man mit einem charmanten Fingerzeig in die Ausstellungsräume geleitet und sieht dort ZWIRNERS WALL.

ZWIRNERS WALL, 2018, Digital C-Prints mounted on Alu Dibond, 120 x 90 cm

Die dreiteilige Arbeit zeigt die Wand der Galerie in drei unterschiedlichen Zuständen. Das Bild in der Mitte ist eine Smartphone-Fotografie der weißen Galeriewand. Auf der linken Seite sieht man ebenfalls das Foto der weißen Wand, allerdings in einem anderen Zeichensystem: als Code. Auf 43 weißen DIN A4 Blättern hat Johanna Reich den Zeichencode der digitalen Fotografie niedergeschrieben und das Foto aus der virtuellen, in die physische Welt übertragen.
Das Bild auf der rechten Seite ist entstanden, indem der handgeschriebene Code eingescannt wurde und mit Hilfe einer Schriftenerkennungssoftware zunächst in digitale Zeichen transformiert wurde. Diese digitalen Zeichen wurden dann wieder in ein Bild umgewandelt. Aus der weißen Smartphone-Fotografie ist so durch den Umweg über die physische Welt ein farbenfrohes, digitales Bild entstanden.

All das wusste ich noch nicht als ich die Arbeit zum ersten Mal gesehen hab. Doch auch ohne diese Informationen und die dadurch zusätzliche, inhaltliche Aufladung des Kunstwerks, hat mich das Nebeneinander des weißen und des bunten Bilds, sowie des beschreibenden Texts interessiert.
Vermutlich weil die Bilder für mich die Realität, die mir teilweise klar und einfach vorkommt, versinnbildlichen. Es ist als ob es nichts zu verstehen gibt und die Welt aus einem leeren weißen Raum besteht, durch den ich tagtäglich wandle. Doch im nächsten Moment wirkt die Welt auf mich wieder so komplex und vielschichtig, dass ich gar nichts erkenne außer ein diffuses, buntes, in irgendeiner Form geordnetes Durcheinander.

KASSANDRA, 2008, Video

Im Untergeschoss der Galerie läuft das Video KASSANDRA. Die Bildsprache hat mich direkt an Man Ray beziehungsweise die Dada- und Surrealisten erinnert. Sicherlich kein Zufall. In dem Video schneidet sich die Künstlerin eine Maske vom Gesicht. Die Maske ist ein Green- oder Blue-Screen und wurde durch die Videoaufnahme eines Gesichts ersetzt. Die Künstlerin schneidet während des Videos kleine Stücke aus der Maske und legt damit ihr Gesicht frei. Im Verlauf des Videos ergeben sich dadurch bizarre, surrealistische Motive. Doch obwohl der Anblick nicht einladend erscheint, hab ich mich darin wiedergefühlt, denn der eigene Charakter besteht ja auch aus mehr als dem persönlichen Antlitz.

Im Obergeschoss ist unter anderem die Arbeit HOMO LUDENS III | DIE LEERSTELLE zu sehen. Es sind zwei Videos, die jeweils auf ein Ölbild projiziert werden. Eine Projektion zeigt von oben, wie eine Hand weißes, zerrissenes Papier auf einer ebenen Fläche auslegt. Die Ölfarbe reflektiert das Licht der Projektion, so dass die dunkelblaue Bildfläche an den Stellen anfängt zu strahlen, die von weißem Papier bedeckt sind. Wobei bedeckt eigentlich nicht stimmt. Denn das Gemälde und das Video verschmelzen und bilden eine Einheit.

HOMO LUDENS III | DIE LEERSTELLE, 2018, Videoprojekion auf Öl auf Leinwand, 280 x 200 cm

Bei allen drei beschriebenen Werken arbeitet Johanna Reich mit Projektionsflächen und verleiht den Arbeiten durch die Kombination unterschiedlicher Techniken eine spannende Mehrdimensionalität. Die Werke vereint trotz ihrer inhaltlichen Komplexität eine träumerische Leichtigkeit und sie verfolgen keinen didaktischen oder belehrenden Ansatz. Johanna Reich visualisiert die „Frage nach dem Verhältnis von Realität und Abbild, Original und Kopie, Schein und Sein“ und vermittelt indirekt die Antwort. Es gibt keine.
Dennoch ist es wichtig die Frage zu stellen und sich der fehlenden Lösung bewusst zu werden. Es gibt kein schwarz oder weiß. Echt oder unecht. Richtig oder falsch. Die Antwort steckt in der Kombination gegensätzlicher Positionen zu einer Einheit. Aus der Dunkelheit wird Licht. Aus einem Gesicht werden zwei. Und aus farblos wird bunt.

Auch die weiteren Arbeiten der Ausstellung SIMULACRUM kombinieren die physische und virtuelle Welt, und damit auch das Dasein des Betrachters, auf eine spielerische, gegensätzliche und natürlich künstlerische, visuelle Art und Weise. Es hat Spaß gemacht die Arbeiten zu betrachten und mich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen. Für mich hat es Johanna Reich geschafft, Emotionen und Gefühle so abzubilden, dass der Betrachter dabei genügend Freiheit für seine eigene Interpretationen hat, um für sich etwas aus der Ausstellung mitzunehmen. Selbst wenn es nur ein Gefühl ist. Ich geh mit einem guten Gefühl.
SIMULACRUM von Johanna Reich, ist noch bis zum 7. April 2018 in der Galerie PRISKA PASQUER in Köln zu sehen.

TUTTUT LA DOLCE VITA

Es ist soweit, will gar nicht viele Worte verlieren lieber gleich noch ganz kleines Pils ballern. Trotzdem schnell und hier ihr lieben Leute da draussen am Glas.

TUT-TUT macht Release dies mal #11 vonmitaus Ehrenman Oliver Schreiber. Und es ist naturlich sehr geil. Location ist King George Büdchen, hart an der Grenze zum Kölner Ebertnon.

Und wer es nicht schafft klickt später http://www.tuttutmagazin.de. Grüße und wie immer Danke nach Westfalen an dieser Stelle. Klares TUT-TUT!

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Mélange präsentiert Jonas Lund & Timm Ulrichs

Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen, Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen fürchten, denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander und es entstehen neue Welten. Heute weiß ich, das ist das Leben!

Charlie Chaplin

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Wenn mich nicht alles täuscht, hatte ich hier schon mal angedeutet dass ich doch eigentlich nur eher ungern zu Vernissagen gehe. Das Licht ist meist viel zu grell und meine grausam schlechtes Namens- und Personengedächtnis hat mich schon mehr als einmal in wirklich dumme Situationen gebracht. Früher hätte ich das daraus resultierende Unwohlsein dann einfach mit reichlich Alkohol kompensiert, aber irgendwann ist man dafür einfach etwas zu alt. Und so wähle ich dann in den meisten Fällen die Kunst der Vermeidung und bleibe mit den entsprechenden daraus resulturienden Defizitien fern. Denn Kunstkarrieretechnisch ist das natürlich ziemlich fatal in einem System in dem gute Kontakte und das richtige Netzwerk doch mindestens die halbe Miete, in manchen Fällen so scheint es, auch mehr ist. Aber und das ist der Vorteil, es bleibt natürlich mehr Zeit für die Arbeit und noch wichtiger, für die Familie und Kinder. Denn Leben ohne Kunst mag vorstellbar sein, aber Kunst ohne Leben das geht eben nicht.

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Aber manchmal zieht es mich dann eben doch raus, ich überwinde meine Faulheit, meine Ängste sowie die eigenen etwas bornierten Ressentiments gegenüber der Kunstszene, und schaue mir die Dinge mit eigenen Augen an. Das sind die Momente in denen ich mich dann selber auf die Suche nach dem mache, was wohl der zeitgemäße digitale Sound des metamodernen Rheinlands sein könnte. Jonas Lund und Timm Ulrichs in den Kunstwerken in Köln waren so ein Anlass bei dem ich sofort insitinktiv das Gefühl hatte fündig werden zu können. Schnell war mir klar, dass ich da selber hin muss und es diesmal nicht beim Betrachte der Pics im Internet belassen kann.
Mit beiden Künstler verbindet mich schon länger eine Geschichte. Ulrichs war im Studium immer wieder Referenzpunkt. Mein damaliger Professor Dieter Jung hatte mich freundlicherweise auf ihn und seine Arbeit aufmerksam gemacht und der legendäre Satz ‚Ich kann keine Kunst mehr sehen‘ verfolgt mich bis heute, ist mir beim Scrollen und Swipen durch tumblr und instagram eigentlich präsenter denn je.

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Kunst Basis Ebertplatz

KUNST BASIS EBERTPLATZ invitationperisphere: kunstbasis ebertplatz was war das?

stefanie klingemann: KUNST BASIS EBERTPLATZ ist ein temporäres Festival im öffentlichen Raum mit ortsbezogenen Interventionen und einer begleitenden Publikation über die Kunst am Platz der vergangenen 12 Jahre.
In Kooperationen mit den ortsansässigen Kunstinitiativen wurden Ausstellungen und Zusatzprogramm wie Konzerte, Talks, Führ etc. in der Zeit vom 14.-22.7 gezeigt.

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Ein kurzes Gespräch mit Maria Wildeis über die FAR OFF 2017

Die FAR OFF Messe ist eine junge Plattform für Galerien und Projekträume in Köln. Nach dem Erfolg im letzten Jahre geht es nun auch 2017 mit dem Format wieder weiter, vom 27. bis zum 30.  April ist es wieder so weit. Dieses Mal dann allerdings an einer neuen Location in Ehrenfeld, aber natürlich mit dem gleichbleibendem naturgemäß nicht ganz einfachen Anspruch, die Autonomie der Offkultur zu wahren und gleichzeitig die Künstler und Künstlerinnen zu unterstützen sich stärker mit ein internationalen Publikum zu vernetzen.
Und. Klar. Auch.
Die Kunst im Rahmen des Möglichen zu vermarkten.
Die Messe ist also Experimentierfeld, Ausstellung und immer auch großes Klassentreffen in einem. Und bietet von daher ganz selbst verständlich neben Videokunst, Performance und Soundart auch den notwendigen Spaß und die Freude die zum Leben dazu gehören müssen.

Ich habe mich mit Maria Wildeis, einer der Organisatorinnen, mal kurz per E-Mail über das Projekt unterhalten.

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FK: hi maria, schönes projekt gefällt mir gut! Warum hast du die FAR OFF ins Leben gerufen?
MW: Jonathan Haehn hat mich angerufen und gesagt, man sollte eine Kunstmesse bei Jack in the Box veranstalten.

FK: Warum OFF und OFF-Szene? Was reizt dich daran?
MW: Ich leite einen Offraum und bin eigentlich ausschließlich an der Gegenwartskunst interessiert. Der wirtschaftliche Teil der Kunstwelt=Kunstmarkt ist wichtig, aber für mich nicht so leicht mit der Kunst zu verbinden, die sich im experimentellen Feld des OFF finden lässt. Meine Frage bei der FAR OFF lautet, ob es nicht Wege gibt, dem Geist der Gegenwartskunst näher zu kommen, den Bedingungen der Präsentation von Kunst auf einer Großveranstaltung wie einer Messe entgegen zu kommen und gute, junge Kunst möglichst angemessen zu präsentieren, anstatt sie zu verbiegen und in „marktgerechte“ Formen zu pressen. Es gibt auf der FAR OFF Messekojen, aber auch alternative Modelle, ein Kino für Videokunst, Bewegtbild und eine Bühne für Performance und Sound. Das Programm füllt sich durch die teilnehmenden Galerien und Projekträume.

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FK: FAR OFF ist eine Messe für OFF-Spaces. Ist das nicht irgendwie ein Widerspruch?
MW: Es sind nicht ausschließlich OFF-Spaces auf der FAR OFF. Aber auch Offspaces wollen ein Publikum erreichen und ihre Künstler an den Markt heranführen. Dafür halten wir die Preise so günstig wie auf keiner vergleichbaren Veranstaltung. Continue reading „Ein kurzes Gespräch mit Maria Wildeis über die FAR OFF 2017“

Julia Weissenberg im Interview bei Artfridge

Die Künstlerin Julia Weißenberg lebt und arbeitet den Rhein aufwärts in Köln und hat auch dort an der KHM studiert. Ihren Abschluss machte sie 2012 mit Auszeichnung bei Prof. Dr. Karin Harrasser, Prof. Matthias Müller und Prof. Johannes Wohnseifer – diese Minimalparemeter nun in extremster Kürze zur Person. Dazu gibt es unten noch ein paar Pics zum anfüttern für Euch.
Und mehr muss dann hier und jetzt ja auch nicht, denn artfridge hat gerade ein Interview zwischen dem Kurator Jürgen Dehm und ihr Angebot, dass ihr bitte mal klickt und lest.
Anlass des Interviews ist die laufende Ausstellung ‚Stranger days‚ in de Galerie Lisa Kandlhofer in Wien.

SOFT COMPANY

soft_01Video Installation, 2 HD Videos, Orchid, electric blue carpet, 2015

USB Power

USB_Power_kopiePU Kunstharz, ca. 50 x 0,6 x 0,6 cm – 2016

To make you feel comfortable

TomakeuFeel_29:01 Min., HD, Stereo Sound, 2016
Installationview: Matjö – Raum für Kunst, Cologne, 2016

AIC goes COFA 2016 – Pics or it didnt happen

Neben den klassischen Galerien – soweit ich das beurteilen kann, die allermeisten aus dem Rheinland – sind dieses Jahr eine ganze Reihe kölner OFF-Spaces auf der COFA Cologne mit am Start. Ich finde das jetzt erst mal gut und glaube, dass das eine durchaus sinnvolle strategische Entscheidung war, von der alle etwas haben. Die einen bringen die, nun ja ich nennen es mal, Professionalität ins Spiel, und die anderen die Credibility, die das Siegerkunstsystem derzeit eigentlich fast noch dringend braucht um überleben zu können.
Mit dabei sind die Projekte Art Initiatives Cologne , Artothek , Büro für Brauchbarkeit , Bruch & Dallas , CAT , GOLD + BETON , Jagla , Kjubh , Labor , Matjö , Mélange , Real Positive , Simultanhalle , SSZ Sued – Off Galerie , Syndicate , Tiefgarage, , UPDATE (Danke Irene!): und der Gemeinschaftsstand des AIC mit folgenden Projekträumen: 10 qm, artrmx, Ausstellungsraum Q18, Fotoraum Köln e.V, FUHRWERKSWAAGE KUNSTRAUM, Glasmoog , Internationale Photoszene Köln, KUNSTHAUS KAT18, MOFF Magazin, OPEKTA , PAEsche Aktionslabor,  PiK-Projektraum im KunstWerk,  Temporary Gallery

Schön auf den Bilder so viele Gesichter zu entdecken, die sich schon lange und mit viel Einsatz für die lokale Szene dort engagierten. Ich drücke feste die Daumen, dass sich die Mühem für alle Beteiligten etwas lohnen, damit daraus mehr wird und weiteres entsteht. In jedem Fall ist es eine interessante Entwicklung und man muss sehen wohin dieses Experiment führt. Querelen und Schwierigkeiten gibt es immer. Aber zumindest mit etwas Abstand betrachtet, entwickelt die Kölner freie Szene hier – und das nicht erst seit Gestern – eine echtes Potential und vor allem aber auch ein wachsendes Selbstbewustsein und die daraus resultierende Qualität. Das ist schön und das ist gut, nicht nur weil es all die engagierten KünstlerInnen, ProjektraumbetreiberInnen, KuratorInnen und IrgendwasMitKunstInnen wirklich verdient haben, sondern auch weil dort offensichtlich neues mit neuer Kraft entsteht wo doch so vieles Anderes derzeit weg zu brechen scheint.
Ich wünsche unseren Freunden der künstlerischen Autonomie und des DOIY viel Erfolg.
Weiter so bitte, denn davon wollen wir in Zukunft mehr sehen.

