„Das dunkle Tal“ aus der Trilogie „In 3 Monaten zur Spiritualität“

Das erste Mal begegnete ich dem Begriff Ayahuaska, als ich mich auf einer Baustelle, mit einem interessantem jungen Mann unterhalten habe. Er hatte strahlende  und sanfte blaue Augen, als er von seinem Erlebnis im Amazonas berichtete, denn er begegnete in einer Hütte im Jungle seiner jetzigen Frau. Sie war eine Indianerin aus dem Amazonas. Zusammen haben sie die Medizin getrunken und als die psychodelische Wirkung über sie hergefallen ist, ist ihnen klar geworden, dass sie im früheren Leben schon zusammen waren. So einfach ist das manchmal mit der Partnersuche. Ich fand es interessant, aber meine generelle Haltung zum Thema Drogen war eher konservativ, denn nur ich soll mich selbst lenken. Die psychodelischen Drogen hatten es, allein von der Theorie her, mir angetan. Eigentlich sind es Heilmittel, nur ist das Bewusstsein dafür in der Gesellschaft, noch nicht reif. Ich brauchte also einen Schamanen und ich kannte einen über Facebook. Also fragte ich ihn nach einem Umtrunk. Der Schamane nannte ein Datum. Ich hab zugesagt.

The Lion of Oz

Ich machte mich auf dem Weg nach Kassel, wo die Zeremonie stattfinden soll. Man sollte mindestens 6 Stunden vor der Einnahme nichts essen und 3 tage davor eine „vegane“ Diät halten. Es sind rund 200 Km , ich benutzte ein Fake NRW Ticket um Geld zu sparen. Irgendwann hatte das Ticket gar keine Gültigkeit mehr und ich fuhr  die letzten 70 km  als Schwarzfahrer. Ich bin mehrere male umgestiegen und in keinem  Zug waren Kontrolleure, die ganze Zeit hatte ich ein gutes Gefühl, als ob mich jemand begleiten würde.

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Die letzte Bahn nahm ich am Kasseler Hbf. Der Schamane wartete mit seinem Auto auf mich. Als ich mich näherte, er sah aus wie Jeff Bridges, spreizte er seine Arme und hieß mich willkommen, es war mir etwas unangenehm, weil ich ihn ja nur „Digital“ kannte. Im staubigen Auto(charakteristisch für Ayahuaska-Menschen)  fuhren wir los. Er fing mit einem Monolog an, den er eigentlich bis zum nächsten Mittag nicht unterbrochen hat, denn er war wie ein Geist. D. hatte sehr viel mit der südamerikanischen Kultur zu tun  und war in sehr vielen Initiationsriten dabei, außerdem hatte er wie andere Schamanen, mindestens 1000 mal Ayahusaka getrunken. Sein aussehen könnte man als Deutsch einschätzen, aber alles andere war was Fremdes, etwas was mit Europa nichts zu tun hat.  Ich habe ihn als ein Medium der Inka Kultur begriffen, die seiner Meinung nach sehr lebendig ist und unsere Realität(Merkel, Syrien Konflikt), nur in unseren Köpfen existieren würde. S. erzählte von eigenartigen und heiligen Geschehnissen und Praktiken und ich hatte das Gefühl, als würde er mich einweihen wollen. Er wahr mir wohlgesonnen. In der Gegend hatte sich die Osho Sekte  ausgebreitet. Das Fachwerkhaus strahlte eine gemütliche Energie aus. es waren auch 2 Frauen da, sie kamen aus dem Osten und hatten ganz offensichtlich emotionale Probleme, deswegen habe ich mich nicht so viel mit ihnen unterhalten. Später kam eine Nachbarin, die strahlende blaue Augen hatte. Alle drei Frauen waren etwas „ungehobelt“ und hatten ein Problem mit ihrer unterdrückten Weiblichkeit. Die Menschen die Ayahuaska konsumieren, haben meistens etwas an der Seele, was sie heilen wollen, es geht nicht um Partystimmung. Das Haus war esoterisch-mystisch eingerichtet, denn überall waren Tierteile von Krafttieren, wie Jaguar, Anakonda, Löwe, Harpyie.

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„Nesha woher kennen wir uns eigentlich?“, fragte S.

„Über Facebook“, antwortete ich.

