Eine Videoarbeit von Konrad Kraft

Wer den Namen von Konrad Kraft schon irgendwo gehört oder gelesen hat, kann sich als affiner Kenner der Techno-Szene der ersten Stunde (wir meinen wirklich der ersten Stunde, also jener Szene, die bereits in den frühen 1990er blühte) oder als Spezialist der experimentellen Klangkunst schätzen. Jedenfalls ist Kraft, der übrigens unter seinen echten Namen Detlef Funder ein sehr sehenswertes Oeuvre auf Papier produziert, seit geraume Zeit in elektronischen Klangsphäre unterwegs. Erst heute bin ich auf eine Videoarbeit des vergangenen Sommers gestoßen – es ist nicht ganz neu, es ist nicht ganz heiß, aber es ist einfach gut und müsste unbedingt in unserem hipsten Blogmagazin aufgenommen werden.

Das Medium_Aufbautif_Fin!!!

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Gold und Beton am Ebertplatz in Köln

Ein Text von Timothy Shearer

Um ein Projekt am Laufen zu halten braucht man Power.

Voller Elan und Energie war die erfolgreiche Eröffnung des erstmal zeitbegrenzten Projektraumes Gold + Beton.
In den ehemahligen Räumlichkeiten der Halle der Vollständigen Wahrheit, die sich in der Ebertplatzpassage befindet, werden eine Reihe Projekte zu sehen sein.
Gold + Beton ist erstmal erdacht für die nächsten 6 Wochen und wird vom Vera Drebusch, Meryem Erkus, Lena Klein und Andreas Rohde organisiert. Zum Glueck!

Bei der ersten Ausstellung dort, Wenn du auslöschst Sinn und Klang, von Ufuk Cam und Jan Pleitner gab es eine bereichernde multimediale, all-over-Experience. Sagen wir mal, die Grand Entrance der beiden ziemlich überlegt-angezogenen Künstlern war gleichzeitig spektakulär und in einer gelungenen Weise albern.
Ein vollgepimpter Audi mit laut dröhnendem Mixtape fuhr vor die Tür und war erst zu hören statt zu sehen. Der Soundtrack gleich dem Kontext des Autos, eine Mischung aus selbstproduzierter Musik und gesammelten Hits, passte schon perfekt in das unterirdischen concrete jungle. Das Auto, was eigentlich eine Runde in der Waschanlage gebraucht hätte, war natürlich eine Metapher der Macho-Symbolik. Man las von einer Flagge auf dem Auto ein bisschen wirres Zeug, dazu ein komischer kleiner Drachenmann-Maskotian. Institut zur Bewahrung Wahrhaftiger emotionaler Momente in der Öffentlichkeit. Diese Grafik gab’s auch als kopierten Flyer zum mitnehmen.

Sympathisch war es dann, dass die beiden Künstler direkt daneben auch selbst-gemachtes Essen im Angebot hatten.
Im Endeffekt, die Selbstentlarvung der Geste eines Machoverhaltens war unterhaltsam. Man durfte zwischen den Zeilen lesen: Wir machen unser Ding. Wir haben Spass dabei und die Betrachter sollen teilnehmen an unserem Spass.
Wohl bekomm’s. Danke, das Angebot ist lecker.

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Musik von sehr weit weg, aus einer anderen Welt

Neben der Kunst ist massig Platz.

Denn Off-Kultur hört bekanntlich nicht bei der Kunst – der bildenden nämlich – auf. Das Off gibt es überall und in den unterschiedlichsten Bereichen hat es die verschiedensten Namen. In der Musik war es früher etwa der Punk, später dann die Indieszene, die sich irgendwo Abseites des Mainstream mit eigenen Labels und Vermarktungsmodellen ausprobiert und durch geschlagen hat.

Aus welchen Gründen sich die Protagonisten dort nun ausgetobt und im Selbstversuch verausgabt haben, können und wollen wir im Einzelnen nicht definieren oder festlegen.
Für uns aber steht der Gedanke des Selbermachens sowie die Idee des ‚die Dinge in die Hand nehmen‘ und die damit verbundene Freiheit nach wie vor als wichtiger Bestandteil von Sub- und Offkultur um Vordergrund.

Denn die Lust an der Unabhängigkeit von Institutionen und den mit Ihnen verbundenen Regeln, ist nach wie eine wichtige Triebkraft für lebendige und offene gesellschaftliche Entwicklungen.

Nur dort, wo sich noch ein Mindestmaß an anarchisch-subversivem, regel- und grenzenlosem Spiel zwischen den Protagonisten entwickeln kann, besteht die Chance auf etwas Neues.
Nur an solchen Orten kann sich überhaupt noch entwickeln, was über genügend Potential verfügt, sich der stetig zunehmenden Entropie entgegenzustellen, dieser entgegenzuwirken, sie zu unterminieren und vielleicht sogar in Teilen wieder aufzulösen.

Andere Orte und andere Kulturen – lokal geerdet, global vernetzt

Nun gibt es, wie Eingangs erwähnt zahlreiche dieser Orte, die sich äquivalent zu unserem Off-Begriff verhalten. Einer davon ist die Szene der Netlabels, eine Musikkultur die sich primär über das Internet definiert und fast nur virtuell existiert. In gewisser Hinsicht sind sie die Erben der Mailorder-Idee, verzichten Sie doch weitgehend auf eine lokale Präsenz und verschicken ihre Musik – nun digital als Downloads – weltweit.
Allerdings, und das unterscheidet diese Labels, ebenso wie die dort vertretenen Musiker, tun sie etwas, was für einige so gar nicht in das gültige Menschenbild passt: Sie verschenken ihre Kunst, ihre Musik.
Denn die allermeisten dieser Labels stellen die Musik ihrer Künstler, ähnlich der Opensource-Idee, einer weltweiten Fangemeinde frei und kostenlos zur Verfügung. CreativeCommons-Lizenzen spielen hierbei eine bedeutende Rolle.

Hier im Rheinland ist eines der Zentren dieser digitalen Kultur- und Musikszene. Hier konzentrieren sich zahlreiche Netlabels, oder besser gesagt, die Betreiber leben in der Region. Aus dieser Kultur heraus hat sich auch netlabelism.com gegründet, eine freies Magazin aus der Netlabelszene für diese gemacht.

Allen die sich mit diesem Phänomen, der Idee, vor allem aber mit der Musik einmal näher vetraut machen wollen, sei diese Plattform als Einstieg nahe gelegt. Wir wünschen viel Vergnügen – beim Entdecken, vor allem aber beim Hören.

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