SAM_6566 SAM_6563 SAM_6559 SAM_6556 Continue reading „AIC goes COFA 2016 – Pics or it didnt happen“

aic.cologne – Das OFF feiert in Köln am nächsten Wochenende

Die Kölner Kollegen und Kolleginnen laden ein, zur aic.cologne.

Die OFF-Kultur hat sich neben den großen Institutionen und Galerien in Köln zu einer impulsgebenden Kraft entwickelt und feiert 2016 den Zusammenschluss der Kunstinitiativen Köln / Art Initiatives Cologne, kurz: AIC. Diesen Freitag geht es los. AIC läd ein zum gemeinsamen Wochenende AIC ON vom 21. bis 23. Oktober 2016 mit Ausstellungen, Aktionen, Lesungen, Performances und Konzerten.

Man hat das zum Anlass genommen eine Karte zu erstellen, die es auch Nichteingeweihten möglich macht, sich das Kölner Off zu erschliessen.
Sie ist da!!! Kölns erste Karte für Off-Räume und freie Kunstinitiativen! Holt euch euer persönliches Exemplar inklusive Programmheft für AIC ON 2016. Zb heute abend bis 23h im GOLD+BETON am Ebertplatz oder ab nächste Woche in allen beteiligten Räumen.
Ein riesen Dankeschön an MALO, unseren Hausdesigner, der das Unmögliche möglich macht. Immer wieder!

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Die Karte gibts natürlich auch im Netz http://aic.cologne/map

AIC ON – 21. bis 23. Oktober 2016
http://aic.cologne/

Ausstellungen, Aktionen, Lesungen, Performances und Konzerte
Köln

Genius Malignus

‚Sculptures‘ – der neue Film von Matthias Danberg feiert Morgen Abend in der Galerie Ampersand in Köln Premiere. Alle Infos dazu unter https://www.facebook.com/events/1035653423193026/ Wir zeigen parallel dazu ab 18 Uhr den kompletten Film hier auf dem Blog. Den Post dazu gibts um 17.30 Uhr.
Den Trailer bekommt Ihr hier schon mal vorab.

Trailer: Sculptures from Matthias Danberg on Vimeo.

Entgegen einer naiven Kritik des Digitalen, die einen Widerspruch zwischen „real“ und „virtuell“, also eines wirkenden, aber nicht existierenden Zustandes, aufbauen möchte, könnte man auch davon reden, dass die Virtualisierung der Welt, wie wir sie in den letzten Jahren mit zunehmenden Maße spüren, enttäuscht, wie es bisher nur die kopernikanische Wende geschafft hat.

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SingleClub, Der Film – Rheinlandpremiere in Köln

Knapp 6 Jahre Produktionszeit, ein gutes Dutzend Parties, 10 eigens gegründete Bands und eine mittlerweile nicht mehr zu überschauende Anzahl an Akteuren. SingleClub – der Film von Alex Wissel und Jan Bonny ist fertig und feiert nun auch Rheinland-Premier.
Am kommenden Mittwoch, 30. März 2016, ab 18:30.
Natürlich in Köln. Im Kunstverein. F***BEvent hier.
Ein guter Anlasse für ein Blitz-Q&A mit Alex Wissel via FB-Chat.  8 knackige Fragen vom Blog und dazu 8 knackige Antworten von Alex Wissel.

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P: Für die wenigen die nicht wissen was der Singleclub gewesen ist: beschreibe den Singlelcub in 5 Sätzen bitte.
AW: Der Single Club befand sich unterhalb des albanischen Glücksspiellokals „Bistro Agi“ und lief von Juni 2011 bis Juni 2012. Jeden Monat gab es eine Veranstaltung die jeweils 24 Stunden ging. Künstler gestalteten jeden Monat das Interieur neu und gründeten ca 10 Bands für den Club. Die Gäste wurden darauf hingewiesen, das sie mit Eintritt das Recht am eigenen Bild verlieren. Der Club war zugleich Drehort und Kulisse für einen Film, der letztes Jahr im November Premiere hatte.

P: Singleclub 2016. Was heisst das heute für Dich?
AW :Für mich fühlt sich sowohl Club als auch Film im Nachhinein wie meine Coming of Age Geschichte an.

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Scale Of Rating

The material is the medium – is the message – equals questionable content – or is there any content left?
The shown material is an appropriation of screen recorder visits of well-known gallery websites with randomized sound in the background. We follow the user clicking through anything he can find, presenting us the “latest trends” in the art world. The choices of websites to visit is based on the scale of rating, which is determined through algorithmic rankings based on probability of importance.

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UP THE WOODEN HILL TO BEDFORDSHIRE – ALEX MORRISON AT Mélange

The end of a long night. It’s dark out, yet the room is bathed in intriguing colors. Beer bottles and cans are everywhere and by now some Christmas lights have fallen from their hooks. It seems to have been a jolly good event – astonishing, that nothing is broken. And while looking at it, not even the ashtray has been used; quite strange. Peering at the details, what is presented gives rise to a certain suspicion towards the authenticity of this mess; it rather seems so… set up.
Alex Morrison, Through The Brum, 2015, archival inkjet print on Epson Hot Press Paper, 59,4 x 84,1 cmAlex Morrison, Through The Brum, 2015, archival inkjet print on Epson Hot Press Paper, 84,1 x 59,4 cm_1What Alex Morrison (*1972 lives and works in Brussels) brought to MÉLANGE is an alienated scenery. In a series of five new works, Morrison sets a stage, which serves to present the idea of a party that could have taken place. Continuing with his latest approach towards image defining means, he uses 3D rendering software to built a highly complex and compelling scene, from which these five prints derive. Morrison´s pieces do not present different interiors, but rather different angles and views from the same virtual room. Thereby the view seems to behave like a tracking shot in a film, guiding the visitor through its space. Alex Morrison, Up the Wooden Hill to Bedfordshire, installation view, MÉLANGE 2015 Continue reading „UP THE WOODEN HILL TO BEDFORDSHIRE – ALEX MORRISON AT Mélange“

jessie stead – left behind by runaway interludes

over this and the last year, jan kaps has developed his gallery into one of the hottest spaces in cologne, rhineland and germany.
incredible cool work by him and the artists he invited.
thanx and we definetly want to see more of this!

JESSIE STEAD
LEFT BEHIND BY RUNAWAY INTERLUDES

20150414_JanKaps_Jessie-Stead_0021 20150414_JanKaps_Jessie-Stead_0024 20150414_JanKaps_Jessie-Stead_0025 Continue reading „jessie stead – left behind by runaway interludes“

Killing the KunstMonster – Je est un autre (Ich ist ein Anderer)

A very nice essay about the dissolving of art. writing is based on some shows at Fridericianum in Kassel last year. published by via artblogcologne, worth clinking and worth reading. Unfortunately only in german available; but hey, good anyway. we’re on track again.
art must disappear, cause subject must disappear.
we all are on. a you and a i does not exist. so now lets click and read together.

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Eight Weeks – Time on the Internet

The open minded people from Rhineland already know yvonne klasen from her very good job doing at boutique ebertplatz in cologne. what some of these boys and girls do not know is, that yvonne is also making excellent internet artstuff, often with focus on time. because of this its ok using hashtg #timebasedNetart now for her new work. she has developed this digital project called ‚Eight Weeks‚ for the online exhibition plattform ‚space‚, which is curated and supported by cologne based design studio 0815.
by the way, great to know we also have global online gallery now here in the local area. i really like the fact! hope to see more soon.

Eight Weeks

Eight Weeks = 4.838.400 seconds.
During this time span Yvonne Klasen measures time in pixels in the context of her exhibition „Eight Weeks“.
1 second = 1 pixel
The visitor can see the work growing in realtime and experience its dimensions through scrolling. A digital tape measure is created live, pixel for pixel for pixel.

Within the exhibition „Eight Weeks“ an edition is published.

Yvonne_Klaasen-Eight-Weeks

Eight Weeks
http://0815studio.com/space/
4. Sept. 2015, 19.00 Uhr until 30. Okt. 2015

 

chaos.cologne

Konferenz der Kunsthochschule für Medien Köln und des Chaos Computer Clubs Köln. Für Hacker, Maker und Künstler. Eröffnung am 15.5. um 20 Uhr mit einer Keynote von Net-Art Pionierin Cornelia Sollfrank: „Hacking and Art in the Post-Snowden Era“, gefolgt von einem Konzert des KHM Klanglabors. Danach 2 Tage voller Workshops, Vorträge, Installationen und einer Gameshow. Eintritt frei. Programm siehe http://chaos.cologne/

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Conference organised cooperatively by Academy of Media Arts Cologne and Chaos Computer Club Cologne. For hackers, makers and artists. Opens on 15 May with a keynote by net-art pioneer Cornelia Sollfrank: „Hacking and Art in the Post-Snowden Era“, followed by a concert by KHM’s Klanglabor. After that two days full of workshops, talks, installations and a gameshow. Free admission. Full program see http://chaos.cologne/

Release TUT TUT 2 bei der #shitcologne

Die #shitcologne präsentierte im Rahmen ihrer Eröffnung (Do. 19.3.) die zweite Ausgabe des TUT TUT Magazins, einer Kollaboration zwischen Heinrich Hass und Neitscho Bergmann. Diese Auflage erschien in Zusammenarbeit mit dem Dortmunder Autor und Enfant Terrible Sascha Bisley.
Die Ausgabe #1 erschien anno 2014. In der ersten Ausgabe drehte sich alles um die Geschichten aus dem Alltag von Heinrich Hass. Eskapaden, die das Leben schreibt. Illustriert durch den Grafiker Neitscho Bergmann, entfalten die provokanten Texte größtmögliche Durchschlagskraft. Quer durch alle Strömungen, mit dem Kopf durch die Wand. TUT TUT.

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alle und mehr pics via FB, TUT TUT!

https://www.facebook.com/tuttutmag

http://shitcologne.tumblr.com/

Schöner wohnen mit Unsinn und Sinnlichkeit

Ein Erfahrungsbericht vom Performance Zuhause Festival in Köln von Markus Knop.

„In Plüschgewittern“ heißt Wolfgang Herrndorfs Debütroman von 2002, und in einem Plüschgewitter befand sich mein „Patient“, nachdem ich ihn sieben Minuten lang sehr langsam in alle verfügbaren Decken und Kissen gewickelt hatte, die in Diane Müllers Bett verfügbar waren, bis nur noch seine Nasenspitze aus der nordpoltauglichen Verpuppung ragte.
Nach Sebastian Zuhrs und Lala Nomadas Wohnungen war Diane Müllers Zuhause die dritte und letzte Station des „Performance Zuhause Festivals“, das katharinajej entwickelte, indem sie sich für je zwei Wochen bei drei Kölner KünstlerInnen einquartierte, um mit ihnen Ideen durchzuspinnen, wie man eine Privatwohnung in einen performativen Raum mit Publikumsbeteiligung verwandeln kann.

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Für die nächste „Behandlungsstation“ bei Diane Müller tausche ich mit meinem nun tiefenentspannten Partner die Rollen. Er streift sich den Kittel des „Behandlers“ um und wir suchen einen freigewordenen Interaktionsort in dieser kleinen, im subjektiven Empfinden stets größer werdenden Ehrenfelder Wohnung. Am Küchentisch trägt ein goldenes Kärtchen dem „Therapeuten“ auf, mich für sieben Minuten mit Lebensmitteln zu dekorieren. Ich trage eine blickdichte Augenmaske, weiß nicht, was auf mich zukommt und lege meinen Oberkörper mit etwas innerer Restunruhe auf den Küchentisch, bis ich in eine Matthew-Barney-Figur verwandelt worden bin. Das Ergebnis kann ich nicht sehen, nur fühlen – Mortadella auf dem Ellenbogen, Trauben oder ähnliches am Ohr -, so wie ich später das Ergebnis des zweiten „Küchen Treatments“ nur hören kann, als mein „Doktor“ Küchenmusik auf Töpfen klöppelt, die er zuvor zärtlich auf mir platziert hat. Ein Gong und weiter geht es mit dem „Bad Treatment“, wo ich den zuvor mir unbekannten Performance-Partner abföhne, abfussele, mit Q-tips und Klopapier dekoriere und ihm den Bart kämme, während er, auf dem Klodeckel sitzend, der Meditationsmusik lauscht und, hoffentlich, das nötige Vertrauen aufbaut. Continue reading „Schöner wohnen mit Unsinn und Sinnlichkeit“

thisaintberlin zu Anna Fasshauers ‘sollte, sollte, könnte, müsste’ at Galerie Nagel Draxler

Neuer Blog mit Schwerpunkt auf Köln, mit Titel thisaintberlin. Schmissiger Name, gutes Thema, guter Fokus. Macht einen soliden ersten Eindruck, drücken wir mal die Daumen, dass es weiter geht. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft und im Rheinland geht auch digital bissi was. Klickst Du hier und kannst lesen zu Anna Fasshauers Show bei Nagel Draxler.