„Ich dachte von woanders her, auf jeden Fall bist du nicht zufällig hier und danke für dein Vertrauen“, sagte S.

Jemanden zu vertrauen war eigentlich mein großes Problem. Die Wurzeln des Problems einer emotionalen Blockade oder sogar Störung(Neurose, Depression, Psychose usw), liegen in der Kindheit. Ich wurde mit 6 Monaten zu meinen Großeltern gebracht und habe seitdem ein gestörtes Verhältnis zu meiner Umwelt und genau dieses Problem wollte ich heute Abend angehen. Ich wurde in den Ablauf eingeweiht. Der Schamane ließ sich diesmal viel Zeit, meinten die Frauen, denn wir hatten schon 21 h und er hat nur gewartet. Es war eine Nacht des jungen Mondes, also konnte man mit alten Gefühlen abschließen, das Loslassen wird geübt. Er verteilte Tierteile an uns, ich bekam die Löwen Kralle um mich an den Geist zu wenden, falls ich Hilfe bräuchte.  Im haus sollten alle Türen offen sein. Auf der Toilette hab ich eine der Frauen „erwischt“, als ich rein kam, war sie gerade am abheben vom Toilettensitz und sie sagte einfach „Hi“, als wäre nichts. Schon eigenartig, es gab keine weiblichen Schauspiel Einlagen. Irgendwann hatte ich ein schwarzes rundes Stück in der Hand und sollte es wie ein Bonbon lutschen, der Inhalt war Koka Blätter und Asche.

Er meinte „Nesha, ich spüre dich, du willst es ordentlich krachen lassen heute Abend!“, „Ich bin zwar kein Freund davon, aber ich gebe dir etwas Fliegenpilz mit Honig“, die Dose war leider eingetrocknet und das war auch gut so…

Kurz darauf kam er mit dem eingekochten Jungle Tabak Wasser. Ich zog mir die Flüssigkeit durch die Nasenlöcher, es war widerlich und schmerzte ein wenig, doch unmittelbar danach war ich etwas angenehm benommen.

„Das ist für das öffnen des 3ten Auges“ sagte S.

Wir gingen in den Zeremonie Raum, der voller Instrumente war, jeder hatte seinen Platz, die Mädels änderten die Reihenfolge, denn ich sollte den besten Platz neben dem Meister bekommen, also saß ich woanders. Als ob das eine Rolle spielen würde. Er nahm seine Mütze vom Jaguar Kopf, einen Stab und es war nur noch Kerzenlicht an.

