„Open Your Eyes“ von Sebastian Hartmann

Es ist in der Kunstwissenschaft nicht viel anders als in der Physik-, Literatur- oder Ingenieurwissenschaft – und auch nicht anders als in der profanen Welt des Kommerzes: Je kleiner die besetzte Nische ist, desto überschaubarer bleibt die Konkurrenz. Wer sich auf ein Randthema konzentriert, wird automatisch zum Experten erklärt und irgendwann als „Papst von…“ gekürt. Eine hartnäckig verfolgte Hyperspezialisierung lohnt sich früher oder später. Man läuft zwar immer Gefahr, das Leben eines schrulligen und monothematischen Forschers zu verbringen und letztendlich als verkannte Koryphäe der technischen Kristallographie oder der Sorabistik zu vereinsamen, aber wer sich schlau anstellt und ein wenig Glück hat, kann sich zu einer Autorität in seinem Fach profilieren. Manche gelernte Kunsthistoriker schießen sich beispielsweise auf Orchideenfächer wie die der Gartenkunsttheorie oder der mittelalterlichen Elfenbeinkunst, andere haben es auf die Projektraum- und Off-Szene abgesehen. Und noch andere auf Street Art.

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Sebastian Hartmann auf Past Up-Jagd

In der Regel liegt die Motivation für solchen Hyperspezialisierungen in einem überbordenden Enthusiasmus für die Sache. Sebastian Hartmann gilt als begeisterter Experte der Düsseldorfer Street Art-Szene und, dank eines unermüdlichen Einsatzes, entwickelt sich langsam zur Kapazität in diesem Bereich. Dabei hat der gelernte Kunsthistoriker diese besondere ästhetische Welt erst vor kurzem – um genau zu sein: 2010 – für sich entdeckt. Dieser späte Anfang wurde aber von einer sehr intensiven Hingabe und einem erstaunlichen Fleiß gefolgt. Trotz eines erfüllten professionellen Lebens betreibt Hartmann den Blog Streetartmag, wo er über die Street Art-Szene in Düsseldorf und Hamburg (und immer wieder in der restlichen Welt) berichtet. Neben dem Blog bietet er geführte Spaziergänge durch die Straßen der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt, um die neusten Paste Ups, Graffiti und Murals zu entdecken – eine angesichts der Kurzlebigkeit der Gattung heikle Angelegenheit. Und nun, als ob dies alles nicht genug wäre, liefert Hartmann ein Buch zum Thema Street Art in Düsseldorf.

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Très chic, gab’s bei mir aber nicht
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Diese Hand ist nicht meine Hand

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