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Journey to Nowhere Lands as a Response to the Impassable Horizons in Hollow Skulls in der Tiefgarage

Ein paar Bilder von der aktuell laufenden Show in der Tiefgarage am Ebertplatz. Djonam Saltani – Journey to Nowhere Lands as a Response to the Impassable Horizons in Hollow Skulls, läuft vom 23. Januar – 13. März 2015.
Mehr Infos und mehr Pics gibts hier.

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UPDATE: Fotografien: Robert Oisin Cusack

TIEFGARAGE EBERTPLATZ
http://tiefgarage.org
Leitung: Maria Wildeis
Laden 7
Ebertplatz 0, 50668 Köln

Testfeld Ebertplatz

Was für die Düsseldorfer Künstler der Worringer, ist für die Kölner der Ebertplatz. Und wer diesen Blog mitverfolgt, der hat  eventuell mitbekommen, dass ich ein großer Freund dieses Ortes und der dort verorteten Projekte und Räume bin. Im Dezember letzten Jahres gab es dann bekanntlich einen Wechsel in einem der vier Projekträume. Max Erbacher, Diane Müller und Yvonne Klasen haben ihre erfolgreiche Arbeit als Organiatoren der Boutique bendet, Maria Wildeis führt die Location nun unter dem Titel Tiefgarage fort.
Als krönender Abschluss erschien die Publikation Ebene Minus Eins, in der  die Entwicklung eines noch im Januar 2012 völlig verpatzten Platzes (1) hin zu einer der spannendsten Adressen im Kölner Kunstleben (2) reflektiert wird. Während der Arbeit an Ebene Minus Eins stellte sich heraus, dass die Genesis des Ortes sowie dessen aktuelle Entwicklung zu komplex für eine rein chronologische Dokumentation der BOUTIQUE war und ist. So wurde daraus ein Buch in dem eingeladene Autoren die „neue urbane Qualität“ (Zitat des Kölner Kunstbeirats 2013 in seinem Plädoyer für eine Mietfreiheit der Off-Räume am Ebertplatz) aus ihrer fachspezifischen Perspektive untersuchen durften.

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BU: ALONG THE LIGHT – Festival für analoge Bilder und Klänge 2014,
Veranstalter: BOUTIQUE, Bruch & Dallas und GOLD+BETON;
Bild: Martin Plüddemann

Es entstanden eine ganze Reihe sehr unterschiedlicher, sehr lohnender Texte, und transkribierter Gespräche, die in unterschiedlichen Formen, von der Stadt, ihrem Platz, seiner Architektur, seiner Geschichte und den damit verbundenen Künstlern und Künsten handelt. Eines dieser Gespräche führten Diane Müller und Yvonne Klasen mit der Direktorin des Ludwig Forum Aachen, Brigitte Franzen.

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Nesha Nikolic ZEITLOS

Guter, weil sperriger Mann, arbeitet derzeit im Kunstverein Kölnberg. Die nachfolgenden Bilder sind aus der Performance „Babyx“ 2014 vom Abend der Ausstellungseröffnung (05.12.2014). Den unten angehängten – im übrigen absolut empfehlenswerten – Text, habe ich mir von der f***book-Seite gezogen, kann den Autor, welcher unter dem Text mit NATHALIE C. DIMIC versehen ist, aber leider nicht ganz zu ordenen (Original hier). Danke in diesem Fall an den oder die Verfasserin des Textes.

Am kommenden Samstag, den 13.12.2014 ist im Rahmen der Finissage ab 19 Uhr ein 10-stündige Performance angesetzt. Infos dazu auf f***book. Klingt, wie ich finde vielversprechend, zumal dann, wenn man so in etwa eine Ahnung davon hat, was bei diesem Teufelskerl sonst so geht. Ich erinnere mich an einen Abend im Foyer am Worringer Platz, da wollte er an einem um den Bauch geschnallten Propeller über die Tanzfläche fliegen …

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Odonien – Zwischen den Welten

Odonien in Köln ist bei mir eng mit dem damaligen Studium an der KHM verbunden. Ich erinnere mich noch an eine Staatsgründung dort, halb im Ernst, halb im Spaß. Freund und Kollege ge:schuetz lebte dann jahrelang im Bauwagen am Eingang und bewachte u.a. die Grenze. Alles in allem war das alles eine ziemlich trashige Angelegenheit damals. Lustig waren die Nächte dort natürlich trotzdem. Und die Erinnerungen daran sind ganz sicher nicht die Schlechtesten.
Einmal haben ge:schuetz und ich dort an einem Winternachmittag eine amerikanische Flagge verbrannt, einfach um zu wissen wie das ist und wie sich das so anfühlt. Was man eben so macht als Kunststudent. Die Aktion verlief ziemlich grotesk, denn die Flagge stellte sich als billigster China-Import heraus und brannte miserabel. Das etwas skurile Video dazu habe ich heute noch irgendwo auf der Festplatte.
Und wie zum Abschluss gabs 2007 vom ge:schuetz noch das supersurveillantspectacle.com. Kurz darauf sind die meisten von uns aus der Domstadt weg.

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Carl von Ossietzky hat im Rahmen seiner Masterarbeit an der Universität Oldenburg eine Kurzdokumentation über den Ort „Odonien“ in Köln gedreht und den Film mit der Frage verknüpft inwieweit subkulturellen Orten heutzutage Entwicklungspotenziale in urbanen Räumen gegeben wird. Continue reading „Odonien – Zwischen den Welten“

Artblogcologne über Tim Berresheim im Düsseldorfer Kunstverein

Klar kannte ich Tim Berresheim vom Namen und wusste ihn wohl auch irgendwie einzuordnen. Aber erst letzte Woche wurde mir dann so richtig bewusst wie geil das Zeug von ihm ist. Die Kolleginnen-Kollegen Banz und Bowinkel waren zu Gast im Studio und machten mich freundlicherweise noch mal auf sein Schaffen aufmerksam. Danke!
Und dann fiel mir auch noch auf, der Mann ist ja gerade hier in Düsseldorf. Im Kunstverein … Nun ja. Wie schon mehrfach gesagt und geschrieben „THIS IS NOT AN ART BLOG“ und von daher darf das auch mal an einem vorüber ziehen.
Den Besuch im Kunstverein werde ich mir diesmal dennoch gönnen. Diese Bilder will ich doch real und und wirklich mit den eigenen Augen sehen – tumblr kann mich an dieser Stelle mal.

Vorab gibt es aber schon mal den Link zu den Kolleginnen nach Köln. Die waren nämlich schon in Düsseldorf und haben sie die Sache angesehen.

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Bild by Artblogcologne

Der Artblog Cologne in und aus Prag

Der Artblog Cologne wurde vom Goethe Institut eingeladen, einen Monat in Prag zu verbringen und die Stadt und ihre Kunstszene kennen zu lernen. Man hatte offensichtlich eine recht schöne Zeit und damit auch die daheim gebliebenen was davon haben, gibt es jetzt im Blog gleich drei lohnende Bildstrecken von dort. Eins, Zwei und hier, die Nummer Drei. Klick. Klick. Klick.

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Kunstwerke für Audi Art Award 2014 fahren im Cabriolet zur Jury

Je länger ich auf die Bilder drauf schaue, desto mehr überlege ich ob das eventuell ein Fake oder studentischer Scherz ist? Um das aufzulösen, müsste man wohl einmal beim Absender, der PR-Agentur publiccologne.de anrufen? Andererseits ist das alles so schön gemacht, ich will da jetzt nicht enttäuscht werden, am Ende ist es doch wieder nur eine ironische Kunstaktion …
Wie auch immer. Soeben erreichte mich per E-Mail die Nachricht, dass die heute eingereichten Arbeiten für den Audi Art Award just in diesem Moment (Montag 4.8. – Nachmittags) per Cabriolet von Köln nach Düsseldorf verbracht werden.
Uns genauso soll es ja auch sein. Und natürlich niemals anders!
Denn in der Metamoderne dreht sich bekanntlich alles ums Objekt. Das ist der entscheidende Wandel, den man verinnerlichen muss, um der intelektuelle Verwirrung zumindest ein wenig Herr zu werden.
Und deshalb ist das was hier passiert absolut schlüssig. Natürlich fährt heute nicht mehr der aufgeklärte freie Mensch im Automobil durch die Kulturlandschaft – solche Späße sind langfristig überhaupt nicht mehr finanzierbar. In Zukunft sind es die Objekte und Produkte – hier in Form eines Kunstwerk – die in diesen Genuß kommen. Wer sich über so etwas ärgert, der sei beruhigt. Diese Entwicklung ist nur logisch und konsequent weiter geführt, was im Rahmen von allgegenwärtiger Effizienzsteigerung und Rationalisierungsbemühung derzeit angedacht und ausgeführt wird.

Danke für den Hinweis liebes team von Publiccologne, so etwas kann und darf hier nicht fehlen!

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Thorsten Schneider zeigt Stücke im Utensil

Ein gutes Jahrhundert ist das Pissoir jetzt her. Und eigentlich hätte man ja das ganze Unterfangen damit fürs Erste einmal auf sich beruhen lassen können. Der Referenzrahmen stand fest, die Grenzen waren gesteckt und mit Ausnahme der Surrealisten hat dann wohl auch niemand mehr so richtig dran gerüttelt. Was folgte war im Prinzip eine lange Reihe von Referenzen und Neuformulierungen, die nun als Kunst in den Archiven unserer prächtigen Museen lagern, oder als sinnstiftende Anlageobjekte um den Globus verschoben werden. Gut, ich will da jetzt nicht so borniert sein, in Teilen waren und sind da völlig ohne Frage wirklich große und originelle Ansätze dabei, welche eine ästhetische Kraft und damit auch ihre Berechtigung haben. Nichts desto trotz ist und bleibt das verdammte Pissoir der epistemologische Benchmark über den wir nicht so recht hinaus kommen und kamen – seit nun mehr fast 100 Jahre!

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Thomas Woll in der Boutique

Woll’s invasive Arbeitsweise trifft in der BOUTIQUE auf räumliche Muster, die uns auch zu der grundlegenden Fragestellung der Logik führen werden: Bildet der Raum den Grund für INSIDEOUT 3.0 oder stellt diese in Wahrheit die Frage nach der Ursache?

Wir leben heute mit dem Paradox, dass zwei anscheinend widersprüchliche Realitäten nebeneinander existieren. Durch soziale Medien kommen wir uns näher und entfernen uns zugleich voneinander.
Damit wird ein Raum eröffnet, in dem alles möglich ist in dem man aus demselben Grund in keinster Weise über Gewissheit, Vertrauen oder Selbstsicherheit verfügen kann. (Thomas Woll, 2014)

Wen solche Fragestellungen über das Medium der Kunst hinaus interessieren, dem sei dieser Text von Bernd Ternes ‚Agora der Repräsentation‚  empfohlen.

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WINWIN bei Jack in the Box e.V.

Eine knappe Woche hat die Ausstellung WINWIN im ehemaligen Güterbahnhof Köln Ehrenfeld gedauert. Kuratiert von Linda Nadji und Bert Didillon brachte die Schau zwei Generationen zusammen, die sich nicht unbedingt als distinkte Gruppen verstehen: Es ging um jene Künstler, die in den 1990er Jahren zu den sog. emerging artists gehörten und anderseits um diejenigen, die dieses Prädikat gerade noch genießen. Wir haben Bilder ohne Ende.

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Julia Bünnagel Super Structure Part 3 – Sonic

Vor ein paar Wochen fand die abschließende Performance von Sculptress of Sound  in Köln – wir berichteten bereits über die Ausstellung -, die, so die Künstleringruppe, ein voller Erfolg war. Die Performance wurde im Rahmen der Ausstellung von Julia Buennagel – die neben Tamara Lorenz und Patricia Köllges zum Künstlerinnenkollektiv gehört – realisiert. Es sind uns nun Bilder der Veranstaltung sowie einen schönen Text von der Kunsthistorikerin, Kuratorin und Autorin Elke Kania zugeflogen. Danke Mesdames für das Material!

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Julia Bünnagel Super Structure Part2

Die Bilder von Julia Bünnagels Skulpturexperiment bei Sebastian Brandl wollte ich eigentlich schon längst im Blog haben, kam aber wegen der Vorbereitungen fürs #LokalNon letzten Freitag die ganze Zeit zu nichts mehr. Deshalb hole ich das jetzt einfach mal nach, auch wenn die Ausstellung mit all den verschiedenen Umbau- und Nutzungsphasen jetzt schon vorbei ist.
Hat mir persönlich gut gefallen, wie Julia da mit den Dingen umgegangen ist, und die Objekte in ihrem Kontext verschoben und verwandelt hat. Wir zeigen das einfach mal als Bildstrecke für diejenigen die es nicht nach Köln geschafft haben, eine ausführliche Besprechung der Ausstellung gibt es übrigens bei den Kölner Kolleginnen und Kollegen vom Artblog Cologne.

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Porn in the City

Der Karneval ist gerade vorbei. Die wilde fünfte Jahreszeit, in der in jedem Straßenwinkel gefummelt, in jeder Sitzung seitengesprungen und auf jeder Kneipentoilette gefickt wurde, ist beendet. Die animalischen Triebe sind wieder gebändigt. Die meisten Menschen sehen immer noch lächerlich und grotesk aus, aber nun unwillkürlich. Die öffentliche Ordnung kehrt wieder ein. Und mit ihr kehrt auch eine ihrer Töchter zurück: die Zensur. Sie ergriff eine eigentlich eher harmlose und nette Ausstellung im Karat, das Vitrinenprojekt von Yvonne Klasen, Malo und Paul Leo, und führte zu einer öffentlichen Aufregung, die man an diesem Ort und zu dieser Zeit nicht hätte vermuten können.

 

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Julia Bünnagels experimentiert mit SUPER STRUCTURE

Eine Skulptur die sich im Laufe einer Show wandelt, die zu erst ihre Form, dann ihrer Funktion verändert und schlußendlich als Kulisse dient, das hat Stil und so etwas gefällt mir gut! Julia Bünnagel experimentiert derzeit in den Räumen von Sebastian Brandl in diese Richtung.

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Und da Manu eigentlich mal vor hatte zur zweiten Phase dort hin zu fahren um dann auch etwas darüber zu schreiben, beschränke ich mich hier auf den kurzen Hinweis zur Phase 1, verlinke zu Anna Lena’s Artfridge (sieh hat nämlich darüber geschrieben) und zitiere hier einfach mal schamlos.