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Er reichte uns allen den Stab, um dem Pflanzen Geist unser Vorhaben für heute Nacht zu sagen. Ich habe darum gebeten mein Trauma aus der Kindheit zu lösen, na ja , ich glaube nicht an Gott, aber was Solls. Wir tranken das Jurema, es ist ein Teil der großen Familie der Ayahuaska Pflanzen, es war eine Rarität, denn später habe ich erfahren, dass nur wenige Schamanen damit“arbeiten“ können. Nach 30 min war noch nichts zu spüren, außer das die eklige Flüssigkeit den Darm passiert und ein eigenartiges Gefühl hinterlässt. Der S. fing an mit seinen Trommeln zu spielen und dabei „rituell“ zu singen. Ich wurde schwer und legte mich hin, die Substanz wirkte und ich war verliebt in meine Chefin, denn ich habe einen Job neben meiner Künstler Tätigkeit. Das ging ewig lang. Jetzt bin ich hier und kann mich nicht von meiner Chefin in rotem Kleid trennen, dabei sieht die nur gut aus und ich habe keine besonderen Empfindungen für sie. Eigentlich sollte ich was wichtiges klären. So ist das nun mal, ich liege rum und bin verliebt. Die Nachbarin verlangte noch ein Glas der Medizin, wie die eingeweihten das Ayahuaska nennen. Ich nahm noch ein Glas, dann werde ich wohl hoffentlich, meine Liebes Fase los. Die Pflanze gibt einem, was man braucht und es ist ganz einfach. Ich wurde allerdings rational, es hat mich in einen Zustand versetzt, wo mir Unwohl war. Die Musik und der Gesang des S. waren sehr dominant, ich konnte mich dem nur mit sehr viel Mühe entziehen. Ich habe wider mal gekämpft, wie immer. Es wurde schlimmer. Meine Ängste kamen vor. Was wollen diese Frauen von mir? Soll ich mich hier fortpflanzen, das auf keinen Fall, denn dafür sind andere da. Die Frauen stöhnten, kotzten und manchmal waren sie am Kichern. Sie gingen oft zur Toilette. Ich sollte auch hingehen, denn mein Magen drückte, aber ich stellte mir vor, dass eine der Frauen mit gespreizten Beinen auf mich wartet und ein Kind will. Nicht meine Arbeit! Dann kam der Gedanke, dass wir in einem Sekten Dorf sind und mein ausweiß und Geld bestimmt gestohlen wurden, außerdem meinte der Schamane nachmittags, dass ich noch hier bleiben könnte. Was will der eigentlich von mir. Ich will kein Schüler werden. Ich wollte nach Hause, konnte mich aber schlecht bewegen. Die Angst aus der Kindheit kam und sie ließ mich allein und unglücklich sein. Ich habe mich gewehrt, mit all meiner Kraft. Im Raum waren auf jeden Fall Geister, denn der S. war nicht allein und das hat mich so erschrocken. Ich bin nicht religiös, aber hier stimmt was nicht, Sie rufen mich in ihre Welt und ich kämpfe dagegen an. So verbrachte ich Stunden. Es war furchtbar.  Die Dunkelheit war da und ich war ihr ausgeliefert. Mein Skalarwellen Chip half nicht, das Zeug ist zu stark. Durchhalten, nicht auf Toilette gehen und nicht nach Hause gehen, Die Zeremonie darf nicht verlassen werden, das ist die einzige Regel. Oh Mann. Irgendwann belächelte ich zynisch das Ganze, die Wirkung hat nachgelassen und ich war froh. Die Sitzung wurde mit abpusten von Tabakrauch beendet. Ich war ewig auf Toilette. Die Wirkung hatte er mir so erklärt. Entweder es passiert gar nichts, im normal Fall kotzt man nach 2 Stunden und einem geht es besser, oder man hat die ganze Nacht zu kämpfen, dann sollte man aber dankbar sein. Also ich war nicht besonders dankbar, es war eine der schlimmsten Nächte meines Lebens. Die Mädels haben zuvor eine Suppe gekocht, aber ich hatte kein Hunger und wollte nur noch ins Bett. Habe sehr schlecht geschlafen.

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Mein ganzes Unterbewusstsein war in Aufruhr. Ich war wie tot und wollte nur noch nach Hause. Ich aß etwas von den Weintrauben. Der S. fuhr mich zur Haltestelle. Ich habe das Percussion Werkzeug aus dem Jungle mitgenommen.

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Ich war echt fertig mit der Welt, es dauerte eine ganze Woche, bis ich wieder Normal war. Am 2ten Tag danach habe ich mich an einer Kölner Straßenkreuzung einfach vor  ein Auto gelegt, weil mich die Frau im Auto genervt hat, sie ist zurückgefahren und hat einen Bogen um mich gemacht, dann bin ich aufgestanden. „Kennst du Sie?“, meinte ein Passant, der lachte und dachte es ist ein Scherz. “ Nein“, antwortete ich. Wollte zwei mal Geld aus dem Bankautomaten ziehen und beide male schluckte er meine Karten. Das Gerät ist Defekt, stand auf dem Bildschirm.. Nach 10 min kamen andere Benutzer und die Automaten funktionierten wieder. Na so was. Ich hab in der Reisebank ein Portmonnaie mit 500€ und mehreren Bankkarten gefunden und ich hab es dem Bankangestellten übergeben, früher hätte ich es einfach eingesteckt. Was ist los mit mir ? Ich habe das Gefühl ich bin besessen und brauche einen Exorzisten, aber ich glaube doch gar nicht daran. Der beste Moment der Woche war, als wir vom Job ein Meeting hatten und meine Chefin ein Jackett mit der gleichen Farbe anhatte, wie ich Sie auf Ayawaska die ganze Zeit erlebt hatte. Sie war immer im casual Look und heute schaut sie wie aus meinen Träumen aus.Ich bin verloren. Ich habe die ganze Woche sehr starke Gefühle für alles gehabt. Als hätte sich was geöffnet, aber ich bin so durcheinander, kann in der Realität kaum funktionieren. Erst mal hatte ich die Schnauze voll von dem Gebräu.

original erlebt August 2015 Nesha Nikolic