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Wir verabschieden uns vom d-52…

Fünf Jahre ist es her. Da kamen acht Künstler, Grafikdesigner und Kunsthistoriker zusammen und gründeten einen Projektraum in einer fensterlosen, bunkerartigen Halle auf der Rather Straße. Aus der bunten Truppe wurde relativ schnell ein kleiner, homogener fester Kern von drei Personen – drei Kunsthistorikerinnen –, die nun vor Kurzem bekannt gegeben haben, dass sie ihre Tätigkeit an diesem Standort einstellen wollen. Bianca Bocatius, Katja Benner und Sabine Rolli werden am Ende des Jahres Platz machen und ihre kuratorische Arbeit in einer anderen, raumunabhängigen Form fortsetzen.

Bocatius, Benner und Rolli

Klassischerweise ist das Ende eines Projektraumes meistens durch persönliche Veränderungen in der Biografie dessen Betreiber verursacht. Im Fall d-52 ist es nicht anders: Eine Vollzeitstelle, ein Umzug – und schon ist die Zeit für das umständliche Baby nicht mehr da. Man hätte ja auf die Bremse drücken können, aber, anstatt einer Drosselung des Ausstellungstempos oder gar einer allmählichen Erschlaffung, haben sich die drei Macherinnen für einen klaren Schnitt entschieden. Den drei Frauen war es vor allem zu schade, den Raum zu lange unbespielt zu lassen.

Es ist im Rückblick doch erstaunlich festzustellen, was in diesen fünf Jahren alles geleistet wurde. Nach einem gemütlichen Start in den Ausstellungsbetrieb 2008 wird im jährlichen Durchschnitt eine Show pro Monat durchgeführt. Dabei handelte es sich bisher teilweise um kurzfristige Projekte, die Benner und Co. nicht immer in Eigenregie führten. So kamen Kooperationen mit der Düsseldorfer Kunstakademie, oder mit der hiesigen Fachhochschule zustande. Zwischen diesen kurzfristigen Abschlussausstellungen oder Projektpräsentationen, die nicht vom Team verantwortlicht wurden, wurden eigenkuratierte Ausstellungen gezeigt.

Ohne genauer auf diesen Punkt einzugehen, lässt sich jedenfalls festhalten, dass im Laufe der Zeit die Zahl an Projekten deutlich zunahm. Vom ausgelobten Wettbewerb zur partizipativen Kunst bis zur thematischen Gruppenausstellung (wohl ein Schwerpunkt des Raumes) oder zu Austauschen mit fernen verwandten Off-Spaces, wurde der Ausstellungsbetrieb von Jahr zu Jahr  immer aufwendiger. Dazu nahm auch das Rahmenprogramm, bestehend aus Lesungen, Konzerten oder Performances – deutlich zu. Immer an der Grenze zur Überforderung – wie sie selbst berichteten – professionalisierten Bocatius, Benner und Rolli nach und nach ihre Arbeit und webten ein bundesweites Netzwerk, das für ihre jeweilige Karriere teilweise entscheidend wurde. Am Ende etablierte sich das d-52 in ein Zwischenformat, an die Schnittstelle zwischen Projetraum und kleinster Kunsthalle.

Die Erfahrungen als Gastgeberinnen waren nicht immer positiv – „man wird manchmal wie ein Dienstleister behandelt“, berichteten Bocatius und Rolli im Gespräch. Obwohl sie ihre Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung stellten, die Kommunikationsarbeit übernahmen, bei der Hängung halfen und sogar die Wände selbst streichen mussten, wurden sie mit Erwartungen konfrontiert, die man eher aus dem Galeriebetrieb kennt. Insbesondere die Berliner Künstler sollen oft überzogene Forderungen gestellt haben. Für die Hauptstadt-Elite ist es selbstverständlich, dass ihre Arbeiten im Atelier abgeholt oder von Nagel zu Nagel versichert werden – egal ob das d-52 ein Projektraum ohne kommerziellen Anspruch ist, das praktisch ehrenamtlich geführt wird.

Die Frustration scheint aber nicht überwogen zu haben, denn die drei Kunsthistorikerinnen – Rolli ist auch noch Malerin und nutzt die Halle als Atelier – möchten wie gesagt das Tuch noch nicht schmeißen. Die sinnliche und intellektuelle Auseinandersetzung mit Inhalten, die Freude am Austausch mit den Künstlern und mit dem Publikum, sowie der Lerneffekt, der mit dem Betreiben eines Off-Space automatisch einhergeht, beherrscht im Rückblick das Gesamtbild. Wir werden in diesem Blog sehr bald auf das d-52 zurückkommen. Die Entscheidung zur Schließung der Halle ist zwar definitiv, aber es ist noch ein wenig Zeit bis dahin und die durchaus aktive Truppe hat noch ein Besuch – wenn nicht mehr – verdient.