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Katja Donnerstag und Yvonne Klasen im Quartier am Hafen

Text: Maria Wildeis
Fotografien: Thilo Schmülgen

 

In Köln spielen zwei Künstlerinnen mit dem Licht: Die Flora, eine Halogenlampe für Pflanzenwachstum wirft purpurnes und grünes Licht auf ein dupliziertes Wandstück. Das neue Raumfragment wurde in der Mitte aufgespiesst und dreht sich um die eigene Achse, wenn man es anschubst. Dabei verändert sich die Farbe je nach Einfallswinkel.

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Katja Donnerstag & Yvonne Klasen: Dancing Wall

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Echt scharfe Fotos aus der Kölner Kunstszene der 90er Jahre

Beim Artblogcologne gibt es anlässlich der aktuell laufenden Ausstellung „Von Köln nach New York und zurück“ eine wirklich amüsante Fotostrecke über die Kölner Kunstszene der 90er Jahre, mit Fotografien von Caroline Nathusius.

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Carolina Redondo bei Bruch&Dallas

Text: Nadia Ismail

Fotos: Veit Landwehr

 

Inspiriert durch physikalische Prozesse, deren visuelle Struktur häufig eine geometrische Eigenästhetik besitzt, nutzt und transformiert die chilenische Künstlerin Carolina Redondo den Ausstellungsraum wie ein Experimentallabor. Diese besondere zellulare Situation, bei welcher der Passant und potentielle Ausstellungsbesucher der fortschreitenden Entwicklung ihrer künstlerischen Arbeit von außen beiwohnen kann, weckt Assoziationen an den Blick durch ein Mikroskop in eine Petrischale, in der organische Prozesse von ebensolcher Bedeutung sind wie das Resultat selbst.

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Die Verflechtung von bildender Kunst, Forschung und Wissenschaft setzt sich thematisch und inhaltlich in der Ausstellung fort, wie der Titel Gravity Matters bereits erahnen lässt. Gleich einem Parcour bewegt sich der Besucher durch die Räumlichkeiten, dessen Richtung durch die bewusst gesetzten Plastiken im Raum gelenkt wird. Die überlebensgroßen Elemente, deren hölzerne Rahmen mit Tapete verkleidet sind, verhindern den freien Blick in den Showroom. Lediglich die von Hand geschnittenen Aussparungen, die der geometrischen Struktur der Tapeten folgen, gestatten eine partielle Durchsicht und erzeugen einen nahezu dreidimensionalen Effekt. Damit nimmt der Rezipient von Beginn an die Ausstellung multisensuell wahr. Er wird gezwungen, sich sowohl visuell als auch körperlich zu der Architektur und den ausgestellten Exponaten zu verhalten. Um einzelne Arbeiten in der Gänze zu erfassen, ist ein physisches Bewegen sowohl innerhalb als auch außerhalb des Ausstellungsraumes notwendig. Ebenso wie den Körper lenkt Redondo das menschliche Auge, das stets auf eine neue, von ihr geschaffene, artifizielle Struktur im Raum trifft, die sich von der bestehenden Architektur ornamental abhebt, um sich in nächsten Augenblick optisch mit ihr zu verbinden.

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#LSDSL im GOLD&BETON

Schlimm war das. Sie hatten uns versprochen: Nie wieder. Never again. Aber Florian Kuhlmann und Timothy Shearer bekamen den Befehl von höheren Wesen, die fürchterlichste Ausstellung des Jahres zu produzieren. Sogar da scheiterten sie: Es wurde  die beste Ausstellung des Jahrtausends.

Gut, dass es nur zwei Tage dauerte. Gut, dass es am Ebertplatz stattfand, wo nur Künstler, Alkoholiker und Aussteiger verweilen. Die Manifest-Ausstellung, die schon am vergangenen Sonntagabend von den Gesundheitsschutzbehörden der Stadt Köln mit einem großen polizeilichen Aufgebot geräumt wurde, hätte möglicherweise noch mehr Opfer gefordert. So bleiben die moralischen Schäden einigermaßen überschaubar.

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FAST SENKRECHT, auf jeden Fall Richtung oben – im Honigbrot

 

Katerina Kuznetcowa & Alexander Edisherov: Wolkengraphie
Marie Gerlach: Gleich kommt das Zeichen, Detail

Die Künstler zeigen Arbeiten auf zwei Etagen, sowie dem Treppenhaus des Galerienhauses. Als Meisterschüler der Klasse Maik und Dirk Löbbert schlossen sie alle in den vergangenen Jahren ihre Ausbildung an der Akademie Münster ab. Das gemeinsame Medium, die Bildhauerei, findet in ihren Werken sehr unterschiedliche Ausdrucksweisen. Sie verbindet eine gute Portion Witz und Gelassenheit und eine starke Bezogenheit zum Umgebungsraum. Das Assoziationsspektrum reicht vom persönlichen Erlebnisraum bis zum Gesellschaftsraum, wie z.B. in der Intervention von Stefanie Klingemann. Sie verwandelt den Nutzraum “Treppenhaus” in einem Galerienhaus von einem möglichst neutral und wertfrei gehaltenen Ort in eine typisch häuslich eingerichtete Fläche, durch den Einsatz von Fußläufern, Topfpflanzen und fragwürdigen Dekoartikeln. Continue reading „FAST SENKRECHT, auf jeden Fall Richtung oben – im Honigbrot“

Kunstfestival Strom – 3. Auflage

Seit mehr als einem Viertel Jahrhundert bestehend hat sich der Verein Kunsthaus Rhenania zu einer kleinen Institution der autonomen Kunstszene in Köln entwickelt. Das Kunsthaus Rhenania ist zunächst ein großes Atelierhaus in bester Lage, ein ehemaliger Getreidespeicher, der von 1926 an die verkehrstechnisch evidente Nähe zum Rhein nutzte und schon vierzig Jahre später, also lange bevor man im Rheinland und im Ruhrgebiet von einem Strukturwandel sprach, in einen kreativen Think Tank umfunktioniert wurde. Mittlerweile werden ca. 40 Künstler aller Sparten dort beherbergt; das Haus ist also in erster Linie eine Arbeitsstätte. Neben dieser Werkstattfunktion erfüllt das Kunsthaus Rhenania auch eine vermittelnde Funktion. Seminare, Workshop sowie Ausstellungen finden regelmäßig statt. Seit 2011 gibt es sogar ein hauseigenes Festival, Strom, das die schwierige Balance zwischen wir-bezogener Selbstzelebration (viele Künstler des Vereins werden ins Programm übernommen) und relevanter kuratorischer Arbeit schafft.

Markus Linnenbrink: Niewiederschnellsagen (remix)

Die dritte Auflage von Strom war – das können wir direkt vorwegnehmen – eine sehr gelungene. Die Kuratorin der diesjährigen Veranstaltung, Maria Wildeis, hat sich auf ephemere Kunstformen konzentriert und spannende Positionen gefunden, die prozesshafte Arbeitsweisen bevorzugen. Dass sich dabei viele Namen wiederfanden, die Wildeis in der Vergangenheit in dem eigenen Projektraum Honigbrot ausgestellt hatte, wunderte nicht und wurde als legitimer kuratorischer Rückgriff zur Kenntnis genommen. Wenn man sich als Ausstellungsmacher für eine bestimmte Kunstsparte, bzw. für einen bestimmten Geist und eine bestimmte Haltung konsequent engagiert, ist es selbstverständlich, dass die 1. Choice-Liste nicht ständig neu geschrieben wird.

Evangelos Papadopoulos: Untitled

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Gold und Beton am Ebertplatz in Köln

Ein Text von Timothy Shearer

Um ein Projekt am Laufen zu halten braucht man Power.

Voller Elan und Energie war die erfolgreiche Eröffnung des erstmal zeitbegrenzten Projektraumes Gold + Beton.
In den ehemahligen Räumlichkeiten der Halle der Vollständigen Wahrheit, die sich in der Ebertplatzpassage befindet, werden eine Reihe Projekte zu sehen sein.
Gold + Beton ist erstmal erdacht für die nächsten 6 Wochen und wird vom Vera Drebusch, Meryem Erkus, Lena Klein und Andreas Rohde organisiert. Zum Glueck!

Bei der ersten Ausstellung dort, Wenn du auslöschst Sinn und Klang, von Ufuk Cam und Jan Pleitner gab es eine bereichernde multimediale, all-over-Experience. Sagen wir mal, die Grand Entrance der beiden ziemlich überlegt-angezogenen Künstlern war gleichzeitig spektakulär und in einer gelungenen Weise albern.
Ein vollgepimpter Audi mit laut dröhnendem Mixtape fuhr vor die Tür und war erst zu hören statt zu sehen. Der Soundtrack gleich dem Kontext des Autos, eine Mischung aus selbstproduzierter Musik und gesammelten Hits, passte schon perfekt in das unterirdischen concrete jungle. Das Auto, was eigentlich eine Runde in der Waschanlage gebraucht hätte, war natürlich eine Metapher der Macho-Symbolik. Man las von einer Flagge auf dem Auto ein bisschen wirres Zeug, dazu ein komischer kleiner Drachenmann-Maskotian. Institut zur Bewahrung Wahrhaftiger emotionaler Momente in der Öffentlichkeit. Diese Grafik gab’s auch als kopierten Flyer zum mitnehmen.

Sympathisch war es dann, dass die beiden Künstler direkt daneben auch selbst-gemachtes Essen im Angebot hatten.
Im Endeffekt, die Selbstentlarvung der Geste eines Machoverhaltens war unterhaltsam. Man durfte zwischen den Zeilen lesen: Wir machen unser Ding. Wir haben Spass dabei und die Betrachter sollen teilnehmen an unserem Spass.
Wohl bekomm’s. Danke, das Angebot ist lecker.

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Grayson Revoir mit INTERNATIONAL BATHING zu Gast bei Jan Kaps

Flussaufwärts, grobe Richtung Aachen hat ein neuer Projekt-Raum aufgemacht. Der Name des Projekts lautet wie der Initiator selber JAN KAPS, die Räume befinden sich in der Jülicher Strasse 24A. Jan Kaps (der Mann) geht seiner kuratorischen Tätigkeit jetzt seit 5 Jahren nach und war in der Vergangenheit vor allem in Düsseldorf, und dort bei Beck & Eggeling, sowie in Berlin u.a. bei Sprüth Magers aktiv.
Die erste Ausstellung präsentiert unter dem Titel „INTERNATIONAL BATHING“ Arbeiten von Grayson Revoir. Revoir penetriert seine selbst entworfenen Objekte mit oxidierten Schrauben, so dass Ecken
und Kanten sowie die Oberfläche zu zersplittern beginnen und auch ansonsten geht er eher wüst und schmutzig mit seinen Materialien um.

Wir präsentieren das neu gestartete Projekt hier einfach mal mit einer kurzen Bildstrecke und wünschen für die Zukunft alles Gute. Wer neugierig geworden ist, schaut am Besten selber mal vorbei, die Ausstellung läuft noch bis zum 30. Juni 2013 und ist Donnerstags – Sonntags von 15 – 20.30 Uhr geöffnet. Alles weitere wie üblich nach Vereinbarung, Ihr kennt das ja.

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Die Boutique zu Gast im Institut für alles Mögliche

Treue Leserinnen und Leser unseres Blogs kennen natürlich sowohl die Boutique als auch das Institut für alles Mögliche bereits, wir hatten Projekte an beiden Orten mehrfach bei uns. Um so schöner wenn zusammen kommt was eh schon zusammen gehört. Nach dem der Initiator und Organisator des Insituts, Stefan Riebel letztes Jahr in Köln zu Gast war, erfolgte nun der Gegenbesuch. Hier sind die Bilder vom Besuch.

Alle Bilder von Stefan Riebel via E-Mail, danke Stefan!

www.i-a-m.tk
www.boutique-koeln.de

Cocktailkleider und Altherrenwitze. „Das kleine Schwarze“ in der Boutique Köln.

von Dominik Busch

Die Kölner Boutique steckt in ernsten finanziellen Schwierigkeiten. Auch eine Crowdfunding Initiative via startnext.de brachte nicht den erhofften Erfolg. Falls sich kein privater Financier finden lässt, sieht es schwer danach aus, als müsste eines der drei Off-Projekte am Ebertplatz bald seine Räume schließen. Dank der Kölner Konsolidierung inklusive drastischer Kürzung des Kulturetats.

Ich möchte allerdings an dieser Stelle nicht direkt Stellung zu kulturpolitischen Fragen beziehen, noch möchte ich Kommentare wie auch immer gerichteter parteilicher Lager provozieren. Wenn Politik, dann politische Potenziale, wenn politisch, dann in einem ästhetisch reflexiven Sinn. Doch dazu später mehr.

Die Boutique zeigt aktuell „Das kleine Schwarze“, eine Ausstellung der beiden Studenten der Kunstakademie Düsseldorf Melike Kara und Peppi Bottrop. Kara, seit Kurzem Studentin von Rosemarie Trockel, tat sich bereits als eine der (Künstler-) Kuratorinnen der Videoausstellung „Body Light“ hervor, jetzt gibt sie Einblick in ein weiteres ihrer Medien, das der Malerei. Bottrop, aktuell Student bei Andreas Schulze und meines Erachtens eher Vertreter einer Düsseldorfer Malerei, zeigt nach zuletzt grafischen Arbeiten (im etymologischen Sinne) und solchen mit Tendenz zum Objekt, wieder Bilder mit Farbe, Spuren, Oberflächen und Versatzstücken – um zunächst mal wertungsfrei zu bleiben. In meiner Vorstellung gingen diese Beiden so gar nicht zusammen. Etwas dramatisch formuliert stellte ich mir eine Begegnung zwischen Poet und Provokateur vor, eine Unterhaltung zwischen Träumer und Rationalist. In der Theorie durchaus spannend, in der Praxis oft ein stumpfes Entweder-Oder. Hier weder noch. In „Das kleine Schwarze“ stehen sich zwei Positionen gegenüber, jeder für sich. Keine perfekte Symbiose, aber auch kein wirklicher Battle. Eine Gruppenausstellung, in der alle gewinnen.

Privates und Persönliches außen vor – das Gewinnbringendste dieser Ausstellung sind die Editionen, deren Erlös allein dem Erhalt der Boutique zugute kommt: Prints diverser Oberflächen, mit kleinen Arabesken collagiert, mit Materialien verschiedener Haptik verklebt, auf Glas montiert und in einfachen Geometrien durchschnitten. Einfach, aber effektiv. Vorne wird hinten, Bildträger wird Informationsträger, Bezeichnendes wird Bezeichnetes, ein unterhaltsames Spiel mit Begrifflichkeiten. Und zudem „ästhetisch“ äußerst ansprechend. Die Editionen sind es allen voran, die Karas und Bottrops Positionen verschränken: Der eine liefert, der andere trägt ab, addiert, subtrahiert, ideell wie formal, mithin das ewige Spiel der Malerei. Gewissermaßen Malerei 2.0.

Bottrops verhältnismäßig große Formate dominieren die kleinen Räume ohne Weiteres, in ihnen findet sich das Spiel der Oberflächen und Materialien wieder, welches die Editionen so fundierte: Pastoses Schwarz steht gegen dünnes Türkis, Kreise und Dreiecke aus Farbe stehen neben Prints einer Holzoberfläche, ein übergroßer Kantholzrahmen hält die scheinbar losen Teile zusammen. In der Chronologie kommen Bottrops Arbeiten eigenartig anachronistisch daher, hatte er doch mit seinen Ausschnitten bei „TOTALE 4“ im Maschinenhaus in Essen  bereits deutlicher die Grenzen des Bildraums unterwandert. Aber geht es darum? Bildraum, Bildaufbau, Materialität, Malergesten, Inside-Jokes? Ich will es schwer hoffen. Aber noch viel mehr will ich hoffen, dass keiner die Ironie dahinter übersieht. Denn Ironie ist integraler Bestandteil dieser Malerei und mindestens ein Kriterium guter Malerei – wenn nicht sogar das einzige heutzutage. Unter anderem deswegen ist meine Lieblingsanalogie zur Malerei die Rapmusik. Nirgendwo sonst werden Setzungen derart direkt und subjektiv gemacht. Beispielsweise: „Wie zum Teufel kannst du heute noch Songs über das harte Leben auf der Straße machen?“ Analog dazu könnte man fragen; „Wie zum Teufel kannst du Malerei heute noch so bitterernst nehmen?“ Man kann. Es wird aber immer mindestens einer kommen, der sich zu Recht über diese Form des Konservatismus lustig macht. Bottrop ist so einer. Seine Malerei scheint daher irgendwie sehr aktuell, aus grob historischer Perspektive war sie das aber auch schon vor gut dreißig Jahren. Damit soll nun kein Werturteil gefällt werden, es wird lediglich darauf hingewiesen.

Den streng schwarzen Grund der Bilder Karas als den einer Malerin zu erkennen, tut man sich zunächst schwer. Scheinbar unbedacht der Auftrag, erkennbares Um-die-anderen-Teile-drum-herum-Malen, recht direkte Emblematik. Absicht? Ich denke ja. Mit Karas Videos im Hinterkopf lässt sich ihre Malerei nämlich noch auf andere Weise fassen als aus rein malereiimmanenter Perspektive.

In der Hoffnung, gänzlich auf Proust-Zitate verzichten zu können, möchte ich dazu einen Gedanken aufgreifen, der kürzlich in Bezug auf die zeitgenössische Ausstellungspraxis von Videokunst (!) am Beispiel von „Body Light“ angemerkt wurde. Der Autor monierte die bisweilen ignorante Praxis institutioneller Kuratoren hinsichtlich der Installation von Videokunst, die, im Falle der „Big Pictures“ Ausstellung des K21, vermeintlich nach wie vor hauptsächlich in Black Boxes stattfinde, anstatt, wie im Falle von „Body Light“, in einem offenen räumlichen Diskursbezug zueinander. Diesem Ansatz, so durchsetzungswürdig er auch ist, liegt der Trugschluss der Gleichheit von Video- und Filmkunst zugrunde – eine mithin rein begriffliche Unterscheidung, aber deswegen nicht minder wichtig. Letztere bedarf nach wie vor der Präsentation im hermetischen System der Black Box, liegt doch immerhin ihr Spezifikum in einer primär kognitiven Form der Rezeption. Vergleichbar etwa mit der des klassischen Theaters. Videokunst verhält sich dem gegenüber zu seinem Konsumenten hin offen, die räumliche Installation sowie die interne Struktur sind meist aufeinander bezogen und/oder argumentativer Bestandteil der Arbeit. Ein Film muss den Betrachter vereinnahmen, er lebt gewissermaßen von einer ihm immanenten Zeit- und Räumlichkeit, ein Video hingegen darf vereinnahmen, ist aber aufgrund seiner vermeintlich komplexeren Struktur grundsätzlich nicht als hermetische Form zu betrachten.

Von dieser Unterscheidung zehrt auch die Malerei Karas. Das zuerst so gar nicht malerische Schwarz ihrer Bilder erinnert also nicht nur rein nominell an das einer Black Box, vielmehr kann man die kleinen Formate im hinteren Raum der Boutique über ihren Status als Tafelbild hinaus als Stills eines ihrer Videos sehen. Zudem rahmt eine beige Fläche auf Karas starkem Großformat das matte Schwarz wie ein Vorhang ein. Der Vorhang einer Theaterbühne oder der eines alten Kinosaals? Oder etwa das Schwarz einer Burka? Mein subjektives Auge erkennt in den roten, goldenen und blauen Tupfen, in deren Positionierung im oberen Drittel der Kleinformate und ihrer leicht gekrümmten – und dadurch plastisch werdenden – Form, Ausschnitte osmanischer Schmuckstücke, etwa eines Tikkas oder Diadems; Goldenen Kopfschmuck, wie ihn in unserer Vorstellung etwa eine türkische Braut tragen könnte. Hierin spielt Kara offenbar mit kulturellen Klischees, mit dem Blick auf eine Kultur durch die Brille einer anderen. Oder so. In diesen Gedanken ließe sich auch die einzige installative Arbeit der Ausstellung einreihen, ein filigraner Blumen-Print auf annähernd quadratischem Plexi, gehalten von rohem Stahl. Er wirkt wie eine Folie, wie ein Fenster, der die Ausstellung von außen zugänglich macht. Die Form der Blumen wiederholt hier die der Diademe und wirkt dennoch wie ein Fremdkörper zwischen den Malereien, wie eine Projektionsfläche für weitreichende Assoziationen. Ohne die genaue Bedeutung dieser Schmuckstücke für die türkische Kultur zu kennen, werden wir an Karas Videos „Haram“ oder „Bülbül“ erinnert, in denen der kulturelle – nennen wir es mal – Konflikt äußerst sanft, poetisch und dadurch für uns wertungsfrei dargestellt wird. Karas Malerei ist also in meinem Verständnis keine, die, wie jene Bottrops, ihr Medium kritisch hinterfragen, vielleicht nicht einmal als solches thematisieren will, sondern allein legitimes Mittel zum Zweck, in der Formulierung ihrer Position. Die Malerei mag Kara eine kontemplative Möglichkeit der Betrachtung geben, die in Videos nur begrenzt vorhanden ist. Szenen, beziehungsweise einzelne Frames, werden so in den Zustand einer dauerhaft möglichen Betrachtung überführt, wenn auch gleichermaßen der willkürlichen Rezeptionsdauer des Betrachters ausgeliefert. Doch geht das Schwarz der Black Box dann mit jenem der Malerei Karas, als ihren Videos entstammend, überhaupt zusammen oder wird die eingangs beschriebene begriffliche Unschärfe hier nicht ebenso unklar gehalten? Für die Konstruktion einer solchen Assoziationskette ist das sicher nicht von Bedeutung, hierin liegt vielmehr das diskursive Potenzial ihrer Arbeiten. Medienspezifik, Bildbegriffe und vor allem kulturelle Erwartungen werden gegeneinander ausgespielt, deuten an und lassen doch offen. Das ist es, was sie so wertvoll macht – keine Ansage, keine große Geste, vielmehr ein subtiler Fingerzeig. Und sähe man hierzulande kulturelle Identitäten und deren gegenseitige Vorurteile nicht so konservativ, man käme bei so viel Pathos um ein Grinsen nicht herum. Möglicherweise ist es dieser hintergründige Humor, der Karas und Bottrops Positionen letzten Endes doch irgendwie zusammen bringt. Als Basis einer gemeinsamen Ausstellung wäre Humor jedenfalls nicht das Schlechteste.

Für die Boutique bleibt zu hoffen, dass sie ihre Position trotz allen Widrigkeiten irgendwie halten kann. Das Team von perisphere.de wünscht Maximilian Erbacher und Yvonne Klasen hierzu viel Erfolg. Mit „Das kleine Schwarze“ haben die beiden Kuratoren einmal mehr ihr subtiles Auge bewiesen und zunächst so disparat scheinende Positionen sinngebend zusammen bringen können.
Hoffentlich sieht die Stadt Köln das ebenso. Spread the word.

Das kleine Schwarze
MELIKE KARA
 und PEPPI BOTTROP
Eröffnung: Freitag, 10. Mai, 19 Uhr

Dauer: 11. – 31. Mai 2013

Öffnungszeiten: Fr-Sa, 16 – 19 Uhr 
und nach Vereinbarung.

http://www.boutique-koeln.de/

10qm Abschluss

10qm war der Titel des temporären Pop-Up-Projekts von Stefanie Klingemann und Diane Müller im öffentlichen Raum von Köln Nippes. Ort und Bühne war ein etwas eigentümlich geteerter (Park?)platz, der dann jeweils für kurze Zeit auf unterschiedliche Arten umgenutzt wurde. Infos zum Projekt und den Teilnehmern gibt es auf der Projektwebseite, hier.

Das letzte mal agierte am 26.4. Uschi Huber mit „Tulipa“vor Ort. Im Laufe des Abends wurde sie von Les Éclairs, Petra Klabunde, Kwaggawerk, Krickeberg & Steins und ray vibration mit Jan Arlt unterstützt. Es gab Objekte, Blumen, Bild, Ton, Video und am Ende eine echte Kapelle die fantastisch schräg spielte.
Wir waren selber vor Ort, hatten aber die Kamera im Auto gelasssen, deshalb gilt hier: Alle Bilder by Stefanie Klingemann, die Ihr natürlich alle über das fast schon legendäre MOFF-Magazin kennt.

Abschlussveranstaltung des 10qm Projekts im öffentlichen Raum (Kuenstraße / Ecke Florastraße in Köln Nippes) am 26.4.2013 von 18-22 Uhr mit
Uschi Huber
Les Éclairs
Petra Klabunde
Kwaggawerk
Krickeberg & Steins
ray vibration mit Jan Arlt

http://www.10qm.de/
organisiert von Stefanie Klingemann und Diane Müller

The Ocean and the River in versch. Kölner Projekträumen

von Emmanuel Mir (Düsseldorf)

 

Alle rheinischen Rivalitäten zu Trotz, ist es immer wieder erfreulich festzustellen, dass manche kölnische Umstände sich wenig von denen Düsseldorfs unterscheiden. Im Kapitel „Die Medien sind das Sprachrohr der bürgerlichen Empörung“, Abschnitt „Unser Dorf soll schöner werden“, herrscht nämlich der gleiche Tenor. Während die Landeshauptstadt den Worringer Platz zum offiziellen „Schandfleck“ gekürt hat, hat der Ebertplatz in der Domstadt ein solches Prädikat geerbt. Dort und drüben soll es hässlich, dreckig, laut und gar gefährlich sein. Alkoholiker, Dealer und mit Sicherheit sehr bald „Armutseinwanderer aus Rumänien und Bulgarien“ verunsichern die Bevölkerung – wenn man der populistischen Presse Glauben schenkt. Indes sind es genau diese zwei Plätze, die seit ein paar Jahren zu den neuralgischen Entstehungs- und Vermittlungszentren für junge Kunst geworden sind.

Am Ebertplatz, zwischen Boutique und Halle für Vollständige Wahrheit – Bild: Y. Klasen

Kein Standort in Düsseldorf zieht so viele Off-Projekte an wie der Worringer Platz; und der Ebertplatz ist seinerseits zum inoffiziellen Herz der unabhängigen Kölner Kunstszene geworden. Wie üblich im Zyklus der Gentrifizierung, leisten die dort angesiedelten Projekträume (Boutique, Bruch und Dallas sowie die Halle für Vollständige Wahrheit) praktisch Pionierarbeit, indem sie die verwaisten Läden bespielen, Leben in die Passage einhauchen und das Publikum mit Eröffnungen, Veranstaltungen und Partys anlocken. Ob irgendwann die Journaille verstehen wird, dass urbaner Raum mit geringem wirtschaftlichen Verwertungspotenzial und einer nicht-konventionellen „Aufenthaltsqualität“ zur Biotope für atypische Aktivitäten und Lebensformen (Stichwort: Obdachlose) werden kann?

Das sind die portugiesischen Künstler in Köln – Bild: Y. Klasen

Am Ebertplatz braut sich wieder etwas zusammen. Was mit einer privaten Reise anfing geht weiter mit einem aufwändigeren Künstleraustausch. Vor ein paar Monaten fuhren Paul Leo, einer der zwei Betreiber der Halle der Vollständigen Wahrheit, zusammen mit Yvonne Klasen, Mitbegründerin der Boutique und des Karat-Schaufenster am Friesenplatz, sowie mit Malo, der die höher erwähnte Halle mitbetreut, nach Porto. Sie trafen dort auf eine kleine und sehr aktive Szene von ausstrebenden Künstlern, die zwar voller Energie und Gestaltungsdrang erfüllt sind, jedoch keine Aussicht auf eine Vermittlung ihrer Arbeit finden. Anders als hierzulande ist die Gruppe der Interessenten für zeitgenössische Kunst in der portugiesischen Stadt beschränkt. Es gibt nur wenige Galerien, die auf internationalem Niveau arbeiten und zu wenige Institutionen, die sich für den Nachwuchs engagieren. Und die ausstrebenden Künstler voller Energie und Gestaltungsdrang tun viel um ihre Energie und Gestaltungsdrang sinnvoll zu kanalisieren; aber sie agieren eben nur unter sich. Die Bemühung, ein selbstorganisiertes Netzwerk aufzubauen und zu unterhalten, ist verschenkt, wenn das Publikum sich partout nicht für das Angebot interessiert. Trotz zahlreicher Initiativen beißt sich der Hund in den Schwanz und die Akteure treten auf der Stelle.

Diana Carvalho in der Boutique
Diana Carvalho
Diana Carvalho
Diana Carvalho

Die unabhängige Kunstlandschaft in Porto ist also nicht unbedingt von einem großen Stillstand gekennzeichnet, aber niemand hört den Ruf. Da ist zum Beispiel Maus Hábitos (auf dt.: „Schlechte Gewohnheiten“), eine mittlerweile etablierte Initiative, die sich neben der Bildenden Kunst auch dem Tanz, der Musik und dem politischen Aktivismus zuwendet. Da ist auch Na casa com, eine Art jährlich stattfinder Tag der Offenen Türen, bei dem eine kleine Gruppe von Künstlern ihre Ateliers der Öffentlichkeit öffnen. Ein kritischer Überblick über die selbstorganisierte Kunstszene von Porto erfolgt in kurzem an dieser Stelle.

Hernâni Reis Baptista – Bild: Y. Klasen
Hernâni Reis Baptista – Bild: Y. Klasen

Jedenfalls entschieden sich die drei kölner Künstler etwas zu tun und verpflanzten die Idee des Offs in den Köpfen ihrer portugiesischen Kollegen. Die kleine Kölner Delegation erzählte von ihren Erfahrungen als Off-raum-Betreiber und Gestalter eines lokalen künstlerischen Angebots und ermutigten ihre Gastgeber selbst aktiv zu werden. Bei dem großen räumlichen Leerstand in Porto und der Anzahl an Künstlern, die sich selbst überlassen sind, sollte die Motivation prompt greifen. Aber zunächst wollten sich die Portugiesen ein Bild der Lage machen und das Off vor Ort erleben. Nachdem in Januar über 30 Künstler interviewt wurden, wurden sechs auserwählt, nach Köln zu fahren um ihre Arbeit zu präsentieren und die Szene kennenzulernen. Dank einer Förderung der Bezirksregierung Köln fielen Fahrt- und Übernachtungskosten nicht zu Last der Organisatoren; der erste Künstleraustausch zwischen Köln und Porto war geboren.

Mónica Lacerda – Bild: Y. Klasen
David Ferreira – Bild: Y. Klasen
David Ferreira – Bild: Y. Klasen

Zur Ehre ihrer Gäste sind zahlreiche Projekträume zusammen gekommen und haben ein kleines Festival organisiert mit dem schönen Titel „The Ocean and the River“. Jeder der sechs portugiesischen Künstler erhielt eine Ausstellung, ob Maria Trabulo in den freien Schaukästen von Karat, Rita Medinas Faustino in der Baustelle Kalk oder Hernâni Reis Baptista im Klub Genau. Zusätzlich zu seiner Einzelshow in einem zu diesem Zweck gemieteten Lkw realisierte David Ferreira eine Performance am Ebertplatz, wo er die Zugänge des Ortes mit Kisten absperrte und damit die Passanten zu kreativen Umgangsstrategien zwang. Ein knapper Tag nach der Eröffnung ihrer Ausstellung in der Halle der Vollständigen Wahrheit wurde ihrerseits Mónica Lacerda gezwungen, ihre Arbeiten zu räumen: Schon am Samstagabend fand da ein Konzert statt und die Party ging bis zum Morgengrauen. Wer am Sonntagnachmittag zur Diskussionsrunde am Ebertplatz kam, traf ein gutes Dutzend leicht ermatteter Künstler, sich über die Lage der jungen Kunstszene in Porto unterhaltend. Noch war die Arbeit von Diana Carvalho in der Boutique zu sehen; wenig später verreisten die sechs zurück nach Porto.

Maria Trabulo
Maria Trabulo
Maria Trabulo

Und wie geht’s weiter? Im September werden sechs Kölner Künstler nach Porto fahren und ihre Arbeit dort präsentieren. Da die Vermittlungsstruktur (d.h.: ein Raum und Menschen, die sich darum kümmern) nicht vorhanden ist, stehen noch viele Details dieser Reise in den Sternen. Aber wir werden berichten….

when people had computers – Konzert in der Halle für Vollständige Wahrheit – Bild: Y. Klasen
Diskussionsrunde am Ebertplatz

 

 

Pepper + Woll zeigen SUPER in Köln

Mit der speziell für den Ort entwickelten Arbeit „SUPER“ des in Düsseldorf lebenden Künstlerduos PEPPER + WOLL präsentierte die Projektreihe 10qm am Freitag den 08. März um 18 Uhr die neunte für den Ort konzipierte Arbeit.

10 QM – SUPER ist eine temporäre Architektur-Skulptur, welche sich durch Einbeziehung der spezifischen Raumkoordinaten am Ort manifestiert. Die Intervention schafft ein neues Zentrum innerhalb des vorhandenen Wohnquartiers, indem sie eine Schnittstelle im innerstädtischen Gefüge von Park, Kirche und Anwohner von Köln/Nippes provoziert. „Super“ funktioniert als architektonische Geste, die die Aufmerksamkeit des Anschauenden bannt und Fragen, Meinungen bzw. Prozesse der Kommunikation eröffnet!

„Super“ ist durch die freie Verwendung konventioneller Baumarktmaterialien und der Glorifizierung gegenüber der Technik geprägt. Ausgediente technische Objekte wie z.B.  der Lüfter (Bobble), der Stromkasten oder aber auch der Leuchtturm (Glockenturm) sind ausgediente technische Objekte mit Wiedererkennungswert, die in der gebauten Struktur eine scheinbare Logik ergeben.

Alle Bilder by Pepper +Woll via E-Mail.
Danke Mark!

10qm
Freitag den 08. März, 18 Uhr
www.10qm.de
www.facebook.de/zehnqm
www.pepperwoll.com

Die Kölner Boutique zu Gast in der Tanzschule München

Maximilian Erbacher, Yvonne Klasen und André Sauer betreiben in Köln die BOUTIQUE – RAUM FÜR TEMPORÄRE KUNST (wir haben berichtet). Der Raum ist durch seine Örtlichkeit wie auch in der konzeptuellen Ausrichtung in Köln einzigartig. Unweit des Kölner Hauptbahnhofes, am Verkehrsknotenpunkt Ebertplatz gelegen, eröffneten die Drei im April 2011 in der unwirtlichen Betonumgebung einen alternativen, nicht kommerziellen Projektraum.
Das Geld für ein Atelier floss seitdem in die Finanzierung des Programms. Das Ziel ist es einen „nicht-elitären“ Kunstraum in der öffentlichen Wahrnehmung zu etablieren, mit einem subversiv/zwanglosen Programm. Der Focus liegt auf konzeptuellen und ortsspezifischen Arbeiten junger KünstlerInnen und Kuratoren, die größtenteils am Anfang ihrer Laufbahn stehen. Der Raum ist Plattform und Kommunikationsort für künstlerische und kuratorische Experimente. Ein Schwerpunkt des Programmes sind orts- und raumbezogene Installationen.

Die drei Betreiber und Organisatoren der Boutique waren nun gemeinsam in München eingeladen um dort in der Tanzschule unter dem Titel ‚Aber es bleibt eine Illusion‚ eine Show zu machen. Max war so freundlich uns ein paar Bilder davon zu kommen zu lassen. Danke!

Boutique zu Gast in der Tanzschule, München, 2012

 

Stefan Riebel – Somethings in der Boutique am Ebertplatz

von Florian Kuhlmann (Düsseldorf)

 

2010 wurde ich auf Stefan Riebels Arbeit ‘Black Pixel‘ aufmerksam – ein 1×1 Pixel großes, schwarzes Quadrat auf weißer Fläche. Die Arbeit hat mir auf Anhieb sehr gut gefallen und da ich etwas neidisch auf ihn und seinen Einfall war, beschloss ich ihm die Arbeit zu stehlen.

Dazu speicherte ich seinen schwarzen Pixel bei mir auf der Festplatte, kopierte ihn dann per FTP in den Webspace meines Servers, um ihn von nun an dort unter der Domain www.stolen-black-pixel.de zu präsentieren. Stefan informierte ich dann per E-Mail über den dreisten Diebstahl, so kamen wir in Kontakt und es entstand über die Jahre ein äußerst fruchtbarer Austausch, mit gemeinsamen Projekten und Ausstellungen, vor allem in Berlin.

Um so schöner also, dass der Berliner Künstler, Kurator, Projektinitiator und Raumbetreiber (Institut für alles Mögliche) nun vom 18.11. bis zum 02.12.2012 mit einer Einzelausstellung in der Kölner Boutique zu Gast ist. Der Projektraum wird von Maximilian Erbacher, Yvonne Klasen
und André Sauer auf der unteren Ebene der Ebertplatzpassagen betrieben, wo sich mittlerweile mit gleich drei Räumen ein Zentrum der Kölner Off-Szene gebildet hat. Schräg gegenüber der Boutique liegt Bruch&Dallas, direkt daneben die Halle der vollständigen Wahrheit. Der Ort ist abgerockt, hinreichend zentral gelegen und dennoch abgeschieden genug um auch mal ordentlich feiern zu können – was im übrigen u.a. der Partyinszenator Alexander Wissel mit dem Single Club vor Ort auch dort bewiesen hat.

Somethings

ist der Titel der Ausstellung, unter dem Riebel ältere und aktuelle Arbeit zusammen gestellt hat.

somethings ist neben dem Namen der Ausstellung aber auch gleichzeitig Titel der größten und nach Außen hin sichtbaren Videoinstallation. Die dort zu lesenden Wörter auf der matten Scheibe hat Riebel assoziativ für diese Ausstellung gesammelt. Seit der Einladung hatte er immer wieder Worte notiert die ihm im zusammenhang mit diesem Ereignis in den Sinn kamen. So entstand eine ortsspezifische Wortsammlung, ganz ähnlich einer Tag-Cloud.
Riebel hat die Arbeit seit dem Jahr 2010 an verschiedenen Orten realisiert und die Ergebnisse dieser Denktätigkeit im Netz festgehalten http://somethings.stefanriebel.de/.

Die Arbeit dedication pieces besteht aus Postkarten und Plakaten die auf einem Holztisch ausgelegt und zum mitnehmen sind. Die Arbeit verteilt sich so mit Hilfe der Besucher langsam und kontinuierlich über die Welt. Auf den verschiedenen Medien in unterschiedlichen Formaten sind poetische, minimalistisch Widmungen notiert, die sich online nachlesen lassen dedication.stefanriebel.de/.

Die Arbeit bg (before google) – im Netz zu sehen unter www.beforegoogle.net war in Düsseldorf in der weißen Version bereits im Rahmen des Transprivacy-Projekts zu sehen. Auch hier lagen kleinformatige Flyer aus, über die sich das Konzept langsam aber leicht mit Hilfe des Publikums verteilt.

Die versuchsanordnung für plattenspieler, vinylrohling und zeit (#3) besteht aus einer einfachen Konfiguration. Auf einem Plattenspieler liegt ein Vinylrohling auf, der beim Abspielen durch die darauf kratzende Nadel beschrieben wird. Die dabei entstehende Tonspur wird gleichzeitig auf normalem Wegen auf den Boxen abgespielt.

dead pixel (on hyundai b71a) ist ein Sammlerstück aus Riebels Sammlung kaputter Pixel, wie sie sich auf diversen Monitoren und Flachbildschirm befinden. Dieser toter Pixel befindet sich auf einem Hyandai B71A Flatscreen. In der Vergrößerung und auf dem Kopf stehenden online hier zu sehen dead-pixel.stefanriebel.de/

Stefan Riebel, somethings
Dauer: 17.11.-01.12.2012
Öffnungszeiten: Do-Sa, 16-19 Uhr

Ebertplatz 0,
Ebertplatzpassagen,
50668 Köln

www.boutique-koeln.de

PLATINE Festival in Ehrenfeld

von Maria Wildeis (Köln)

 

Bei dem Kölner PLATINE Festival werden rund 20 Werke in 6 verdunkelten Clubs und Kultureinrichtungen präsentiert, deren Ausstellungssituationen ein wenig an Rundgänge an Designhochschulen erinnern. Erklärung dafür könnten die Kooperationen mit der Utrecht School of the Arts, dem GameLab der HfG Karsruhe und der KHM sein.

Monkey Business von Ralph Kistler, Jan M. Sieber und Susann Maria Hempel, Photo: PLATINE)

Die PLATINE vermittelt einen Eindruck von einem wirklich unterhaltsamen Studienfeld der Medienkunst und den neusten Entwicklungen im Bereich der Augmented Reality („erweiterete Realität“). Unter Augmented Reality versteht man die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Durch diese Technik können sich herkömmliche Tische in Spielfelder verwandeln und Smartphones mittlerweile als neuartige Brillen eingesetzt werden, indem sie einen mithilfe von eingeblendeten Karten und historischen Informationen durch die nicht virtuelle Realität leiten.

[RE]ALITY von bildundtonfabrik, undefined development und putschkrakul

Die angehenden und ausgebildeten Entwickler, die auf dem Festival präsentiert werden, spielen mit den neuen komplexen Möglichkeiten der Einsen und Nullen der Softwareindustrie. Präsentiert werden Licht- und Soundarbeiten, die interaktiv auf den Benutzer reagieren, vielerorts durch Projection-Mapping, bei welchem 3D-Modelle auf reale Objekte projiziert werden und so die Nutzbarkeit des realen Objekts oder Sichtfeldes virtuell erweitert wird.

ROTOMAP, von GROSSE 8
ROTOMAP, von GROSSE 8

Der Rotomap 3000 ist ein audiovisuelles „DJ-Spiel“, bei dem mit einem Joystick unterschiedliche Klangspuren angespielt werden können. Vorher muss man die einzelnen Spuren erst frei spielen, indem man die jeweiligen Flächen mit einem kleinen Starfighter abschießt. Die Kombination aus Project-Mapping (die passgenaue Projektion auf 3-dimensionale Objekte) mit Bewegung und Sound in Echtzeit macht wirklich Spaß. Der Prototyp von 2012 wurde von GROSSE 8 entwickelt, den innovatien Grafikdesignern, die auch unter dem Namen Lichtfront als VJs tätig sind.

Der Regen hatte heute so seine Vorteile. So konnten wir zwischen den Schauern ausgiebig die teilweise raffinierten Projekte „ausprobieren“. Sie begreifen sich vielmals als Prototypen einer neuen Denkrichtung in der Spiele-Industrie. Dennoch, die meisten Arbeiten tangieren die Schnittstellen zur Kunst noch nicht ganz, die Werke begreifen sich vielmals eher als Prototypen und Modelle richtiger, sprich fertiger Kunst.

Boxes von JeongHo Park, Photo: PLATINE

Ausgereifte Gegenbeispiele dafür waren die Arbeit „Boxes“ von JeongHo Park und eine Lichtinstallation in der DQE-Halle von den RaumZeitPiraten, die der Kindheitsvorstellung eines richtigen Labors mit einer komplexen Konstruktion aus Lichtprojektionen, Lasern, blubbernden Glaskolben, Zahnrädern und Bewegungsmeldern visualisieren.

RaumZeitPiraten
RaumZeitPiraten

 

Platine Festival in Ehrenfeld
Locations: artheater / Club Bahnhof Ehrenfeld /Design Quartier Ehrenfeld / Zoo Schänke / Schreinerei auf der Heliosstraße
Bis Donnerstag täglich von 19:00 bis 23:00, Eintritt frei
www.platine-cologne.de

 

Fotos (wenn nicht anders ausgeschrieben): Michael Schaab

Im Gespräch mit Anna-Lena Werner von artfridge

Die in Berlin lebende Anna-Lena Werner ist die zweite Gesprächspartnerin in unserer Interviewreihe mit deutschen Kunstbloggern, und bildet auch direkt eine Ausnahme. Denn der von ihr, mit Unterstützung von Amy Sherlock, geführte Blog Artfridge ist zwar stark in Berlin verortert, publiziert aber überwiegend in englischer Sprache. Der Themenschwerpunkt der Berichterstattung liegt auf dem Rheinland, Berlin und London.
Die Entscheidung für den internationalen Auftritt ist allerdings nicht nur strategisch bedingt, sondern hat durchaus persönliche historische Gründe. Anna-Lena hat selber lange Zeit in London gelebt und gearbeitet. Eine ihrer Redakteurinnen, Amy Sherlock ist nach wie vor dort. Ursprünglich stammt die leidenschaftliche Bloggerin aber aus Köln, also ganz aus unserer Nähe. Dem Rheinland ist sie dadurch immer noch verbunden und hat deshalb die Kunstszene hier nach wie vor gut im Blick.

Im Frühjahr diesen Jahres wechselte Sie aus der Rolle der Beschreibenden in die Rolle der Organistorin und Kuratorin, unter dem Titel “Untitled (Absence)” realisierte sie bei Savvy Contemporary eine Ausstellung mit Lela Ahmadzai aus Afghanistan und dem gebürtigen Dänen Lars Bjerre. Trotz ihrer Aktivitäten und Projekte hatte Sie freundlicherweise Zeit uns ein paar Fragen zu beantworten.

Anna-Lena Werner | artfridge.de

FK: Welche Ausstellung war für Dich besonders wichtig und warum?

ALW: Im Frühling 2005 habe ich im Hamburger Bahnhof in Berlin die Präsentation von Friedrich Christian Flicks Sammlung gesehen. Das war so mit das erste Mal, dass ich so viele gute zeitgenössische Kunstwerke geballt in einem Museum betrachten konnte. Ich war völlig fasziniert von Paul McCarthys Videoinstallation ‚Saloon Theatre‘. Seine Arbeiten haben mich noch Jahre später beschäftigt – ich habe auch viel über ihn geschrieben. Für mich war diese Ausstellung wie eine Tür zur Kunstwelt, die sich ganz plötzlich öffnete. Alle hingen sie da: Cindy Shermans Fotografien, Bruce Naumans Installationen, Arbeiten von Nam June Paik, Peter Fischl und David Weiss, Martin Kippenberger, Pipilotti Rist und vielen anderen. Seitdem ist der Hamburger Bahnhof mein Lieblingsmuseum – die Räume dort haben eine ganz eigene Mystik.
Auch fasziniert hat mich „The Killing Machine and Other Stories“ im MACBA in Barcelona. Das war 2007. Diese Sonderausstellung von dem Sound-Installations-Künstler-Duo Janet Cardiff und George Bures Miller war so schockierend wie radikal. Man versinkt in eine völlig abstrus-anti-utopische Welt. Ohne tatsächliche Gewalt zu zeigen, ruft die durchchoreografierte Installation „The Killing Machine“ die tiefsten Ängste und Phobien hervor. Alle Sinne sind für diese Zeit vollständig auf das Werk konzentriert.
Mit der Bewertung von wichtigen und unwichtigen Schauen halte ich es also wirklich simpel: Wenn ich mich nach Jahren noch so scharf an Ausstellungen erinnern kann, wie an diese beiden, dann haben sie zumindest einen großen Eindruck hinterlassen.

Continue reading „Im Gespräch mit Anna-Lena Werner von artfridge“

Karat: Interventionen am Straßenrand

von Maria Wildeis (Köln)

Leerstände implizieren Wandel: Etwas ist vorbei, eine Nutzung obsolet geworden und das Erschöpfen manifestiert sich in meist wahllos zurück gelassenen Einrichtungsgegenständen, verblassten Farben und dem Staub, der über den Oberflächen liegt. Der Staub dämpft die einfallenden Lichtreflexe, so verdunkelt sich der verlassene Raum und tritt aus dem Stadtbild zurück in ein Schattendasein. Er entzieht sich mehr und mehr einer öffentlichen Wahrnehmung und beginnt zu schweigen.

Bei Google-Maps werden die Vitrinen noch als Werbetafeln genutzt

Es ist ein beliebtes Mittel der Kunstschaffenden und ihren engagierten Förderern, diesen vergessenen Räumen neues Leben einzuhauchen, sie im verfallenden und immer wieder neu entstehenden Stadtgebiet zurück zu erobern und erneut zum Sprechen zu bringen. Sobald sich alte, verschlafene Räume auffinden lassen und die Möglichkeit es zulässt, wird der Ort unter frischer Regie wieder aufgeweckt und seiner Architektur eine neue Bedeutung verliehen.

So wurden auch in Köln alte Schaufensterkästen im Schatten eines oberhalb auskragenden, mit Wellblech verkleideten Parkhauses in der Innenstadt, unter jener frischen Regie der jungen Künstler und Off-Raum Betreiber Yvonne Klasen (hoi offraum), Malo (Hug me, Heimlich) und Paul Leo im April ganz beiläufig wieder zurück ins Licht gerückt. In der Nähe des Friesenplatzes befinden sich 14 alte Werbeschaukästen an einer viel befahrenen Straße, die längere Zeit nicht mehr als Anzeigenfläche vermietet wurden, wahrscheinlich wegen ihrer durch Parkplätze ungünstig gelegenen Position. Im Frühjahr erhielt das Karat-Team von den Parkhausbetreibern die freundliche Genehmigung für die neue Nutzung der Werbeflächen. Seitdem wurden die Vitrinen schon das dritte Mal bespielt.

Die aktuelle Ausstellung zeigt seit dem 16. Juni Arbeiten eines der Raumbetreiber, Malo (noch bis zum 8. Juli). Der Künstler präsentiert in den Kästen ungerahmte und sporadisch befestigte Malereien auf Papier, die in ihrer Farbigkeit und der gegenstandslosen Bildsprache hinter den alten Glasvitirinen das Stadtgefüge unauffällig in eine Ausstellungsfläche verwandeln. Die Intervention verfolgt nicht wie in einer Werbevitrine für gewöhnlich erwartet marktorientierte Absichten, ist nicht laut und bunt, reizt mit nackter Haut, sondern sie schenkt dem gewöhnlichen Moment des Vorbeigehens, des Auf-dem-Weg-seins, einen kleinen Augenblick der Entrückung.

Vergangene Ausstellungen zeigten eine Gruppenausstellung im April mit 14 Beteiligten aus der ganzen Welt (Amanda Midori (Sao Paulo, Brasilien), Benjamin Tillig (München), Frank Wunderlich (Leipzig), Johannes Amorosa (Köln), Katja Donnerstag (Köln), Linda Baumsteiger (Gent, Belgien), Lukas Goersmeyer (Köln), Lyoudmila Milanova (Köln), Matthew Randle (London, UK), Mercedes Mangrané (Barcelona, Spanien), Pavel Příkaský (Prag, Tschechien), Stefanie Klingemann (Köln), Tobias Becker (Köln)) und eine Ausstellung des zweiten Betreibers vom Projekt, Paul Leo, im Mai und Juni des Jahres. Da dürfen wir uns wohl bald auch auf eine Ausstellung von der dritten Karat-Organisatorin, Yvonne Klasen, freuen. Die leitete bis vor kurzem den mittlerweile wieder leer stehenden Hoi Offraum im Kölner Süden und wird als Künstlerin von der Galerie Mülhaupt vertreten.

Der Wandel steckt in jeder Architektur. Temporäre Eingriffe und Veränderungen zieren das Stadtgefüge und tauchen immer dort auf, wenn etwas vergeht, seine Strahlkraft verliert und Neuem weichen muss. Die architektonische Hülle bleibt bestehen, wird neu gestrichen, anders dekoriert und ausgeschmückt. Wir können gespannt sein, was in den Schaukästen, Off-Räumen und auf öffentlichen Plätzen der verschiedenen Innenstädte noch zu finden sein wird, wenn sie in unbestimmter Zeit wieder einer Umstrukturierung erliegen werden.

 

Infos zum Projekt: karat-ist-draussen.com

Christian Keinstar zu Gast bei Teapot in Köln

Der in Köln lebende Künstler Christistian Keinstar war vom 18.04. bis zum 19.05.2012 unter dem Titel „THE DARK AGE OF LOVE“ mit einer Soloshow und einigen neuen Arbeiten in der Teapot-Galerie in Köln zu sehen. Von dem Projekt gibt es eine ausführliche Videodokumentation, die wir hier einfach mal weitest gehend kommentarlos einbinden – einzige subjektive: Mein persönlicher Favorit ist Kanon 03.
Ich klicke Gefällt mir!

Und alle Düsseldorfer, die die Arbeiten von Keinstar mal live sehen wollen und es nicht nach Köln geschafft haben, freuen sich auf seine Show mit Susanne Giring, im kommenden Jahr im Parkhaus im Malkasten.

THE DARK AGE OF LOVE
18.04. – 19.05.2012

Teapot Galerie
Herwarthstrasse 3
50672 Köln
www.weareteapot.com

www.keinstar.de

 

Evangelos Papadopoulos im Honigbrot

Die raumgreifende Plastik des Bildhauers Evangelos Papadopoulos erscheint durch ihre Ausmaße von über 7 m x 4 m x 4 m und durch seine kristalline und expandierende Gestalt wie eine rauschhafte Schöpfung, die sich rational motivierten, verbalen Deutungsversuchen entsagt. Bei ihrem Entstehungsprozess konnte man zusehen, wie Tag für Tag, Stunde um Stunde, der Raum transformiert wurde uns schließlich selbst zu einem Teil der Kunst wurde. Es wurde hinzugefügt, angeschraubt, abgebrochen, abgesägt und wieder entfernt, wieder aufgetragen.

Papadopoulos kreiste um die Arbeit und betrachtete das entstehende Werk aus den unterschiedlichen Blickachsen und unter jeweils anderen Licht- und Perspektivverhältnissen. Dabei dienten die verschiedenen Beobachtungsposten als feste Bidlauscchnitte, die immer aufgesucht wurden um abgelichtet zu werden, um ein visuelles Gleichgewicht herzustellen und vor dem Auge schließlich das zu erschaffen, worauf es zu warten schien.

Mit der Ausstellung MANIA ist ein plastischer Eingriff entstanden, durch dessen Dominanz in der Erscheinung die Funktionalität des Raumes entkoppelt wird. Die Umgebung wurde vereinnahmt: die geometrischen Strukturen im Raum, der dunkle Betonestrich, die Fenstergliederung, die Farb- und Lichtverhältnisse, aber auch die vielen körperlichen Bewegungen um die Arbeit herum – all diese Raumelemente verweisen im Schattend es Kunstwerks auf ihre bildhaften Qualitäten und die Sicht auf den Raum verlagert sich mehr und mehr von seiner Funktionalität auf die Formsprache.

So treten die malerischen Merkmale des Kunstwerks gemeinsam mit dem Raum und seinem inhärenten Lebensalltag als visuelle Erscheinung hervor und verwandeln sich nahezu in eine dreidimensionale Collage.

Text: Maria Wildeis

Oliver Blumek

Rahmenprogramm:
8.6 um 19 Uhr: Eröffnung mit einer Performance von Oliver Blumek
15.6 um 20 UHr: Screening: Medea von Pasolini, Popcorn und Bier
30.6 um 16 UHr: Lesung aus Platons Phaidros
4.7 um 20 Uhr: Vortrag in Gedichten von Frank Schablewski

 

Evangelos Papadopoulos: Mania
Honigbrot
8.6-8.7.2012
An der Schanz 1a, 50735 Köln-Riehl
geöffnet von Do-Sa, 12-18 Uhr, Fr 12-22 Uhr und nach Vereinbarung

 

 

Reichrichter in der Boutique

von Emmanuel Mir (Düsseldorf)

 

Verlust als Antrieb und als System. Am Anfang verlor Marcus Vila Richter die Stimme. 1996 realisierte der Künstler eine Serie von Interviews in Barcelona und befragte Kunden des Cafés „Zürich“ nach ihrer Wahrnehmung des Ortes. Das Café Zürich war so etwas wie eine Institution in der Stadt, ein Synonym des stilvollen Genusses und der gepflegten Tradition, eine kulturelle Landmarke, fest verankert in dem Barcelona Alltag. Es entstand eine Reihe von kurzen Porträts, in denen die Bindung der Gäste zur Gaststätte deutlich wurde. Vielleicht war in diesen Aussagen auch ein wenig Melancholie heraus zu hören. Das Ende des Cafés „Zürich“ war nämlich zum Zeitpunkt der Interviews beschlossene Sache; wenige Tage später wurde es abgerissen.

Dies war nur der erste Verlust. Die Tonspur der Aufnahme ging nämlich auch verloren. Die Sprache, die in diesem Fall als hauptsächliches Medium der Bezeugung und der Informationsvermittlung fungierte, löste sich im digitale Äther auf und beraubte somit dem Film seinen dokumentarischen Charakter. Das stumme Material blieb viele Jahre lang in der Schublade von Richter liegen. 2008 kehrte der Künstler mit seiner Frau Rebekka Reich nach Barcelona zurück und befragte Passanten zu ihren Erinnerungen an das alte „Zürich“. Eingebettet in eine Shopping Mall war zwar am gleichen Standort ein neues Café mit gleichen Namen entstanden, aber die charmante Atmosphäre war für immer gewichen. Manche der eingefangenen Stimmen waren voller Sehnsucht nach dem verstorbenen Café, andere haderten mit der Erinnerung – Gedächtnisschwund als dritte Verlustebene.

Diese Stimmen wurden jedenfalls auf die Gesichter von 1996 montiert; und zwar technisch so perfekt, dass die Lippen sich synchron zu den gesprochenen Wörtern zu bewegen scheinen. Die akribische und kleinteilige Schnittarbeit, die die sieben Minuten Videomaterial benötigten, hat mehrere Monate gedauert und erweist sich als eine obsessive und wahnwitzige Leistung. Der chirurgische Eingriff schafft aber die erstaunliche Illusion einer teilweise perfekten Kongruenz zwischen Bild und Ton – eine Kongruenz, die, selbstverständlich, vom Rezipient selbst produziert wird. Es entsteht ein verwirrendes Kontinuum aus gestrigen Aussagen und heutigen Bildern (oder war es umgekehrt?), die den Fortbestand der Erinnerung im digitalen Zeitalter sowie die angebliche Linearität der wahrgenommenen Zeit infrage stellen.

Neben diesen manipulierten Zeugenaussagen werden immer wieder kurze Sequenzen eingefügt, die die Reflexion über Zeit, erinnerte Vergangenheit und konstruierte Gegenwart um eine poetische Ebene bereichern. Die Choreographie der „Zürich“-Kellner wird eingefroren und erstarrt in einer unwahrscheinlichen Vergangenheit; die Bewegungen und Ausdrücke der Gäste verlangsamen sich und verhallen und am Ende fährt die Rolltreppe zurück. Orte und Worte sind verschwunden, was bleibt sind Bilder. Diese kurzen und sprachlosen Momente sind wertvoll, weil sie mit dem herrschenden konzeptuellen  Rahmen von Zürich brechen und eine intuitive und offene Bildsprache entwickeln, die sich ausgleichend auf das ganze Video auswirkt.

Für ihren Anstand als Künstlerpaar haben Rebekka Reich und Marcus Vila Richter eine tiefsinnige, doppelbödige Arbeit konzipiert, die eine gelungene Synthese aus experimentellen Video, Dokumentarfilm und atmosphärischer Erzählung bildet.

 

Reichrichter: „Zürich“
am 25 und 26.5.2012
Boutique
Ebertplatzpassagen
50668 Köln

Frank Bölter parkt sein Pappauto in Köln Nippes

Stefanie Klingemann und Diane Müller haben im April diesen Jahres in Köln Nippes das 10qm Projekt ins Leben gerufen. In den folgenden Monaten werden dort Uschi Huber, Anja Kempe, Stefanie Klingemann, Katerina Kuznetcowa und Alexander Edischerow, Diane Müller, Michael Pohl, PUPLIK.ORG, Peter Schloss und Thomas Woll jeweils am letzten Freitag im Monat mit eigenen Beiträgen aktiv und zu sehen sein.

Mit einer, speziell für den Ort entwickelten, Arbeit des in Köln lebenden Künstlers Frank Bölter startete die Projektreihe am Freitag den 27. April 2012. Bölter stellt wunderbar skurile und wirklich sehr große Arbeiten aus Papier her, mit denen er im öffentlichen Raum experimentiert. Ein Blick auf seine Webseite lohnt sich definitiv, mein persönlicher Favorit ist derzeit das Wellpapphaus.

Das Wellpapphaus Savoir vivre

von Frank Bölter „ist die Kopie des Wohn-und Siedlungskonzeptes der Bau- und Siedlungsgenossenschaft für den Kreis Herford e. G. (B & S Bünde) “Haus Alpha” aus Wellpappe. Das Wellpapphaus ist die Erfüllung des allgemeinen Einfamilienhaustraumes ohne die Last der Verschuldung auf Lebenszeit und ermöglicht ein wieder entdecken von Bau- und Wohnkultur innerhalb eines gängigen Einfamilienhaus-architekturkonzepts.“

Und das Auto zum Haus

Im Rahmen des 10qm-Projekts hat Bölter nun das passende Auto dafür gebaut und am 27.4. in Nippes geparkt.

(fotos via mail, danke!)

Weiter geht es übrigens am Freitag den 25. Mai um 18 Uhr mit der Installation „Spiegel für einen Helden“ des in Köln lebenden Künstlerduos Katerina Kuznetcowa & Alexander Edischerow.

10qm
Florastraße/ Ecke Kuenstraße
Köln Nippes

Jeweils am letzten Freitag im Monat um 18 Uhr
www.10qm.de

 

Henrik Vibskov feiert sein Zehnjähriges bei Ruttkowski68

von Florian Kuhlmann (Düsseldorf)

 

Das Schreiben über die Kunst und die Künstler ist nicht meine, sondern nach wie vor die Domäne vom Kollegen Mir. Und so soll es auch bleiben, denn hier macht jeder das was er am besten kann. Ich habe allerdings nach wie vor die bessere Kamera und bin dank jahrelangem Training auch (noch) besser mit Photoshop. Von daher ist die Aufgabenverteilung klar: Beim Herrn Mir geht es ans Eingemachte, während ich die schönen Bilder für Zwischendurch liefere. Damit unsere Leser vor dem Schauen aber zumindest ein paar kurze Infos zum Geschauten bekommen, habe ich das wichtigste aus der Pressemeldung herauskopiert – Strg-C und strg-V sind auch hier wie so oft meine Freunde.

Henrik Vibskov, der vor allem für sein nach ihm benanntes Modelabel bekannt ist macht neben der Kunst auch Musik: er ist der Drummer der Elektro-Band Trentemøller und stellt weltweit in Museen und Galerien aus. Jetzt hat er Station in Köln gemacht, dort feiert er unter dem Titel Ruttkowski;68 – Vibskovski;72 das erste Jahrzehnt seiner Karriere. Auf seine typisch verspielte Art hat Vibskov 30 hölzerne Objekte angefertigt, die an die Vorstellungskraft appellieren sollen. Was auf den ersten Blick kindlich, spontan und zufällig wirkt, ist vom Künstler durchdacht.

Wir waren vor Ort, haben uns die Arbeiten angesehen und Bilder mit gebracht.

Einsames Bild an weißer Wand

Viele Bilder im kleinen Raum

Lustige Objekte in Holz hinter Glas

 

Ruttkowski68 – Vibskovski;72
13. April – 20. Mai 2012

www.ruttkowski68.com/
Bismarckstrasse 68
50672 Köln

Die Nordkaap Tour macht Station bei Jack in the Box

Das Projekt Nordkap tourt seit 2011 durch Europa und behandelt das Phänomen des Populismus. Nach München und Istanbul war das Projekt am 3. und 4.2. in Köln zu Gast, bevor es dann nach Lissabon und Budapest weiter geht. Gastgeber in Köln war JACK IN THE BOX, ein gemeinnütziger Verein für Entwicklung und Erprobung innovativer Modelle der Beschäftigungsförderung, mit Sitz auf der Brache des ehemaligen Güterbahnhofs Köln-Ehrenfeld. Weitere Infos dazu gibt es hier.

Die Infos zum Nordkap-Projekt selber befinden sich auf der Projektwebseite www.noordkaap.org.
Mit dabei sind:
Arturo Hernández Alcázar (Mexico City), Hans van den Ban (Amsterdam), Nada van Dalen (Dordrecht), Dan Dryer (Cologne), Foundland (Amsterdam), Fabian Hesse (Munich), Oliver Kunkel (Cologne), Daan den Houter (Rotterdam), Filippo Minelli (Brescia), Federico D’Orazio (Den Bosch/Bangkok) and Art van Triest (Utrecht).

Nordkaap in Köln
zu Gast bei JACK IN THE BOX,
Vogelsanger Straße 231,
50825 Köln-Ehrenfeld

3.2./4.2.2012

http://www.noordkaap.org

#Köln Timothy Shearer – The End of Season – Oder zur aktuellen Ästhetik des Konsumismus II

Der gebürtige US-Amerikaner und in Köln lebende Künstler Timothy Shearer war Ende September mit einer Einzelausstellung in der Simultanhalle in Köln zu Gast. Unter dem etwas melancholischen, aber durchaus zeitgemäßen Titel ‚End of Season‘ inszenierte Shearer eine seiner fokussiertesten, zugleich leicht tragikomischen, Arbeiten.

Zeitnahe zum Ausstellungsprojekt ‚300′ von Mark Pepper und Thomas Woll präsentierte Shearer mit ‚The End of Season‘ eine Installation die sich ebenfalls mit einer Ästhetik der billigen Oberfläche beschäftigte. Abstrakte – einer vergangenen Avantgarde – entliehene Muster auf häßlichen Alltagsgegenständen – vor allem Kleidung – stehen im Zentrum dieser Arbeit. Ebenso wie bei Pepper und Woll geht es bei Shearer um ein Faszination an der billigen Trashkultur von Lidl, Aldi oder Kick, die mit zunehmender Prekasierung und dem langsamen verschwinden der Bürgerlichkeit, zu einem Massenphänomen wird, welches die engagierteren von uns mit Hilfe von H&M und Konsorten zu kaschieren suchen.

Eine Sammlung von Wegwerffeuerzeugen sind wie Schmetterlinge im Setzkasten ordentlich und sauber präsentiert. Der Titel der Ausstellung erscheint im Monitor und wirkt wie der Abspann eines eben zu Ende gegangen Filmes auf die Ausstellungssituation ein. Shearer zeigte in der Simultanhalle eine Arbeit, die deutlich von einigem Balast älterer Experimente befreit ist und sich konzentriert mit den Phänomenen Farbe, Struktur, Muster, also Malerei, beschäftigt ohne dabei die umliegende Welt und das Geschen dort zu vergessen.

TIMOTHY SHEARER – The End of Season
24.09. – 22.10.2011

www.simultanhalle.de/

#Köln: Mark Pepper und Thomas Woll: 300 – oder Zur aktuellen Ästhetik des Konsumismus

Der Blogger macht seine Arbeit ja immer dann wenn der eigentliche Broterwerb und all die anderen Zwänge der modernen Konsumgesellschaft ihm Zeit und Raum dafür lassen. Bloggen ist also immer auch Hobby oder – so wie die Modelleisenbahn neben dem Partykeller – auch Option um einer Wirklichkeit zu entfliehen, die für den Blogger, aber auch für viele andere Zeitgenossen zunehmend verstörend, schizophrene Züge annimmt. Bloggen ist demnach Verschwendung, Verausgabung und nach den vorherrschenden, gegenwärtigen Wertvortstellungen sinn- und zweckbefreit, weil eben nicht konsumorientiert und damit nicht der wichtigsten Bürgerpflicht – der Steigerung des BIP – verpflichtet.

Auf diese Tatsache sei an dieser Stelle aus zwei Gründen verwiesen:

1. Weil diese Ausstellung, sowie eine weitere, noch zu behandelnde, mittlerweile mehr als zwei Monate zurück liegt und ganz einfach keine Zeit war, sich früher darum zu kümmern.

und 2. Weil es im September in Köln zwei wirklich außergwöhnlich gute Ausstellungen gab, die sich mit der Ästhetik von Massenkultur und Konsumismus beschäftigt haben.

Köln war und ist, nicht nur wegen der Sammlung im Museum Ludwig, bedeutende Metropole der Popart. Und so war es eben auch nur konsequent, dass Pepper und Woll diese Ausstellung in der Domstadt realisierten.

Zum Projekt 300

In der Einladung zur Ausstellung heißt es trotz der politischen Brisanz der Projekts wie gewohnt lakonisch formuliert „Pepper / Woll verweisen mit ihrer Arbeit auf eine Art Produktionsprozess, indem sie 300 von ihnen erworbene 1.00 Euro Artikel abformen. In der Zeit von 15 Tagen, kreiert das Künstlerduo ein schon in der Entstehung vergängliches Produkt, welches sich durch die Beschaffenheit von Papier, Wasser, Farbe und Leim vom ersten Tag der Erstellung bis zum Tag der Ausstellungseröffnung und darüber hinaus verändert.
Pepper / Wolls ,,300″ lässt auf den ersten Blick eine Rückkehr zu den traditionellen Werten des Handwerks vermuten, doch auf dem zweiten Blick lenken sie das Interesse auf die Behandlung der Oberfläche, jener brüchigen Linie zwischen dem Realen und seinem künstlerisch produziertem Abbild.“

Für den Autor dieser Zeilen deuten sich darüber hinaus auf den dritten Blick noch weitere Bezüge an. So kommt es unwillkürlich zu Assoziationen zu Pier Paolo Pasolinis Freibeuterschriften. Diese Schriften aus den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sind leidenschaftlich formulierte Parteinahme für die von der zweiten Technischen Revolution bedrohte Natur und Kultur des alten, bäuerlichen Italien, dessen Werte Pasolini gegen die heraufziehende Barbarei des 21. Jahrhunderts in Schutz nimmt.
Pasolini schreibt dort etwa in einem Aufsatz über das Verschwinden der Glühwürmchen „Ich gäbe den ganzen Montedison-Konzern für ein Glühwürmchen her: ‚Gegenüber den Methoden dieses „neuen Faschismus“ (Pasolini) erscheint der traditionelle als hoffnungslos veraltet und ineffektiv: Mit Hilfe der elektronischen Medien. Allen voran des Fernsehens, verbreitet der „neue Faschismus“ seine Konsumideologie, gepaart mit sexueller Permissivität und falscher Toleranz. Bis in den letzten Winkel der Erde und nivelliert und standardisiert alle lokalen und regionalen Kulturen zu einem Einheitsbrei.“
Passolini deutet dort mit drastischen Worten eine Eskalation der kapitalistischen Mißverhältnisse an, die aktuell immer deutlicher zu Tage tritt und viele von uns derzeit mehr oder weniger sprach- und orientierungslos zurücklässt.

Auf den vierten Blick bietet sich über den Titel 300 ein Verweis auf die gleichnamige Comicverfilmung von Frank Miller von 2007 an, die sich ebenfalls, wenn auch mit den Mitteln des Films, mit einer Ästhetik der Barbarei und der Massenkultur beschäftigt. Die Artefakte dieser Barbarei der Massenkultur aus den 1-Euro-Shops unserer Welt sind es, die Pepper und Woll hier für ihre Arbeit inspiriert haben. Nach diesen Vorlagen haben die beiden in einer 15-tägigen Akkordarbeit ihre vergänglichen Objekte produzierten und sind dabei wieder einmal an die Grenzen ihrer eigenen Belastungsfähigkeit vor gestoßen. Es hat sich gelohnt!

Die künstlichen Kopien

Im hintersten Raum zu sehen: Die Originale.

300;
Pepper / Woll
Ausstellungsdauer: 3. – 23. September 2011
Kunstverein Kölnberg